Ein Streifen einheimischer Blumen und Kräuter am Rand eines Feldes kann den Schädlingsbefall im Acker eindämmen und den Einsatz von Pestiziden überflüssig machen.
So hübsch das vier Millimeter grosse Getreidehähnchen (Oulema melanopus) mit seinem roten Halsschild, den glänzenden, blaugrünen bis schwarzen Deckhügeln und den orangefarbenen Beinen aussieht, so viel Schaden kann es in Getreidefeldern anrichten.
Die Käfer und die an winzige Nacktschnecken erinnernden Larven schädigen Blätter von Weizen, Gerste und Hafer, indem sie dicht an dicht streifenförmige Löcher hineinfressen. Dass diese Schädlinge auf natürliche Weise verringert werden können, zeigt eine von Matthias Tschumi geleitete Studie an der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART in Zürich. In den Kantonen Aargau und Zürich wurden entlang von 15 Winterweizenfeldern drei Meter breite Blühstreifen mit Wildpflanzen gesät. Fünfzehn Kontrollfelder blieben ohne Streifen. Alle Versuchsfelder wurden ohne Pestizide bearbeitet.
Autorin: Ingrid Zehnder, 04.16
Die Samenmischung setzte sich anders zusammen als die bisher bekannte, die für die Zwecke der Biodiversität entwickelt worden war. Das Ziel der Forscher war, Pflanzen einzusetzen, die den Feinden der Getreideschädlinge einen möglichst massgeschneiderten Lebensraum anbieten konnten.
Die neu entwickelte, einjährige Samenmischung enthielt die Wildblumen Acker-Hundskamille, Echter Kerbel, Kornblumen und Mohn sowie die Kräuter Echter Buchweizen, Dill und Koriander. Bei diesem Angebot an Pollen und Nektar gediehen Nützlinge wie Marien- und Laufkäfer, Schweb- und Florfliegen.
Am Beispiel des Getreidehähnchens konnten die Forscher zeigen, dass die ungedüngten und unbehandelten, einjährigen Blühstreifen nicht nur nützliche Insekten anlocken, sondern dass diese den Schädling im Winterweizenfeld auch wesentlich dezimieren.
Im Vergleich zu den Kontrollfeldern gab es 47 Prozent weniger Larven, und die Zahl der erwachsenen Getreidehähnchen sank sogar um 53 Prozent. Die Fressschäden an den Blättern reduzierten sich um 62 Prozent. Somit ist der bunte Ackerrand (die Samenmischung ist dieses Jahr im Handel) eine praktikable Alternative zu Insektiziden, wie die Wissenschaftler konstatieren.
In der Landwirtschaft sind Qualität und Haltbarkeit von Früchten entscheidend. Forscher der Universität Göttingen haben herausgefunden, wie die Bestäubung durch Insekten oder per Hand die hormonellen Prozesse während der Fruchtentwicklung beeinflussen. Dabei untersuchten die Experten drei unterschiedliche Bestäubungsarten: die Selbstbestäubung, z.B. indem durch das Schliessen der Blüten die Staubblätter mit der Narbe in Kontakt kommen, das Bestäuben durch Menschenhand und die Bestäubung durch Insekten. Selbstbestäubung führte zu kleineren und stärker deformierten Früchten mit einer kürzeren Haltbarkeit. Hand- und Insektenbestäubung brachten dagegen grössere und wohlgeformtere Früchte hervor.
Im Projekt «100 Nützlingsblühstreifen» werden die Forscher von Agroscope die Versuche auf Landwirtschaftsbetriebe und landwirtschaftliche Schulen in der ganzen Schweiz ausdehnen, um zu ermitteln, ob die Blühstreifen nicht nur Pestizide sparen, sondern sogar Ertragssteigerungen erzielen.
Weitere Versuche von Agroscope legen nahe, dass Wildpflanzenstreifen auch Blattläuse auf Kartoffelpflanzen unterdrücken. Die Schweizerische Forschungsanstalt für biologischen Landbau (FiBL) hat für Blühstreifen am Rand von Kohlfeldern eine Saatgutmischung mit Echtem Buchweizen, Futterwicke, Kornblume und Mohn entwickelt. Die dort heimischen Nützlinge konnten die Eier des Schädlings Kohleule bis zu einer Entfernung von 30 Metern beachtlich reduzieren – was eine deutliche Einsatzminderung eines teuren Insektizids bedeutet.
Allenthalben wird an der Optimierung gezielt einsetzbarer Samenmischungen gearbeitet und die Hoffnung – nicht zuletzt auch der Verbraucher – ist, dass die «direkte Verbindung zwischen Blühstreifen, weniger Schädlingen und weniger Schäden an den Kulturpflanzen Bauern dazu animieren (sollte), diese Fördermischungen auch anzuwenden», wie die Agroscope-Forscher meinen.
A.Vogel nimmt an der Intitiative ProBienen teil.
75 Jahre nach der Entdeckung der Bienen-Tanzsprache haben Forscher des Royal Melbourne Institute of Technology eine weitere verblüffende Erkenntnis gewonnen. Die Forscher stellten den Insekten Rechenaufgaben in Form von Symbolen (Zahlen eins bis fünf) sowie durch die Farben Blau (Addition) und Gelb (Subtraktion). Die Tiere mussten sich in einem Y-förmigen Labyrinth für ein Resultat entscheiden. Die richtige Antwort wurde mit einer Zuckerlösung belohnt, die falsche mit einer bitteren Chininlösung. Wählten die Bienen zu Beginn ihren Weg durchs Labyrinth noch zufällig, kamen sie nach 100 Versuchen auf eine Trefferquote von 60 bis 75 Prozent. Sie hatten also gelernt, dass entweder etwas abgezogen oder etwas addiert werden muss, um an die Zuckerlösung zu gelangen.