Ausser Wasser wird nichts auf der Welt so viel getrunken wie Tee. Bei den Tees, mit denen wir uns hier beschäftigen, müsste man streng genommen von Kräuteraufgüssen sprechen oder noch strenger genommen von Rindenaufgüssen. Doch der Begriff Tee hat sich nunmal eingebürgert, und wir verwenden ihn gerne, weil er einerseits Synonym für Musse, Zeremonie und Entspannung ist, andererseits wohltuende und manchmal sogar heilkräftige Qualitäten beinhaltet.
Autorin: Ingrid Zehnder, 12.02
Lapacho, Rooibos, Mate – immer wieder gibt es Konsumwellen, in denen die fremden Teesorten mehr oder weniger akzeptiert sind. Besonders hoch schlagen die Wellen, wenn diesen Tees appetitzügelnde und hungergefühldämpfende Eigenschaften zugeschrieben werden – wie im Falle des Massai- (Rotbusch-), des Mate- oder noch viel stärker des Pu-Erh-Tees – in denen tüchtige Werbeleute die Exoten als wirksame Schlankmacher vermarkteten und der Konsum sprunghaft anstieg. Abgesehen von derart übertriebenen Anpreisungen haben die exotischen Tees ebenso gesundheitliche Wirkungen wie unsere heimischen Kräutertees. Deshalb wollen wir die (meist) schmackhaften und (mit einer Ausnahme) koffeinfreien Tee-Exoten einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Lapacho-Tee wird aus der feingeschnittenen Rinde eines südamerikanischen Baumes (Tabebuia avellanedeae) hergestellt. In Südamerika, wo Lapacho-Tee seit Jahrhunderten zubereitet wird, sagt man dem Getränk erhebliche Kräfte für die Steigerung des Wohlbefindens und der körpereigenen Immunabwehr nach. Tatsache ist, dass er einen ungewöhnlich hohen Gehalt an Mineralien (Kalzium, Eisen, Kalium, Kupfer, Magnesium) und seltenen Spurenelementen wie Mangan, Barium und Jod hat. Lapacho enthält auch Stoffe, die Symptome bei Allergien und Candida albicans mildern. Nachgewiesen wurden auch antiinfektiös und antitumoral wirkende Substanzen. Lapacho-Tee schmeckt dünn zubereitet ziemlich mild und enthält kein Koffein (Teein).
Zubereitung:
Auf 1 Liter kochendes Wasser gibt man 2 bis 3 TL Tee, 5 bis 10 Minuten köcheln und anschliessend noch 20 Minuten ziehen lassen. Noch schmackhafter wird der Tee, lässt man Orangenschale, Apfel-, Ananas-, Kiwi- oder Vanillestückchen mitziehen oder verfeinert ihn mit einem Schuss Rahm, Honig oder Ahornsirup. Lapacho-Tee kann kalt oder warm getrunken werden und wird, da er wenig Gerbsäure enthält, auch nicht bitter, wenn er etwas länger steht.
Für die Zubereitung von Mate-Tee werden in Südamerika die grob zerstossenen Blätter in einen kleinen ausgehöhlten Flaschenkürbis, die “mate”, gegeben, mit heissem, aber nicht kochendem Wasser übergossen und durch die so genannte bombilla, ein Metallrohr mit Siebteil, aufgesogen.
Bei uns geht es mit Teebeuteln weniger zeremoniell, dafür einfacher. Bei offenem Mate nimmt man pro Tasse 1 TL Tee, übergiesst ihn mit heissem Wasser und lässt etwa 5 Minuten ziehen. Anschliessend durchsieben. Schmeckt frisch zubereitet am besten (bei längerem Stehen verliert er seine appetitliche Farbe und dunkelt stark nach). Je kürzer der Tee zieht, desto weniger intensiv der Geschmack und desto stärker die anregende Wirkung. Die Mateblätter können mehrmals mit heissem Wasser aufgegossen werden, erst wenn sich dabei kein Schaum mehr bildet, sind sie verbraucht. Der rauchig-krautige und je nach Sorte auch etwas bittere Geschmack des Mate-Tees ist nicht jeden Europäers Sache. Mit frischer Minze, Zitrone, Honig oder Milch entspricht er eher unseren Trinkgewohnheiten. Zusammen mit Melisse, Zitronensaft und Eis ist er in der heissen Jahreszeit ein beliebter Durstlöscher.
Mate-Tee enthält Koffein, die anregende Wirkung auf das Zentralnervensystem soll aber länger anhalten als beim Kaffee und weder Unruhe noch Schlafstörungen nach sich ziehen. Regelmässige Mate-Tee-Konsumenten berichten, dass nicht nur der Durst gestillt, sondern auch Hungergefühle beschwichtigt werden, vor allem wenn der Tee warm getrunken wird. Matetee verfügt über einen hohen Vitamin C-Gehalt, enthält wichtige Aminosäuren, ist stoffwechselanregend, harntreibend und verdauungsfördernd.
