Über Generationen hinweg wurden Beschwerden in der Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett vorwiegend mit Pflanzen therapiert. Doch seit es eine Vielzahl chemisch-synthetischer Medikamente gibt, droht das traditionelle Hebammenwissen verloren zu gehen. Um unnötige Risiken zu vermeiden, suchen jedoch viele Frauen zu Recht wieder nach pflanzlichen Alternativen.
Autorin: Dr. Beatrix Falch
Chemisch-synthetische Medikamente der Schulmedizin werden generell aus ethischen Gründen nicht bei Schwangeren getestet, so dass man nur aus Tierversuchen Hinweise auf eine allfällige Gefährdung des werdenden Kindes durch eine bestimmte Medikation ableiten kann. Da also nicht bekannt ist, wie sich ein Medikament auf das Gedeihen des Kindes auswirkt, birgt jedes Medikament das Risiko, den Embryo, den Fötus oder den gestillten Säugling zu gefährden. Verständlich, dass werdende und stillende Mütter, die z.B. unter Übelkeit, Schlafstörungen oder Verstopfung leiden, nach nebenwirkungsarmen und für das Kind unschädlichen Therapien suchen.
Das jahrhundertealte, empirisch gewonnene Wissen von Hebammen und heilkundigen Frauen über die Wirkung von Pflanzen bietet den Frauen risikoarme Therapiemöglichkeiten, um Beschwerden während der Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit zu lindern. Man muss sich aber bewusst sein, dass dieses traditionelle Wissen nur noch bruchstückhaft vorhanden ist. So sind Frauenärztinnen, Hebammen, Schwangere und junge Mütter selbst unsicher in der richtigen Anwendung von Pflanzen. Es stellt sich immer wieder die Frage, welche Heilpflanzen in welcher Zubereitungsform und Dosierung bedenkenlos angewendet werden können und welche Pflanzen tatsächlich eine Wirkung zeigen.
Leider hat sich die Naturwissenschaft bis anhin kaum um die detaillierte Erforschung von «Frauenpflanzen» gekümmert. Im Folgenden sind nun Pflanzen aufgeführt, die als Einzeltees, Teemischungen oder Tinkturen bei spezifischen Beschwerden oder zur deren Vorbeugung genutzt werden können. Es wurden die Pflanzen ausgewählt, deren Wirkungen durch Erfahrungsberichte belegt oder in der Literatur wiederholt beschrieben sind und die bezüglich möglicher unerwünschter Nebenwirkungen als unbedenklich einzustufen sind.
In der Schwangerschaft ein Medikament schlucken? Viele Schwangere schrecken davor zurück – zu gross ist die Angst vor Nebenwirkungen. A.Vogel kennt die Alternativen.
Um Sodbrennen entweder vorzubeugen oder eine Behandlung zu unterstützen, sind häufige kleinere Mahlzeiten, langsames Essen und gutes Kauen ratsam. Kaffee, Tee, Zucker und scharfe Gewürze verschlimmern das Sodbrennen. Der alte Hebammenrat, langsam ein paar Mandeln zu kauen oder Kartoffelsaft (täglich bis zu einem halben Liter in kleinen Mengen) zu trinken, ist nach wie vor aktuell. Ebenso haben sich Anis- und Fencheltee nach oder zwischen den Mahlzeiten bewährt. Beide Tees wirken nicht nur gegen den Brand in der Speiseröhre, sondern sind auch magenstärkend, verdauungsfördernd und krampflösend. Empfehlenswert ist auch Kamillentee oder drei bis fünf Tropfen Kamillentinktur, die man in etwas warmem Wasser verrührt und in kleinen Schlucken trinkt.
