Der Salbei, das typische Mittelmeergewächs, ist nicht nur die in allen Kulturen und zu allen Zeiten genutzte «Mutter aller Heilpflanzen», sondern auch ein apartes Küchenkraut.
Autorin: Ingrid Zehnder-Rawer, Tino Vega
Aufgrund seiner reichhaltigen Nutzung in Geschichte und Gegenwart sowie des grossen Potenzials für die weitere Forschung hat der «Interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde» den Echten Salbei (Salvia officinalis) zur Arzneipflanze des Jahres gekürt. Der beliebte Lippenblütler wird bei Beschwerden des Magen-Darm-Trakts (Sodbrennen, Blähungen), bei vermehrter Schweissabsonderung sowie äusserlich bei der symptomatischen Behandlung von Entzündungen im Mund- und Rachenbereich und zur Behandlung leichter Hautentzündungen verwendet. Salbeiblätter enthalten in ihrem ätherischen Öl und den Gerbstoffen antibakteriell und antiviral wirkende Stoffe. Im Laborversuch ist auch eine entzündungshemmende Wirkung belegt.
Die Familie der Lippenblütler (Labiatae oder Lamiaceae) umfasst zahlreiche Unterarten, eine davon, die Nepetoideae umfasst zahlreiche bekannte Gewürz- und Arzneipflanzen wie Basilikum, Lavendel, Minze, Rosmarin, Thymian, Ysop und Zitronenmelisse. Auch der Salbei mit seinen unzähligen Variationen (die Angaben schwanken zwischen 500 und 900 Arten) zählt dazu. Die meisten Vertreter der Pflanzengattung Salvia stammen aus Südeuropa, Nordamerika oder Vorderasien.
Im Altertum wurden ganz andere Arten verwendet als heute, z.B. der Griechische Salbei (Salvia fruticosa), der Apfeltragende Salbei (Salvia pomifera), der Buntschopf-Salbei (Salvia viridis) und der Ungarn-Salbei (Salvia aethiopis).
Der Begriff Gartensalbei kann sowohl den Edel-, den Gewürz- oder den Echten Salbei (Salvia officinalis) bezeichnen; er kann sich aber auch auf den Zier- oder Steppen-Salbei (Salvia nemorosa) beziehen. Die Salvia-nemorosa-Arten sind besondere Züchtungen in vielen Farben, Formen und Grössen, die als Zierpflanzen verschieden hohe Polster und Sträucher bilden.
Zitronen- (S. rutilans), Frucht- (S. dorisiana), Pfirsich- (S. greggii) und Honigmelonen-Salbei (Salvia elegans) kommen in Europa auch als Teepflanzen oder zum Aromatisieren von Aufgussgetränken in Mode, sind aber weder für kulinarische noch therapeutische Zwecke geeignet. Den schwer und warm riechenden Muskatteller-Salbei (Salvia Sclarea) aus dem Mittelmeergebiet findet man bei uns nicht selten verwildert in Weinbergen; das Kraut wurde früher schwachen Weinen zugesetzt, wo es nicht nur den Geschmack, sondern auch den Rausch verstärkte. Die Parfümindustrie baut Salvia sclarea wegen der starken Duftnote zwischen Muskat und Moschus in grösseren Mengen an.
Gartensalbei (S. nemorosa) mit seinen schönen farbigen Blüten.
Der Salbei (Salvia off.) gehört, wie viele Lippenblütler, ursprünglich zur Flora der heissen Macchia-Gebiete des Mittelmeerraumes. Er kommt auf dem dalmatinischen Festland (Kroatien und Montenegro) an sonnigen Kalkhängen massenhaft vor. Im früheren Jugoslawien stellte der Export von Salbeiblättern und -öl eine beträchtliche Einnahmequelle dar. Er wird dort, sowie in Albanien, Ungarn und Frankreich angebaut. Aus Spanien kommt hauptsächlich der Spanische Salbei, Salvia off. ssp. lavandulifolia, dessen ätherisches Öl eine starke Eukalyptusnote hat. Im Spanischen Salbei fehlen die Carnosolsäure sowie die Bitterstoffe.
Doch auch nördlich der Alpen trotzt Salbei bereits seit dem Mittelalter tapfer winterlicher Kälte, sofern diese keine arktischen Temperaturen erreicht. Die meist länglichen Blätter des stark verzweigten 40 bis 80 Zentimeter hohen Halbstrauches sind je nach Sorte graugrün bis silbergrün, purpurviolett bis hellgrau, gelbgrün oder mehrfarbig gemustert. Vor allem die jungen, samtig-pelzigen Blätter verführen immer wieder zum Betrachten, Streicheln, Beschnuppern und auch Kosten.
