Gerade in der Frauenheilkunde besteht ein grosses Bedürfnis nach ganzheitlichen, sanften Heilmöglichkeiten. Auch wenn Sie zunächst skeptisch sind, der Versuch, den Kräften der Natur zu vertrauen, lohnt sich bestimmt!
Sie müssen allerdings bedenken, dass Soforthilfe durch Heilpflanzen zwar nicht selten ist, es aber unter Umständen auch ein wenig länger dauern kann, bis sich ihre Heilkräfte voll entfalten. Wir helfen Ihnen, die individuell richtige Auswahl zu treffen.
Autorin: Ingrid Zehnder (nach einer Idee von Karin Müller)
Zutaten
Zubereitung
Nachstehend stellen wir Ihnen eine Auswahl an Heilpflanzen vor, denen viele Frauen vertrauen:
«Mönchspfeffer (Vitex agnus castus) ist ein regelrechtes gynäkologisches Allheilmittel», sagen viele Frauenärztinnen. Extrakte aus den Früchten des Krauts sind in der Lage, das hormonelle Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen und bei zu starker oder zu häufiger Menstruation den Zyklus zu regeln. Wird auch zur Normalisierung des Eisprungs und der Menstruation nach dem Absetzen der Anti-Baby-Pille eingesetzt. Die Pflanze fördert wahrscheinlich die Bildung des Hormons Progesteron, hat aber auch einen regulierenden Effekt auf das Östrogen.
Eigenschaften: Greift in den Hormonstoffwechsel der Keimdrüsen ein, löst Krämpfe, allgemeines Beruhigungsmittel, auch speziell für die Geschlechtsorgane.
Indikationen: Periodenschmerzen, zyklusbedingte Brustschmerzen, Blutungsstörungen (zu späte, zu frühe, zu starke und ausbleibende Menstruation), Prämenstruelles Syndrom (PMS) und Wechseljahrbeschwerden. Mönchspfeffer kann die Fruchtbarkeit positiv beeinflussen und die Milchbildung in der Stillzeit fördern.
Anwendung: Als Fertigpräparat oder in homöopathischen Komplexmitteln. Die Teezubereitung ist nicht üblich.
Die abstossend riechenden Blütenstände der Traubensiberkerze (Cimicifuga racemosa) treiben sogar Wanzen in die Flucht (= Bedeutung des lateinischen Namens). Bei uns heisst die Pflanze auch Schlangenkraut, Wanzenkraut oder Silberkerze. Die Wurzeln der Heilpflanze besitzen Inhaltsstoffe, die im Körper einer Frau ähnlich – jedoch schwächer – wie Hormone wirken. Man nennt sie deshalb auch Phyto-Östrogene. Sie können teilweise den Ausfall der Östrogenproduktion während der Wechseljahre ausgleichen und die dadurch verursachten Beschwerden lindern. Eine gleichartige Wirkung haben sie auch beim Prämenstruellen Syndrom.
Eigenschaften: Senkt das luteinisierende Hormon (LH).
Indikationen: Beschwerden der Wechseljahre, vor und während der Menstruation, alle Formen von Zyklusstörungen, Krämpfe.
Anwendung: Tee 1 TL pro Tasse, 2 bis 3 Tassen am Tag. Da die Pflanze nicht nur recht ekelhaft riecht, sondern auch so schmeckt, empfehlen sich Fertigprodukte und homöopatische Zubereitungen.
In der Heilkunde wird vor allem die abgeschälte Rinde von Zweigen der Salix alba und Salix purpurea verwendet, die im Volksmund auch Fieber- oder Maiholzrinde heisst. Seltener werden die männlichen Blüten (Kätzchen) und die Blätter verwendet.
Eigenschaften: Fiebersenkend, schmerzstillend, Beruhigungsmittel für die Geschlechtsorgane und die Nerven, krampf lösend,
Indikationen: Fieberhafte Erkrankungen, Kopf- und Menstruationsschmerzen, rheumatische Beschwerden (insbesondere bei chronischem Weichteilrheumatismus).
