Die medizinische Verwendung der Melisse (Melissa officinalis L. ) hat eine 2000-jährige Tradition. Die Blätter der Zitronenmelisse werden traditionell bei nervöser Unruhe, zur Verbesserung des Schlafs sowie bei leichten Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt.
Melisse (Melissa officinalis L.) oder Zitronenmelisse zählt zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae), zu denen auch Basilikum, Lavendel, Rosmarin, Salbei und Thymian gehören. Von den vier vorkommenden Arten ist die Zitronenmelisse oder Echte Melisse die bekannteste. Von ihr gibt es wiederum zwei Unterarten: Melissa officinalis subsp. inodora (östlicher Mittelmeerraum bis Nord-Irak) und Melissa officinalis L. subsp. officinalis: (Nordwestafrika und Südeuropa bis Zentralasien). In Europa ist die Zitronenmelisse häufig in Gärten zu finden. In sonnigen Lagen kommt sie bis auf etwa 1000 m Höhe auch verwildert vor. Zitronenmelisse bevorzugt nährstoffreiche, warme und trockene Standorte mit humusreichen, sandigen Lehm- oder lehmigen Sandböden. Weitere Melissen-Arten sind Melissa axillaris (Nepal bis Südchina und Malesien), Melissa flava (Himalaja und Tibet) sowie Melissa yunnanensis (Tibet und Südwestchina).
Die medizinische Verwendung der Melisse hat eine 2000-jährige Tradition. Im 10. Jahrhundert wurde die Pflanze von arabischen Ärzten zur Stärkung des Herzens und gegen Melancholie eingesetzt. Das Wort Melissa ist die gekürzte mittellateinische Form vom griechischen melissophyllon, was «Bienenblatt» bedeutet. Es ist abgeleitet vom griechischen melissa oder melitta (Biene) und meli (Honig). Die Bezeichnung geht auf die Verwendung als Bienenfutterpflanze zurück. Virgil und Plinius berichteten, dass die Melisse wegen ihres starken Geruchs als Lockmittel zum Ausreiben von neuen Bienenstöcken verwendet wurde.
In den Kapitularien Karls des Grossen wurde angeordnet, dass die Melisse in jedem Klostergarten anzupflanzen sei. Die Melisse ist als Teeaufguss sehr beliebt. Sie findet vielfache Verwendung als Gewürz in orientalischen Speisen und sommerlichen Getränken. Ferner ist sie ein wichtiger Bestandteil von Kräuterlikören (z. B. Chartreuse, Bénédictine) oder Destillaten wie Melissengeist. Melissenblätter dienen ausserdem als Badezusätze und Kräuterkissen. Das ätherische Öl wird ebenfalls medizinisch genutzt.
Als pharmazeutische Droge werden die Laubblätter (Melissae folium) verwendet.
Melissen enthalten zudem Bitterstoffe, Harz, Schleimstoffe, Glykoside, Saponine und Thymol. Der Vitamin-C-Gehalt der frischen Pflanze pro 100 Gramm Frischgewicht beträgt 253,0 mg.
Ätherische Öle und Gerbstoffe wirken beruhigend sowohl auf das Zentralnervensystem (ZNS) als auch auf die Muskulatur des Magen-Darm-Trakts. Die Gerbstoffe haben zudem eine antimikrobielle und antivirale Wirkung. Flavonoide wirken sich günstig auf den Serotoninspiegel im Gehirn aus. Im Magen-Darm-Trakt hemmen Flavonoide zudem die Entwicklung von Entzündungen. Laut iranischen Wissenschaftlern wirkt der Extrakt aus der Melisse auch an Patienten mit regelmässig auftretendem gutartigem Herzrasen. Im Rahmen der Studie konnten die Vorfälle des Herzrasens um mehr als ein Drittel reduziert werden, auch die Angstzustände und die damit verbundenen (Ein-)Schlafstörungen gingen bei diesen Patienten im Vergleich zu jenen, die Placebokapseln einnahmen, deutlich zurück.
Ebenfalls iranische Mediziner konnten die antidepressive und angstreduzierende Wirkung in einer kleinen klinischen Doppelblindstudie auch bei Patienten mit Diabetes Typ 2 bestätigen. Dabei erhielten die Probanden zwölf Wochen lang täglich 700 mg Melissenextrakt.
Die Zusammensetzung des ätherischen Öls der Zitronenmelisse ist von der Herkunft und den Klimabedingungen, vom Erntezeitpunkt und dem Alter der Pflanze abhängig. Beim Trocknen der Pflanzen geht das ätherische Öl teilweise durch Verdunstung oder Verharzung verloren. Melisse wird in Form von Teeaufgüssen, Flüssig- oder Trockenextrakten, Pulver, ätherischem Öl oder Tinktur verwendet.
Dabei können Wirksamkeit und Verträglichkeit deutlich variieren. Häufig werden Melissenblätter Teemischungen beigemengt. Aber auch in Kosmetika oder Badezusätzen kommt Melisse zur Anwendung. Auf der Haut zerriebene Melissenblätter schützen übrigens auch vor Insektenstichen – und ist es dafür schon zu spät, wirken die ätherischen Öle auf den betroffenen Hautpartien immerhin noch schmerzstillend und beruhigend.