Die Blüten erscheinen ab Ende Mai in lockeren Scheinähren und sind meist blau-violett, können aber auch weiss, rot oder rosafarben sein. Als Gewürz- und Heilkraut sind die grünen (oder mehrfarbigen), schmalblättrigen und die nicht blühenden, breitblättrigen Sorten am besten geeignet. Mit der Ernte sollte man vor der Blüte beginnen. Die Würz- und Heilkraft steckt besonders in den Blättern und in den jungen Trieben.
Der lateinische Name Salvia (von salvere, d.h. retten, bewahren, heilen) spiegelt den medizinischen Wert der Pflanze wider. Sie galt in der Medizingeschichte als Geheimwaffe gegen fast jedes Zipperlein von Angina bis Zahnfleischentzündung. Viele der beschriebenen Wirkungen sind inzwischen mit den Methoden der modernen Wissenschaft nachgewiesen. In der modernen Phytotherapie werden mit Salvia officinalis vor allem Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut sowie Magenbeschwerden und starke Schweissbildung behandelt. In der Erfahrungsmedizin kommt die Verwendung bei Menstruationsbeschwerden und zur Erleichterung des Abstillens hinzu.
Virologen an der Uni-Klinik Essen fanden heraus, dass die antiviral wirkende Kaffeesäure im Salbei zumindest in Zellkulturen die Vermehrung des SARS-CoV-2 hemmt. Obdies auch beim Menschen funktioniert, ist bislang nicht in klinischen Studien untersucht worden.
Weiterhin sind im Echten Salbei Cineol, Borneol, Campher, Gerb- und Bitterstoffe sowie Flavonoide enthalten. Das ätherische Öl und die Gerbstoffe wirken entzündungshemmend und stoppen das Wachstum und die Vermehrung von Pilzen und Bakterien. Die Bitterstoffe helfen bei der Verdauung, denn sie fördern den Fluss der Magensäfte. Worauf die Hemmung des Speichelflusses, der Schweissbildung und der Milchbildung bei stillenden Frauen zurückzuführen ist, konnte noch nicht geklärt werden.
Das in der Pflanze enthaltene ätherische Öl Thujon aus der Gruppe der Terpene, führt immer wieder zu Diskussionen. Chemisch gesehen ist es ein in Alkohol lösliches, farbloses Öl mit erfrischendem, menthol-ähnlichem Geruch und in wenigen Bitter-Pflanzen wie Wermut (Artemisia absinthium), Beifuss (Artemisia vulgaris), Rainfarn (Chrysanthemum vulgare), Eberraute (Artemisia abrotanum) enthalten. Das Öl war auch der wirksame Bestandteil des Absinths, der zwischen 1910 und 1923 in den meisten europäischen Staaten verboten wurde. Seit 1991 aber ist – in der EU, nicht in der Schweiz – für Bitterspirituosen wie den Absinth der Stoff wieder in einer Konzentration von bis zu 35 Milligramm je Liter erlaubt. Im Übermass genossen, kann es das zentrale Nervensystem beeinträchtigen und Sehstörungen, Herzrasen, Krämpfe und Schwindel hervorrufen. Heute meinen die Wissenschaftler allerdings, die im «Fin de siècle» des 19. Jahrhunderts bei exzessiven Absinth-Trinkern ausgelösten Epilepsien, Schizophrenien und Suizide seien nur bedingt dem Öl zuzuschreiben, die Rolle des minderwertigen Alkohols sei unterschätzt worden.
Schädigend wirken die im Salbei enthaltenen Mengen höchstens bei längerer Einnahme von alkoholischen Extrakten und des reinen ätherischen Öls. Mitgekochte Blätter enthalten weniger davon als frische. Der höchste Gehalt findet sich im Dalmatinischen Salbei (Salvia officinalis ssp. major). Griechischer (Salvia triloba), den es als Würz- und Heilpflanze allerdings nur in Griechenland selbst gibt, enthält dagegen nur ganz wenig und Spanischer Salbei (Salvia lavandulifolia) überhaupt kein Thujon. Anders als in der Küche gilt in der Heilkunde ein geringer Gehalt als minderwertig.
Schwangere Frauen, Kleinkinder und Epileptiker sollten jedoch vorsichtig bei der Einnahme von Salbei sein. Ätherische Öle im Nasen-Mund-Bereich können bei Kleinkindern zu Atemnot führen. Dies gilt insbesondere, wenn das Öl Kampfer, Thymol oder Menthol enthält. Auch kann Salbei allergische Reaktionen auslösen.