Anwendung: Aufguss der Kätzchen oder Blätter: 1 Teelöffel pro Tasse, 1 bis 3 Tassen pro Tag. Tee aus der Rinde: 20 bis 35 Gramm auf 1 Liter Wasser, 2 bis 3 Tassen täglich. Tinktur: 2 bis 4 Teelöffel pro Tag.
Die tausendblättrige (millefolium) Schafgarbe (Achillea millefolium) gilt als eines der wichtigsten Frauenkräuter. Sie wird bei Regelstörungen, aber auch bei Magen-Darm-Problemen verwendet.
Eigenschaften: Appetitanregend, krampflösend, fördert den Gallenfluss, entzündungshemmend, antiseptisch.
Indikationen: Appetitlosigkeit, krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, bei Unterleibskrämpfen.
Anwendung: Für Tee: 30 g Kraut pro Liter Wasser, 3 Tassen pro Tag. Für Sitzbäder (bei schmerzhaften Krampfzuständen im weiblichen Becken): 100 g Schafgarbenkraut auf 20 Liter Wasser.
Die oberirdischen Teile des Wolfstrapps werden kurz vor der Blüte geerntet und als Frischpflanze oder als getrocknetes Kraut in wässrigen oder alkoholischen Extrakten verarbeitet. Wässrige Auszüge müssen gefriergetrocknet werden, damit die Wirkung stabil bleibt.
Eigenschaften: Hemmt die Schilddrüsenhormone und wirkt über diesen Weg auch regulierend auf die Geschlechtshormone.
Indikationen: Leichte Schilddrüsenüberfunktion, schilddrüsenbedingte Nervosität, Spannungen in der Brust.
Anwendung: Als Teeaufguss, Frischpflanzenpresssaft, Tinktur, in Tablettenform. Die Tages-Standarddosierung liegt bei 1 bis 2 Gramm für Tee und 20 mg für wässrige Extrakte.
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Die Ranken, Blüten und Blätter der subtropischen Schlingpflanze Passionsblume (Passiflora incarnata) enthalten als wichtigsten Wirkstoff Flavonoide. Wer öfters tagsüber viel um die Ohren hat und abends keinen Schlaf findet, dem hilft diese Heilpflanze. Frauen schätzen das Kraut insbesondere während der Wechseljahre.
Eigenschaften: Beruhigend, krampflösend, entspannend.
Indikationen: Nervöse Unruhe, Einschlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, auch bei Wechseljahrsbeschweren, Kreislaufschwäche, nervöse Magen-Darm-Beschwerden.
Anwendung: Wird als Tee oder Tinktur eingenommen, vielfach auch als Trockenextrakt, meist in Kombinationspräparaten.
Hopfen (Humulus lupulus) ist, nicht nur im Bier, ein altbewährtes, mildes Beruhigungs- und Stärkungsmittel.
Eigenschaften: Appetitanregend, stärkend, verdauungsfördernd, schlaffördernd.
Indikationen: Nervliche Belastung, Ruhelosigkeit, Gereiztheit, auch in den Wechseljahren, Weissfluss, Hautausschlag.
Anwendung: Für einen Aufguss nimmt man 30 Gramm Hopfenzapfen auf 1 Liter Wasser und trinkt 3 Tassen pro Tag. Von einer Tinktur nimmt man zwischen 2 und 4 Gramm täglich.
Das Johanniskraut (Hypericum perforatum) geniesst in der Schulmedizin grosses Ansehen. Denn Johanniskrautpräparate mildern nachgewiesenermassen Gemütsver Stimmungen. Und das Beste daran: Im Gegensatz zu vielen Antidepressiva machen sie nicht abhängig. Qualitativ gute Mittel werden nur aus den blühenden Triebspitzen hergestellt.
