Koriander (Coriandrum sativum) ist ein bei uns zu wenig bekanntes Gewürz mit überaus positiven Eigenschaften. Es werden Blätter und Samen verwendet, sie schmecken aber völlig unterschiedlich.
Autoren: Claudia Rawer, Andrea Pauli, Tino Richter, 3.16
In den Koriandersamen sind Korianderöl, die Zusammensetzung variiert je nach Reifestadium der Samen, sowie ca. 13–23 % fettes Öl (Oleum coriandri) enthalten. Das Kraut und die Wurzeln enthalten ebenfalls ätherisches Öl. Die Blätter sind zudem reich an Vitamin A, Vitamin C und Vitamin K sowie die Mineralstoffe Mangan und Eisen.
Die Verwendung von Koriander in der Pflanzenheilkunde ist bereits seit dem alten Ägypten belegt. Als Droge werden die getrockneten Früchte verwendet. Das ätherische Öl soll appetitanregende, verdauungsfördernde, krampflösende und lindernde Wirkung bei Magen- und Darmleiden besitzen. Die Wirkung ist jedoch schwächer als bei Kümmel oder Fenchel.
Frisches Kraut v.a. in der asiatischen und südamerikanischen Küche; getrocknete Samen weltweit, auch in Gewürzmischungen (z.B. Lebkuchengewürz, Curry, nordafrikanisches Ras el Hanout). Die Blätter können gehackt in Suppen, Salaten, Sossen oder Füllungen untergemischt werden und sind auch als Garnierung beliebt. Frisches Korianderkraut ist ein Hauptbestandteil der von den Kanaren stammenden Mojo verde, es ist auch in der peruanischen Salsa criolla oder in der chilenischen Kräutertunke Pebre enthalten.
Antioxidativ, antibakteriell, entzündungshemmend, schmerzlindernd, potenziell krebshemmend.
Potentes Antibiotikum: Wirksam gegen Salmonellen und bei Lebensmittelvergiftungen, im Vergleich wirksamer als das Antibiotikum Gentamicin (Wirkstoff Dodecanal, University of California). Breite antimikrobielle Wirksamkeit gegen das gesamte Spektrum der Bakterien sowie gegen Pilze (Universität Freiburg i. Br.).
Wirksam gegen den multiresistenten Keim Staphylokokkus aureus (MRSA) (Universität Beira Interior). Stimuliert Magensaftsekretion, hilft bei Appetitlosigkeit, Blähungen und Völlegefühl, Durchfällen und krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden. Lindert Entzündung und Schmerzen bei Hautreizungen, verbessert das Erscheinungsbild der Haut; bewährt z.B. bei Windeldermatitis.
Koriander scheint die Bildung von krebserregenden heterozyklischen Aminen (HCA) beim Braten oder Grillen zu reduzieren (American J. of Clinical Nutrition).
Für die Behauptung, frisches Korianderkraut könne Schwermetalle aus dem Körper ausleiten, gibt es keinerlei Belege, auch nicht die häufig angeführte «Studie» von Dr. Yoshiaki Omura an elf (!) Probanden. Ebenfalls nicht nachgewiesen: Senkung von Blutdruck und Cholesterin.
Frischer Koriander ist ein besonderes Geschmackserlebnis; es lohnt sich, sowohl Kraut als auch Samen in der Küche auszuprobieren. Gesundheitlich erstaunlich vielseitig.
Geruch und Geschmack von frischem Koriandergrün sind gewöhnungsbedürftig («Wanzenkraut », «seifig»). Das muss aber nicht so bleiben: Viele Menschen überwinden die anfängliche Abneigung nach wiederholtem Verzehr. Ein guter Anfang ist eine frisch zubereitete Salsa, in der sich die Korianderblätter mit dem Aroma vollreifer Tomaten und der sanften Schärfe von Jalapeño-Chilis verbinden. Die Samen sollten kurz angeröstet und nach Möglichkeit immer frisch gemahlen werden.
Das Korianderaroma wird durch Aldehyde verursacht, die ähnlich auch in Seifen vorkommen. Einige Insekten machen sich durch die Zersetzung von Fettmolekülen ähnliche Gerüche zunutze, um andere Tiere anzulocken oder abzuschrecken. Darüber hinaus könnte die Abneigung gegenüber Korianderblättern möglicherweise genetisch bedingt sein. In der Schweiz reagieren 15 Prozent aller Allergiker empfindlich auf Koriander. Diese Überempfindlichkeit zählt zum Sellerie-Beifuss-Syndrom.