Frauen machen sich viel häufiger Gedanken über eine gesunde Ernährung als Männer. Aber die Flüssigkeitsaufnahme ist für die wenigsten ein Thema. Dabei besteht unser Körper zu rund zwei Dritteln aus Wasser. Und diese Reserven müssen regelmässig aufgefüllt werden, damit wir gesund und fit bleiben.
Ohne Nahrung können wir rund einen Monat überleben, aber ohne zu trinken höchstens fünf Tage. Deshalb ist ausreichendes und richtiges Trinken für unser Wohlbefinden ganz entscheidend. Das gilt besonders für Frauen in und nach den Wechseljahren.
Die Gründe: Viele Symptome, die sich in dieser Lebensphase zeigen, ähneln denen eines Flüssigkeitsmangels. Und: Einige der typischen Probleme und Beschwerden in den Wechseljahren können durch richtiges Trinken gemildert oder sogar komplett beseitigt werden. Hier die zehn wichtigsten Punkte.
Autorin: Annette Willaredt
Mit steigendem Alter zeigen sich erste Fältchen – ein Prozess, der sich leider nicht aufhalten lässt. Aber man kann ihn sehr gut bremsen. Das Geheimnis heisst Wasser. Fehlt dem Körper Flüssigkeit, reduziert er zuerst das Wasser in den Hautzellen. Das ist durchaus vernünftig, denn da ist es viel entbehrlicher als z.B. in den Organen. Doch die Haut verliert dadurch schnell an Spannung, sieht schlaff, knittrig und müde aus. Ausreichend Wasser zu trinken, polstert die Haut wieder auf, glättet sie und lässt sie jünger aussehen.
Diese Strukturen werden Mukosa genannt und bezeichnen die Schutzschicht, die das Innere verschiedener Organe auskleidet, wie etwa die Bindehaut der Augen. Viele Frauen in den Wechseljahren klagen über trockene Augen mit Reizungen, Brennen und einem Fremdkörpergefühl. Auch die Schleimhäute in der Scheide werden jenseits der 50 oft trockener und damit empfindlicher. Viel trinken alleine kann diese Beschwerden zwar nicht immer komplett verhindern, aber immerhin lindern.
Auch unsere Gelenke brauchen ihre tägliche Dosis Wasser. Bei diesen „Körper-Scharnieren“ treffen jeweils zwei Knochen aufeinander. Damit eine reibungslose Bewegung möglich ist, sind die Knochenenden mit einer Knorpelschicht überzogen. Dazu kommt in dem Spalt dazwischen die sogenannte Gelenkschmiere. Um beide funktionsfähig und geschmeidig zu erhalten und damit Schmerzen und Entzündungen zu vermeiden, müssen sie regelmässig mit Flüssigkeit versorgt werden. Das gilt auch für die Bandscheiben. Sie leisten täglich Schwerstarbeit, weil sie Stösse abfangen müssen, die durch Laufen, Gehen und Springen entstehen. Damit sie ihre Aufgabe als Puffer zwischen den einzelnen Rückenwirbeln optimal wahrnehmen können, brauchen sie ständig Nachschub an Wasser.
Die meisten Frauen wissen es aus eigener Erfahrung: ständiger Harndrang und Brennen beim Wasserlassen – das kann nur eine Blasenentzündung sein. Frauen in den Wechseljahren sind davon besonders oft betroffen. Ursachen sind zum einen die leichte Blasensenkung, die mit steigendem Alter oft auftritt, und zum zweiten auch hier die Schleimhäute in dem Organ, die trockener und damit weniger widerstandsfähiger geworden sind. Wer reichlich trinkt, kann hier sehr gut vorbeugen, weil der Körper dann in der Lage ist, eventuell eingedrungene Krankheitserreger sofort wieder auszuscheiden, bevor sie eine Infektion verursachen können. Übrigens: Auch wenn man bereits eine Blasenentzündung hat, unterstützt es die Heilung enorm, wenn man reichlich trinkt.
Unser Gehirn benötigt mehr Wasser als jeder andere Bereich unseres Körpers. Seine Zellen bestehen sogar zu 85 Prozent aus Wasser. Fehlt unserer „Schaltzentrale“ dieser wichtige Treibstoff, gerät sie unter Stress. Untersuchungen im Magnetresonanztomografen zeigen, dass das Gehirn sich für Aufgaben wie komplizierte Planungen deutlich mehr anstrengen muss, wenn es nicht gut mit Flüssigkeit versorgt ist. Wassermangel über mehrere Stunden wirkt sich vor allem auf die Konzentrationsfähigkeit und die Gedächtnisleistung aus.
Auch wie wir uns fühlen, hängt vom Gehirn ab. Fehlt diesem wichtigen Organ Flüssigkeit, ist sein Energiepotential und seine Leistungskraft eingeschränkt. Das macht es dann schwer, die alltäglichen Aufgaben mit Schwung und guter Laune zu meistern. Ein Gefühl der Überforderung stellt sich ein, das nicht selten in Ängsten, depressiven Verstimmungen oder anderen negativen Emotionen mündet. Besonders gefährdet sind hier Frauen im Klimakterium, weil sie durch die hormonellen Umstellungen ohnehin gefühlsmässig häufig eine Achterbahnfahrt erleben.
Unter Verdauungsproblemen leiden Frauen vor allem in den ein bis zwei Jahren vor und nach der Menopause (letzte Regelblutung). Der Grund: In jüngeren Jahren hält das Hormon Östrogen die Konzentration des Stresshormons Cortisol niedrig. Es wird nicht im Übermass produziert. Ist der Cortisolspiegel nämlich zu hoch, schaltet sich die Verdauung weitgehend ab. Der Körper denkt: „Stress. Jetzt habe ich viel wichtigere Aufgaben.“ Bis sich die Hormone wieder richtig eingependelt haben, dauert es einige Zeit. Ein Flüssigkeitsmangel wirkt dann noch als Verstärker. Fehlt Wasser, nimmt das Stuhlvolumen ab, der Stuhl wird härter und lässt sich nur schwer ausscheiden. Flüssigkeit und eine ballaststoffreiche Ernährung bringen den Darm dann wieder in Schwung.
Ein ganz deutliches Signal dafür, dass man nicht genug getrunken hat, sind Kopfschmerzen. Fehlt Flüssigkeit, verdickt sich das Blut und kann deshalb nicht mehr genügend Sauerstoff ins Gehirn transportieren. Brummt der Kopf, sollte man also nicht gleich zu einer Tablette greifen, sondern zuerst ein grosses Glas Wasser trinken. Das genügt meist.
Dehydration kann auch das Nervensystem irritieren, das auch unsere Körperwärme regelt, denn der Körper braucht ausreichend Wasser, um die Körpertemperatur in Balance zu halten. Fehlt Flüssigkeit, können sich vermehrt Hitzewallungen einstellen. Das ist deshalb gravierend, weil diese Schübe meist mit Schweissausbrüchen verbunden sind. Dabei verliert der Körper dann weitere Flüssigkeit. Der Organismus gerät immer mehr in Unordnung. Eine gute Versorgung mit Wasser kann deshalb vorbeugen.
In den Wechseljahren beobachten viele Frauen auch, dass sie plötzlich kurzzeitig Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen bekommen. Vorsichtshalber sollte man diese Symptome ärztlich abklären lassen.
Aber zur Beruhigung: Sie sind in aller Regel harmlos. Verstärktes Herzklopfen während einer Hitzewallung liegt an der erhöhten Ausschüttung des Hormons Adrenalin. Der Körper greift zu diesem Mittel, um den Körper abzukühlen. Doch auch ein Mangel an Flüssigkeit kann der Auslöser sein, wenn das Herz nicht schlägt wie gewohnt.
Der Grund: Die normalerweise fein austarierte Zusammensetzung z.B. der Mineralstoffe im Blut kann sich verändern. Bei Herzrasen ist meist der Kaliumspiegel zu niedrig. Fehlt Wasser, kann aber das Blut auch einfach zu dick werden. Das Herz muss dann eine erhöhte Pumpleistung vollbringen, um alle Organe mit Nährstoffen zu versorgen. Diese „Schwerarbeit“ kann man dann als starkes Herzklopfen auch manchmal „hören“.
Am besten für den Körper ist stilles, nicht aromatisiertes, ungesüsstes Wasser. Rund zwei Liter am Tag sollten es mindestens sein – bei schweisstreibenden Tätigkeiten oder Hitze auch deutlich mehr. Ideal ist es, die Trinkmenge über den Tag zu verteilen. Das klappt gut, wenn man schon gleich nach dem Aufstehen das erste Glas zu sich nimmt. Trinkt man es warm, kurbelt es den Stoffwechsel wunderbar an. Dann jede Stunde ein weiteres Glas – und es kann sich kein Flüssigkeitsmangel entwickeln. Die ganze Tagesmenge auf einmal zu trinken, ist hingegen keine gute Idee. Der Körper kann pro Stunde nur rund 0,8 Liter verarbeiten. Trinkt man mehr, werden mit dem überflüssigen Wasser auch wertvolle Mineralien ausgespült. Viele vergessen es besonders bei der Arbeit einfach, Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Hier hilft es, sich eine Flasche in Sichtweite an den Arbeitsplatz zu stellen.
Und noch ein Trick: Wer plötzlich damit beginnt, viel zu trinken, muss in der ersten Zeit ständig zur Toilette. Das lässt sich vermeiden, wenn man seine Flüssigkeitsration langsam über ein bis zwei Wochen steigert. So können sich die Nieren besser anpassen.