Von Winterwetter und trockener Luft strapaziert, braucht die Haut im Winter besondere Zuwendung. Fühlen Sie sich auch in der kalten Jahreszeit wohl in Ihrer Haut: Heilpflanzen und Naturkosmetik mit pflanzlichen Extrakten bieten sanfte Pflege.
Autorin: Dr. C. Rawer, 02.14
Bester Winterschutz für die Haut: Ringelblume, Minze, Mittagsblume, Malve und Roter Sonnehut
Wer empfindliche Haut hat, weiss: Trockenheit ist ihr grösster Feind. Bei Kälte und trockener Raumluft muss sie mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt werden, bei tiefen Temperaturen eventuell auch mit einer fetthaltigeren Creme als sonst. Die Haut braucht Unterstützung, um geschmeidig und straff zu bleiben und die natürliche Barrierefunktion aufrechtzuerhalten, die Schutz vor Krankheitserregern bietet.
Erkrankungen, die mit trockener Haut einhergehen, wie Neurodermitis oder Schuppenflechte, verschlimmern sich oft in der Winterzeit. Sie gilt bei Hautärzten geradezu als «Neurodermitis-Saison». Nicht bei allen, aber bei vielen Menschen mit Schuppenflechte kommt es in den kalten Monaten zu stärkeren Schüben. Und empfindliche Rosacea- Haut leidet unter Kälte, Trockenheit und Temperaturschwankungen ebenso wie unter starker UV-Strahlung in höheren Lagen.
Die Wilde Malve (Malva sylvestris) gehört zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt und ist schon seit Jahrhunderten als Heilpflanze bekannt – auch und insbesondere für Haut und Haar. Malvenextrakte gelten als sehr mild und werden auch von empfindlicher, angegriffener und entzündeter Haut gut vertragen. Sie wirken beruhigend und harmonisierend, glättend und weich pflegend. Zudem haben die Inhaltsstoffe der Malve entzündungshemmende, reiz- und schmerzlindernde Eigenschaften.
Gegen rote Äderchen ist eine Malvenblütenkompresse sehr effektiv. Malve in Form von Waschungen, Bädern und auch Kompressen hilft bei trockener, entzündlicher Haut, Neurodermitis, Psoriasis, Ekzemen und Juckreiz. Doch wer reine Malve in der täglichen Kosmetik verwenden will, muss die getrockneten Blüten schon selbst zubereiten (Tee fünf bis zehn Minuten, einen kalten Auszug fünf bis zehn Stunden ziehen lassen).
Bei den Naturkosmetik-Herstellern scheint sie aus der Mode gekommen. Nur wenige Produkte mit Malvenextrakten, meist in Mischung mit anderen Pflanzenessenzen und -ölen, werden angeboten.
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Ein relativer Neuling sowohl in Europa als auch in der Naturkosmetik ist die Mittagsblume Mesembryanthemum crystallinum, auch Eisblume, Eiskraut, Kristall- Mittagsblume oder Sodapflanze genannt. Nicht zu verwechseln ist sie mit anderen «Mittagsblumen», z.B. der Essbaren Mittagsblume Carpobrotus edulis, der man oft im Mittelmeerraum begegnet, oder der in Steingärten beliebten Staude Delosperma. Sie sind zwar alle Mitglieder der Familie Mittagsblumengewächse, gehören jedoch verschiedenen Gattungen an.
Die Kristall-Mittagsblume stammt ursprünglich aus Südafrika und gelangte erst im 18. Jahrhundert nach Europa und Amerika, im 19. Jahrhundert auf die Kanarischen Inseln. In den 1990er-Jahren gab es erste positive Erfahrungsberichte über die Anwendung von Mittagsblumen-Extrakten auf der Haut.
Die Apothekerin Sabine Ellsässer, Autorin eines Fachbuches zum Thema Körperpflegekunde und Kosmetik, urteilte 2008: «Die Stoffe, die das Überleben der Pflanze in unwirtlichen Gegenden sichern, können in der Dermatologie und Kosmetik gewinnbringend genutzt werden. Zubereitungen mit Mittagsblumenextrakt wirken beruhigend, pflegend und reizlindernd, vermindern Juckreiz, er höhen die Hautfeuchtigkeit, verbessern die Barrierefunktion und sind bei trockener Haut, Neurodermitis, Alters- und Kinderhaut zu empfehlen.»
Kleinere Studien und Anwendungstests belegten die gute Verträglichkeit sowie die erstaunlichste Eigenschaft der Mittagsblume: Das Spektrum ihrer Inhaltsstoffe zeigt eine Verwandtschaft zu den Substanzen, die in der menschlichen Haut Feuchtigkeit anreichern, den sogenannten «natural moisturizing factors» NMF. Bei trockener und sehr trockener Haut bewirken die Pflanzenstoffe eine schnelle und nachhaltige Feuchtigkeitsanreicherung. Auch lindern sie Juckreiz, Schmerz, Schwellung und Rötung der Haut.
Nicht wegzudenken aus dem Reigen der Heilpflanzen für die Haut ist der Klassiker Ringelblume (Calendula officinalis). Ringelblumenblüten enthalten ein kompliziertes Vielstoffgemisch, unter anderem aus ätherischen und fetten Ölen, Carotinoiden, Flavonoiden und Saponinen. Ihre Inhaltsstoffe töten verschiedene Bakterien, Pilze und Viren ab. Sie wirken abschwellend, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Zudem fördern und beschleunigen sie die Wundheilung, so dass Ringelblumen- Präparate gerne bei kleinen Verletzungen, schlecht heilenden Wunden, leichten Verbrennungen oder schmerzhaften Nagelbettentzündungen eingesetzt werden.
