Behördliche Richtlinien
Nicht nur die Herstellung von Naturheilmitteln ist behördlich strikt geregelt, auch die Verpackung unterliegt speziellen Anforderungen. So ist z.B. nicht nur die Glasqualität vorgegeben, sondern es ist auch exakt vorgeschrieben, wie Prüfungen zur Ermittlung der maximalen Lagerzeit durchzuführen sind. Die Ergebnisse dieser Lagerstudien werden dann durch die Behörden kontrolliert und gelten als Basis zur Bewilligung der gewünschten Haltbarkeit. Die Behörden definieren zudem, was eine Verpackung leisten muss – etwa keine Stoffe abgeben und den Inhalt nicht verfärben.
Wie beeinflussen sich Abfüllung und Qualität der Heilmittel?
Stefan Bauer: Die Herstellung, Abfüllung sowie Lagerung von Naturheil- und Nahrungsergänzungsmitteln untersteht den strengen Richtlinien der Good Manufacturing Practice (GMP). Diese schreiben spezielle Rahmenbedingungen vor.
Zur Abfüllung unserer Produkte setzen wir unterschiedliche Technologien ein: Flüssigabfülllinien, die Tablettenabfülllinie und die Granulatabfüllmaschine. Der Aufbau der Abfülllinien für Tabletten und Flüssigkeiten ist sehr ähnlich. Am Anfang jeder Linie befindet sich ein Drehtisch mit der Flaschenaufgabe. Von da erfasst ein Förderband die Flaschen und transportiert sie zu einer Flaschenausblasstation weiter. Hier wird jede Flasche umgedreht und mit steriler Druckluft ausgeblasen. So stellen wir sicher, dass sich weder Staubpartikel noch Glasscherben in dem Gebinde befinden. Weiter geht es zur Abfüllmaschine, wo eine genau überwachte Menge Flüssigkeit oder Tabletten in den Glasbehälter eingefüllt wird. Zugleich werden der Tropfeinsatz respektive der Ausgussring eingeprellt, ehe die Verschliessmaschine den Flaschenverschluss aus Metall oder Kunststoff zufügt. Umgehend wird jede Flasche maschinell etikettiert und mit Chargennummer versehen. Anschliessend erfolgt die Kartonierung, wo auch das Packungsprospekt beigegeben wird und anschliessend das Palettieren.
Jeder Schritt wird maschinell überwacht; auf jedem Packmittel befindet sich ein Strichcode, der direkt vor dem Einsatz von der Maschine kontrolliert wird. Ist etwas nicht in Ordnung, schaltet sich die Anlage ab. Eine Kamera kontrolliert, ob in jedem Karton eine Packungsbeilage steckt und ob das Verfalldatum auf die Etikette aufgedruckt wurde. Bei jeder Flasche wird zudem gemessen: Wie viel Kraftaufwand erfordert das Zuschrauben – ein Check, damit der Konsument bei Gebrauch die Flasche auch aufbekommt.
Es gibt also Dutzende von Prüfungen während der Abfüllung. Die Verpackung ist der Prozess, der am heikelsten ist in der ganzen Herstellungskette. Es muss gewährleistet sein, dass keine falschen Packmittel einsetzt oder falsche Daten aufgedruckt werden. Die Qualität eines Heilmittels wird also massgeblich mitbestimmt von einem einwandfreien, strikt überwachten Verpackungsprozess.
Generell ist die Bereitstellung und Freigabe von Packmitteln eine diffizile Sache, da jedes einzelne von den Behörden freigegeben werden muss. Ganz gleich, ob man nur einen Buchstaben oder ein Komma darauf ändert.
Weshalb sind bestimmte Gebinde einfach notwendig?
Stefan Bauer: Ziel ist ein hoher Schutz und die ideale Anwendung des Produktes. So werden z.B. unsere Augentropfen ohne Konservierungsmittel hergestellt. Das impliziert, dass bei der Entnahme keine Luft in die Dosierflasche kommen darf. Mit dem speziellen Pumpmechanismus wird garantiert, dass stets die sogenannte Normmenge – in diesem Fall ein Tropfen – entnommen werden kann. Die Dosierflasche muss als sogenannte Primärverpackung das Produkt vor Oxidation und Keimen schützen.
