Die Wechseljahre sind für jede Frau eine Zeit der Umstellung. Ein spür- und sichtbares Zeichen sind Veränderungen der Haut. Durch das Absinken der Östrogenproduktion wird sie trockener und verliert an Elastizität. Auch Unreinheiten, Pickelchen und Ausschläge können zur Belastung werden. Gegensteuern lässt sich mit einer konsequenten Hautpflege, der richtigen Ernährung und einigen Naturheilmitteln.
Autorin: Annette Willaredt
Frauen haben von Natur aus zartere Haut als Männer – dank der weiblichen Geschlechtshormone. Diese Östrogene sind massgeblich an der Bildung von Kollagenen beteiligt, faserartigen Proteinen. In jungen Jahren bestehen rund 80 Prozent der Haut aus Kollagen. Solange die seilähnlichen Strukturen optimal funktionieren, halten sie die Haut glatt und straff. Durch seine grosse Quellfähigkeit kann Kollagen zudem hervorragend Wasser speichern. Das polstert die Haut von innen auf.
Durch den sinkenden Hormonspiegel wird die Oberhaut jedoch dünner und leichter verletzbar. Die darunter liegende Lederhaut verliert in den ersten fünf Jahren nach der Menopause ein Drittel des Hautkollagens. Sie wird unelastischer und kann Feuchtigkeit nicht mehr so gut speichern. Auch die natürliche Regulierung des Fettgehaltes funktioniert den Wechseljahren nicht mehr so effektiv wie in der Jugend. Das alles führt dazu, dass die Haut trockener und empfindlicher wird.
Im Gesicht bilden sich manchmal auch Unreinheiten. Gleich zu Beginn der Wechseljahre zeigen sich bei vielen Frauen zudem Pickelchen. Auch die sind der Hormonumstellung geschuldet. Die Östrogenproduktion wird zwar zurückgefahren, aber die Bildung des männlichen Hormons Testosteron bleibt auf dem gleichen Stand. Kommt es deshalb zu einem Übergewicht des Testosterons, bekommen auch Frauen mit über 50 Jahren plötzlich Pickel.
Untersuchungen zeigen allerdings, dass die meisten Betroffenen, zusätzlich durch Stress belastet sind. Stress fördert ebenfalls die Freisetzung von Testosteron. Auch die Schleimhäute sind von den Veränderungen betroffen. Etwa 40 Prozent der Frauen bemerken jetzt, dass ihre Scheide trockener wird. Mögliche Folgen sind Juckreiz und Beschwerden beim Geschlechtsverkehr. Das Risiko für Infektionen erhöht sich, weil Keime und Pilze schlechter abgewehrt werden können.
Ganz aufhalten lassen sich das Austrocknen und der Elastizitätsverlust der Haut leider nicht. Doch man kann sie bremsen. Besonders in punkto Reizungen und Unreinheiten sollte man bei der Wahl der Pflegeprodukte darauf achten, dass diese nicht zusätzlich irritieren. Für die Körperpflege sind milde, rückfettende Waschlotionen zu empfehlen.
Eine nicht zu heisse Dusche trocknet die Haut weniger aus als ein Vollbad. Danach ist das Eincremen wichtig. Cremes oder Gele mit körpereigenen Stoffen wie Hyaluronsäure oder Urea (Harnsäure) helfen der Haut, mehr Feuchtigkeit zu speichern. Das ist besonders für Stellen wie die Schienbeine wichtig, die bei vielen Frauen extrem trocken sind und auch schuppig werden können.
Bei der Gesichtspflege sollte man darauf achten, dass sie wenig oder gar keine belastenden Inhaltsstoffe wie Alkohol, Parfüm oder Konservierungsstoffe enthält. Sie können die sensible Haut zusätzlich reizen. Die reife Gesichtshaut braucht feuchtigkeits- und fetthaltige Cremes, die zwei Mal täglich aufgetragen werden.
Bei Pickeln sollte man auf keinen Fall auf Produkte für Jugendliche in der Pubertät zurückgreifen. Sie reizen die trockene Haut zusätzlich. Auch das Experimentieren mit den verschiedensten Pflegeprodukten schadet in aller Regel mehr als es nutzt. Ratsam ist hier der Besuch beim Hautarzt.
Bei einer trockenen und gereizten Vaginalschleimhaut hilft alles, was die Durchblutung des Beckens verbessert. Dazu zählen z.B. Beckenbodengymnastik, Walken und Fahrradfahren. Gegen Beschwerden beim Geschlechtsverkehr kann ein Gleitgel helfen.
Mit zunehmendem Alter steigt außerdem die Lichtempfindlichkeit der Haut. Der Grund: Die Produktion des Farbstoff Melanin, der für einen gebräunten Teint sorgt und vor Sonnenbrand schützt, sinkt langsam. Zudem wird das stabilisierende Netz von Kollagenfasern in der Haut durch übermässige UV-Strahlung zusätzlich geschädigt. Ausgiebige Sonnenbäder und Besuche im Solarium meidet man spätestens ab den Wechseljahren deshalb besser.
Besonders bei starker Sonne sind Cremes mit einem hohen Lichtschutzfaktor ratsam. Noch besser: Man wählt in den Mittagsstunden ein schattiges Plätzchen. Auf trockene Luft, z.B. durch die Heizung, reagiert reife Haut ebenfalls schnell mit Irritationen. Luftbefeuchter oder einfach eine Schale Wasser auf der Heizung können hier Abhilfe schaffen.
Ein ganz wichtiger „Durstlöscher“ für trockene Haut ist es, ausreichend zu trinken. Der Flüssigkeitsbedarf steigt im Klimakterium, doch nicht selten sinkt gleichzeitig das Durstgefühl. Viele Frauen trinken deshalb zu wenig. Der Körper braucht aber mindestens zwei Liter Flüssigkeit am Tag – am besten Wasser oder ungesüsste Früchtetees.
Lesen Sie, warum Sie mehr trinken sollten:
Da eine schöne Haut auch auf die richtigen Nährstoffe angewiesen ist, sollten Frauen jetzt besonders auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung achten. Viel Obst und Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte Vollkornprodukte, Fisch und wenig mageres Fleisch liefern die nötigen Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Aminosäuren für einen frischen Teint.
Auch einige Naturheilmittel, die üblicherweise gegen andere Beschwerden in den Wechseljahren eingesetzt werden, nutzen der Haut.
Rotklee (als Präparat) ist beispielsweise reich an Isoflavonen. Diese sekundären Pflanzenstoffe gelten als pflanzliche Hormone, da sie ähnlich aufgebaut sind wie Östrogene. Sie können den Körper deshalb in den Wechseljahren wirksam unterstützen. Auch Soja-Produkte, Leinsamen oder Leinöl enthalten solche Phytohormone. Leinsamen ist zudem reich an wertvollen Omega-3-Fettsäuren, die wichtig sind für den Zellstoffwechsel sowie die Feuchtigkeit und die Spannkraft der Haut.
Nicht komplett entschlüsselt ist der Wirkmechanismus der Traubensilberkerze (als Präparat). Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass es hier nicht nur die Phytoöstrogene sind, die Wechseljahres-Probleme günstig beeinflussen. Fest steht aber, dass in Studien positive Auswirkungen auf die Vaginalschleimhaut festgestellt wurden.