Der Klimawandel scheint auch in unseren gemässigten Breiten zu höheren Temperaturen und längeren Trockenperioden zu führen. Grund genug, sich gut auf kommende Hitzewellen vorzubereiten.
AutorInnen: Heike Mühldorfer, Tino Richter
Der Sommer 2018 war sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland der heisseste seit der Wetteraufzeichnung. Forscher des Helmholtz-Zentrums München konnten eine signifikante Zunahme des relativen Herzinfarktrisikos bei Hitze feststellen. Patienten mit Diabetes oder erhöhten Blutfettwerten waren besonders häufig betroffen. Es gilt also, auch diesen Sommer vorsichtig zu sein und bei Hitze grössere Anstrengungen zu vermeiden.
Unsere Tipps zum Umgang mit Hitze:
Die Hitze weitet die Blutgefässe, das belastet den Kreislauf, sorgt aber dafür, dass Wärme aus dem Körper abgeführt werden kann. Schwitzen erhöht den Kühleffekt. Dabei verliert der Körper Mineralstoffe und Wasser. Die Flüssigkeit muss möglichst regelmässig «nachgefüllt» werden. Eine Karaffe mit Wasser und Gurke, Beeren oder Zitrone, Saftschorle oder auch alkoholfreies Bier liefern notwendige Elektrolyte. Kaffee regt zwar den Kreislauf an, lässt ihn aber schnell wieder absacken. Alkohol ist nicht geeignet, er belastet den Kreislauf und entzieht dem Körper zusätzlich Flüssigkeit. Leichtes Essen entlastet den Organismus, dazu gehören Melone, Beeren, Gurken oder Kaltschalen und Smoothies sowie Gerichte mit Joghurt.
Auch wenn der Eistee lockt und im ersten Moment besonders erfrischend wirkt, gegen Durst hilft Lauwarmes besser. Dann muss der Körper keine Energie aufwenden, um Wasser oder Schorle auf die etwa 37 Grad Körpertemperatur zu bringen. Aber auch das Wie ist entscheidend: in kleinen Schlucken trinken. Und vor allem mehr als sonst, eher drei Liter über den Tag verteilt, um durchs Schwitzen verlorene Flüssigkeit wieder aufzufüllen.
Wie beim Trinken gilt auch beim Duschen: lauwarm ist besser! Dadurch wird der Körper sanft gekühlt. Bei einer eiskalten Dusche würde zuerst die Durchblutung der Haut gedrosselt, um die Wärme im Körperinnern zu halten. Um diesen Prozess zu regulieren, würden dann die Gefässe geweitet, die Haut würde sehr stark durchblutet – und dadurch schwitzt man erst recht.
In Spanien oder Italien findet das Leben vormittags und dann wieder am späten Nachmittag bis spät in die (laue) Nacht statt. Über die Mittagszeit ist also Siesta angesagt. Wer Glück hat, kann die Pause mit dem Arbeitgeber vereinbaren. Wer trotzdem während der grössten Hitze unterwegs sein muss, hüllt sich wie die Menschen aus tropischen Gefilden in locker sitzende, flatternde Gewänder. Damit funktioniert der Wärmetausch besser. Also lieber Flatterrock, Leinen- oder Pluderhose und eine weite Bluse oder ein weites Hemd anziehen als enge Hosen oder T-Shirt.
Es empfiehlt sich zudem, morgens die Fenster der Wohnung zu öffnen, wenn die Luft noch kühl ist. Sobald sich die Luft erwärmt, sollten die Fenster geschlossen und die Rollläden heruntergelassen werden.
Zu grosse Hitze kann dazu führen, dass der Kreislauf überlastet ist. Vorsicht ist geboten, wenn sich Erschöpfung, Übelkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen oder Schwindelgefühle einstellen. Dann hilft nur: Ab in den Schatten oder in den kühlsten Raum im Haus, sofort etwas trinken und Salzstangen knabbern oder Melone essen. Steigt die Temperatur in den Räumen dauerhaft auf über 25 Grad, sollten Medikamente gekühlt werden, z.B. im Gemüsefach des Kühlschranks. Denn Salben und Cremes trennen sich bei hohen Temperaturen rasch in ihre Bestandteile. Medikemente können zudem zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlen führen.
