365 Tage im Jahr arbeitet unsere körpereigene Abwehr daran, uns vor Bakterien, Pilzen, Parasiten, Viren und schädlichen Stoffen zu schützen. Das Immunsystem ist ein gewaltiges Netzwerk von Zellen, Botenstoffen und Organen, das den ganzen Körper durchzieht und Krankheitserreger abwehrt. Um gut zu funktionieren, muss es ausgeglichen sein, und die einzelnen Teile müssen harmonisch zusammenarbeiten. Ohne die Immunabwehr können wir nicht überleben. Wir sollten alles dafür tun, dass sie effektiv arbeiten kann. Hier erfahren Sie, was Sie tun können, um Ihr Immunsystem stark zu machen und es vor Schaden zu schützen.
Autorin: Dr. Claudia Rawer
Die Funktion des Immunsystems ist, unseren Körper vor Erkrankungen aller Art zu schützen und gegen schädliche Eindringlinge zu verteidigen. Daher wird es gerne mit einer Kampftruppe verglichen. Eher ähnelt es jedoch einer perfekt organisierten Firma: Jeder Mitarbeiter kennt seine Aufgabe und weiß genau, was zu tun ist. Alle arbeiten Hand in Hand in einem optimal eingespielten Team – und in der grossen Mehrheit aller Fälle wird das aufgetretene Problem innerhalb kürzester Zeit gelöst.
Die Mitarbeiter gehören zu zwei Gruppen, dem angeborenen und dem erworbenen Immunsystem.
Sie arbeiten mit zellulären und humoralen Abwehrmechanismen. Zellen sind z.B. die Fresszellen (Makrophagen), die Angreifer beseitigen. Als humorale Abwehr bezeichnet man Körperflüssigkeiten (z.B. Blut, Lymphe) und deren Inhaltsstoffe, insbesondere Antikörper. Zelluläres und humorales Immunsystem werden in einen spezifisch und einen unspezifisch wirkenden Teil gegliedert.
Zwei, drei Erkältungen im Jahr, die nach etwa zehn Tagen vorüber sind – das ist für Erwachsene normal. Aber wenn Sie ständig am Schniefen, Schnüffeln und Hüsteln sind, wenn ein Infekt dem anderen folgt, wenn eine Erkältung auch nach zwei Wochen noch nicht besser wird: Dann stimmt etwas nicht. Ihr Immunsystem kann nicht mehr mithalten.
Auch ein Warnzeichen: Sie sind nicht nur oft erkältet, auch andere Beschwerden machen Ihnen zu schaffen: zum Beispiel Infekte der Nasennebenhöhlen und/oder der Ohren, entzündetes Zahnfleisch, Harnwegsinfekte oder Pilzerkrankungen. Sie hatten bereits schwere Infektionen wie eine Lungenentzündung oder mehr als zwei Erkrankungen, die mit Antibiotika behandelt werden müssen.
Im Verdauungstrakt ist ein grosser Teil unserer körpereigenen Abwehr lokalisiert. Die «guten» Bakterien, die im Darm leben, schützen Sie vor Infekten und Entzündungen. Wenn Sie häufig an Blähungen, Durchfall oder Verstopfung leiden, kann das ein Zeichen sein, dass das Immunsystem geschädigt ist.
Auch die Heilung von Wunden ist vom Immunsystem abhängig. Bei einer Schramme, einem Schnitt, einer Verbrennung geht Ihr Körper in Verteidigungsstellung. Die verletzte Haut, durch die Erreger eindringen könnten, soll so schnell wie möglich durch eine neue Hautschicht ersetzt werden. Dabei helfen die Immunzellen. Wenn also Wunden schlecht abheilen, ist das ein Anzeichen, dass es der Immunabwehr nicht gut geht.
Stress über lange Zeit hinweg schwächt das Immunsystem; die Anzahl der weissen Blutkörperchen, die Infekte bekämpfen, nimmt ab. Es ist kein Zufall, dass man oft nach einer schwierigen Periode bei der Arbeit oder nach Krisen im emotionalen Bereich krank wird, Situationen, die häufig auch mit mangelnder Bewegung und Schlafverschlechterung einhergehen.
