Sommerliche Hitze kann schön sein, aber auch belasten. Gut zu wissen, welche pflanzlichen Helfer uns auf angenehme Weise „runterkühlen".
Autorin: Anja Rech, 07/20
Die Nummer eins unter den kühlenden Pflanzen ist wohl die Pfefferminze. Viele Wüstenvölker machen es uns vor. Sie trinken den Tee daraus den ganzen Tag über und zu jeder Gelegenheit. Er kühlt dank seiner ätherischen Öle und weitet die Gefässe ein bisschen. Dadurch ist Hitze sehr viel leichter zu ertragen. In Nordafrika wird der Pfefferminztee übrigens nicht kalt getrunken. Was zuerst paradox klingt, lässt sich leicht erklären. Kalte Getränke müssen im Körper zuerst erwärmt werden. Das liefert dem Organismus ein ganz falsches Signal. Er meint jetzt, zusätzliche Wärme produzieren zu müssen, und uns wird noch wärmer. Sehr heisse Getränke bringen uns ebenfalls ins Schwitzen. Deshalb wird Pfefferminztee am besten lauwarm und in kleinen Schlucken getrunken. So wird nur ein ganz leichtes Schwitzen erzeugt. Und der hauchfeine Schweissfilm auf der Haut sorgt dann für eine wunderbare Abkühlung.
Anwendung: Für eine Tasse Tee werden vier bis fünf frische Blätter mit 300 ml kochendem Wasser übergossen. 10 Minuten ziehen lassen. Etwas abkühlen lassen und nach Geschmack mit Honig süssen.
Zu den «Coolen» gehört auf jeden Fall auch der Salbei. Sehr wirksam sind die Blätter vor allem gegen übermässiges Schwitzen. Der genaue Mechanismus ist zwar noch nicht bekannt, doch man geht davon aus, dass die Inhaltsstoffe des Salbeis die Schweissproduktion an den Nervenenden der Schweissdrüsen bremsen. Der Effekt wird vor allem den enthaltenen ätherischen Ölen und Gerbstoffen zugeschrieben.
Zusätzlich wirkt Salbei leicht antibakteriell. Das hilft auch gegen eventuell sich bildende Gerüche. Wichtig für den Anti-Schwitz-Effekt ist allerdings, dass man nicht eine der zahlreichen Zuchtformen des Salbeis benutzt, sondern die medizinische, Salvia officinalis.
Anwendung: Eingesetzt werden kann Salbei äusserlich und innerlich. Bevorzugt man Tee, trinkt man über den Tag verteilt 2-3 Tassen. Zu empfehlen ist, die letzte Tasse kurz vor dem Zubettgehen zu trinken. Das Rezept: Ein bis zwei frische Salbeiblätter werden zerkleinert und mit 250 ml kochendem Wasser übergossen. Rund 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Hat man nur getrocknete Blätter zur Verfügung, nimmt man drei bis vier. In beiden Fällen gilt: Bei Hitze sollte der Tee eher lauwarm getrunken werden, um optimal zu wirken.
Äusserlich lässt sich Salbei gut für Waschungen einsetzen. Dazu 2 EL des Krauts mit 250 ml kochendem Wasser übergiessen und 10 Minuten ziehen lassen. Danach abseihen und die Flüssigkeit abkühlen lassen. Damit werden dann z.B. die Achselhöhlen direkt nach dem Duschen oder Baden abgewaschen. Nicht nachspülen. Auch bei Schweissfüssen oder ständig feuchten Händen ist ein Salbeisud genau richtig. Dazu 4-5 EL Kraut mit 1 l Wasser überbrühen. Nach 10 Minuten in eine kleine Wanne abseihen, etwas abkühlen lassen und darin die Füsse oder Hände rund 15 Minuten baden.
Ein Vollbad mit Salbei ist an heissen Tagen empfehlenswert. Am besten nimmt man es abends, denn es wirkt gleichzeitig beruhigend. Schöner Nebeneffekt: Es strafft auch die Haut. Für den Badezusatz 250 g Salbei in 4 l Wasser aufkochen, auf kleiner Flamme 20 Minuten ziehen lassen. Danach abseihen und in das Badewasser geben.
Ebenfalls sehr bewährt ist die Zitronenmelisse. Sie gleicht den Temperaturhaushalt des Körpers und balanciert das vegetative Nervensystem aus. Beide Effekte gemeinsam sorgen dafür, dass der erhitzte Körper etwas herunterkühlt; darum wird die Zitronenmelisse in der Naturheilkunde auch gegen Fieber eingesetzt. Im Sommer bietet sich Tee aus dem Kraut als köstliche Alternative zum Mineralwasser an.