Relativ wenig bekannt sind hierzulande zwei weitere Rindentee-Sorten aus Südamerika, die dort eine lange Tradition haben. Jatobatee wird aus der inneren Rinde des tropischen Baumes Hymenaea courbari gewonnen, der im Regenwald des Amazonasgebietes und in Teilen Zentralamerikas wächst. In der modernen brasilianischen Kräuterheilkunde bescheinigt man Jatobatee Eigenschaften wie energiespendend, stärkend, magenfreundlich und wurmhemmend. Er enthält zum Teil beachtliche Mengen an Mineralstoffen (Silizium) und seltene Spurenelementen wie Mangan und natürliches Strontium, das für den Knochenstoffwechsel wichtig ist.
Zubereitung:
1 Esslöffel Jatoba-Tee mit einem halben Liter Wasser 2 bis 3 Minuten kochen und danach kurz ziehen lassen. Ein kleiner Spritzer Zitronensaft hilft, die Mineralstoffe besser zu lösen. In beliebiger Menge kalt oder warm geniessen.
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Catuaba-Bäume wachsen in den Regenwäldern Südamerikas, und wie beim Lapacho-Baum wird nur die schnell nachwachsende Rinde des geerntet. Der in Brasilien sehr beliebte Catuaba-Tee enthält viele Spurenelemente und Mineralstoffe. Kalium, Kalzium und Magnesium sind in beachtlichen Mengen enthalten. Trinkt man den leicht bitteren Tee mit dem Zitronenaroma über einen längeren Zeitraum, soll er die Durchblutung fördern und die Lebensgeister wecken. In Brasilien heisst es: Zeugt ein Mann bis zum 60sten Jahr ein Kind, war er es selbst, geschieht es danach, war es Catuaba! Der rote Farbstoff der Catuaba-Rinde ist auch in vielen Erfrischungsgetränken enthalten. Teeflecken sollte man sofort auswaschen, denn nicht umsonst ist Catuaba ein exzellentes Färbemittel.
Zubereitung:
1 Esslöffel Catuaba-Tee mit ca. 1 Liter Wasser 5 Minuten kochen und etwa 20 Minuten ziehen lassen.
Auf einem ganz anderen Kontinent, nämlich in Südafrika, wächst der Rooibos- (sprich Roibosch) oder Rotbusch-Strauch (Asphalatus linearis R. Dahlgr.). Die dem Ginster ähnelnde Pflanze wird einen halben bis zwei Meter hoch und hat nadelförmige kurze, hellgrüne Blätter. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird der Strauch, der nur in der Provinz nördlich von Kapstadt wächst, auf grossen Feldern kultiviert.
Nach der Ernte werden die Blätter und Zweigspitzen zerkleinert, so lange in der Sonne ausgebreitet, bis die Pflanzenteile eine rötlich-gelbe Farbe angenommen haben, danach werden sie mit Wasser angefeuchtet, gequetscht und fermentiert. Nach dem Sieben und Pasteurisieren mittels Wasserdampf wird der Tee zum Schluss wieder getrocknet.
In Südafrika wird er der entzündungshemmenden und krampflösenden Wirkung wegen Kindern gerne bei Dreimonatskoliken und sonstigen Magen- und Darmverstimmungen gegeben. Rotbusch-Tee ist reich an Eisen, Fluor, Kupfer, Natrium und Kalium sowie Vitamin C und gilt deshalb nicht nur als bekömmliches Getränk für die ganze Familie, sondern wird auch Sportlern und Schwangeren empfohlen. Zudem soll er antioxidativ wirken und eine histaminblockierende Wirkung bei Allergien haben.
Zubereitung:
Etwa 5 EL mit einem Liter kochendem Wasser übergiessen und 3 bis 6 Minuten ziehen lassen. Obwohl Rotbusch-Tee pur sehr gut schmeckt, bereiten sich viele damit gern einen Punsch oder “Glühwein” mit Muskatnuss, Zimt, Nelken, Zitronen- oder Orangenschalen zu. Im Sommer kann man ihn auch auf die südafrikanische Art trinken: schön kühl “on the rocks”. Beliebt ist auch die Kinder-Bowle, bei der ein Liter Rooibos-Tee mit einem Liter Traubensaft und einem Liter Orangen- oder Aprikosen-Saft gemischt werden und kleingeschnittene Saison-Früchte dazugegeben werden.
Der Honeybush oder Honigbusch stammt aus den Gebirgslagen im Süden Südafrikas. Die strauchartige Pflanze wird etwa 60 Zentimeter hoch und entwickelt neben den langen, dünnen Blättern leuchtendgelbe, duftende Blüten, die gern von Bienen aufgesucht werden. Der Honigbusch ist mit dem Rotbusch vergleichbar, kann jedoch nicht kultiviert werden. Der Tee aus Wildsammlungen wird nur in begrenzten Mengen exportiert. Er ist koffeinfrei und sehr bekömmlich.