Kosmetiköle für Haut und Haar gibt es seit Langem. Marulaöl und Kaktusfeigenkernöl gelten als besonders kostbare und wirkungsvolle Neuheiten aus Afrika. Bekannt ist das Arganöl. Vom pflegenden Effekt profitieren Frauen wie Männer.
Autorinnen: Ingrid Zehnder, Andrea Pauli, 10/19
Leichte, schnell einziehende Öle sind eine Wohltat für die Haut, vor allem fürs Gesicht. Relativ unbekannt sind noch Marulaöl und Kaktusfeigenkernöl, zwei exklusive Kostbarkeiten aus der Natur. Sie pflegen, beruhigen und sorgen für einen gesund aussehenden Teint – bei Frauen und Männern.
Die Heimat des Marula-Baumes (Sclerocarya birrea) ist Südafrika, er ist aber auch in anderen afrikanischen Ländern südlich der Sahara vertreten. Er wächst nur wild; für den Anbau in Plantagen eignet er sich nicht. Der Baum wird auch Elefantenbaum genannt, weil die Dickhäuter die goldgelben Früchte besonders lieben.
Nur die weiblichen Bäume tragen die pflaumengrossen Früchte, die reif ähnlich wie Nisperos (japanische Wollmispel) oder Mirabellen aussehen. Zwischen Januar und März werden sie von Hand geerntet bzw. meist vom Boden aufgelesen. Die säuerlich schmeckende Frucht enthält zahlreiche Aromastoffe und viel Vitamin C und wird in Südafrika zur Herstellung von Likör, Bier, Saft und Marmelade genutzt. Im Kern der Frucht befinden sich zwei bis drei Samen, die viel eiweissreiches Öl enthalten und wegen ihres nussigen Geschmacks gern gegessen werden.
Das aus den Samen kalt gepresste Pflegeöl ist für alle Hauttypen geeignet, ganz besonders für sensible, strapazierte, trockene und reife Haut. Marulaöl hinterlässt ein angenehmes, geschmeidiges Hautgefühl.
Dank seines hohen Gehalts an Ölsäure, einer einfach ungesättigten Fettsäure, wird die Lipidbarriere der Haut durchlässiger, und das Öl zieht daher gut ein. Gleichzeitig stärken Stearin-, Palmitin- und Linolsäure den Lipidfilm der Haut und sorgen für die nötige Feuchtigkeitsversorgung. Linolsäure wirkt zudem gegen Hautschuppen, -rötungen und -unreinheiten.
Antioxidantien wie Polyphenole und die Vitamine C und E (Tocopherol) können die Regeneration der Haut unterstützen, der Hautalterung bis zu einem gewissen Grad vorbeugen und gelten daher als Anti-Aging-Mittel. Marulaöl besitzt 60 Prozent mehr Antioxidantien als Arganöl und ist so ein hervorragender Schutz vor freien Radikalen. Zudem verbessert sich die Produktion von Kollagen, das für die Elastizität und Festigkeit der Haut sorgt.
Die Spurenelemente Magnesium, Eisen, Zink, Kupfer und Phosphor tragen zum Schutz der Haut vor schädlichen äusseren Einflüssen bei.
Marulaöl hat zudem eine entzündungshemmende Wirkung; dadurch profitiert empfindliche, gereizte und von Unreinheiten geplagte Haut. Da das Pflanzenöl die Poren nicht verstopft, ist eine Behandlung sogar bei leichter Akne einen Versuch wert.
Das Öl pflegt und stärkt bei regelmässiger Pflege auch spröde und geschädigte Nägel. Als Massageöl hilft es bei rissigen, trockenen Stellen am Ellenbogen oder Schienbein. Zur Haarpflege massiert man das Öl in die Spitzen und lässt es über Nacht einwirken, bevor es ausgespült wird.
Mit sechs Monaten nach Öffnung der Flasche ist Marulaöl vergleichsweise lange haltbar und wenig lichtempfindlich, und Sie können daher Ihre gewohnte Tages- oder Nachtcreme oder auch Ihren Sonnenschutz mit ein paar Tropfen des hochwertigen Öls bereichern. In Mischungen trägt es zur Stabilisierung empfindlicherer Öle bei.
Dieses Öl wird aus den Kernen der Früchte des Feigenkaktus gewonnen. Opuntia ficus-indica wurde von den Kakteengesellschaften der Schweiz, Deutschlands und Österreichs 2019 zum «Kaktus des Jahres» gewählt. In ihrer ursprünglichen Heimat Mexiko ist die Kaktee Futter für das Vieh und eine vielseitige Nutzpflanze für die Menschen. Die jungen Triebe werden zu Gemüse verarbeitet, aus den eiförmigen Früchten werden Saft, Sirup und Marmelade zubereitet.
