Es ist kein Wunder, dass der prächtige Rote Sonnenhut (lat. Echinacea purpurea) bereits den Ureinwohnern Nordamerikas ins Auge fiel: Eine Prärie oder Waldlichtung mit den auffälligen purpurfarbenen Blüten muss ein unvergesslicher Anblick gewesen sein. Heute ist uns die schöne Staude vor allem als äusserst wertvolle und vielseitig einsetzbare Heilpflanze ein Begriff. Der Rote Sonnenhut (Echinacea purpurea) enthält entzündungshemmende und immunstimulierend Inhaltsstoffe und schützt vor Erkältungen und grippalen Infekten.
Autorin: Dr. Claudia Rawer
Der Rote Sonnenhut, Echinacea purpurea, stammt wie seine acht Schwesternarten aus dem östlichen und zentralen Nordamerika. Die hohe Staude trägt kegelförmige oder rundliche Blütenköpfe, deren meist orangefarbene oder rötliche Spreublätter an kleine Igelstacheln erinnern. Daher kommt auch der botanische Name Echinacea, als Ableitung vom griechischen «echinos», was Seeigel bedeutet. Umgeben sind diese Igelköpfchen von einem Strahlenkranz von Zungenblüten, die sich oft leicht nach unten biegen und in Farben von hellstem Rosa über leuchtendes Pink bis dunkles Purpur brillieren, in auffälligem Kontrast zu den dunkelgrünen Blättern. Auch als Kegelblume oder Igelkopf bekannt, wird der Korbblütler oft als Scheinsonnenhut bezeichnet, um ihn von der nahe verwandten, meist gelb blühenden Gattung Rudbeckia zu unterscheiden.
Für die indigenen Stämme des Ostens und der Prärien Nordamerikas, unter vielen anderen die Oglala Lakota, Cheyenne, Omaha, Kiowa und Comanche, war Echinacea eine der wichtigsten Medizinalpflanzen. Über die vielen Anwendungsmöglichkeiten berichteten sie europäischen Einwanderern, Händlern und Trappern; später, im frühen 20. Jahrhundert, auch Ethnobotanikern. Der Sonnenhut wurde als vielseitiges Schmerzmittel bei Hals-, Magen- und Zahnschmerzen eingesetzt, als entzündungshemmendes Medikament bei Verletzungen und schlecht heilenden Wunden bis hin zu Blutvergiftungen, Schlangenbissen und Tollwut, bei sämtlichen Symptomen, die mit einer Grippe oder Erkältung verbunden sein können, zur Behandlung von Hautkrankheiten, sowie als Stärkungsmittel, z.B. bei Pockeninfektionen. Verwendet wurden gekaute oder gequetschte Wurzeln, z.B. in Breiumschlägen, gekaute Blätter oder Tee aus frischen Blüten, Blättern und Wurzeln.
Offenbar erfolgreich: Der Botaniker Prof. Kelly Kindscher (Universität Kansas) konnte nachweisen, dass die Pflanze von 19 Stämmen allein der indigenen Prärie-Einwohner sowie von vielen anderen Stämmen im Osten und Südosten der heutigen USA angewendet wurde. Schon die Entdecker Lewis und Clark schickten 1805 Wurzeln und Samen der Medizinalpflanze an den damaligen Präsidenten Thomas Jefferson – bemerkenswert deswegen, weil dies nur Waren von «höchstem wissenschaftlichem oder ökonomischem Wert» widerfuhr, so Kindscher. Und nicht umsonst ist Echinacea (nicht nur) bei den Ureinwohnern Nordamerikas bis heute im Gebrauch.
Ernte des Roten Sonnenhutes bei A.Vogel
Im späten 19. Jahrhundert erfuhr der deutsche Einwanderer H. C. F. Meyer von der Pflanze und führte sie – als «Meyers Blutreiniger» – in die Naturheilkunde der USA ein. In Europa kannte man die Sonnenhut-Arten zunächst als Zierpflanze; das medizinische Potenzial wurde erst in den dreissiger Jahren des 20. Jahrhunderts entdeckt und sehr viel später auch wissenschaftlich untersucht. Wie so oft, spielte der Schweizer Naturheilkundler Alfred Vogel auch hier eine Vorreiterrolle: Gerne erzählte Vogel die Geschichte, wie er die ersten Samen der Echinacea purpurea (auf Lakota Ichahpe hu) Anfang der 1950er-Jahre vom Lakota-Häuptling Ben Black Elk geschenkt bekam. In der Folge machte er sich um den Anbau der Pflanze in der Schweiz verdient.