Müde, obwohl Sie eigentlich ausreichend schlafen? Energielos und erschöpft? Auch das könnte ein Anzeichen dafür sein, dass die Abwehrkräfte geschwächt sind.
Oft ist es aber auch nicht einfach zu erkennen, was wirklich der Auslöser für eine Immunschwäche ist. Es könnten andere Erkrankungen dahinterstecken, insbesondere vorangegangene Virusinfekte, Autoimmunkrankheiten wie Diabetes, Funktionsstörungen der Schilddrüse oder Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) oder einfach nur das zunehmende Alter. Auch im eigenen Verhalten gibt es Dinge, die das Immunsystem schwächen. Besprechen Sie einen Verdacht auf eine Immunabwehrschwäche auf jeden Fall mit Ihrer Hausärztin. Darüber hinaus gibt es sog. klinische Immunologen, die auf so etwas spezialisiert sind.
Noch wissen wir vieles nicht über die Immunabwehr, so vielseitig und untereinander verflochten sind ihre Funktionen. Die Rolle eines gesunden Lebensstils, von Bewegung und Ernährung, von Stress, Alter und vielen anderen Faktoren wird von Forschern in aller Welt untersucht. Auch wenn nicht immer endgültig geklärt ist, wie die einzelnen Elemente zusammenhängen: Von einem bewusst gesunden Lebensstil profitiert jeder einzelne Teil des Körpers. Allgemeinen Richtlinien für ein gesundes Leben zu folgen, ist die beste Möglichkeit, auch Ihr Immunsystem zu stärken.
Jede Ernährung, die Ihren Körper gesund erhält, ist eine Ernährung, die ihren Abwehrkräften guttut. Achten Sie darauf, dass Sie «bunt» essen: In grünen, gelben, orangefarbenen, roten oder blauen Gemüsen und Früchten stecken unterschiedliche Pflanzenstoffe, Mineralien und Vitamine. Je abwechslungsreicher wir uns mit diesen Naturstoffen versorgen, desto besser für die Gesundheit.
Neben Ernährung und Bewegung gibt es noch andere Faktoren des Lebensstils, die deutliche Auswirkungen auf die Stärke Ihrer körpereigenen Abwehrkräfte haben.
Bei mehr als 300 bekannten Erkältungsviren ist es nicht selten, dass eines dieser Viren trotz aller Vorsorge und bewusster Stärkung durch die Barrieren des Immunsystems schlüpft. Das ist in der Regel auch kein Problem: Der Körper eines gesunden Menschen wird mit einem banalen grippalen Infekt meist innerhalb einer Woche fertig. Aber es gibt Möglichkeiten, das Leben mit einer Erkältung etwas einfacher zu gestalten.
Viele gehen auch mit einer Erkältung zur Arbeit. Das ist jedoch keine gute Idee. Abgesehen davon, dass die Erkrankung schneller vorbei ist, wenn man sich ein paar Tage Behandlung gönnt, verteilt man durch Husten und Niesen die Viren auch freigebig an die Kollegen. Schleppen Sie sich auch nicht zur Geburtstagsfeier oder ins Fitnessstudio. Bleiben Sie stattdessen zuhause, bis Sie sich wieder fit fühlen.
Sind Sie fieberfrei, wird Ihnen ein warmes Bad guttun. Es erhöht die Körpertemperatur und bringt dadurch das Immunsystem in Schwung. Gliederschmerzen werden durch das heisse Wasser gelindert. Ein Badezusatz mit ätherischen Ölen aus Fichten- bzw. Kiefernadeln, Thymian oder Lindenblüten wirkt lindernd und macht die Nase frei.
Für ausreichend Flüssigkeit zu sorgen, ist immer notwendig. Bei einer Erkältung ist es besonders wichtig. Trinken Sie zwei Liter (stilles) Wasser oder Tee am Tag. Kräutertees können auch Symptome lindern: Lindenblütentee wärmt und hilft bei Gliederschmerzen und allgemeinem Unwohlsein. Bei Husten ist Thymiantee das Mittel der Wahl. Halsschmerzen kuriert man mit Salbeitee. Ingwertee ist ebenfalls wohltuend. Er regt das Immunsystem an.