Salbei-Tee lindert Verdauungs- und Magen-Darm-Beschwerden mit Krämpfen, Völlegefühl und Blähungen.
Rezept: 1 Teelöffel Salbeiblätter (1,5 g) mit 1,5 dl (150 ml) siedendem Wasser übergiessen. 10 bis 15 Minuten ziehen lassen. Absieben. Drei- bis viermal täglich eine Tasse. Zum Gurgeln und Spülen nimmt man gute anderthalb Teelöffel (2,5 g), übergiesst sie mit 1 dl (100 ml) siedendem Wasser und giesst den Aufguss nach 10 bis 15 Minuten durch ein Sieb.
Salbei zählt laut dem Wissenschaftsjournalisten Dr. Jörg Zittlau «zu den erfolgreichsten Schweisshemmern überhaupt». Diese Wirkung ist, so Zittlau weiter, «durch mehrere Studien bestätigt. Die Schweisshemmung beträgt bis zu 52 Prozent.» Das Geheimnis des Erfolges sieht er in einer Zweifachwirkung: Salbei, die erfolgreiche Schweissbremse. Innerlich nimmt man Tee oder verdünnte Tinktur, äusserlich helfen Waschungen, z.B. unter den Achseln. Auch bei den unangenehmen Schweissausbrüchen in den Wechseljahren ist Salbei ein helfendes Kraut und reduziert das Schwitzen. Deshalb enthalten viele Produkte zur Linderung von Wechseljahrbeschwerden Bestandteile diese Pflanze. Wenn sich die Regelblutung nicht zum gewohnten Zeitpunkt meldet, kann ebenfalls ein Tee helfen.
Zubereitungstipp: 1 EL frische Salbeiblätter mit 500 ml heissem Wasser übergiessen und zugedeckt 10 bis 15 Minuten ziehen lassen. Den abgekühlten Salbeitee können Sie für Waschungen verwenden.
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Das würzig-herbe Aroma ist zwar im ganzen Mittelmeerraum beliebt, die Meister in der Verwendung des Heilkrauts sind jedoch die Italiener. Sie erfanden die mit Schinken und Salbeiblättern belegten Schnitzelchen, die Saltimbocca, sie reichen die ganzen oder gehackten, frischen oder getrockneten Blätter aber auch zu Kalbsleber, Teigwaren, Pilzen, Tomatengerichten und Rohkost. Echter Salbei ist ein sehr kräftiges Gewürz, daher macht es wenig Sinn, ihn zusammen mit zartaromatischen Kräutern zu verwenden. Häufig kombiniert man ihn mit Rosmarin, Thymian, Knoblauch oder schwarzem Pfeffer. Wer ihn nur getrocknet kennt, sollte unbedingt die frischen Blätter probieren, denn sie schmecken viel besser, weniger bitter und «medizinisch».
Salbeibutter passt gut zu Folienkartoffeln und man geniesst ihn auch in Kräuteressigen und -ölen, auf der Pizza, zu schweren, fetten Gerichten und fettem Fisch, fein geschnitten und sparsam verwendet in Salatdressings, Marinaden, Saucen und Dips, zu Hülsenfrüchten, in Quark und Frischkäse. Gottfried Keller erzählt im «Fähnlein der sieben Aufrechten» von den «Salbeimäuschen» (Selvichüechli, Salverküchlen), einer delikaten Knabberei zu Käse oder zum Apéro. Die gewaschenen Blätter mit Stiel werden in Pfannkuchenteig getaucht und in heissem Fett ausgebacken. Dabei werfen sie Blasen, sodass sie wie kleine Mäuse aussehen. In Butter oder Olivenöl gebratene Blätter eignen sich auch als schnellgemachte Verfeinerung von Nudeln oder Kartoffel-Gnocchi.
Manche bevorzugen daher, besonders in der Anwendung bei Blähungen, Völlegefühl und Magenbeschwerden, Salbeiwein. Dazu lässt man 100 Gramm getrocknete Salbeiblätter acht bis 10 Tage lang in einem Liter guten Rotwein ziehen. Filtrieren, dunkel und kühl aufbewahren. Am Ende einer Mahlzeit macht ein kleines Schnapsglas davon jedes Essen bekömmlich(er), drei Esslöffel am Tag helfen bei Erkältungen und Wechseljahresbeschwerden.