Wegen seiner positiven Wirkung auf das Immunsystem, besonders bei Erkältungen und anderen durch Viren ausgelösten Infekten, wurde der Rote Sonnenhut zu einer von Alfred Vogels Lieblingspflanzen – und in der ganzen Schweiz bekannt.
Das wichtigste Einsatzgebiet von Echinacea-Präparaten ist heute die Verhinderung von Erkältungen und grippalen Infekten (ein Mitteleuropäer macht durchschnittlich immerhin zwei bis fünf sogenannte grippale Infekte pro Jahr durch) und schwereren Infektionen wie der Grippe (Influenza) sowie die Linderung von Symptomen, wenn bereits eine Ansteckung stattgefunden hat.
Von den insgesamt neun Arten der Gattung Echinacea, die in den mittleren und südöstlichen Teilen der USA heimisch sind, sind einige weit verbreitet, während andere nur in auf eng begrenzten Gebieten vorkommen. Die grösste medizinische Bedeutung erlangten naturgemäss die drei am weitesten verbreiteten und häufigsten Arten: neben dem Roten oder Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea) der Blassfarbene Sonnenhut oder Prärie-Igelkopf (Echinacea pallida) und der Schmalblättrige Sonnenhut (Echinacea angustifolia). Von den Ureinwohnern wurde – je nach Herkunft der Stämme – mal die eine, mal die andere Art häufiger verwendet.
Heute jedoch wird für arzneiliche Zwecke überwiegend der Rote Sonnenhut genutzt; die beiden anderen Arten haben an Bedeutung verloren.
Echinacea-Blüte: Wichtig auch für Wildbienen und Schmetterlinge.
Das hat gute Gründe. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen der Echinacea gehören neben ätherische Ölen Kaffeesäurederivate, Polysaccharide und Glykoproteine, Polyine (eine Art von Kohlenwasserstoffen) und Flavonoide. Eine ganz besondere und sehr wichtige Rolle spielen die Alkylamide (auch: Alkamide), die zahlreiche immunmodulatorische und entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen.
Unterschiedliche Pflanzenarten enthalten jedoch unterschiedliche Inhaltsstoffe. Zudem finden zur Herstellung von medizinischen Echinacea-Produkten das frische blühende Kraut, die Wurzeln oder auch die gesamte Pflanze Verwendung. Kraut und Wurzeln von Purpur-Sonnenhut und Schmalblättrigem Sonnenhut weisen in etwa die gleichen Stoffgruppen auf, jedoch in unterschiedlicher Art und Zusammensetzung sowie in unterschiedlichen Mengen. Einige Beispiele: Die Alkamide in den Wurzeln des Roten Sonnenhutes sind andere als die im schmalblättrigen. Die Wurzel des Blassen Sonnenhutes Echinacea pallida enthält diese wichtige Wirkstoffgruppe in geringerem Umfang. Die Menge an Cichoriensäure (eine Kaffeesäure) ist in E. purpurea etwa zehnmal so hoch wie bei den beiden anderen Arten; auch im Roten Sonnenhut kommt die Substanz Echinacosid, die für E. angustifolia und E. pallida charakteristisch ist, vor. (Wobei zu berücksichtigen ist, dass auch solche Aussagen je nach Quelle unterschiedlich ausfallen.)
Nur in den Wurzeln von E. purpurea konnten in den 1990er-Jahren zwei Polysaccharide (Vielfachzucker) identifiziert werden, die ebenfalls als immunmodulatorisch gelten.
Sonnenhut ist also keineswegs gleich Sonnenhut. So nimmt es nicht wunder, dass von der Kommission E des deutschen Bundesgesundheitsamts 1989 nur das frische Kraut von Echinacea purpurea positiv bewertet wurde. Inzwischen sind jedoch viele Jahre vergangen, die neue und differenzierte Erkenntnisse gebracht haben.
Echinacea-Produkte gibt es auch in Form eines Heissgetränks zur kurzfristigen Behandlung von Erkältungskrankheiten sowie zur Vorbeugung bei Anfälligkeit gegen Erkältungskrankheiten.
Weitere Informationen: Immunsystem Funktionen: Wie und Warum
Die drei genannten Echinacea-Arten und aus ihnen gewonnene pflanzliche Arzneimittel sind seit Jahrzehnten Gegenstand von Dutzenden Studien. Dabei vergeht kaum ein Jahr, ohne dass wieder eine dieser Untersuchungen Schlagzeilen macht. Und diese lauten in schöner Regelmässigkeit entweder «Echinacea hilft nicht bei Erkältungen» oder «Echinacea hilft doch bei Erkältungen».
Woher dieses Verwirrspiel? Millionen Menschen, die mit der Einnahme von Echinacea-Produkten gute Erfahrungen gemacht haben, werden durch diese Meldungen immer wieder verunsichert. Die Antwort: Es werden in den vielen Studien leider viel zu oft die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen verglichen. Um nur einige Punkte zu nennen, die widersprüchliche Aussagen möglich machen:
Bei der Beurteilung der Wirksamkeit von Echinacea-Präparaten kommt es auf die verwendeten Pflanzenarten und -teile, die Zubereitungsformen sowie auf den Zustand der Pflanzen an.
Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren, die Studien nicht miteinander vergleichbar oder wenig aussagekräftig machen. Daher sagen z. B. Dr. Karin Ardjomand-Wölkart und Prof. Rudolf Bauer von der Karl-Franzens-Universität Graz, die viel über Echinacea geforscht haben: «Die klinische Studienlage ist bei Echinacea-Präparaten immer noch nicht zufriedenstellend. Es deuten zwar viele Studien auf eine Wirkung hin, insbesondere bei Zubereitungen aus dem Kraut von E. purpurea.» Und fordern: «In Zukunft sollten klinische Studien mit klar definierten Produkten gemacht werden.»
Immerhin gibt es eine Reihe von Untersuchungen, die wissenschaftlichen Kriterien standhalten und aufgrund derer seriöse Aussagen zur Wirkung von Echinacea purpurea getroffen werden können. So wurde beispielsweise eine Studie zur Erkältungsprävention mit dem Roten Sonnenhut 2006 als eine der 25 besten wissenschaftlichen Arbeiten des Jahres 2006 ausgezeichnet. Sie wurde von Forschern aus der Schweiz und aus Grossbritannien gemeinsam durchgeführt und erbrachte erstmals den Beweis, dass ein bestimmtes Präparat aus Echinacea purpurea auch vorbeugend gegen grippale Infekte wirkt.
Ausserdem ist inzwischen nachgewiesen:
Echinacea purpurea (Roter Sonnenhut) wirkt modulierend auf das Immunsystem. Das bedeutet, die Zellen unseres Abwehrsystems werden dazu angeregt, auf moderate und langanhaltende Weise aktiv zu werden, sobald – und nur wenn – der Körper mit Erregern in Kontakt kommt, vor allem bei Stress, Schlafmangel und bei Rauchern. Aber warum braucht unser Immunsystem überhaupt Hilfe?
Das gewaltige Schutznetz in unserem Körper, das wir Immunsystem oder Körperabwehr nennen, ist darauf ausgelegt, Erreger abzufangen, unschädlich zu machen und abzutransportieren. Das Ganze funktioniert im Prinzip wie ein ausgezeichnet organisiertes Unternehmen: Transport, Produktion, Lager, Logistik und Sicherheitsabteilung sind bei einem gut ausgebildeten Immunsystem auf dem neuesten Stand, miteinander vernetzt und strategisch ausgerichtet.
Die Körperflüssigkeiten (Lymphe und Blut) und Organe (u.a. Schleimhäute, Haut, Atemwege, Mandeln, Milz, Knochenmark und Darm) des Immunsystems bergen Immunzellen, bis sie zum Einsatz kommen. Meist stehen sie an Stellen, die viele Erreger passieren müssen – so können die Wachtposten schnell gegen diese vorgehen. Mindestens ein Dutzend verschiedene Arten von Zellen kommunizieren mittels Botenstoffen, spüren Eindringlinge auf, produzieren Antikörper zur Bekämpfung von Krankheitserregern und greifen infizierte (sowie Tumor-) Zellen an und zerstören sie.
Doch die so gut organisierte Firma in Schwung zu halten, ist immer wieder eine Herausforderung – speziell in Zeiten, wo die äusseren Umstände ungünstig sind. Feuchtkaltes Wetter, trockene Luft, nicht oft genug gelüftete und überheizte Räume, herzhaftes Händeschütteln mit ungewaschenen Händen oder allzu viele Küsschen-Küsschen-Umarmungen unter Freunden und Bekannten – schon haben die Erkältungsviren leichtes Spiel. Kommen Faktoren wie Stress, schlechter Schlaf, nicht angepasste Ernährung oder andere Erkrankungen – beispielsweise eine vorangegangene Erkältung mit einem anderen der 200 bekannten Erreger – hinzu, hat das nächste Virus ein neues Opfer gefunden.
Das Immunsystem, so unermüdlich es arbeitet, kann nicht alle dieser Einflüsse ausschalten. Hilfe bei der Regulierung der Immunantwort in diesen stressigen Zeiten ist also willkommen. Genau diese kann der Rote Sonnenhut offenbar am besten leisten.
Seit den 1950er-Jahren setzte der bekannte Schweizer Naturheilkundler Alfred Vogel auf den Purpur-Sonnenhut. Die aufgeführten Forschungsergebnisse belegen, wie recht er damit hatte. Doch nicht nur das: Er bestand darauf, seine Präparate aus frischen Pflanzen herzustellen, da sie «einen grösseren Wirkungsradius haben als solche aus getrockneten» und «Frischpflanzenpräparate bedeutend schneller, stärker und tiefer wirken als dies bei Präparaten aus getrockneten Pflanzen möglich ist». Auch hier lag der Naturheilkunde-Pionier richtig: Bereits 1994 konnte gezeigt werden, dass ein Frischpflanzenextrakt aus dem Roten Sonnenhut fast dreimal so viele Alkamide enthält wie ein Produkt aus getrocknetem Material.
2013 konnte erstmals durch eine kanadische Forschungsgruppe belegt werden, dass die frische Pflanze zehnmal besser gegen Viren wirkt als die getrocknete, denn mit ihr steht die Gesamtheit aller Inhaltsstoffe zur Verfügung.
Durch Trocknung verlorengegangene Inhaltsstoffe, z.B. flüchtige wie ätherische Öle, Terpene, Glykoside und wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe sind nicht ersetzbar. Dies gilt natürlich auch und gerade für Präparate aus Echinacea purpurea mit ihrem komplexen und praktisch einmaligen Wirkstoffgemisch.
Naturheilkunde-Pionier Alfred Vogel (1902 - 1996) mit seiner Lieblingspflanze, dem Roten Sonnenhut (lat. Echinacea purpurea).
Nicht nur aus der Hausapotheke, auch aus vielen Gärten ist der Rote Sonnenhut nicht mehr wegzudenken. Genügsam und pflegeleicht, blüht die mehrjährige Staude unermüdlich von Sommer bis Herbst. Sonnenhut eignet sich bestens für Steingärten oder Staudenrabatten und ist auch als Schnittblume für die Vase sehr beliebt. Er ist bis zu -40 °C winterhart. Selbst die abgeblühten Stängel mit ihren «igeligen» Samenständen sind bis in den Winter hinein eine attraktive Zierde im Garten – und erfreuen Vögel mit leckerem Futter. Natürlich können auch der Blasse (E. pallida) und der Schmalblättrige Sonnenhut (E. angustifolia) im Garten gepflanzt werden. Doch der Rote Sonnenhut ist nicht nur die medizinisch wirksamste, sondern auch die optisch attraktivste Art. Von ihr gibt es die meisten neuen Züchtungen und Varianten. Nicht zu verwechseln sind die amerikanischen Sonnenhut-Arten mit der meist gelb blühenden Rudbeckia.
Echinacea angustifolia (li.) und Echinacea pallida (re.)
In ihrer ursprünglichen Heimat, den trockenen Gebieten Mittel- und Nordamerikas, wachsen die pink- bis purpurfarbenen Stauden mit dem dunkelgrünen Laub auf Prärien, in steinigen Hügellandschaften und Geröllfeldern sowie in offenen Waldgebieten. Daher brauchen sie bei uns vor allem eines: Einen warmen, sonnigen Standort mit nährstoffreichem, gut durchlässigem Boden. In schattigeren und nassen Lagen fällt die Blüte spärlicher und weniger schön aus. Mit Winter- und Staunässe kommt Sonnenhut allgemein nicht so gut zurecht; im Zweifelsfalle sollte man an eine gute Drainage denken. In eher kühlen Regionen kann eine Mulchschicht die Pflanzen im Frühjahr vor Kälte schützen. Heisse Tage und auch Trockenperioden überstehen die Sonnenhüte, einmal etabliert, gut und müssen kaum gegossen werden.