Die Melisse ist ein 50–80 cm hohes, mehrjähriges Kraut mit vierkantigem, oft verzweigtem Stängel, der wenig behaart ist. Die gegenständigen, unterschiedlich langgestielten Blätter sind breit-eiförmig bis herzförmig mit unregelmässig gekerbtem oder gesägtem Rand. Die dunkelgrüne Blattoberseite ist schwach behaart mit stark hervortretender Nervatur. Blassweisse, etwa 1 cm grosse Lippenblüten sitzen in kleinen Gruppen halbquirlig in den Blattachseln.
Der Geruch der Blüten und zerriebenen Blätter ist würzig-aromatisch und erinnert stark an Zitrone. Grund sind die enthaltenen ätherischen Öle, das in Drüsenschuppen auf der Oberseite der Blätter befindet. Die Blütezeit ist von Juni bis September. Als mehrjährige Pflanze kann sie durch das unterirdisch wachsende Rhizom auch kalte Winter überdauern. Im Garten tendiert sie dazu, zu wuchern.
«Auch die Zitronenmelisse fehlt meist in unserem Kräutergarten nicht. Ihr angenehmes Aroma zieht nicht nur uns, sondern auch die Bienen und Hummeln an, und so ist sie diesen als Futterpflanze sehr angenehm. Die Würzhaftigkeit der Zitronenmelisse kommt auch im Tee sehr gut zur Geltung. Wer seine Nerven beruhigen muss, findet besonders abends eine gute Hilfe im Melissentee, den man zusätzlich mit Honig süssen sollte, um seine günstige Wirkung als gutes, mildes Schlafmittel noch zu erhöhen. Besonders Frauen lieben diesen Tee, da er zugleich auch gegen Periodenstörungen und Krämpfe hilft. (...) Vielleicht ist die Zitronenmelisse bei uns mehr als Tee bekannt, aber sie kann in vorzüglicher Weise auch zum Würzen der Speisen dienen. Ebenso mögen nur wenige wissen, dass das frische Kraut der Pflanze geradeso heilsam zu wirken vermag wie zerquetschte Efeublätter, die man bei Bienen- und Wespenstichen auf den Stichwunden zerreibt. Die Wirkung ist sowohl schmerzstillend als auch heilend.» (Alfred Vogel, Der kleine Doktor, S. 528)
Melisse wirkt aufgrund der ätherischen Öle und Gerbstoffe beruhigend auf das Zentralnervensystem. Die enthaltenen Flavonoide wirken sich günstig auf den Serotoninspiegel im Gehirn aus. Im Magen-Darm-Trakt hemmen Flavonoide zudem die Entwicklung von Entzündungen, die Gerbstoffe wirken zudem antimikrobiell und antiviral.
Ja, beide werden botanisch als Melissa officinalis bezeichnet, wobei es in der Gattung der Melissen vier Arten gibt, von denen die Zitronenmelisse eine darstellt.
Heilpflanzen besitzen häufig mehrere wirksamkeitsbestimmende Inhaltsstoffe. So beruht auch die beruhigende Wirkung der Zitronenmelisse sehr wahrscheinlich auf mehreren, sich ergänzenden Stoffen. Die Rosmarinsäure ist nicht nur für ihre antivirale Eigenschaften bekannt, sie wirkt ebenso auf bestimmte Neurotransmitter (GABA-Transmitter), die beispielsweise bei chronischem Stress ausgeschüttet werden. Rosmarinsäure verhindert den Abbau dieser Neurotransmitter und senkt so die Aktivität der Nervenzellen. Gamma-Aminobuttersäure (GABA) wirkt beruhigend und senkt die Verbreitung von Angst- und Stresssignalen im Gehirn. Darüber hinaus wirken die Flavonoide und ätherischen Öle auf den Serotonin-Rezeptor (5-HT), der ebenfalls wichtig für eine gute Schlafqualität ist. Zitronenmelisse aktiviert auch den sogenannten Muskarinischen Rezeptor, der für eine vermehrte Ausschüttung des Neurotransmitters Acetylcholin (ACh) sorgt. ACh spielt eine wichtige Rolle bei der Erhöhung der Aufmerksamkeit beim Aufwachen, bei der Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit, beim Lernen und beim Bilden der Erinnerung.
Melisse wirkt beruhigend auf Nerven und die Verbreitung von Stresssignalen. Damit schafft sie eine Voraussetzung für erholsamen Schlaf.
Melisse und Pfefferminze stammen beide aus der Familie der Lippenblütler, sie gehören jedoch unterschiedlichen Gattungen an.
Melisse gilt als gut verträglich. Melisse (1,5-4,5 g) in 150 ml kochendem Wasser geben, ziehen lassen und bis zu dreimal täglich trinken (Europäische Arzneimittelbehörde). Melisse besitzt geringes allergisches Potenzial. Personen mit Schilddrüsenunterfunktion sollten die Schilddrüsenwerte regelmässig kontrollieren. Zur Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit liegen keine Studiendaten vor.
Magnesium trägt zur normalen Funktion des Nervensystems und normalen psychischen Funktion bei.