Auch Männer können von Hitzewallungen betroffen sein, wenn sie z.B. infolge einer Prostatakrebsbehandlung mit Antiandrogenen behandelt wurden. Diese Stoffe hemmen das männliche Sexualhormon Testosteron. Zwischen 50 und 90 Prozent der behandelten Männer leiden unter solchen Hitzewallungen. Forscher des Universitätsspitals in Gent (Belgien) konnten zeigen, dass auch die Männer vom Extrakt der Salvia officinalis profitieren. Nach Verabreichung des Extraktes in Tablettenform nahm die Häufigkeit von Hitzewallungen innerhalb von drei Wochen signifikant ab und blieb für den Rest der Behandlung auf niedrigem Niveau.
Der Salbei (Salvia off.) gehört, wie viele Lippenblütler, ursprünglich zur Flora der Mittelmeerländer. Er kommt auf dem dalmatinischen Festland (Kroatien und Montenegro) an sonnigen Kalkhängen massenhaft vor. Im früheren Jugoslawien stellte der Export von Salbeiblättern und –öl eine beträchtliche Einnahmequelle dar. Er wird dort, sowie in Albanien, Ungarn, Deutschland und Frankreich angebaut. Vorkommen der Salvia officinalis L.
Mit seinen intensiven Farben verschönert der anspruchslose Gartensalbei jede Rabatte und lässt sich dank seiner unterschiedlichen Wuchshöhen vielseitig einsetzen. Wegen ihrer grossen, schönen Blüten und insbesondere wegen des süss-fruchtigen Geruchs ihrer Blätter werden die mittelamerikanischen Salbeiarten bewundert.
Der über einen Meter hohe Muskateller-Salbei überzeugt vor allem als Zierpflanze mit schönen, meist rosafarbenen Blüten. Ein Aussenseiter ist der ebenfalls aus Mittelamerika stammende Heilige oder Aztekensalbei (Salvia divinorum), denn er ist die einzige halluzinogene Spezies in der Lippenblütlerfamilie. Wie Christian Rätsch in seiner «Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen» berichtet, geht der Konsum mit dem Verlust des Körpergefühls oder der Identität einher, und der Wahrnehmung, gleichzeitig an verschiedenen Orten zu sein. Bleiben wir lieber in der Realität und freuen uns über den weiss, hellrot, purpur und lavendelblau bis dunkelviolett blühenden Gartensalbei, der so gut zu Mohn, Rittersporn, Schafgarbe, Margeriten und sogar Rosen passt
Salbeisträucher gedeihen am besten in sonniger Lage auf magerem, steinigem Boden. Häufiges Ernten der Blätter und der jungen Triebe schadet der Pflanze nicht. Im Gegenteil: Regelmässiges Beschneiden sorgt für kompakten Wuchs und regt einen buschigen Neuaustrieb an. Nach etwa fünf Jahren werden die Pflanzen jedoch alt und holzig. Die Aussaat von Salbei ist eine langwierige Sache, besser nimmt man Stecklinge oder kauft kleine Pflanzen. Der Hauptschnitt für das Trocknen der Blätter erfolgt zu Beginn der Blüte, indem die Pflanzen zehn Zentimeter über dem Boden abgeschnitten werden. Der zweite Schnitt erfolgt nicht später als August, denn die Pflanzen sollten sich bis zum Winter erholen können.
Salvia nemorosa-Sorten sind oft winterhart, doch die buntlaubigen Salvia officinalis-Sorten deckt man besser ab, z.B. mit Fichtenreisig. Ziersalbei im Garten bringt eine zweite reichhaltige Blüte, schneidet man die verblühten Stengel handhoch über dem Erdboden zurück. Im Gemüsebeet harmoniert Salbei besonders gut mit Fenchel und Karotten. Gewürz-Salbei gedeiht auch im Blumentopf an einem sonnigen Plätzchen des Fensterbretts oder Balkons. Mit etwas Glück kann man sogar im Winter Salbeiblätter frisch verwenden.
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Salbei wurde vermutlich bereits im alten Ägypten gegen Bauchkrankheiten, Zahnschmerzen und Asthma eingesetzt. Im Papyrus Ebers (1500 v.Chr.) ist Salvia off. als Mittel gegen Juckreiz aufgeführt. Die Hippokratiker rühmten seine blutstillenden, stärkenden und menstruationsfördernden Eigenschaften. Unter dem Namen Salvia wird die Pflanze von den Römern Plinius, Dioskurides und Galen in ihren Werken beschrieben. Sie empfahlen ihn zum Wärmen und Zusammenziehen, bei Husten, Heiserkeit, zur Wehenförderung und gegen Geschwüre. Es ist nicht bekannt, auf welche Salbei-Arten sie sich jeweils bezogen. Der Name Salvia wird vom lateinischen salvare, was „heilen“ und salvere, was „gesund sein“ bedeutet, abgeleitet. Das deutsche Wort Salbei ist unschwer als Lehnwort zu erkennen. Der Artname officinalis heisst, in der Apotheke (Officin) gebräuchlich.
