Zimt ist eines der ältesten Gewürze überhaupt. Zunächst war damit der aus China stammende Holzzimt oder Kassia gemeint. 1505 entdeckten die Portugiesen auf Ceylon einen «besonderen und völlig anderen» Zimt, der seither als der beste gilt. Als Wein- und Küchenwürze sowie als Räuchermittel waren die aromatischen Röllchen schnell heiss begehrt und sehr teuer. Heute ist Zimt zwar erschwinglich, aber als Gewürz immer noch sehr kostbar.
Autorin: Christine Weiner
Wenn es draussen kalt wird, und wir in der Wohnung Kerzen anzünden, dann kommt seine grosse Zeit. Zimt ist einer der bekanntesten Düfte. Wir mögen noch so durchgefroren sein, kaum schnuppern wir Zimt, ist es unserer Seele schon ein bisschen heimeliger, und körperlich wärmer fühlen wir uns auch. In der Aromatherapie wird Zimt deswegen allen empfohlen, die sich alleine, kühl oder «schlecht durchblutet» fühlen. Dank seiner wärmenden und tröstenden Kraft, ist Zimtduft besonders in Altenheimen sehr hilfreich. Allerdings auch da nur in der kalten Jahreszeit. Zimt ist für uns ein Winterduft und das, obwohl er aus tropischen Gefilden stammt.
Die wenigsten Menschen wissen auf Anhieb, aus welchem Land das Gewürz stammt, wie es angebaut, wie es geerntet wird und wie vielfältig seine Eigenschaften sind. So wird Zimt mit dem Thema Schönheit ganz selten in Verbindung gebracht, obwohl wir heute wissen, wie entschlackend und festigend die Wirkung des Zimtes auf das Bindegewebe ist. Was hat es nun also mit diesen gerollten Stangen auf sich, die wir mit Nelken und Sternanis oft als Winter-Trio sehen? Zimt, auch Cinnamum ceylanicum genannt, stammt aus Sri Lanka, der Insel, die früher Ceylon hiess. Eine weitere Sorte Zimt kam bereits 4500 Jahre zuvor aus China auf den Markt: Kassie, der vorzugsweise in der chinesischen und amerikanischen Küche Anwendung findet. Das Gewürz wird bereits im Alten Testament mehrfach erwähnt,
Cinnamon aromaticum
Chinesischer Zimt heisst auch Cassia lignea, stammt vom Chinesischen Zimtbaum und wird weniger aufwändig entrindet. Herkunft: südliches China. Wird auch in Japan, Vietnam, Sumatra und Java angebaut. Die Rinden werden einzeln getrocknet. Chinesischer Zimt ist herber und weniger edel als der Ceylon-Zimt. Meist wird er nur gemahlen vertrieben.
Cinnamon burmani
Wird auch Padang- oder Burma-Zimt genannt. Ähnelt dem Ceylon-Zimt. Die Rinde rollt sich beim Trocknen auf beiden Seiten zusammen. Herkunft: Indonesien und Sumatra.
Wir Europäer lernten Zimt erst im Mittelalter kennen, denn das Gewürz war ein aromatisches Mitbringsel der Kreuzritter aus dem Mittelmeerraum. Anfang des 16. Jahrhunderts brachten dann portugiesische Seefahrer von ihren Entdeckungsreisen Zimt aus Sri Lanka mit. Damit wurde Zimt in Europa dauerhaft bekannt und in der Küche eingesetzt. Allerdings zählten damals die Gewürze noch zu Kostbarkeiten, die sich nicht jeder leisten konnte. Erst als das Handelsmonopol 1853 aufgehoben wurde und Portugiesen, Holländer und Engländer ihre jahrhunderte langen Kämpfe in den Kolonien beendeten, fand der Zimt nach und nach in fast jedem Haushalt seinen Platz.
Heute versucht man, Zimt auch in anderen tropischen Gebieten anzubauen. Die Menschen, die unter glühender Sonne in Sri Lanka den Zimt ernten, hätten übrigens an heisser Schokolade mit Zimt, oder Glühwein mit Zimtstange wenig Freude. In Sri Lanka kennen die Menschen als Gewürz für pikante Speisen, als Duft oder zusammen mit anderen Kräutern als eine Essenz, die zur Massage verwendet wird.
Zimt wird als Pulver, kleine Stangen oder Öl vertrieben. Das Gewürz stammt von der Rinde eines Baumes aus der artenreichen Familie der Lorbeergewächse.
Er wird nach Art der Korbweiden-Kultur in grossen Gärten angebaut, die auch für Touristen eine Sehenswürdigkeit darstellen. Die Bäume wachsen sehr schnell, ihre Schösslinge werden alle ein bis zwei Jahre geschnitten. «Geerntet» wird während der Monsunregenzeit, zwischen Mai und Oktober. Die äussere Rinde der zurückgestutzten Sträucher wird abgeschabt, die zarte innere Rinde in der warmen Sonne getrocknet. Sie rollt sich dabei zu dem zusammen, was wir später Zimtstange nennen. Die beste Qualität sieht hell aus und macht den Eindruck von aufgerolltem, trockenem Paier, denn je dünner die Rinde geschabt wurde, gesto feiner und aromatischer sind Geschack und Duft des Gewürzes.