«Wenn in unserem grünen Land, das nicht arm an Kälte und Niederschlägen ist und eigentlich keine Dürre kennt, zur Sommerzeit der Seufzer laut wird: "Ach, diese Hitze", dann erinnert mich dies immer wieder an einen Besuch bei einem gastfreundlichen Beduinen, der sein Zelt mitten in der Wüste aufgeschlagen hat.
Vor Hitze vibrierte damals die Luft, und unter dem schwarzen Ziegenhaargewebe des Zeltbehanges mochte es im Schatten 40 Grad gehabt haben. Dennoch bewirtete mich der bärtige Mann, durch dessen Gesicht sich bereits die Furchen des Alters zogen, mit heissem Tee.
Erstaunt wollte ich wissen, was der Grund seines Vorgehens war, und erhielt die Antwort, dass es grundfalsch sei, bei grosser Hitze eisgekühltes Wasser zu trinken, da dieses, wie auch süsse Getränke, den Durst nur mehre, statt ihn zu stillen. Auch für die Gesundheit sei dieses Vorgehen schädigend.
Damals zweifelte ich noch an der Tatsache dieser Aussage, erhielt sie aber mit der Zeit durch entsprechende Erfahrungen bestätigt. Bei grosser Hitze helfen heisse Getränke oder saftige Früchte wirklich den Durst am besten stillen. Auch zieht man sich dadurch keine Erkältungen und Katarrhe zu, was möglich ist beim hastigen Genuss eisgekühlter Getränke.»
Aus: Alfred Vogel, "Der kleine Doktor" (Seite 730f.).
Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutz-Faktor (LSF 50) ist heute selbstverständlich. Wichtig sind UVA- und UVB-Filter, Duftstoffe reizen nur die Haut. Bitte grosszügig auftragen, vor allem auf Nase, Ohren, Lippen, Schultern und Fussrücken. Alle zwei Stunden oder nach dem Baden nochmal eincremen. Achtung: Mehrmaliges Auftragen von Sonnencreme frischt den Schutz nur auf, verlängert aber nicht die gesamte Zeitspanne. Und: Auch bei wolkenverhangenem Himmel ist die UV-Belastung oft sehr hoch. Am Meer ist die UV-Strahlung besonders hoch. Ohne Sonnenschirm ist Sonnenbrand vorprogrammiert.
Babys und Kleinkinder sollen im ersten und zweiten Lebensjahr gar nicht in die direkte Sonne und auch nicht mit Sonnenmilch eingecremt werden. Auch im Schatten immer mit Hütchen und Hemdchen schützen. Meer und heller Sandstrand reflektieren die Sonnenstrahlen, das verstärkt ihre Wirkung. Kinder am Strand deshalb am besten mit T-Shirt oder Hemd, Sonnenbrille, Hut samt Nackenschutz oder speziellem Sonnenschutz-Badeanzug ausstaffieren, die Schultern, Oberarme und Schenkel bedecken. Bei Sonnenschutzkleidung auf die Kennzeichnung achten: UV-Protection-Factor UPF 30 oder Prüfsiegel „UV-Standard 801“. Ein Sonnenbrand bei Kindern unter 16 Jahren erhöht das Risiko für Hautkrebs stark.
… und die Haut ist rot und schmerzt? Bei Sonnenbrand hilft vor allem Kühlen. Lauwarme Kompressen mit schwarzem Tee, starkem Tee aus Ringelblumenblüten oder Gurkensaft lindern. Wickel mit Quark oder Joghurt kühlen besonders gut. Aloe-Vera- Gele tun der Haut gut. Öl und fetthaltige Cremes bitte nicht auftragen. Falls sich Blasen bilden oder Fieber einstellt, unbedingt einen Arzt aufsuchen.