Die Herstellung des Öls im Süden Marokkos ist eine mühsame und aufwendige Angelegenheit. Die reifen, mit feinen Dornen (Glochiden) bewehrten Kaktusfeigenfrüchte werden von Hand geerntet und geschält. Sind die winzigen, grün-gelben Kerne vom Fruchtfleisch getrennt, werden sie gewaschen und an der Sonne luftgetrocknet.
Nach der ersten Pressung folgt mehrmaliges Filtrieren, um letztendlich das grün-gelbe, von allen Schwebstoffen befreite Öl zu gewinnen. Um einen Liter Öl zu produzieren, benötigt man etwa 8000 Kaktusfeigen, aus denen zwischen 40 und 50 Kilogramm Kerne gewonnen werden.
Die viele Handarbeit und die unumstrittene Qualität des Öls mögen den hohen Preis rechtfertigen. Reine, biozertifizierte Beauty-Öle sind oft nicht preiswert. Ob es das Kaktusfeigenkernöl, «das teuerste Öl der Welt», wie manche Hersteller sich brüsten, sein soll, muss jede Verbraucherin für sich selbst entscheiden. (20 ml kosten etwa 50 Euro.) Immerhin kann das Öl sehr sparsam pur aufgetragen oder mit der eigenen Tagescreme gemischt werden. Beim Kauf sollten Sie darauf achten, dass es sich um kaltgepresstes, reines Kaktusfeigenkernöl handelt, dieses also nicht mit anderen Ölen gemischt, desodoriert oder raffiniert wurde. Die Bezeichnungen «Kaktusöl» oder «Kaktusblütenöl» weisen auf eine minderwertige Qualität hin, denn dabei werden lediglich die Kaktusblüten in ein einfaches Öl gelegt.
Kaktusfeigenkernöl gilt als gut einziehendes, hochwertiges Schutz- und Pflegeprodukt für alle Hauttypen, inklusive sehr empfindlicher oder reifer und selbst unreiner Haut. Besonders bemerkenswert ist der mit 88 Prozent hohe Gehalt an ungesättigten Fettsäuren; den höchsten Anteil daran hat mit bis zu 70 Prozent die Linolsäure, eine zweifach ungesättigte Fettsäure, die zu den Omega-6-Fettsäuren zählt. Somit hat Feigenkaktuskernöl zusammen mit kaltgepresstem Traubenkernöl den höchsten Linolsäuregehalt aller Pflanzenöle. Linolsäure trägt nicht nur entscheidend zur Regulierung der Hautfeuchtigkeit bei, sondern wirkt auch entzündungshemmend. Äusserlich angewendet ist sie in der Lage, Hautschäden durch Licht/Sonne entgegenzuwirken, Alterspigmentflecken zu mildern und die Poren zu verfeinern beziehungsweise die Grösse von Mitessern zu reduzieren.
Die enthaltenen Phytosterole spenden Feuchtigkeit, hemmen Entzündungen und mildern Juckreiz. In Kombination mit den Vitaminen C und E (Tocopherol) haben vor allem die enthaltenen Flavonoide sowie die Farbstoffe Betanin und Indicaxanthin eine hohe antioxidative Kapazität; sie bekämpfen freie Radikale und schützen somit vor vorzeitiger Hautalterung. Das exklusive Öl wird auch bei dunklen Augenringen empfohlen.
Kaktusfeigenkernöl ist überaus lichtempfindlich und sollte darum nur in dunklen Glasflaschen aufbewahrt werden.
Beide Pflanzenöle sollten pur gekauft werden, also keine anderen (auch keine ätherischen) Öle, Zusatz- oder Hilfsstoffe enthalten. Am besten wählt man kalt gepresste Naturöle in Bioqualität. Ein Merkmal guter Qualität sind auch dunkle Glasflaschen. Verschlüsse mit Pipetten sind hilfreich, denn die hochwertigen Öle müssen nur tröpfchenweise aufgetragen werden.
Arganöl wird aus den Kernen des Arganbaumes (Argania spinosa) hergestellt, der nur noch im Südwesten Marokkos wächst. Das Gebiet wurde von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Die Bäume dürfen noch genutzt, aber nicht mehr gefällt werden, denn der Arganbaum ist vom Aussterben bedroht. Er kann bis zu 400 Jahre alt werden und wird von der marokkanischen Bevölkerung auch „Baum des Lebens" genannt.
Für die marokkanischen Berber sind die Arganbäume wichtige Lebensgrundlage. Traditionell stellen Berberfrauen das kostbare Arganöl her. Wer um die Produktionsbedingungen weiss, versteht auch den hohen Preis: Die Herstellung eines Liters Öls kann bis zu 20 Stunden in Anspruch nehmen.