Zimtblüten sind die unreifen, kurz nach der Blüte geernteten Früchte, sie sind nicht so aromatisch wie die Zimtrinde, jedoch ist ihr Geruch etwas feiner und deshalb als Duft besser zu verwenden. In Indien und Sri Lanka wird Zimt als Reisgewürz oder in verschiedenen Currygerichten verwendet. Bei uns bringt man Zimt eher mit Süssspeisen in Verbindung. Zum Beispiel über heissen Griesbrei oder Milchreis gestreut, über Pfannkuchen, Waffeln, Kompott, Orangensalat, im Backapfel oder in Schokolade und Gebäck. Zimt aromatisiert Bonbons und sogar Kaugummi. Das tropische Gewürz passt auch zu vielen Früchten; Küchenklassiker sind ausgebackene Apfelringe mit Zimt und mit Stangenzimt eingemachte Birnen oder Zwetschgen. Zimt schmeckt auch im Milchkaffee.
Wer nach Sri Lanka fährt, hat die Möglichkeit, den Bauern beim Zimtschaben zuzusehen. In grossen Gewürzgärten, die zum Lernen, Schnuppern und Flanieren einladen, kann der westliche Besucher die Stationen des Stangenzimts von der Pflanze bis zum Pulver hin verfolgen und sich ein Säckchen Zimt oder ein Massageöl mit Zimt als Andenken mit nach Hause nehmen.
Zimt wirkt schweisstreibend, wärmend, entspannend, verdauungsfördernd, krampflösend, pilztötend und antibakteriell. Er wird gern bei Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen und leichten krampfartigen Magen-/Darmstörungen eingesetzt. Er beruhigt die Bronchien bei Husten und Heiserkeit. Da Zimt wärmt und durchblutungsfördernd ist, kann man das Öl äusserlich als Massageöl bei Muskelverhärtungen, Verspannungen und Menstruationsbeschwerden anwenden. Doch nicht alle Menschen vertragen Zimt als Badezusatz oder Öl und zeigen leichte allergische Reaktionen.
Möglicherweise wirkt er auch blutzuckersenkend; eine Studie zeigte eine positive Wirkung auf die Triglyceride sowie das Gesamt- und LDL-Cholesterin. Klinische Studien fehlen allerdings noch. Zimtextrakt gilt als pflanzliches Diätetikum zur ergänzenden Behandlung bei Diabetes Typ 2, der Einsatz wird aber kontrovers disktuiert.
Zimttee
1 TL zerkleinerte Zimtstange mit 1 Tasse siedendem Wasser übergiessen, 10 Minuten ziehen lassen, durch ein Teesieb giessen. Bei Appetitlosigkeit trinkt man 2- bis 4-mal täglich eine Tasse vor den Mahlzeiten; bei Magenbeschwerden eine Tasse nach dem Essen. Kreislaufanregend wirkt folgende Mischung: Einen TL schwarzen Tee und eine viertel Zimtstange mit 1 Tasse kochendem Wasser übergiessen und fünf Minuten ziehen lassen.
Zimttinktur
Bis zu 5 ml in etwas heissem Wasser verdünnen und langsam trinken. Tut gut bei Schüttelfrost und Erkältung. Mit verdünnter Tinktur oder Absud ein Tuch tränken und als Kompresse zur Schmerzlinderung bei Rheuma auflegen.
Zimtöl
Das ätherische Öl wird aus den Blüten, den Blättern und der Rinde gewonnen. Das Rindenöl aus Sri Lanka mit seinem äusserst feinen und starken Geruch gilt als das edelste. Es hat frisch gewonnen zunächst eine goldgelbe, später rötlichbraune Farbe. Cassia-zimtöl aus China ist meist billiger. Zimtöl hemmt aufgrund des Inhaltsstoffs Zimtaldehyd, die Hauptkomponente des im Zimt enthaltenen ätherischen Öls die Vermehrung von Bakterien.
Zimtpulver
Eine Messerspitze frisch gemahlenen Ceylon-Zimt mindestens eine Minute lang kauen und dabei gründlich «einspeicheln». Danach ausspucken. Soll gegen Schwellungen der Nebenhöhlen- und Nasenschleimhäute wirken und selbst bei Nervenleiden und Depressionen wohltuend sein.
Zimtsohlen
Regulieren die Temperatur im Schuh, fördern die Durchblutung und hemmen Fusspilz. Seiner magenstärkenden und verdauungsfördernden Eigenschaften wegen ist Zimt in Kräuterlikören und den meisten Magenbittern enthalten, z.B. in Chartreuse und in Angostura.
Zimtaldehyd ist ein Hauptbestandteil aller Zimtöle, oft ist auch Eugenol enthalten. Eugenol ist wiederum der Hauptbestandteil (70–90 %) des ätherischen Öles aus den Blättern von C. ceylanicum. Alle Rinden der verschiedenen Zimtarten enthalten zusätzlich wechselnde Mengen von Schleim. Ausserdem sind Gerbstoffe enthalten.
