Scharfer Wind und trockene Heizungsluft, Kälte und Wärme im raschen Wechsel – im Winter ist unsere Haut besonderen Strapazen ausgesetzt. Heilpflanzenextrakte schützen, helfen und heilen.
Autorin: Dr. C. Rawer, 12.13
Bester Winterschutz für die Haut: Kamille, Johanniskraut, Hafer, Zaubernuss, Hafer und Borretsch
Wenn die Temperaturen sinken, wird es ungemütlich für die Haut. Sie rötet sich, reagiert gereizt, wird trocken, rau oder gar rissig; Unreinheiten und Juckreiz treten auf. Besonders strapaziert wird das meist ungeschützte Gesicht. Auch für Menschen mit chronischen Hauterkrankungen ist der Winter eine schwierige Zeit, in der ihre Beschwerden sich oft verstärken. Heilpflanzen in Cremes, Lotionen und Masken lindern und pflegen.
... ist beispielsweise der reizmildernde Hafer. Die für die Haut wichtigsten Wirkstoffe sind die Avenanthramide, Polyphenole (Pflanzenfarbstoffe) in der äusseren Schicht des Haferkorns. Ihnen schreiben Forscher antioxidative, entzündungshemmende, wundheilende und hautschützende Wirkung zu. Als wohltuend für die Haut werden auch der Stoff Beta- Glucan sowie der Gehalt an Zink eingestuft.
Hafer spendet Feuchtigkeit, kann gereizte Haut beruhigen, Juckreiz lindern sowie Hautunreinheiten und Rötungen entgegenwirken. Bei unreiner oder gereizter Haut kann z.B. eine Hafermaske angenehm sein: drei bis vier Esslöffel Hafermehl (Bioladen, Reformhaus) oder lösliche Haferflocken mit der gleichen Menge Wasser oder Buttermilch verrühren, auf das gereinigte Gesicht auftragen und nach fünf Minuten Einwirkzeit mit viel lauwarmem Wasser abnehmen.
Bei Neurodermitis werden Präparate mit Extrakten aus Hafer oder Haferstroh eingesetzt, auch als Zusatztherapie. Sie lindern, z.B. in Bädern, Entzündungsreaktionen und Jucken. Bei Rosacea kann Hafer(mehl) reinigen, Feuchtigkeit spenden, Irritationen und Entzündungen beruhigen, die Rötungen verringern und Juckreiz mildern.
Schon lange bewährt ist die beruhigende, heilende und entzündungshemmende Wirkung der Zaubernuss (Hamamelis). Ursprünglich aus Nordamerika und Asien stammend, ist der hübsche Strauch heute auch in Europa häufig zu finden. Seine Blüten bereiten uns zu ungewöhnlicher Zeit Freude: Die Virginische Zaubernuss blüht im späten Herbst, andere Arten im Dezember, Januar oder Februar, sogar bei Minustemperaturen.
Der Zaubernuss schreibt man adstringierende, antimikrobielle, blutstillende, entzündungshemmende und Juckreiz lindernde Wirkungen zu. Durch die Hemmung eines Botenstoffes im Blut, der Entzündungen auslöst, schützt Hamamelis auch die Gefässe der Haut. Hamamelis gilt zwar als Gerbstoffpflanze, und ein Mindestgehalt an Gerbstoffen ist als Qualitätsanforderung in den Arzneibüchern festgelegt. In den meisten Zubereitungen wird jedoch das Destillat (Hamameliswasser) verwendet, das keine Gerbstoffe, sondern nur die ätherischen Öle enthält. In Studien wirkten jedoch Zaubernuss-Präparate aus Destillat genauso gut wie solche mit Gerbstoffen aus Hamamelis-Rindenextrakt, zum Beispiel bei Hämorrhoiden.
Zaubernuss ist zur täglichen Gesichtspflege geeignet, besonders bei trockener und sensibler Haut. Manchmal werden Hamamelis-Gesichtswässer auch bei fettiger Haut empfohlen; diese enthalten jedoch Alkohol, auf den die entfettende Wirkung wohl eher zurückgeht als auf die Pflanzenextrakte.
Zu alternder Haut ist Hamamelis besonders sanft. Wenn mit den Jahren der Säureschutzmantel der Haut durchlässiger, die Haut dünner, weniger geschmeidig, trockener und verletzungsanfälliger wird oder eine Neigung zu Juckreiz, Ausschlägen und Hautrissen auftritt, können Zaubernusspräparate sehr hilfreich sein.
