Der deutsche Name Kamille ist aus dem lateinischen Wort chamomilla abgeleitet. Ursprünglich in Südeuropa zu Hause, wächst die Kamille heute in ganz Europa in verschiedenen Arten meist wild und anspruchslos auf Wiesen, Schuttplätzen und Äckern - gewissermassen ein Unkraut. Aber was für eines! Allerdings muss man die aromatische Echte Kamille (Matricaria chamomilla) von ihrer Doppelgängerin, der sogenannten Hundskamille, unterscheiden können. Nur von der Echten Kamille heisst es traditionsgemäss: «Es ist bei allen Menschen kein gebreuchlicher Kraut in der Arzney als eben Chamillenblumen, denn sie werden beinahe zu allen Bresten gebraucht.»
Der wichtigste und wirkungsvollste Teil der Pflanze sind die Blütenköpfchen. Sie sollen ein paar Tage nach der Blüte im Mai geerntet und frisch oder nach kurzer Trocknung im Schatten verwendet werden.
Der grösste Teil der weltweit in der Medizin benötigten Kamille stammt heute aus Kulturen. Aus Kamille werden auch ausgezeichnete Kosmetik- und Körperpflegeartikel hergestellt. Hand- und Fussbäder mit einer Handvoll getrockneter Blüten pro Liter Wasser wirken erholsam und sind natürliche Schönheitspackungen. Wer also über das «Abwarten und Teetrinken» hinaus etwas für seine Schönheit tun will, ist mit den Blütenköpfchen goldrichtig beraten.
Kamille ist eines der Kräuter, die für den innerlichen Gebrauch schwach dosiert am besten wirken. Starke Dosen können sogar Brechreiz erzeugen!
Achtung: Kleinkinder haben eine sehr empfindliche Haut, weshalb auch Heilkräuter nur mit Vorsicht angewandt werden sollten. Besonders sanft pflegt ein mildes Kamillenbad.
Der wichtigste Wirkstoff der Echten Kamille ist ihr ätherisches Öl. Es desinfiziert, wirkt entzündungshemmend, beruhigt den Verdauungsapparat und hilft bei Menstruationsbeschwerden, Neuralgien, entzündeten Augenlidern und vielen Formen von Schmerzzuständen. Kamillentee, der dieses Öl enthält, kann innerlich und äusserlich angewendet werden, und zwar bei Magenbeschwerden ebenso wie bei entzündeten Wunden oder zum Spülen empfindlicher und gereizter Schleimhäute.
In Form von Ölen, Tinkturen, Puder, Crèmes, Dampfbädern, Kompressen oder Umschlägen sind Kamillenblüten als Hausmittel unschlagbar und ein in der Kosmetik unverzichtbares Mittel zur sanften Pflege und zum Schutz der Haut.
Wie die Ringelblume und die Zwiebel ist auch die Kamille eine Färberpflanze. Nicht nur für Blondinen geeignet, die ihre Haarpracht mit Kamillenspülungen verschönern und verwöhnen können, sondern auch für Baumwollstoffe und Wolle, die eine hellgelbe Farbe annehmen.
Kamillentee
3 einzelne Kamillenblüten mit 1 Tasse kochendem Wasser übergiessen, 5 Min. ziehen lassen, abseihen.
Kamillenkompressen
Bei Rücken- und Muskelschmerzen ein Frotteetuch mit Kamillentee oder 1:10 verdünntem Kamillenextrakt
durchtränken und heiss auf Nacken, Rücken und Schultern legen. Dabei kann sich die Haut etwas röten – dem
wirkt das sanfte Einreiben mit Johannisöl nach der Kompresse entgegen.
Kamillenlotion für die empfindliche Haut
2 EL Kamillenblüten
1 EL Huflattichblüten
1 EL Stiefmütterchen
1 EL Salbei
200 ml Alkohol 70%
200 ml destilliertes Wasser
100 ml Rosenwasser
Die getrocknete Kräutermischung mit dem Alkohol ansetzen und zwei Tage stehen lassen. Gut abseihen, dann destilliertes Wasser und Rosenwasser beigeben, kräftig durchschütteln und nochmals filtrieren.
Wattebällchen oder -pad mit der duftenden Lotion tränken und damit Gesicht und Hals sanft reinigen.
Kamillen-Dampfbäder
Für den Unterleib:
Ein warmes Sitzbad in einem Aufguss aus Kamillenblüten (2-3 EL auf 10 I Wasser) löst Nieren- und Blasenkrämpfe und hemmt Entzündungen.
Auch bei Schmerzen zu Beginn der Menstruation ist ein solches Bad ein gutes Mittel, das viele Frauen schätzen.
Für das Gesicht:
Bei Stirnhöhlenentzündung 1 Handvoll Kamillenblüten oder 1:10 verdünnten Extrakt mit kochendem Wasser überbrühen und den Dampf unter einem Badetuch einatmen.
Augen schliessen, um Reizungen zu vermeiden. Der Dampf reinigt die Gesichtshaut und wirkt antibakteriell.