Gerbstoffe:
Ätherisches Öl:
Zimt harmoniert hervorragend mit
Fragt man die Menschen, was sie am Zimt so lieben, wird in der Regel der süssliche, aber feurige bis brennende Geschmack genannt. Zudem bringen wir Zimt sofort mit Duft und einer bestimmten Seelenfärbung in Verbindung. Viele Menschen fühlen sich durch Zimtgeruch oder -geschmack in frühe Kindertage zurückversetzt, als Düfte und Kerzenschein noch neu und dadurch eine prägende Erfahrung waren.
Der Geruch von Zimt ist warm, würzig und süss. Besonders wenn wir frösteln, uns kränklich fühlen, unsere Seele friert oder wir tatsächlich mit einer Erkältung rechnen, ist es ratsam, Zimtöl in eine Duftlampe zu geben. Will man Zimt nicht als einzige Duftnote im Raum, passt dieses Öl hervorragend mit Orangenöl, Ylang-Ylang, Jasmin, Sandelholz oder Limette im Duftlämpchen zusammen.
Zimt wird besonders bei den Seelenzuständen eingesetzt, die mit Einsamkeit verbunden sind. Es kann sein, dass wir uns allein fühlen, es tatsächlich sind oder wir uns aus einem anderen Grund isoliert fühlen. Der Geruch von Zimt ist dann wie ein wärmender, tröstender Arm, der sich um uns legt. Verspannungen lockern sich und die innere Verkrampfung lässt ein wenig nach.
Mehr und mehr setzt sich das Gewürz nun auch auf dem Markt der Schönheit durch, denn Zimt-Creme erweist sich immer häufiger als eine wirklich effektive kosmetische Massnahme in der Behandlung von Zellulitis. Die Behandlung mit Zimt-Creme kann zu Hause oder bei der Kosmetikerin durchgeführt werden. Aufgrund des hohen «Wickelaufwandes» ist die Kosmetikerin jedoch oft die entspannendere Variante. Erfahrungswerte zeigen, dass von Zellulitis betroffenProblemzonen wie Oberschenkel, Po und Oberarme eine deutliche Verbesserung zeigen, werden sie mit Zimt-Creme an mehreren, aufeinander folgenden Tagen behandelt. Nachdem die Creme aufgetragen wurde, werden Beine, Bauch und Po fest mit Klarsichtfolie umwickelt, welche die Wärme speichert und so die entschlackende Wirkung der Creme unterstützt. Ganz schön heiss können da die Beine werden! Jede Sitzung dauert etwa 30 Minuten. Es wird geruht und geschwitzt, aber nach bereits wenigen Tagen ist ein erster Erfolg sichtbar: das Gewebe ist deutlich und auch nachhaltig straffer.
Jede Kur ist natürlich nur so gut, wie sie auch mit der übrigen Lebensführung korrespondiert. Giftstoffe und Schlacken können zum Beispiel nur dann ausgeschwemmt werden, wenn auch die Ernährung umgestellt wird. Wie immer, ist es auch hier wichtig, genügend zu trinken, damit der Körper besser ausscheiden kann. Wer sich an die Empfehlungen der Kosmetikerin und des Herstellers hält, kann mit dieser Zimt-Creme das Hautgewebe sichtbar beeinflussen. Die Haut wirkt zudem glatter und feiner.
Alles was den Sinnen gut tut, ist auch in der Liebe förderlich. Deshalb wird auch Zimt zu den Speisen gezählt, die liebesanregend wirken sollen. Zimt ist also ein wichtiges Element, sollten Sie ein erotisches Festmahl planen. Auch als Räucherwerk entfaltet Zimt hierbei unterstützend seine Wirkung.
In Zimt, vor allem in den billigeren Zimtsorten, ist Cumarin enthalten. In höheren Dosen wirkt Cumarin gesundheitsschädlich. Laut dem Deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kann zu viel Cumarin bei empfindlichen Menschen Leberschäden hervorrufen. Dabei variiert der Cumarin-Anteil der Zimtsorten erheblich:
Die tolerierbare tägliche Dosis (TDI-Wert, „tolerably daily intake") die ohne gesundheitliche Beeinträchtigung ein Leben lang aufgenommen werden kann, beträgt für Cumarin 0,1 mg pro kg Körpergewicht und Tag.
Das bedeutet:
Ein 60 kg schwerer Erwachsener sollte nicht mehr als 2 g (ein abgestrichener Teelöffel) pro Tag konsumieren. Kleinkinder sollten maximal ein halbes Gramm zu sich nehmen. Über einen kurzfristigen Zeitraum darf auch mehr konsumiert werden, wenn sonst kein Zimt weiter gegessen wird. D.h. 24 kleine Zimtsterne (120 Gramm) pro Tag bei einem 60 Kilo schweren Erwachsenen und 30 g Zimtsterne (ca. 6 Stück) oder 100 g Lebkuchen bei Kleinkindern mit einem Körpergewicht von 15 kg gelten als unproblematisch.