Der Mönchspfeffer erfreute sich schon im Altertum einer hohen kultischen Wertschätzung. Die Frauen Athens, die an den achttägigen Thesmophorien, einem Fruchtbarkeitsfest zu Ehren der Göttin Demeter, teilnahmen, schmückten sich mit den Blüten der Pflanze und legten die Blätter auf ihr Lager, um ihre Keuschheit zu bewahren.
In den mittelalterlichen Klöstern wurden die Früchte des Strauches als Ersatz für Pfeffer zur Unterdrückung der fleischlichen Lust (= Anaphrodisiakum) verwendet, worauf der deutsche Name «Mönchspfeffer» hindeutet. Die Mönche streuten die Spreu von Agnus castus auf ihre Bettlager, und der Brauch, die Wege zu den Klöstern für die Novizen mit Agnus-castus-Blüten zu bestreuen, soll sich in Italien bis heute erhalten haben.
Als Heilmittel wurde der Mönchspfeffer früher gegen Verletzungen, bei Unterleibsleiden, Wasser-, Milz- und Lebersucht sowie als Emmenagogum, Karminativum und Galaktagogum genutzt. Der Name der Pflanze entstand durch eine Reihe von falschen Wortdeutungen.
Bei Theophrast und Dioskurides heisst der Strauch ágonos, wobei a für «weg» und gonos für «Nachkommenschaft» steht, also «unfruchtbar» bedeutet. Dieses Wort wurde im Laufe der Zeit mit dem ganz anderen Begriff agnós, was «heilig, rein, keusch» bedeutet, in Verbindung gebracht.
Plinius verwendete bei der Beschreibung der Pflanze das lateinische Wort für «keusch», castitas. Aus der falschen Interpretation von agnós wurde das lateinische agnus, was «Lamm» bedeutet und so der Pflanze den Namen «keusches Lamm» eintrug. Daraus wurde im Deutschen «Keuschlamm».
Die lateinische Bezeichnung vitex kommt von vitilium, was «Flechtwerk» bedeutet. Noch heute werden die zähen, harten Zweige für Flechtzäune verwendet.
Der Mönchspfeffer ist ein 3–5 m hoher Strauch oder Baum mit vierkantigen, hellbraunen, zunächst filzigen Zweigen.
Seine fünf- bis siebenzählig handförmig geteilten Laubblättchen stehen kreuzweise gegenständig. Er bildet kleine blauviolette, rosafarbene oder weisse Blüten in dichten, endständigen Blütenständen. Daraus entwickeln sich kleine, dunkelbraune Früchte als viersamige Steinbeeren.
Die ganze Pflanze hat einen pfefferartigen Geruch und Geschmack. Interessant ist, dass der Strauch erst nach dem im Hochsomme auftretenden Nahrungsmangel blüht und fruchtet. Wegen seiner späten Blüte und seines Wohlgeruchs wird er bei uns als Zierstrauch sehr geschätzt.
Die Blütezeit ist von August–September.
Der Strauch ist im gesamten Mittelmeergebiet und in Asien bis nach Nordwestindien verbreitet. Er gedeiht an Flussufern und in Küstengebieten, wo er einen dichten Bestand bildet.
Für die Herstellung der Urtinktur dienen die reifen, getrockneten Früchte. Die homöopathische Dilution wird durch Handverschüttelung zubereitet.