Eigenschaften: Stimmungsaufhellend, durchblutungsfördernd.
Indikationen: Nervliche Belastung, Niedergeschlagenheit, Spannungen, Ängste, Wechseljahrsbeschwerden, Wochenbett-Traurigkeit.
Anwendung: Für Tee nimmt man 2 gehäufte Teelöffel Kraut auf einen Viertelliter Wasser und trinkt zwei bis drei Tassen pro Tag. Als Fertigarzneimittel erhältlich in Tropfen- und Tablettenform.
Die weisse Taubnessel hat einen charakteristischen herbsüssen Duft und wartet medizinisch gesehen nicht «mit starkem Geschütz» auf. Sie wirkt eher beruhigend und harmonisierend. In der Frauenheilkunde lindert sie vor allem Weissfluss und Periodenbeschwerden.
Eigenschaften: Stärkungsmittel und Adstringens speziell für die Gebärmutter. Gefässverengend, entzündungshemmend, Entschlackungsmittel.
Indikationen: Zwischenblutungen, schmerzhafte Menstruation, weisser Ausfluss, Hämorrhoiden (Hämorriden), Blasenentzündung.
Anwendung: Für einen Teeaufguss nimmt man l Teelöffel Blüten und Blätter pro Tasse, 3mal am Tag. Tinktur: 30 Tropfen pro Tag.
Die Gerbstoffe der Eichenrinde (auch als Spiegel- oder Glanzrinde im Handel) werden von der Haut und Schleimhaut ausgezeichnet vertragen. Sie wirken entzündungshemmend und zusammenziehend und entziehen so den Bakterien den Nährboden.
Eigenschaften: Adstringierend, unterstützt die Wundenreinigung.
Indikationen: Eichenrindenwaschungen und -bäder sind eine grosse Hilfe bei entzündlichen Hauterkrankungen, nässenden Ekzemen, bei Entzündungen von Vulva und Scheide, entzündlichen Hämorriden. Achtung: Wer zu lange im Sitzbad bleibt, hat nachher verfärbte Haut.
Anwendung: Für Spülungen, Umschläge und Gurgellösungen nimmt man 20 Gramm Droge auf 1 Liter Wasser. Für Voll- und Teilbäder 5 Gramm Eichenrinde auf 1 Liter Wasser.
Blätter und Blüten des Salbeis (Salvia off.) wirken nachweislich antibakteriell und pilzhemmend. Deshalb ist er auch in Zubereitungen gegen Erkältung und Halsweh enthalten. Innerlich angewendet wirkt Salbei schweisshemmend.
Eigenschaften: antibakteriell, allgemeines Stärkungsmittel, stimuliert die Nebennierenrinde, hormonregulierend (östrogenähnlich), führt die Blutung herbei, fördert die Empfängnis, «Milchhemmer».
Indikationen: Hitzewallungen, Schweissausbrüche und als Unterstützung beim Abstillen. Ungenügende oder schmerzhafte Menstruation, Wechseljahre, Vorbereitung zur Entbindung, Lymphdrüsenentzündung.
Anwendung: Für einen Teeaufguss nimmt man 20 Gramm feingeschnittenen Salbei oder 2 EL pro Liter Wasser und trinkt 3 Tassen pro Tag. (Frischpflanzen-)Tinktur 30 bis 40 Tropfen, 2mal täglich, mit Waser verdünnt.
Auch Frauenmantel gehört zu den hilfreichen Pflanzen bei verschiedenen Beschwerden. Sie wird etwa bei zu langer, zu starker oder schmerzhafter Monatsblutung eingesetzt.
Zudem soll sie den Unterleib kräftigen, die Geburt erleichtern und die Milchbildung fördern. Auch bei Brustspannen, Wochenbettdepressionen, Infektionen der Scheide und Weissfluss (als Sitzbad) sowie bei Wechseljahrbeschwerden soll sie helfen.