Das perfekte Hausmittel bei Erkältungen ist eine selbstgekochte Hühnersuppe. Wie wir wissen, unterstützt eine ausgewogene Ernährung die körpereigene Abwehr. Eine warme Bouillon wirkt beruhigend, sorgt für Flüssigkeitszufuhr und ist bei Halsschmerzen gut zu schlucken. Ihr Dampf öffnet die Atemwege und erleichtert das Atmen. Gemüse wie Karotten, Lauch und Sellerie enthalten Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien. Das Hühnerfleisch ist eine Quelle für B-Vitamine, die das Immunsystem stärken, und zudem eiweissreich, was die Abwehrkräfte ebenfalls unterstützt. Nudeln in der Suppe sind eine gute Energiequelle. Wetten, dass Sie sich nach einer ordentlichen Portion selbst gemachter Hühnersuppe gestärkt und rundum viel besser fühlen? Es muss aber eine «echte» sein. Eine aus dem Beutel oder aus Würfeln tut es nicht. Mehr dazu hier.
Ein wenig Schonung, viel Ruhe und genügend Schlaf sind hervorragende Mittel gegen eine Erkältung, insbesondere bei starken Symptomen und Fieber. Tagsüber darf man gerne ein Nickerchen auf dem Sofa machen, abends sollte man früh ins Bett gehen. Mit ein bisschen Glück ist man am nächsten Morgen schon viel fitter.
Trockene Luft in geheizten Zimmern verschlimmert die Erkältungssymptome. Also heisst es: regelmässig lüften und für ausreichende Luftfeuchtigkeit sorgen. Letztere sollte bei etwa 50 Prozent liegen.
Wer schon wieder einigermassen auf den Beinen ist, darf auf einem entspannten Spaziergang frische Luft tanken und den Kreislauf in Schwung bringen. Natürlich müssen Sie sich entsprechend warm anziehen.
Sport und grössere Anstrengungen sind jedoch noch tabu, da sie das Herz-Kreislauf-System belasten.
Sie spüren eine beginnende Erkältung, fühlen sich schlapp und bemerken bereits ein Kratzen im Hals? Jetzt unsere Tipps abonnieren.
Ja, mit den Jahren sinkt die Abwehrkraft gegen Infektionen. Die Neubildung von B-Zellen geht im Alter stark zurück. Das Immunsystem kann daher nicht mehr gegen jede Infektion neue Antikörper bilden. Allerdings besitzen älteren Menschen auch einen Vorrat an langlebigen B-Zellen, die bereits mit Krankheitserregern Kontakt hatten. Aus diesem Bestand werden neue Infektionen bekämpft; die Abwehr ist aber nicht erregerspezifisch.
Ja, das ist häufig der Fall. Der Körper einer schwangeren Frau muss eine ganze Reihe von Veränderungen innerhalb kürzester Zeit bewältigen und braucht zudem zusätzliche Energie für die Entwicklung des Embryos. Das fordert auch das Immunsystem heraus. Schwangere sollten also auf jeden Fall ihre Abwehrkräfte mit gesunder und ausgewogener Ernährung, wenig belastender sportlicher Betätigung und Stressreduzierung stärken.
Ja. Wasser ist das Lösungsmittel des Körpers. Es wird für unzählige chemische Prozesse im Körper gebraucht, für den Transport von Nährstoffen und Sauerstoff, für die Ausscheidung von Giftstoffen. Flüssigkeitsmangel hat zur Folge, dass diese Aufgaben nicht optimal erfüllt werden, und macht den Körper anfälliger. Trinkt man zu wenig, sind auch die Schleimhäute zu trocken, so dass Erreger leichter eindringen können.
Mit all den Massnahmen, die wir Ihnen in diesem Artikel geschildert haben. Das Immunsystem lernt zwar auch durch Training. Aber nach einem Infekt ist es gut, den Abwehrkräften eine Pause zu gönnen und sie wieder durch viel Bewegung, gesunde Ernährung und andere Massnahmen aufzufrischen.
Das wissen wir noch nicht. Es gibt aber nach neuesten Forschungen Hinweise darauf, dass die Funktionsweise des Immunsystems von unserer inneren Uhr mitgesteuert wird. So vermutet ein amerikanischer Mediziner, dass die körpereigene Abwehr morgens um 11 Uhr am verwundbarsten sei.