Vielen Frauen ist in der ersten Zeit der Schwangerschaft vor allem morgens speiübel. Meist hilft es schon, vor dem Aufstehen eine Tasse Pfefferminztee (dünn zubereitet) oder Anis-, Hopfen- oder Fencheltee zu trinken. Auch Kamillen- und Schafgarbentee werden manchmal empfohlen. Bei starkem Erbrechen kann der als Gewürz bekannte Ingwer in Pulverform unter das Essen gemischt, als Tee getrunken oder kandiert gegessen werden
Zu den häufigsten Komplikationen in der Schwangerschaft gehören Krampfadern. Diesen Venenstauungen kann durch Pflege des Kreislaufs und der Verdauungsorgane, regelmässige Bewegung (Schwimmen, zügiges Gehen, Gymnastikübungen), durch Hochlegen der Beine und das Tragen von Stützstrümpfen vorgebeugt werden. Zusätzliche Unterstützung bringt das Einreiben der Beine mit Cremes oder Gels mit Extrakten von Rosskatanie. Bewährt haben sich auch Extrakte aus rotem Weinbeerlaub oder Mäusedornwurzel sowie hochwertige pflanzliche Öle (z.B. Jojobaöl), die das ätherische Öl der Zypresse zu einem bis zwei Prozent enthalten. Ein Teeaufguss aus Schafgarbenkraut, Rinden bzw. Blättern von Hamamelis oder Brennnesselkraut (mindestens eine Tasse täglich) unterstützt ebenfalls die Venenfunktion. Extrakte aus Rosskastaniensamen können übrigens auch als Tabletten oder Kapseln innerlich eingenommen werden.
Auch unter Hämorrhoiden (Krampfadern im Analbereich) leiden sehr viele Schwangere. Hämorrhoiden entstehen vor allem durch Verstopfung, weshalb auf eine ballaststoffreiche Ernährung geachtet werden sollte. Ein Aufguss von adstringierend wirkenden Pflanzen wie z.B. von Hamamelisrinde oder -blättern, Eichenrinde, Breitwegerichblättern oder Beinwellwurzeln lindert als lauwarmes Sitzbad Juckreiz und Schmerzen. Damit können teilweise auch die Hämorrhoiden schrumpfen. Speziell das Hamameliswasser wirkt nicht nur adstringierend, sondern strafft auch das Gewebe und kann Schwellungen verringern; es wird als Kompresse bei Hämorrhoiden und Krampfadern verwendet.
Wasseransammlungen (Ödeme) treten vor allem an Füssen, Gelenken und im Gesicht auf. Sie müssen ernst genommen werden, da sie zusammen mit erhöhtem Blutdruck und Eiweiss im Urin auf eine Gestose bzw. Präklampsie hinweisen. In diesem Fall muss die Situation unbedingt ärztlich abgeklärt werden.
Langes Stehen und Sitzen, aber auch Stress (!) fördern Ödeme. Viel Trinken und eventuell den Salzkonsum etwas reduzieren (aber nicht salzlos essen) hilft, Wassereinlagerungen vorzubeugen. Diese Massnahmen können mit harntreibenden und nierenstärkenden Tees unterstützt werden, die z.B. Löwenzahn-, Brennnessel-, Breitwegerich- oder Schachtelhalmkraut enthalten. Mädesüssblüten-, Himbeerblätter- und Maishaartee werden gelegenlich auch verwendet, da sie ebenfalls harntreibend wirken.
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Bei einer Blasenentzündung werden vor allem Pflanzen eingesetzt (meist als Teeaufguss), die neben der harntreibenden auch eine adstringierende Wirkung haben, so z.B. Brennessel-, Schachtelhalm-, Hirtentäschel-, Schafgarben-, Löwenzahn- und Goldrutenkraut. Der Bärentraubenblättertee ist zwar das klassische Harndesinfizienz, sollte aber in der Schwangerschaft, wenn überhaupt, nur sehr sparsam und nur kurzfristig eingenommen werden.