Echinacea-Arten wachsen horstartig und werden bis zu 150 Zentimeter hoch. Mit ihrem schwarzen, rhizomartigen Wurzelstock verankern sie sich fest in der Erde. Am passenden Fleck treiben sie Jahr für Jahr neu aus und vermehren sich durch Versamung. Unerwünschte Sämlinge können leicht entfernt werden. Nach der Aussaat oder dem Setzen von Jungpflanzen sollte regelmässig gegossen werden (später ist das nicht mehr nötig), damit sich die Pflanzen gut einwurzeln. Winterschutz braucht der Rote Sonnenhut kaum, allenfalls etwas Mulch; für ein wenig Kompost im Frühjahr ist er dankbar. Nach mehreren Jahren braucht die Staude eine Verjüngung. Dazu wird der Wurzelballen im März ausgegraben und mit dem Spaten in mehrere Stücke geteilt. Alle Teile können neu eingepflanzt werden und wachsen schnell wieder an.
Setzling einer Echinacea-Pflanze.
Unter guten Bedingungen blüht der Rote Sonnenhut ausdauernd und mit vielen, immer wieder neu austreibenden Blüten. Setzt man etwa sieben bis acht Pflanzen pro Quadratmeter, ist das schon ein ganz hübsches kleines Blütenmeer. Lange Zeit beschäftigten sich die Züchter wenig mit der Pflanze, so dass es im Handel hauptsächlich Pflanzen mit weissen und purpurfarbenen Blüten gab. Doch in den letzten 20 Jahren wuchs die Zahl der Züchtungen aus Echinacea purpurea auf weit über 100 Sorten mit den unterschiedlichsten Farben und Blütenformen an. In sanftem Melonengelb blüht E. purpurea «Aloha», in schillernden Orange- und Rosatönen «Rainbow Marcella». Tomatenrot wie ihr Name kommt «Tomato Soup» daher, in kräftigem Altrosa «Raspberry Truffle». Strahlendes Weiss zeigen «Avalanche» und «Weisser Schwan».
Verwechslungsgefahr mit Rudbeckien besteht z.B. bei E. purpurea «Leilani» und «Now Cheesier», wobei letztere mit strahlend gelben Zungenblüten und grünem Igelkopf eine sehr attraktive Sorte ist. Die angebliche Züchtung einer blauen E. purpurea («Blueberry Pie») stellte sich leider als Aprilscherz heraus. Doch Knalleffekte lassen sich auch mit den kräftig roten Sorten «Hot Lava» und «Indian Summer» erzielen.
So schön das Spiel mit Farben und Formen sein mag, sollte man bei vielen dieser Züchtungen jedoch daran denken, dass sie für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge häufig nicht so attraktiv sind wie das Original. Gefüllte Sorten erweisen sich zudem oft als weniger robust. Möchte man eine Farbexplosion im Staudenbeet, kann man das z.B. auch durch Kombination des „normalen“ Roten Sonnenhuts mit Steppensalbei (Salvia nemorosa), Prachtscharte (Liatris spicata), Duftnessel-Sorten (Agastache) oder Goldmelisse (Monarda) erreichen. Zarter und sehr naturnah wirkt eine Zusammenstellung von Rotem Sonnenhut und Gräsern.
Echinacea purpurea ist Nahrungsquelle für Honig- und Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und andere Brummer. Schmetterlinge von Admiral bis Zitronenfalter fühlen sich von den igeligen Blütenköpfen magisch angezogen. Zwar sollte man während der Blütezeit regelmässig ausputzen, damit die Pflanzen reichlich neue Knospen bilden, doch die letzten Stängel mitsamt den ausgereiften Samen lässt man am besten über den Winter stehen: Das ist nicht nur dekorativ, sondern dient auch Insekten als Unterschlupf sowie Vögeln als Futter. Bodennah abschneiden kann man sie dann im Frühjahr kurz vor dem Neuaustrieb. Auch Schnecken und Wühlmäuse finden im wahrsten Sinne des Wortes Geschmack an den anziehenden Pflanzen. Deswegen sollte man vor allem das frische Frühlingsgrün regelmässig überprüfen, auf Frassspuren achten und Schnecken gegebenenfalls absammeln.