Die Ringelblume stammt aus dem Orient und Mittelmeerraum und gehört zu den Korbblütlern (Compositae). Wild kommt sie eher selten vor, im Garten liebt sie es dagegen geradezu, vernachlässigt zu werden, um sich nach Lust und Laune zwischen Tomatenstauden, Bohnen, Himbeeren oder Rosen ansiedeln zu können. Dankbar, wie sie ist, blüht sie lange Zeit, von Mai bis Oktober kann man die Blüten ernten.
Der Name Calendula besitzt verschiedene Bedeutungen. Zum einen bezieht er sich auf die lange Blütezeit von Juni bis knapp zum Winterbeginn, zum andern soll die Blume als «Tageskalender» dem Lauf der Sonne folgen und nachts ihre Blüten schliessen. Ringelblume heisst sie ihrer ringförmigen Samenstände wegen. Lateinisch bedeutet calendea der Monatserste, während officinalis für heilkräftig steht.
Nicht zufällig nennt man die Ringelblume auch «Arnika der Gärten», Mariengold, Goldrose, Sonnwendblume, Morgenrot und Abendrot; als typische Bauerngartenbewohnerin streckt sie bei schöner Witterung ihre kräftig leuchtenden Blüten der Sonne von morgens bis abends entgegen. Tut sie das nicht, soll es Regen geben.
Hildegard von Bingen liefert in ihren Schriften «Causae et Curae» das erste Zeugnis über die Verwendung der Ringelblume als Heilpflanze. Schon der gelehrten Äbtissin war die «Ringula-Salbe» auf der Basis von Speck zur Behandlung von «Kopfgrind» geläufig. Lange Zeit wurde die seither zur häuslichen Kräuterapotheke gehörende Pflanze vornehmlich innerlich angewendet. Den Höhepunkt ihres Ansehens erreichten die von der Wirkung her arnikaähnlichen, aber hautfreundlicheren Blümchen im 19. Jahrhundert als Modedroge gegen Krebs.
Heute hat sich das in der Volksmedizin viel breiter gefasste Anwendungsspektrum auf die entzündungshemmenden, wundheilenden und hautpflegenden Eigenschaften der Calendula konzentriert – dies aber in einer sehr weit gefächerten Palette von Anwendungsmöglichkeiten und -arten. Zu den «Hauptaufgaben» zählen Akne, Ekzeme, Furunkel, Krampfadern, offene Beine, Geschwüre, Frostbeulen, Quetsch-, Riss-, Brandwunden, Wundliegen (Dekubitus). Die Industrie hat sich die Vorzüge der Ringelblume zunutze gemacht und eine Fülle von calendulahaltigen Produkten entwickelt, vom Lippenstift bis zum Geschirrspülmittel.
Die Ringelblume ist schlichtweg eine Wohltat. Die mit Sonnenblumenöl angesetzten Ringelblumenblüten sind nur ein Beispiel unter vielen für die hautpflegende, -regenerierende und -heilende Wirkung. Die hellgelb bis rotbraunen Blüten enthalten Carotinoide, die seit dem Mittelalter zum Färben benützt werden. Sie verleihen Butter, Käse, Quark, Pudding und, in Milch eingeweicht, auch Gebäck und Kuchen einen satten, warmen Gelbton.
Auch Reis und Nudeln kann man mit Ringelblumenblüten, ähnlich wie mit Safran, färben – übrigens ein früher gängiger Trick, Safran mit Calendula zu mischen, da Safran weitaus teurer war und ist. Ferner wurden die Blütenblätter, besonders die rotbraunen, zum Schminken und Haarefärben verwendet.
In Potpourris und Kräutertees sind sie häufig als Schmuckdroge enthalten. Sie machen sich als (essbare!) Dekoration ebenso gut in Salaten und Suppen wie im Gemüsebeet und zwischen Beerensträuchern. Apropos Garten: auch hier ist die Pflanze nützlich, nicht zuletzt als Jauche.
1 Handvoll frische Ringelblumenblüten und -kraut fein schneiden. 250 g gehärtetes Erdnussfett im Wasserbad auf kleiner Flamme schmelzen, dann Ringelblumen dazugeben. Ausreichend grossen Topf dafür verwenden, da das erwärmte Fett hochsteigt. Eine 1/2 Stunde auf ganz kleinem Feuer erwärmen. Durch ein Gazetuch abseihen, in Döschen oder dunkle Gläser abfüllen.
Schlecht heilende, offene Wunden (auch bei Tieren) oder rauhe, rissige, geschundene Hände mehrmals am Tag mit wenig Salbe einreiben. Es existieren unzählige Varianten dieser berühmten Heilsalbe; beliebte Salbengrundlagen sind u.a. Schweineschmalz und Ziegenbutter.
Ein Stück Brot mit Käse, Mayonnaise und ein paar Ringelblumenblüten (engl. Marigold) belegen - fertig ist das schmackhafte Marigold Sandwich, das, kurz im Backofen überbacken oder kalt, in den USA als gesunder Imbiss gilt. Gesundheitsbewusste hierzulande ersetzen die Mayonnaise durch Quark.
Der Pflanzensaft der Ringelblume lindert bei Verbrennungen die Schmerzen und wirkt hautheilend, desinfizierend sowie abschwellend. Haben Sie die Möglichkeit, einen Tee zuzubereiten, können Sie auch Kompressen mit starkem Tee verwenden. Übergiessen Sie zwei gehäufte Teelöffel Zungenblüten mit einer Tasse (150 ml) heissem Wasser. Nach 10 Minuten durch ein Teesieb geben. Zur Behandlung von Sonnenbrand und leichten Verbrennungen werden Kompressen mit dem Tee durchtränkt, auf die Wunden gelegt und mehrmals täglich gewechselt. Soforthilfe aus der Pflanzenwelt bei Sonnenbrand
1 TL getrocknete oder 2-3 TL frische Blüten mit 1/4 l kochendem Wasser übergiessen, 10 Min. ziehen lassen, abseihen.
In der Volksmedizin wird der wärmende, schweisstreibende Tee immer wieder als gutes Frauenmittel verwendet. 2-3 Tassen täglich in der Woche vor der Menstruation trinken, damit sich der Zyklus reguliert.
Der Aufguss eignet sich auch als Haarspülung, Badezusatz, Spül- und Gurgelwasser bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum und für Umschläge zur Wundbehandlung. Zudem ist er eine Wohltat für schmerzende Füsse.