Gute Wirkung zeigen sie auch bei Ekzemen, gereizter, entzündeter oder unreiner Haut sowie bei Neurodermitis. Die Ringelblume ist auch ein Tipp für Gärtnerinnen und Gärtner – nicht nur im Beet: Cremt man die Hände nach der Gartenarbeit mit einer guten Ringelblumencreme ein, sorgt dies nicht nur für Pflege, sondern auch dafür, dass sich kleine Risse nicht entzünden.
Der (kleine) Nachteil der Ringelblume: Sie gehört zu den Korbblütlern, die irritative oder allergische Reaktionen hervorrufen können. Allerdings ist dies bei der Calendula sehr selten, denn ihr fehlen die Inhaltsstoffe, die am häufigsten für solche Reaktionen verantwortlich sind, die Sesquiterpenlaktone. Eine qualitativ hochwertige Ringelblumensalbe soll übrigens ausschliesslich aus den Einzelblüten hergestellt werden. Die Mitverwendung von Kelchblättern oder Stängelanteilen scheint das Allergierisiko zu erhöhen.
Ringelblumenblüten werden hauptsächlich in Salben, Cremes und Tinkturen verarbeitet. Praktisch in jeder Drogerie findet man eine Ringelblumencreme – sollte dabei aber auf die Inhaltsstoffe achten. Da können durchaus einmal Schweineschmalz, Mineralöle, Parfümstoffe oder Alkohole dabei sein, also Substanzen, die nicht unbedingt in natürliche Kosmetik gehören und potenziell z.B. Mitesser und Akne fördern.
Echinacea purpurea (dt. Roter Sonnenhut) kennen wir heute vor allem als das Immunsystem stimulierende und somit vor Erkältungen und grippalen Infekten schützende Pflanze. Besonders die enthaltenen Alkamide (auch: Alkylamide) beeinflussen die körpereigene Abwehr, indem sie die Produktion von T-Helferzellen und weissen Blutkörperchen erhöhen und entzündliche Botenstoffe blockieren.
Ursprünglich jedoch – und so lernte auch Alfred Vogel den Sonnenhut bei den nordamerikanischen Sioux kennen – wurde er hauptsächlich zur Wundheilung und zur Behandlung von Hautkrankheiten eingesetzt. Seine Wirkung in diesem Bereich beruht auf abschwellenden, keim- und entzündungshemmenden Effekten. Vermutet wird auch eine lokale Anregung von unterschiedlichen Zelltypen in der Haut. Die für die Wundheilung wichtigen Fibroblasten werden vermehrt aktiviert und die Bildung von Wachstumsfaktoren gefördert.
Aus Echinacea purpurea gewonnene Extrakte werden in der Kosmetik bei sensibler und gereizter Haut verwendet. Insgesamt werden ihr ähnlich viele positive und pflegende Eigenschaften zugeschrieben wie der Kamille. Wie bei Kamille und anderen Korbblütlern auch, besteht eine – sehr geringe – Allergisierungsgefahr.
Regenerationsfördernde Echinacea-Cremes werden auch bei Neurodermitis und Rosacea empfohlen (von Tropfen wird abgeraten, da diese i. d. R. Alkohol enthalten). Bei Psoriasis gibt es unterschiedliche Meinungen: Häufig wird von positiven Effekten berichtet, andere Stimmen halten den Einsatz bei
Schuppenflechte wegen der immunstimulierenden Wirkung nicht für angebracht.
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Laut der Zeitschrift «Natur und Heilen» sind Echinacea-Extrakte auch zur Vorbeugung von Sonnenallergien einsetzbar. Eine deutsche Drogistin fand heraus, dass die Einnahme von Echinacea-Tropfen eine Woche vor Antritt und während der Ferien die lästige «Mallorca-Akne» gar nicht erst auftreten lässt. Inzwischen wurde diese Methode von vielen Betroffenen offenbar erfolgreich ausprobiert. Auch wenn die Allergie bereits ausgebrochen ist, sollen die Echinacea-Tropfen rasche Linderung bringen.
Neuerdings sehr beliebt in der Hautpflege sind Pfefferminze (Mentha piperita) bzw. Wasserminze (Mentha aquatica) und andere Minzearten. Früher war Minze wegen ihres erfrischenden Geschmacks am ehesten in Zahnpasta zu finden, heute wird sie vielseitiger eingesetzt. Kosmetische Produkte mit Minze sind jedoch eher für leicht fettende als für trockene Haut geeignet.
Die arzneiliche Wirkung der Minze beruht hauptsächlich auf ihrem hohen Gehalt an ätherischen Ölen. Der grösste Anteil, 50 bis 80 Prozent, ist Menthol, das der Pflanze den charakteristischen Geruch verleiht. Ausserdem enthält Minze Menthon, Flavonoide, Gerb- und Bitterstoffe.
Ihre Wirkung wird als keimtötend, entzündungshemmend, krampflösend, schmerzstillend und beruhigend beschrieben. In der Phytotherapie wird Pfefferminzöl gerne bei Schwindel, Reiseübelkeit, Herzklopfen und Schwächegefühlen verwendet. Bei Spannungskopfschmerzen helfen einige Tropfen Pfefferminzöl ebenso schnell und effektiv wie eine Schmerztablette (Paracetamol).
Für den naturheilkundlichen Einsatz gilt aber wie bei allen stark riechenden ätherischen Ölen: Bei Säuglingen und Kleinkindern nicht verwenden!
Auch die Wirkung von Pfefferminzöl gegen Juckreiz ist gut dokumentiert – vielleicht ein Grund, warum es in vielen Produkten für unreine oder gereizte Haut zu finden ist. Minze gilt als klärend und reinigend. Abgekühlter Pfefferminztee ergibt ein gutes Gesichtswasser; Pfefferminzöl auf juckenden Stellen beruhigt die Haut.