Durch die hormonelle Umstellung verändert sich das Scheidenmilieu, und es kann zu Pilzinfektionen in der Scheide kommen. Damit sich das Kind während der Geburt nicht infiziert, muss dieser so genannte Vaginalsoor unbedingt vor der Geburt erfolgreich behandelt sein, damit sich das Kind nicht während der Geburt infiziert. Zur Vorbeugung und Behandlung gelten als grundlegende Massnahmen, Stress abzubauen, Zuckerkonsum zu reduzieren (d.h. auf Süsses weitgehend verzichten) und keine synthetische Unterwäsche zu tragen. Sehr hilfreich ist, einen mit Jogurt (dem noch zwei bis drei Tropfen Teebaumöl zugesetzt werden kann) getränkten Tampon in die Scheide einzuführen. Ausserdem haben sich Sitzbäder mit Eichenrinde, Taubnesselblüten und Goldrutenkraut oder mit ätherischem Öl von Lavendel und Teebaum bewährt (je 20 Tropfen auf 250 Gramm Salz vom Toten Meer, davon pro Sitzbad zwei bis drei Esslöffel in warmem Wasser auflösen). Auch Scheidenspülungen mit einem Absud aus Ringelblumenblüten, Beifusskraut oder Hamameliswasser sind geeignet.
Bei Schlafstörungen eignen sich die typischen beruhigend und schlaffördernd wirkenden Pflanzen wie Hopfenblüten, Baldrianwurzel (Valeriana off.), Johanniskraut (Hypericum perforatum), Herzgespannkraut, Hafer (Avena sativa), Passionsblume (Passiflora incarnata) und Orangenblüten, die als Tee (als Einzeltee oder in beliebiger Kombination), aber auch teilweise als Fertigpräparate, d.h in Form von Kapseln, Dragées, Tabletten oder Tropfen erhältlich sind.
Wie schon erwähnt, kann ein erhöhter Blutdruck ein Anzeichen für die Präeklampsie oder eine Schwangerschaftsgestose sein. Neben Ernährungsempfehlungen – Knoblauch, Zwiebeln und Gurken vermehrt auf den Speiseplan zu setzen – ist die Einnahme von Hopfen, Brennnessel, Baldrian als Tee, Tinktur oder fertiges Präparat sinnvoll, um einen erhöhten Blutdruck zu vermeiden. Ein schon vorhandener leicht erhöhter Blutdruck kann mit Früchten von Weissdorn und Passionsblumenkraut als Tee, Tinktur oder Fertigpräparat sowie mit Löwenzahnblättertee gesenkt werden. Dabei kann man diese Pflanzen auch kombinieren.
In der Schwangerschaft trifft häufig ein Eisenmangel auf, der sich oft nicht mit den üblichen Eisenpräparaten beheben lässt. Hinzu kommt, dass viele Frauen auf den Fleisch- und Fischkonsum verzichten, was die Situation noch verschärft. Interessanterweise verbessern neben Vitamin C diverse Kräuterelixiere in der Praxis die Eisenaufnahme. Auch mit Holundersaft sowie mit Löwenzahn- und Brennesselblättern als Tee oder Salat sind teilweise gute Effekte erzielt worden.
Eine komplikationsfreie, schmerzarme und schnelle Geburt wünschen sich alle Schwangeren. Um dafür optimale Voraussetzungen zu schaffen, dienen spezielle Gymnastikübungen und bestimmte Entspannungs- und Atemtechniken. Viele Hebammen empfehlen darüber hinaus, in den letzten beiden Monaten bestimmte Tees zur Geburtsvorbereitung zu trinken. Zu den wichtigsten geburtserleichternden Heilpflanzen gehören Frauenmantelkraut und Himbeerblätter. Daneben werden auch «exotische Pflanzen» wie Rebhuhnbeere, Heloniaswurzel, Falsches Einkorn und Traubensilberkerze zusammen mit Frauenwurzel empfohlen. Von diesen meist als Mischungen verabreichten Tees sollten täglich zwei Tassen getrunken werden.