Der Schweizer Pflanzenexperte und Apotheker Dr. Christoph Bachmann empfiehlt eine handelsübliche Hamamelissalbe «uneingeschränkt auch für Patienten mit Hauterkrankungen oder Menschen mit empfindlicher und trockener Haut, insbesondere Altershaut.» Auch bei Neurodermitis haben sich Cremes, Lotionen und Salben mit Hamamelis-Destillat bewährt. Zwar wirken sie nicht so stark wie eine Kortisoncreme, unerwünschte Nebenwirkungen jedoch gibt es bei Hamamelissalbe nicht.
Ganz wichtig, besonders für Menschen mit sensibler Haut und/oder einer Neigung zu allergischen Reaktionen: Zaubernuss weist offenbar kein allergenes Potenzial auf. Allergien auf Hamamelis sind nicht bekannt, während beispielsweise Reaktionen auf die Korbblütler Arnika, Kamille oder Ringelblume gar nicht selten sind.
Als wirksames Mittel gegen leichte bis mittelschwere Depressionen ist Johanniskraut (Hypericum perforatum) wohlbekannt. Aber auch der Haut tut es Gutes: Es beruhigt, pflegt spröde, schuppige oder rissige Haut, hemmt Bakterien, Entzündungen sowie Juckreiz, hilft bei leichten Verbrennungen und sorgt für ein narbenfreies Abheilen kleiner Verletzungen.
Ausschlaggebend für diese Wirkung ist der Inhaltsstoff Hyperforin. Er wirkt antibakteriell und entzündungslindernd und unterstützt die natürliche Barrierefunktion der Haut. Den lichtsensibilisierenden Effekt des Inhaltsstoffes Hypericin beim Menschen halten viele Pharmazeuten für überschätzt; sehr empfindliche Menschen sollten mit Johanniskraut- Präparaten jedoch ein wenig aufpassen.
Für Problemhaut ist Johanniskraut gut geeignet: z.B. Neurodermitiker profitieren von seinen heilenden Eigenschaften. Das konnten in den letzten Jahren Untersuchungen an der Universitäts Hautklinik Freiburg i. Br. zeigen. Cremes und andere Kosmetika mit Johanniskrautextrakt können Hautfeuchtigkeit, Oberflächenstruktur und Wasserverlust von trockener, empfindlicher oder atopischer Haut signifikant verbessern, urteilt die «Pharmazeutische Zeitung».
… säuselte in den 1960er-Jahren eine eingängige Werbemelodie für eine Handcreme. Ausnahmsweise steckte in der Werbung einmal die Wahrheit: Kamille (Matricaria chamomilla/M. recutita) ist ein Multitalent unter den Heilpflanzen. Viele kennen sie als krampflösenden und beruhigenden Tee.
Bei äusserlicher Anwendung entwickelt sie reizlindernde und heilungsfördernde Eigenschaften, von denen besonders die Haut und die Schleimhäute profitieren. Kamille enthält die ätherischen Öle Bisabolol und Matricin sowie das bioaktive Flavonoid Apigenin. Alle drei Naturstoffe haben desinfizierende, entzündungswidrige und wundheilungsfördernde Wirkung; Apigenin gilt sogar als antiallergen und krebshemmend.
Abgekühlter Kamillentee wird mit einem Wattepad auf das gereinigte Gesicht aufgetragen. Die Pflanze hilft bei Ausschlägen und Neurodermitis; bei Nesselsucht (Urtikaria) können Waschungen mit kaltem Kamillentee den Juckreiz stillen. Bei Schuppenflechte (Psoriasis) wird empfohlen, die betroffenen Stellen mit lauwarmem Kamillentee zu waschen; bei Rosacea können Kamilleumschläge angenehm kühlen sowie Rötung und Entzündungen lindern.
Pflegeprodukte mit Kamilleextrakten sind geeignet für empfindliche, trockene, gereizte und unreine Haut. Auch in Produkten für sensible Babyhaut ist oft Kamille enthalten. Häufig wird davor gewarnt, dass Kamille (wie alle Korbblütler) allergische Reaktionen auslösen kann. Dies ist auch der Grund, warum inzwischen von der Anwendung im Augenbereich abgeraten wird. Allergische Hautreaktionen auf die Echte Kamille kommen allerdings nur sehr selten vor. Wer zu Allergien neigt, sollte aber Kamillenpräparate sicherheitshalber auf ihre Verträglichkeit testen.
Wohltuend bei Neurodermitis: Borretsch (Borago officinalis L.)
Borretsch- und Nachtkerzenöl gelten als heilsam und wohltuend bei Neurodermitis. Die Samen beider Pflanzen haben einen hohen Gehalt an Gamma- Linolensäure. Von Neurodermitis Betroffene können aufgrund eines Enzymdefektes häufig nicht genug von diesem Stoff selbst bilden. Die Nachtkerze (Oenothera biennis) enthält acht bis zehn Prozent Gamma-Linolensäure, Borretsch (Borago officinalis) sogar 23 Prozent.
Eine Creme mit Nachtkerzen- oder Borretschöl soll nicht nur ausreichend Fett für die trockene Haut liefern, sondern auch den Juckreiz lindern und den hauteigenen Schutzmantel stärken. Auch Kapseln zum Schlucken werden angeboten. Obwohl beide Öle von angesehenen Phytotherapeuten und auch von der Expertenkommission des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bislang positiv bewertet wurden, konnte eine neue Übersichtsstudie (2013) keinen besseren Effekt als mit Placebo-Ölen (z.B. Paraffin-, Sonnenblumen-, Kokosnuss-, Palm- oder Olivenöl) feststellen.
Die Carstens-Stiftung, die sich für die Förderung der Komplementärmedizin einsetzt, bemängelt an der Untersuchung jedoch: Nicht bzw. nur in zwei von 27 Studien berücksichtigt wurde der Aspekt der Verbesserung der Lebensqualität. Dies sei jedoch ein wichtiger Parameter zur Beurteilung möglicher Vorteile der pflanzlichen Alternativen: Darin stecke nämlich die Problematik von Nebenwirkungen schulmedizinischer Medikamente. So umfasse die Analyse nur einen Teilaspekt.
Die Wirkung einer Behandlung mit Borretsch- oder Nachtkerzenöl bei Neurodermitis tritt erst ab einer bestimmten Dosierung und nach frühestens vier bis zwölf Wochen ein.
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Neurodermitis (auch atopische Dermatitis) ist eine chronische Hautentzündung. Sie tritt schubweise vor allem im Säuglings- und frühen Kindesalter auf und äussert sich durch extrem trockene, gerötete, entzündete, raue und schuppige Hautstellen, Knötchen und Pusteln vor allem im Gesicht, am Hals, in Armbeugen und Kniekehlen. Sehr belastend ist neben dem Aussehen der starke Juckreiz. Die Haut ist oft empfindlich und anfällig für Reize wie Schweiss, Kleidung, Wasch- oder Nahrungsmittel. Zwar kann die Erkrankung von selbst nachlassen, und ein Grossteil der Erwachsenen ist schubfrei, doch neigen die Betroffenen meist lebenslang zu trockener Problemhaut.
Bei Neurodermitis ist die Hautbarriere durch das Fehlen sogenannter Hornfette geschwächt. Dadurchgelangen Fremdstoffe leichter in die Haut, was wiederum zu Entzündungen führt. Die Naturheilkunde bietet eine ganze Reihe von Heilpflanzen mit entzündungshemmender Wirkung (z.B. Johanniskraut und Süssholz) oder Bitterstoffen, welche die Abwehrkräfte der Haut stärken (z.B. Gelber Enzian oder Weidenrinde).
Die Bitterstoffe aus schwarzem Tee sind wohl auch für das Ergebnis einer kleinen Studie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Lübeck verantwortlich. Mithilfe von Schwarztee konnten die Symptome der Neurodermitis bereits nach drei Tagen um durchschnittlich 70 Prozent gesenkt werden.
Psoriasis (Schuppenflechte) ist eine chronischentzündliche, nicht heilbare Autoimmunerkrankung. Typisch sind scharf begrenzte, gerötete, teils juckende Stellen, die mit hellen Schuppen bedeckt sind. Am häufigsten sind Ellenbogen, Knie und die behaarte Kopfhaut betroffen. Die Haut ist trocken, häufig bilden sich schmerzhafte Risse oder Blasen. Oft zeigen auch die Nägel Symptome der Psoriasis. Schuppenflechte kann leichte oder schwere Verläufe zeigen. Neben den auffälligen Hautveränderungen und dem Juckreiz ist die Erkrankung für die Betroffenen seelisch anstrengend, nicht zuletzt durch das Gefühl, ausgegrenzt zu werden.
Rosacea ist eine chronisch-entzündliche, schubweise verlaufende Hauterkrankung des Gesichts, typischerweise mit Rötung der Nase, der Wangen, des Kinns und der Stirn, vergrösserten Äderchen und in fortgeschrittenem Stadium entzündlichen Pusteln. Sie geht mit empfindlicher, trockener, manchmal brennender oder juckender Haut, nicht selten auch mit trockenen Augen, Bindehaut, Lidrand- und Hornhautentzündungen einher. Oft tritt sie erst ab dem fünften Lebensjahrzehnt auf. Sehr belastend für die Erkrankten ist neben dem Hautbild auch die häufige, aber falsche Vermutung, es handle sich bei den Rötungen um Zeichen übermässigen Alkoholkonsums.