Anwendung: Dazu 2 Handvoll frische oder getrocknete Zitronenmelisseblätter mit 1 l heissem (nicht kochendem) Wasser übergiesen und 10-15 Minuten ziehen lassen. Abseihen, kühl stellen. Vor dem Trinken den Saft einer halben Zitrone zugeben. Melissentee wirkt übrigens auch äusserlich kühlend und damit schmerzstillend, z.B. bei Insektenstichen. Dazu ein Baumwolltuch in den kalten Tee tauchen und die Stelle damit mehrfach betupfen.
An heissen Tagen schwächelt manchmal der Kreislauf. Man schwitzt nicht nur, sondern fühlt sich dazu auch noch schlapp. Dann ist ein Rosmarinbad eine prima Erfrischung.
Anwendung: Dazu rund 50 g Rosmarinnadeln in 1 l Wasser 15 Minuten kochen. Derweil das Badewasser einlaufen lassen. Das Wasser soll aber nicht kalt, sondern gut lauwarm sein. Der Rosmarin wird dann ins Badewasser abgeseiht. Im Anschluss höchstens 15 Minuten baden. Wichtig: Bei Bluthochdruck und für Schwangere ist ein Rosmarinbad nicht zu empfehlen.
Man kennt ihn aus Kindertagen: Beim Spielen auf der Wiese hat man mit einem Blättchen Sauerampfer seinen Durst vertrieben. Zusätzlich wirkt die Säure dieser Pflanze leicht zusammenziehend und hilft dem Körper so dabei, sich vor Austrocknung zu schützen.
Anwendung: Sauerampferblätter können einfach roh in einen Salat gegeben werden. Sie liefern auch eine gute Portion Vitamin C und Eisen. Zu viel von der Pflanze darf man allerdings nicht verzehren, denn sie enthält wie auch Rhabarber Oxalsäure und diese führt in grösserer Dosis zu Durchfall.
Einen direkt kühlenden Effekt hat der Sauerampfer äusserlich. Bei geschwollenen Knien nach einer Wanderung, bei Sonnenbrand oder kleinen Verbrennungen kann man aus den Blättern einen Umschlag machen und ihn auflegen. Aber bitte nicht auf offene Wunden geben.
Bei der Brennnessel denkt man zuerst an das Gegenteil von Kühlung. Aber genau dieser Effekt des Krautes hat eine lange Tradition. Schon im Mittelalter wurdein Europa das Auspeitschen mit Brennnesseln zur Behandlung von brennenden Schmerzen wie z.B. bei Rheuma eingesetzt. Interessanterweise gilt die Pflanze auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin als kühlende Pflanze. Sie wird dort bei sogenannten Hitzeerkrankungen verordnet. Neben Fieber zählen dazu vor allem entzündliche Prozesse.
Anwendung: Um Brennnesseln zu geniessen, eignet sich ein Kaltauszug. Dazu noch kleine, frische Blätter sammeln, in einen Krug geben und mit kaltem Wasser auffüllen. Für mindestens 8 Stunden ziehen lassen, abseihen und trinken. Das Getränk schmeckt leicht nussig, ganz anders als der Tee. Und es stärkt mit seinen Vitalstoffen zusätzlich den Stoffwechsel.
Ein wunderbares Getränk für schwüle Abende ist der Hopfenblütentee. Er beruhigt ähnlich wie ein Bier, ist also ein prima Schlummertrunk. Doch er erhitzt den Körper nicht wie alkoholische Getränke, sondern wirkt im Gegensatz kühlend. Die dafür verantwortlichen Inhaltstoffe sind Humulon, Humulen, ätherische Öle und Gerbsäure.
Anwendung: Für den Tee 1-2 TL Hopfenblüten (auch Hopfenzapfen genannt) mit 250 ml kochendem Wasser übergiessen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen.
Basilikum ist aus der italienischen Küche nicht wegzudenken. Aber das aromatische Kraut kann mehr. Mit seinen ätherischen Ölen, zu denen z.B. Cineol und Kampfer gehören, sowie entzündungshemmenden Enzymen kann Basilikum dem Körper auch Hitze entziehen.
Anwendung: Am besten gibt man einige frische Blättchen Basilikum ins Wasser. Auch ein aufgebrühter Basilikumtee hat eine gute Wirkung. Dazu 2 TL frische Blätter mit 250 ml kochendem Wasser übergiessen, zugedeckt 5 Minuten ziehen lassen, abseihen und lauwarm trinken.
Das Kraut wird meist zur Wundheilung oder bei Menstruationsproblemen empfohlen. Sein kühlender Effekt ist hingegen wenig bekannt. Ein Tee wirkt auserdem belebend.
Anwendung: Dazu 1-2 TL des Krauts mit 150 ml Wasser überbrühen, zugedeckt 10-15 Minuten ziehen lassen und abseihen. Am besten lauwarm trinken. Nach Belieben kann man den Tee auch mit etwas kohlensäurehaltigem Mineralwasser zum Prickeln bringen oder mit Zitronensaft verfeinern. Wichtig: Schwangere sollten die Schafgarbe meiden, denn sie kann vorzeitige Wehen fördern.