Das Öl wird aus den Kernen gewonnen und das ist mehr als mühselig – der Baum ist voller Dornen! Kein Wunder also, warten die Berberfrauen meist lieber darauf, dass die Früchte vom Baum fallen und sie diese aufsammeln können. Nach der Ernte müssen die Früchte in der Sonne getrocknet werden, da sie nur auf diese Weise ihre Kerne freilegen. In den Kernen finden sich wiederum meist drei kleine Samen – und aus diesen Winzlingen wird das Arganöl gewonnen. Mitunter werden die Kerne vor der Ölgewinnung angeröstet. Das Öl erhält auf diese Weise ein ganz eigenes Aroma, herrlich nussig.
Bis zu 80 Prozent des Öls besteht aus ungesättigten Fettsäuren, die die Haut befeuchten sollen. Die kosmetische Wirkung von Arganöl ist weithin bekannt, man spricht ihm einen deutlichen Anti-Aging-Effekt zu. Antioxidanzien wie das hochkonzentrierte Vitamin E schützen die Haut und wehren freie Radikale ab. So bleibt die Haut geschmeidig und straff.
Empfohlen wird Arganöl gerne für Frauen in den Wechseljahren, wenn die Haut mit dem sinkenden Östrogenspiegel ihre Elastizität verliert. Arganöl soll dem mithilfe hochkonzentrierter Tocopherole entgegenwirken, wie eine marokkanische Studie zeigt. Das in Arganöl enthaltene Carotinoid wird zudem als UV-Schutz geschätzt.
Da Arganöl auf der Haut nur wenig fettend wirkt, kann es von allen Hauttypen zur Gesichts- und Körperpflege genutzt werden. Dabei eignet es sich besonders zur Behandlung von Cellulite und Dehnungsstreifen während der Schwangerschaft.
Die Haare profitieren ebenfalls von einer regelmässigen Anwendung. Die in Arganöl enthaltene Linolsäure soll vor Haarbruch schützen. Mitunter wird berichtet, dass Arganöl auch das Haarwachstum beschleunige und Haarausfall vorbeuge. Daher findet es sich als Zusatz in zahlreichen Haarpflegeprodukten.
Das Ganze dauert kaum länger als 30 Sekunden jeden Morgen. Anfänglich sollte man das Bartöl zweimal täglich auftragen, morgens und abends.
Tipp: Man kann auch eine Bartbürste benutzen, um die Flüssigkeit gleichmässig über den Bart zu verteilen. Das empfiehlt sich vor allem bei längerem Barthaar.
Die gängigen Bartöle, die im Handel erhältlich sind, haben unterschiedliche Zusammensetzungen. In der Regel bestehen sie aus einer ausgewogenen Mischung von verschiedenen Trägerölen. Zu den typischen Inhaltsstoffen von Bartölen zählen Mandelöl, Traubenkernöl, Aprikosenkernöl, Jojobaöl und Arganöl. Mitunter sind auch Hanföl, Macadamianussöl oder Squalan (ein durchsichtiges, geruchsneutrales Öl, gewonnen aus Oliven oder Zuckerrohr; früher aus Haifisch).
Man kann sich sein Bartöl auch selbst herstellen, z.B. je 10 ml Traubenkernöl, Mandelöl und Aprikosenkernöl mischen und in eine braune Dossierflasche mit Pipette abfüllen. Wer mag, kann einen Hauch von naturreinem ätherischem Öl, je nach Duftwunsch, hinzufügen. Aber Vorsicht: Ätherische Öle können die Haut reizen oder sogar schädigen. Man sollte also extrem sparsam damit umgehen.
Bartbalsam hat das gleiche Ziel wie Bartöl: Es dient dazu, den Bart mit Feuchtigkeit zu versorgen und ihn zu stylen. Bartbalsame werden bei trockener Haut bevorzugt. Konsistenzgebende Inhaltsstoffe in Bartbalsamen können Bienenwachs, Shea-, Kokosnuss- oder Mangobutter sein.
Ein Bartbalsam erinnert eher an eine Pomade. Man sollte nicht zu grosszügig damit umgehen, da der Balsam sonst rasch klebstoffähnliche Eigenschaften annimmt.
Hier ein Rezeptbeispiel für alle Männer, die sich ein Bartbalsam selbst herstellen möchten.
Menge nach Wahl (wer unsicher ist, kann sich in einer Drogerie beraten lassen):
1 Teil Bienenwachs, 1 Teil Sheabutter, 1 Teil Jojobaöl, 1 Teil Weizenkeimöl, ½ Teil Kokosnussöl, 2-10 Tropfen ätherisches Öl nach Wahl (Achtung, kann die Haut reizen!)
Erst die festen Bestandteile (Wachs und Butter) im Wasserbad schmelzen, dann alle flüssigen Bestandteile zufügen. Gründlich vermischen und Masse in eine Aluminiumdose abfüllen.
Zuletzt aktualisiert: 22-11-2022