Der Echte Salbei (Salvia off.) ist im „Capitulare de villis“ (ca. 790) Karls des Grossen resp. Ludwig des Frommen aufgeführt und wurde in den Klostergärten angepflanzt. Walafrid Strabo (9. Jh.), ein Mönch des Klosters Reichenau im Bodensee, eröffnete mit der Salvia sein Lehrgedicht „Hortulus“ über die zu Heilzwecken angebauten Gartenpflanzen wie folgt: «Der Salbei leuchtet an erster Stelle hervor, ist lieblich im Geruch, bedeutend an Kraft und nützlich als Trank; hilfreich ist er befunden in den meisten Krankheiten der Menschen und hat es verdient, sich stets einer grünen Jugend zu erfreuen.»
Der Salbei ist schon früh auch nach England gelangt, wo er seither als Gewürz intensiv genutzt wird.
Auch im Mittelalter brachte man dem Salbei eine hohe Wertschätzung entgegen. Aus der hohen Medizinschule in Salerno stammt der Vers «Salvia salvatrix, naturae conciliatrix» – «Salvia, du Heilerin, Vermittlerin der Natur». Hieronymus Bock schrieb 1555: «Unter allen stauden ist kaum ein gewechss über die Salbey, dann es dienet dem Artztet, Koch, Keller, armen und reichen. Salbeywein, oder das kraut inn Wein gesotten, ist dem gantzen innerlichen leib nutzlich, getruncken. Dann er treibt auss das Gifft, erweichet den Husten, stillet das stechen inn den Seitten (= Milzvergrösserung), erwörmet die Leber unnd Mutter (= Gebärmutter), treibt den Harn und Weiber Krankheit (= Menstruation). Dienet zu allen kalten presten („Kältekrankheiten“ wie Erkältungen und Rheuma), nit allein getruncken, sondern auch die glyder damit geriben. Ein kochung von Salbey ist gut gebraucht inn der Blutrhur, das gedärm darmit zu reinigen. Salbey inn wasser gesotten, seubert und heylet wunden und biss, von giftigen thieren geschehen, stillet das blut und seubert die faulen geschwer, heilet den grind (Schorf). Die Zän mit frischem Salbey blettern geriben, behelt sie steiff und sauber. Salbey inn wein gesotten, damit gegurglet, benimpt die sohrigkeit des halses und der kälen (Kehle).» 1688 schrieb Paullini aus Augsburg eine 414 Seiten umfassende Monographie über den Salbei.
Stark riechende Pflanzen wurden schon immer auch zu kultischen Zwecken und als Schutzpflanze gebraucht. Der Salbei gilt als Zauberpflanze ersten Ranges und wird heute noch gerne zu Räucherungen verwendet. Neben dem Echten Salbei dienen dazu vor allem die in Mexiko heimische Salvia divinorum, die halluzinogene Eigenschaften hat.
Der Echte Salbei ist ein bis zu 80 cm hoher Strauch mit aufrechten Stängeln und vielen filzig behaarten Seitenästen. Die unteren Teile des Strauches verholzen. Die würzig riechenden Blätter sind einfach gebaut, eiförmig oder länglich und verjüngen sich in Richtung Stiel, wo sie manchmal geöhrt sind. Die Blattkante ist fein gekerbt. Die Blätter sind grünlich bis silbergrau. Oberseits sind junge Blätter filzig behaart und ältere meist runzlig kahl, unterseits sind sie immer weissfilzig behaart. Die hellblauen bis blauvioletten typischen Lippenblüten bilden sechs- bis zehnblütige Wirtel, von denen vier bis acht in Scheinquirlen rhythmisch angeordnet übereinander an den Haupttrieben stehen.
Die Gattung Salvia ist eine der artenreichsten Gattungen innerhalb der Lamiaceae, sie umfasst über 500 Arten. Auch von Salvia officinalis existieren verschiedene Unterarten und zahlreiche Kulturformen. Für die Salbeiblätter der Arzneibücher und die Gewinnung des dalmatinischen Salbeiöls dienen die beiden Unterarten von Salvia officinalis L., ssp. minor (GMELIN) GAMS und ssp. major (GARSAULT) GAMS [1-3]. Die Blütezeit ist von Mai bis Juli.