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A.Vogel Pflanzen-Lexikon

Rosmarin

Salvia rosmarinus

Geschichte und Vorkommen

Rosmarinus off.

Der wilde Rosmarinstrauch mit seinen blassblauen, weissen oder rosa Blüten kann bis zu stolze zwei Meter in die Höhe wachsen. Seinen aromatischen Duft verströmt das in Küche, Haushalt, Heilkunde und Kosmetik gleichermassen beliebte und zu Urzeiten heilige Kraut am liebsten in der Macchia und den küstennahen Gebieten des Mittelmeeres. Entsprechend der Meeresnähe seiner Heimat lautet der lateinische Name, Rosmarinus, Meertau. Der grieschiche Ausdruck „rhops myrinos“ bedeutet so viel wie „wohlriechender Strauch“.

Nördlich der Alpen erreicht der holzige Kleinstrauch eine bescheidenere Höhe und muss sich mit Kräutergärten, Balkonen und Fensterbänken als Standort begnügen. Seine Blüten entfaltet das zu den Lippenblütlern (Lamiaceae) gehörende, immergrüne Gewürzkraut von März bis Juni, die heilkräftigen Blätter («Nadeln») kann man das ganze Jahr über ernten, am besten als ganze Zweiglein.

Rosmarin ist ein Salbei

Rosmarin und Salbei sehen sich zwar nicht wirklich ähnlich, und doch gehören beide zu einer Pflanzengattung. Denn Wissenschaftler haben aufgrund genetischer Analysen festgestellt, dass der Rosmarin (Rosmarinus officinalis) sehr viel enger mit den Salvien (Salvia) verwandt ist als bisher angenommen. Aus diesem Grund haben die Forscher beschlossen, die 15 Rosmarin-Vertreter den ca. 700 Salvien-Arten zuzurechnen. Doch bevor jetzt alle Schilder umgeschrieben werden: Der sogenannte Trivialname bleibt weiterhin Rosmarin, nur die botanische Bezeichnung ändert sich in Salvia rosmarinus.

Rosmarin in Hausapotheke, Küche und Bad

Rosmarin in Hausapotheke, Küche und Bad

Hochzeitsmaien, Brautkraut, Weihrauchkraut - wie immer man den Rosmarin nennt, seit dem Altertum verbindet man mit ihm Existentielles: Geburt, Heirat, Tod. Neugeborenen gab man ein Zweiglein in die Hand, damit ihnen das Glück hold sei. Verstorbenen legte man eines auf die Brust als Wegbegleiter ins jenseitige Land, und als «Kraut der Erinnerung» flocht man ihn bei Beerdigungen in Kränze ein.

Als Symbol für eheliche Treue schliesslich wurde der Strauch an Hochzeiten im Garten gepflanzt. Gedieh er, stand einer glücklichen Ehe nichts im Wege. Aber ehrlich gesagt: In der Küche ist Rosmarin auch nicht ganz ohne. Was wäre die mediterrane Esskultur ohne das hocharomatische Kraut? Was wären Lamm, Kaninchen oder Huhn à la provençale ohne Rosmaringoût, was Grillmarinaden ohne seine würzig-herben «Nadeln» und was erst das berühmte Bouquet garnie? Einziger Nachteil: Während der Schwangerschaft sollte man Rosmarin wegen der Nebenwirkungen des ätherischen Öls meiden.

Königliche Referenz als Regenerationsmittel

Frischer Rosmarin

Das vielseitige Anwendungsgebiet des Rosmarins macht ihn zu einer wichtigen Heilpflanze für die Naturheilkunde. Unterstützend wird er bei rheumatischen Beschwerden, Erkältungen, Migräne, Nervosität, Depressionen, aber auch zur Förderung der Konzentration und Gedächtnisleistung eingesetzt.

Als Regenerationsmittel für Erschöpfte und Geplagte besitzt der Rosmarin übrigens eine königliche Referenz aus dem 14. Jahrhundert: Isabella, ihres Zeichens ehedem Königin von Ungarn, litt mit 72 Jahren an Gicht und Rheuma und fürchtete, dass das Ende ihrer Herrschaft nahte. Doch es sollte anders kommen: eine Rosmarinbehandlung verjüngte die ältere Dame dermassen, dass der König von Polen um die Hand der neu Erblühten anhielt.

Wenn es also darum geht, den Körper zu beleben, wirkt der Rosmarinstrauch wie eine frische Brise. In Form von Hautölen, Bädern, Haarspülungen, Mundwasser, Salben usw. äusserlich angewendet, fördert der Rosmarinkampfer, (ähnlich dem Pfefferminzkampfer) die Durchblutung und unterstützt die Behandlung von Muskel- und Gelenkrheumatismus. Innerlich eingenommen, beeinflusst er Befindlichkeitsstörungen günstig, wie z.B. Völlegefühl, Blähungen und leichte, krampfartige Magen-Darm-Galle-Störungen. Die Volksmedizin kennt noch viele weitere Einsatzgebiete.

Tipps und Anwendungen

Rosmarin: Tipps und Anwendungen

Rosmarin-Fussbad
1 Handvoll frische, entstielte oder 1 EL getrocknete Rosmarinblättchen mit 1 I kochendem Wasser übergiessen, 5-10 Min. ziehen lassen und dem warmen Fussbad beifügen. Nach 3-5 Min. Fussbad die Füsse kurz in kaltes Wasser tauchen bzw. kalt abduschen und wieder in das warme Fusswasser zurückstellen. Diese Prozedur 2-3mal wiederholen. Bei Migräne, Kopfschmerzen, schlecht durchbluteten und müden Füssen.

Gemüse, Schafs- und Ziegenkäse in Rosmarinöl
4-5 frische Rosmarinzweige verleihen 1 I kaltgepresstem Olivenöl einen unvergleichlichen Geschmack und machen eingelegte Gemüse, Fische, Früchte oder Käse länger haltbar. Die Rosmarinzweige leicht zusammendrücken, damit sich ihr Aroma stärker entfalten kann. Das Öl gut verschlossen, kühl und dunkel aufbewahren.

Gemüse: Zum Einlegen eignet sich vieles: z.B. kleine Steinpilze und Champignons, Artischocken, Paprika, Oliven, Zitronenscheiben – oder Käse.

Ziegenkäse oder griechischer Schafskäse (Feta):

  • 100 g Feta, in Würfel geschnitten
  • 8-10 schwarze Pfefferkörner
  • 8 schwarze Oliven

… in ein kleines Einmachglas (ca. 1/4 l) geben und mit 150 ml Rosmarinöl (mit ein paar Nadeln) übergiessen. Das Öl sollte etwa 1 cm über dem Feta stehen. Glas verschliessen und mindestens 1 Woche ruhen lassen. Dazu frisches Fladenbrot reichen.

Wasser der Königin von Ungarn
(„Aqua Reginae Hungaricae“)

Für das «Wasser der Königin von Ungarn» mischt man 3 Teile Rosmarintinktur mit 1 Teil Lavendeltinktur. Täglich 2-3mal 10-15 Tropfen in etwas Wasser bei Kreislaufschwäche, Erschöpfung, nervösen Herzbeschwerden und Appetitlosigkeit einnehmen; äusserlich zum Einreiben bei Gicht, Rheuma, Muskel- und Gelenkschmerzen.

 


Offizinell

Rosmarin

 

Familie

Lippenblütler (= Laminaceae)

 

Volksnamen

Antonkraut

Brautkleid

Brautkraut

Hochzeitsmaien

Kid

Krankenkraut

Meertau

Rosmarein

Rosmarie

Weihrauchkraut

Unser Buchtipp