Gurke? Gemüse des Jahres 2019/2020? Wer jetzt denkt, dass das Kürbisgewächs ja nur Wasser enthält, irrt. Cucumis sativus, so der lateinische Name ist ein basen- und ballaststoffreiches Gemüse, das zudem Vitamine und reichlich Mineralstoffe enthält.
Claudia Rawer /Tino Richter
In Europa sind hauptsächlich Salat- und Gewürzgurke bekannt, dabei war die Vielfalt einst viel grösser. In Indien ist der Gurkenanbau seit über 3000 Jahren nachgewiesen, wovon sich höchst wahrscheinlich auch die Kulturgurke aus der extrem bitteren Wildform C. sativus ssp. agrestis var. hardwickii ableitet.
Gurken schmecken fruchtig, angenehm mild und vor allem erfrischend. In der Antike wurden sie als «Wasserflasche aus dem Garten» bezeichnet – tatsächlich bestehen Gurken zu rund 97 Prozent aus Wasser. Dass sie deswegen ernährungsphysiologisch «wertlos» seien, ist natürlich Unsinn. Sie enthalten Vitamine (Provitamin A, B1, C und E) und reichlich Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Phosphor und Eisen, sind besonders kalorienarm und wirken harntreibend. Mehr noch: Sie gehören zu den basenreichsten Gemüsesorten, wirken wassertreibend und harnsäurelösend.
Zum «frisch essen» sind natürlich «Sommergurken» am besten, also solche aus dem Freilandanbau. Junge Gurken aus biologischen Anbau kann man ungeschält (ein Grossteil der Mineralstoffe sitzt in oder unter der Schale) essen. Ob als kühler Sommersalat, alleine oder mit anderen Gemüsen, als Brotbelag (denken Sie an das berühmte englische Gurken-Sandwich!), als Suppe oder Kaltschale, pikant gefüllt, überbacken, geschmort oder süss-sauer, Gurken sind ein Genuss. Im Herbst und Winter stillen die verschiedensten Einlegegurken als kalorienarme Köstlichkeit den kleinen Hunger zwischendurch: Unter knackigen, winzigen Cornichons (Pfeffergürkchen), Gewürzgurken, Dillgurken, Senfgurken, Spreewälder Gurken und Salzgurken findet wohl jeder Feinschmecker seinen Liebling.
Der unerwünschte Bitterstoff Elaterimid wurde übrigens weitgehend aus den Gurken herausgezüchtet. Sind noch bittere Anklänge vorhanden, sind sie am Stielansatz am stärksten ausgeprägt. Auch bei zu langer Lagerung oder überreifen Früchten kann das Gurkenende bitter schmecken.
Bereits in der Griechen- und Römerzeit wurden Gurken auch bei der Schönheitspflege verwendet. Zu Recht: Gurkensaft, Gurkenscheiben und -schalen erfrischen und straffen die Haut. Natürlich macht sich das auch die Kosmetikindustrie zunutze – es gibt Dutzende von Produkten wie Gurkenlotionen, Gurkenmilch, Gurken-Augenkompressen.
Versuchen Sie es doch einmal auf die ganz ursprüngliche Art: Wenn Sie in der Sonne waren oder lange vor dem Computer gesessen haben, sind kühle Gurkenscheiben, für 15 Minuten auf die Augen gelegt, eine wahre Wohltat. Eine Gurken-Gesichtsmaske hilft bei unreiner, fetter oder schlaffer Haut. Dazu dünne Gurkenscheiben oder geraffelte Gurke auf Gesicht und Hals verteilen, eine feuchte Kompresse (Baumwolltuch) darüberlegen und die Gurkenkur etwa 20 Minuten einwirken lassen. Die Inhaltsstoffe der Gurke verfeinern das Hautbild und verkleinern die Poren.
Über die Herkunft der Gurke gibt es zwei Theorien. Nach der einen stammt sie von den Südhängen des Himalaja, nach der anderen kommt sie aus dem tropischen Afrika. Beliebt ist sie jedenfalls schon lange: Man kennt sie von Tempelfresken aus ägyptischer Zeit, der römische Kaiser Tiberius liess sie bereits unter Glas ziehen. Mit den Römern wanderte die Gurke dann wohl auch nach Nordeuropa. Im Mittelalter wurde sie in den Klostergärten angebaut, und um 1600 gelangte sie zu den slawischen Völkern, die als erste Gurken milchsauer eingelegt haben sollen. In Böhmen und Mähren wählte man früher sogar einen Gurkenkönig, als Zeichen für die Wertschätzung, die die Frucht genoss.
Lange bevor gesunde Ernährung zum Trendthema wurde, war Alfred Vogel der Meinung, dass die Ernährung die Basis für unsere Gesundheit bildet – und dass, ohne dabei auf den Genuss zu verzichten.
Die Rezeptideen von Assata Walter sind deshalb nicht nur saisonal, frisch und leicht umzusetzen, sie enhalten auch immer einen Ernährungstipp, der Ihnen hilft, sich natürlich und gesund zu ernähren.