Gut dosiert: Genau die richtige Menge Tabletten fällt aus dem Trichter in den Glasbehälter.
Bei Gebinden für Tabletten setzen wir Glasflaschen mit Aluminiumsiegel ein. Vorteil des Alu-Siegels ist, dass es eine «Erstöffnungsgarantie» gewährleistet bzw. wir Stickstoff zur Vermeidung von Oxidation zugeben können und dieses pharmazeutische Schutzgas dann nicht vorm erstmaligen Öffnen durch den Kunden entweicht. Wir könnten die Tabletten auch in die allseits gerne verwendeten Blister abfüllen. Doch die Blistermaterialien enthalten kaschierte Aluminiumfolien und häufig PVC und können darum nicht recycelt werden. Unsere Qualitätsphilosophie besagt jedoch, dass wir möglichst nur Materialien einsetzen, die optimalen Schutz bieten und zugleich ökologisch am verträglichsten sind.
Bei den Tuben mit Gel ist die Stabilität ein grosses Thema. Man möchte natürlich nicht, dass das Produkt wie aus einer Senftube herausgequetscht werden muss. Der Konsument soll die Tube hinstellen können, damit die problemlose Entnehmbarkeit des Gels gewährleistet ist. Die Tube verfügt in ihrem Inneren zudem über eine Laminierung mit mehreren Schichten, die das Produkt gegen verderbliche Einflüsse schützt.
Die gute Entnehmbarkeit ist übrigens eine gesetzliche Vorgabe. Das bedeutet, dass die Tube überfüllt sein muss, damit der Konsument auch tatsächlich die aufgedruckte Füllmenge entnehmen kann. Es sollte als nicht nötig sein, die Tube hinten aufzuschneiden und den verbliebenen Inhalt rauszukratzen. Wer das dennoch tut, hat dann eben ein «Plus»...
Was die A.Vogel Bonbons angeht, so muss die Verpackung gewisse Vorgaben erfüllen, denn es handelt sich ja um ein Pharmaprodukt. Lose können wir sie folglich nicht anbieten.
Wie entsorgt man Verpackungen von A.Vogel korrekt?
Stefan Bauer: Jede Komponente unserer Produkte lässt sich problemlos dem Recyclingkreislauf zuführen. Die braunen Glasflaschen kommen in den entsprechenden Altglascontainer. Der Blechring um den Verschlusshals wird später im Recyclingprozess mittels Magnet entfernt, man muss ihn also nicht selbst mühsam entfernen.
Blechdeckel, Karton, Papier und Kunststoff (Tuben) können entsprechend in die Recyclingsammlung gegeben werden.
Die entsprechende Kunststoff-Papier-Umhüllung jedes einzelnen A.Vogel-Bonbons kann man in die Kunststoffsammlung geben.
Welche Verbesserung plant A.Vogel noch in Sachen Verpackung?
Stefan Bauer: In den nächsten Wochen (Herbst 2021) bauen wir eine neue Flüssigabfülllinie ein. Die gestattet uns, drei- bis viermal schneller Flaschen abzufüllen – und das mit noch besseren Kontrollmöglichkeiten. Bis dato wurden z.B. die Sprühköpfe für unser Halsschmerzspray der Packung noch von Hand beigelegt. Dies wird künftig automatisch von der Anlage gemacht.
Bei den Versandeinheiten kommen wir vom Plastik weg. Anstatt wie bislang jeweils sechs Fertigprodukte mit Folie zusammenzuschweissen, kommen die Gebinde nun in einen Karton.
Könnte A.Vogel noch umweltfreundlicher verpacken?
Stefan Bauer: Das sehe ich nicht, da sind wir so fortschrittlich wie möglich. Wir entsprechen den modernen Anforderungen der Pharma-Richtlinien.