Man krächzt plötzlich kläglich oder kann nur noch flüstern, der Hals fühlt sich belegt an, Schlucken ist eine Qual: Heiserkeit gehört mit zu den ersten Symptomen von Erkältung und Grippe. Deren Auslöser (meist Viren) greifen die Schleimhäute in Nase, Rachen und Hals an. Folge: Die schützende Gewebeschicht entzündet sich. Ist die Heiserkeit erkältungsbedingt, braucht man sich erst mal keine grossen Sorgen zu machen. Dauert sie jedoch länger als zwei, drei Wochen oder tritt sie auf, wenn man ansonsten gesund ist, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Das Phänomen Heiserkeit erklärt sich mit einem Blick in den Kehlkopf (Larynx). Der befindet sich am oberen Ende der Luftröhre. Dort wird unsere Stimme oder besser gesagt: ein Grundschall erzeugt. Der Kehlkopf besteht aus Knorpeln und Muskulatur und ist im Inneren mit feiner Schleimhaut ausgekleidet. In seiner Mitte befinden sich die Stimmlippen; ihre Aufgabe ist die Stimmbildung. Die freien inneren Ränder der Stimmlippen werden als Stimmbänder bezeichnet.
Muskeln und Gelenke bewegen die Stimmlippen. Während des Atmens entspannen sie sich und die Atemluft kann ungehindert durch einen Spalt, die sogenannte Stimmritze (Glottis) ein- und ausströmen. Beim Sprechen schliesst sich die Stimmritze. Dabei wird Luft aus der Lunge durch die Stimmritze gepresst.
Schwillt die sensible Kehlkopfschleimhaut infolge einer Reizung oder Infektion an, verhindert dies den korrekten Verschluss der Stimmlippen – heisere Sprachlaute sind die Folge. Bisweilen können gar keine Laute mehr erzeugt werden, es bleibt beim Flüstern. Bereits kleinste Veränderungen im Bereich der Stimmlippen machen sich bemerkbar – sie können dann nicht wie gewohnt schwingen. Folge: Wir können nur noch krächzen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Husten, Schnupfen, Halsschmerzen und dann auch noch Stimme weg: Das ist typisch für Erkältungskrankheiten. Krankheitserreger überfluten den Körper, die Infektion lässt die Schleimhäute anschwellen – auch im Bereich der Stimmlippen.
Besonders bei Kleinkindern zwischen ein und fünf Jahren können Viren zu einer Entzündung des Kehlkopfs führen, dem Pseudokrupp. Typisch sind ein bellend-pfeifender Husten und starke Heiserkeit.
Besonders Kleinkinder können von einer Entzündung des Kehlkopfes mit Heiserkeit betroffen sein.
Es kann vor allem Sänger treffen, Schauspieler, Moderatoren, Lehrer, Politiker, Jodler Callcenter-Mitarbeiter oder Kinder, die viel schreien oder ständig laut reden: Heiserkeit infolge Überlastung. Auch wer während eines Live-Konzertes schon mal lautstark mitgesungen hat, kennt das. Was dabei vorgeht: Die Stimmlippen schlagen heftig aufeinander, röten sich durch den starken Reiz, schwellen an und schwingen nicht mehr gut. Daraus können sich später kleine Knötchen bilden, Schrei- oder Sängerknötchen genannt. Mitunter entwickeln sich aus diesen Knötchen auch Polypen. Polypen sind gutartige, geschwulstartige Wucherungen der Schleimhaut der Stimmbänder. Sie bilden sich dann vermehrt aus, wenn die Stimme während der Entzündung nicht ausreichend geschont wird.
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Heiserkeit ohne Anzeichen für eine Erkältungskrankheit könnte ein Frühwarnzeichen für Karzinome an den Stimmlippen sein. Kehlkopfkrebs oder Lippenbandkarzinom zählen zu den bösartigen Veränderungen. Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto grösser die Heilungschancen. In der Regel wird der Tumor operativ entfernt; die Stimme kann weitgehend erhalten werden.
Werden bei längeren Eingriffen während der Narkose die Atemwege durch Einführen eines Schlauches in die Luftröhre oder in den Rachen gesichert, kann es dabei zu Schädigungen am Kehlkopf kommen. Entweder durch oberflächliche Schleimhautverletzungen, Verletzung der Stimmlippen, Verrenkung des Stellknorpels am Kehlkopf oder Hämatome. Die Folge: Der Patient ist nach Aufwachen aus der Narkose heiser und klagt über Halsschmerzen.
Nikotin, giftige Dämpfe, Abgase, Feinstaub und auch Alkohol über längere Zeit können den Stimmapparat schädigen und zu Heiserkeit führen.
Ein Krächzstimme kann auch auf Aufregung, z.B. vor einer Präsentation, Angstzustände, Depression oder Burnout zurückzuführen sein. Seelisch belastende Situationen oder psychische Erkrankungen schlagen sich auf die Stimme nieder und schnüren uns im wahrsten Sinne des Wortes den Hals zu. Fachleute sprechen dabei von psychogenen Dysphonien.
Heiserkeit kann auch eine Begleiterscheinung diverser Krankheitsbilder sein: Sodbrennen bzw. Refluxkrankheit, Speiseröhrenentzündung, Schilddrüsenunterfunktion, Lungenkrebs, neurologische Erkrankungen, Diphterie.
Ein Sud aus Spitzwegerich ist wohltuend
Generell gilt: Stimme schonen! Denn mit jedem Wort strömt Atemluft an den empfindlichen Partien des Kehlkopfs entlang und sorgt für Reizung. Auch Flüstern sollte man lassen, das beansprucht die Stimmlippen unnötig. Wichtig ist, viel zu trinken, gerne zwei bis zweieinhalb Liter Flüssigkeit am Tag. Empfehlenswert sind Salbei- oder Primeltee, beide wirken beruhigend auf die Schleimhäute, Salbei auch noch entzündungshemmend.
Wohltuend ist auch ein Sud aus Spitzwegerich. Die getrockneten Pflanzenblätter kocht man in etwas Wasser auf und lässt sie eine halbe Stunde ziehen. Den Sud kocht man mit Honig oder Zucker noch mal kurz auf. Für einen feineren Geschmack kann man noch etwas Thymian beigeben. Warm getrunken, wirkt Spitzwegerich auch gegen Erkältungen. Warme Milch mit Honig hat sich als Hausmittel bei Heiserkeit seit langem bewährt. Alfred Vogel empfahl die Beeren der Eberesche (Vogelbeeren) als zuverlässiges Mittel gegen Heiserkeit. Die getrockneten Beeren werden bei Bedarf zerkaut.
Experten empfehlen zudem Inhalationen mit Kaltnebel-Geräten, die noch effektiver seien als das klassische Inhalieren über heissem Wasserdampf. Abzuraten ist von scharfen Menthol- oder Eukalyptusbonbons. Kaffee und Fruchtsäfte sind zu meiden. Die Nahrung sollte nicht zu scharf gewürzt, nicht zu heiss und nicht zu kalt sein.
Alfred Vogel empfahl, die Vogelbeeren (Sorbus aucuparia) zu zerkauen.
Die Heiserkeits-Diagnostik hat sich stark entwickelt; mittlerweile lassen sich mithilfe von HD-hochauflösenden Miniaturoptiken die millimeterkleinen Stimmlippen genau betrachten. Flexible Endoskope, die schonend eingeführt werden können, erleichtern Gewebeproben. Viele Eingriffe sind schon mit Lokalanästhesie durchführbar.
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