Um während der Geburt die Wehen einzuleiten oder zu verstärken, sind Teemischungen geeignet, die Beifusskraut, Liebstöckelkraut, Rosmarinblätter, Mutterkraut, Eisenkraut und Frauenwurzel (immer zusammen mit Traubensilberkerzenrhizom) in beliebiger Kombination enthalten. Die ätherischen Öle von Gewürzen wie Zimt, Safran, Kardamom, Nelke, Ingwer und Muskat – verwendet zur Massage, für Duftlampen oder als Tee – gelten generell als weheneinleitende Mittel.
Das Ausstossen der Plazenta wird mit Teemischungen gefördert, die Beifusskraut, Herzgespannkraut, Andornkraut, Mutterkraut und Frauenwurzel (immer mit Traubensilberkerzenrhizom gemischt verwenden) enthalten können.
Der Heilungsprozess nach einem Dammschnitt oder -riss wird mit Sitzbädern unterstützt, die Extrakte oder einen Teeaufguss aus Beinwellwurzeln, Schafgarbenkraut, Kamillenblüten, Johanniskraut, Rosmarinblättern, Eichenrinde, Arnikablüten, Hamamelisrinden oder Ringelblumenblüten enthalten.
Bei starken Blutungen nach der Geburt helfen ebenfalls Sitzbäder, denen Pflanzenauszüge mit blutstillenden Eigenschaften zugesetzt wurden. Zu diesen Pflanzen gehören Hirtentäschelkraut, Frauenmantelkraut, Arnikablüten, Hamamelisrinde oder -blätter sowie Brennnesselkraut.
Brustwarzenentzündungen sind gefürchtete Komplikationen während der Stillzeit. Viele Schwangere suchen deshalb nach Möglichkeiten, ihre Brustwarzen vor der Geburt abzuhärten. Welche Methoden dafür sinnvoll sind, wird unter Hebammen und Stillberaterinnen zwar kontrovers diskutiert, dennoch können die nachfolgenden Tipps ohne Risiko ausprobiert werden: eine Kompresse aus schwarzem Tee, Zitronensaft oder Salbeitee auf die Brustwarzen auflegen, öfters ein kurzes Sonnenbad mit blosser Brust nehmen oder ab und zu keinen BH tragen. Zur Behandlung von wunden Brustwarzen empfehlen sich Kompressen mit Ringelblumenessenz, einem Auszug aus Frauenmantelkraut oder mit einer Salbe aus Ringelblumenblüten.
Um die Milchproduktion anzuregen, können die Stillenden einen Tee aus Anisfrüchten oder Fenchelfrüchten trinken, dem noch Himbeerblätter, Brennnesseln, Benediktenkraut, Melissenblätter, Löwenzahnkraut (Taraxacum off.), Hopfenblüten oder Eisenkraut zugesetzt sein können. Auch Gewürze wie Dill, Petersilie und Borretsch fördern die Milchbildung. Ist die Milchbildung zu stark oder möchten die Mütter abstillen, kann ein Tee aus Pfefferminz- oder Salbeiblättern mehrmals täglich getrunken werden. Gerade zum Abstillen haben sich Mönchspfefferfrüchte (Mönchspfeffer, Vitex agnus-castus) bewährt, die auch in Form von Tabletten oder Tropfen erhältlich sind (Mönchspfeffer nicht in homöopathischen Dosen verwenden, da sonst der gegenteilige Effekt erzielt wird).
Nicht alle Pflanzen sind während einer Schwangerschaft und der Stillzeit unbedenklich. Es gibt Pflanzen, die nicht oder nur in sehr geringem Masse verwendet werden dürfen, da sie je nach Reaktionslage der schwangeren Frauen und in Abhängigkeit von der verwendeten Menge zu einer Fehlgeburt führen können oder ihre Inhaltsstoffe für das heranwachsende Kind schädlich sind.
Zu den Pflanzen, die vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel abortiv wirken können, gehören: