Eisen ist ein wichtiges Spurenelement, dessen Bedarf in der Wachstumsphase und in der Schwangerschaft besonders hoch ist. Auch bei einer veganen Lebensweise sollte der Eisenspiegel regelmässig kontrolliert werden. Denn das beste Eisen steckt in tierischen Lebensmitteln. Mit eisenhaltigen Lebensmitteln kann ein Eisenmangel vorgebeugt, mit Vitamin-C-reicher Kost die Aufnahme deutlich verbessert werden.
Text: Andrea Flemmer, GN, 10.10
Besonders in der Schwangerschaft und Stillzeit wird viel Eisen benötigt. Die Symptome und Ursachen hinter einem Eisenmangel können jedoch sehr unterschiedlich sein. Zu viel Eisen im Blut? Auch ein Zuviel an Eisen kann gesundheitliche Probleme verursachen. Eisenpräparate sollten daher nur in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden.
Eisen ist eines der wichtigsten Spurenelemente für die Blutbildung. Kinder brauchen genügend Eisen für eine gesunde Entwicklung. Eisenmangel sollten wir also vorbeugen – doch auch ein Zuviel kann schaden.
Die Hauptaufgabe des Spurenelements Eisen ist der Transport und die Speicherung von Sauerstoff im Blut und den Muskeln. Dabei wird es an den Blutfarbstoff Hämoglobin bzw. den Muskelfarbstoff Myoglobin gebunden und von dort an die verschiedenen Gewebe bzw. Muskeln abgegeben. Entsprechend seinen Aufgaben ist der Eisenbedarf am grössten, wenn es zu einer schnellen Gewebevermehrung und einem Anstieg der Blutbildung kommt, also im Säuglingsalter, in der Kindheit und in der Schwangerschaft.
Da Eisen ein Baustein von Hämo- und Myoglobin ist, kommt es bei einer Unterversorgung entsprechend zur Eisenmangel-Anämie, der sogenannten Blutarmut. Schwangere Frauen sollten ihre und die Eisenversorgung des Kindes unbedingt mit ihrem Frauenarzt abklären, da schwerer Eisenmangel während der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für Früh- und Totgeburten darstellt. Unter Umständen sollten Frauen während der Schwangerschaft mehr eisenreiches Fleisch zu sich nehmen.
Ansonsten stellt sich ein Eisenmangel bei akuten und chronischen Blutungen ein, bei Verdauungs- und Aufnahmestörungen oder wenn Krankheiten wie eine Magen-Schleimhaut-Entzündung vorliegen. Auch nach einer Magenentfernung ist damit zu rechnen, da die Salzsäure im Magen das Eiweiss aufschliesst und das freigesetzte Eisen löst. Eine ungenügende Eisenaufnahme findet man auch bei Fehlernährung (z.B. bei Schlankheitsdiäten). Da Eisenmangel auch ein Hinweis für eine schwere Erkrankung sein kann, muss die Ursache eines Mangels vom Arzt abgeklärt werden. Die Symptome hängen vom Ausmass des Eisenmangels ab, der in verschiedene Stadien unterteilt wird. Eine Unterversorgung führt zu Störungen der Blutbildung. Das häufigste Symptom ist die Anämie (Blutarmut). Sie wird meist von einer reduzierten physischen und geistigen Belastbarkeit (Konzentrationsschwäche, Lernstörungen) begleitet. Körperliche Leistungseinschränkungen zeigen sich zumeist nur bei schwerer physischer Belastung und dann auch wesentlich früher als bei überwiegend sitzender Tätigkeit. Damit in Zusammenhang stehen unspezifische Anzeichen wie Gefühle allgemeiner Abgeschlagenheit, leichter Ermüdbarkeit, Antriebsschwäche, Depressivität, Kreislaufstörungen, Muskelschwäche und Erschöpfung.
Ausser zu Blutarmut kommt es bei einem tatsächlichen Eisenmangel zu Störungen von Zahn- und Nagelbildung, Haarausfall, Haarwachstumsstörungen, Erkrankung der Mundschleimhaut, verminderter Widerstandskraft, blasser, trockener und rissiger Haut, brüchigen Nägeln und Haaren sowie Appetitlosigkeit.
Eisenmangel äusserst sich häufig in Form von Müdigkeit und Antriebsschwäche
Bei Kindern treten Wachstumsstörungen und verringerte Widerstandskraft gegen Infektionen auf; im Falle einer Schwangerschaft kann es zu Komplikationen kommen. Eisenmangel kann Ursache eines allgemeinen Hautjuckens bzw. Juckreizes sein. Ein schwerer Eisenmangel führt zusätzlich zu Rissen im Mundwinkel, Schluckstörungen, Zungenbrennen, mangelnder Nährstoffversorgung der Zunge sowie der Schleimhäute von Mund und Darm. Letzteres kann zu Störungen der Nahrungsaufnahme führen. Kleinkinder mit schwerem Eisenmangel zeigen Verhaltensstörungen wie das Essen von Erde oder Eiswürfeln.
Patienten mit Eisenmangel, die täglich mehrere Eisentabletten einnehmen müssen, sollten auch auf die Zeitspanne zwischen den Einnahmen achten. Forscher der ETH Zürich fanden heraus, dass das Molekül Hepcidin die Eisenaufnahme im Darm noch stärker blockiert als bisher angenommen. Der eiweissartige Stoff wird von der Leber produziert, sobald dem Körper Eisen zugeführt wird. Die Hepcidin-Konzentration erreicht nach sechs bis acht Stunden ihren Höhepunkt, ist aber auch 24 Stunden nach einer ersten Eisengabe immer noch ausreichend, um die Aufnahme einer zweiten Eisendosis deutlich zu reduzieren.
Die Forscher vermuten, dass längere Intervalle bei der Zuführung von Eisen einen grösseren Effekt auf die Mangelerscheinung haben könnten. Damit könnten auch die dosisabhängigen Magen-Darm-Beschwerden verringert werden, die oft als unerwünschte Nebenwirkungen der Eisentherapie auftreten. Eisenmangel-Patienten sollten mit ihrem Arzt besprechen, ob eine versuchsweise Umstellung der Einnahme möglich ist.
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Die Eisenaufnahme lässt sich durch folgende Massnahmen verbessern:
Welches sind die besten eisenhaltigen Lebensmittel? Wie lässt sich die Eisenaufnahme aus anderen Lebensmitteln verbessern und wie viel Eisen benötigen Männer und Frauen?
Es wird zwischen zwei verschiedenen Eisenvarianten unterschieden: Das sogenannte Häm-Eisen-II aus Fleisch, Geflügel und Fisch und das Nicht-Häm-Eisen-III aus Getreide, Obst, Gemüse und Milchprodukten. Eisen-III muss vor der Aufnahme durch den Darm erst zu zweiwertigem umgebildet (man nennt das im Fachausdruck: reduziert) werden, während das Häm-Eisen-II direkt verwertet werden kann. Entsprechend wird das Häm-Eisen-II zwei- bis viermal so gut aufgenommen wie pflanzliches Nicht-Häm-Eisen-III.
Einige eisenhaltige Lebensmittel, die aber bezüglich Aufnahme nur begrenzt aussagekräftig sind, finden Sie in den aufgeführten, eisenreichen Lebensmitteln:
100 g verzehrbares Lebensmittel Eisenmenge in mg
Bierhefe, Schweineleber 18
Pfifferlinge, getrocknet 17
Grüner Tee 17
Weizenkleie 16
Schnittlauch, Kakaopulver 13
Kürbiskerne 12,5
Kalbsniere 12
Rinderniere 11
Quinoa 8,0 - 10,8
Hirse, Sesam 10
Amaranth 9
Steinpilze, getrocknet 8,4
Leinsamen 8,2
Petersilie, Weizenkeime 8
Sonnenblumenkerne 8
Kalbsleber 7,9
Schweineniere, Pistazienkerne 7,3
Kichererbsen, Eigelb 7,2
Linsen, Rinderleber, Leberpastete 6,9
grobe Leberwurst 5,3
Haferflocken 4,6
Nach rotem Fleisch und Schweineleber enthalten Hirse, Weizenkleie und Pfifferlinge viel Eisen.
Gewisse Substanzen hemmen die Eisenaufnahme – sie sollten möglichst nicht gleichzeitig mit eisenreichen Mahlzeiten aufgenommen werden:
Was tun bei einer Überdosierung von Eisen? Es ist nicht ganz einfach, jeweils die richtige Menge an Eisen im Blut zu gewährleisten. Denn ein Zuviel kann ebenso wie ein Eisenmangel gesundheitliche Probleme nach sich ziehen.
Nur bei wenigen Mineralstoffen ist die Spanne zwischen lebensnotwendiger Zufuhr und schädlicher Dosis so eng wie bei Eisen. Eine zusätzliche Zufuhr des Spurenelements sollte deshalb nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen, wenn ein deutlicher Mangel festgestellt wurde. In der Praxis sieht dies leider ganz anders aus: Die meisten Eisenpräparate besorgen sich verunsicherte Verbraucher selbst – ohne ärztliches Rezept. Das ist bei diesem wichtigen, aber schwierigen Spurenelement nicht ratsam.
Bei einer zu hohen Eisenaufnahme, werden die regulierenden Darmzellen geschädigt, und der Mineralstoff gelangt ungehindert ins Blut. Im Extremfall kann dies sogar zu Leberzirrhose und Diabetes führen. Eine Selbstmedikation mit Eisenpräparaten ohne entsprechenden Bedarf und ärztliche Kontrolle sollte in jedem Falle vermieden werden! Sprechen Sie bei Verdacht auf Eisenmangel mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
Das ist insbesondere auch aufgrund der Nebenwirkungen von Eisenpräparaten zu empfehlen: 25 Prozent der Patienten klagen über Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen, Durchfall, Verstopfung oder Bauchschmerzen. Dies kann bei schwangeren Frauen dazu führen, dass sie zu wenig Nahrung zu sich nehmen und es zu einer Unterversorgung des für die Schwangerschaft so bedeutenden Zinks kommt. Am besten ist es, leeren Eisenspeichern mit einer gezielten Ernährung vorzubeugen. Damit kann man eine Überversorgung in aller Regel ausschliessen.
Besonders Schwangere und Stillende sollten viele eisenhaltige Llebensmittel zu sich nehmen.
Der Körper kann Eisen nur begrenzt ausscheiden. Er reguliert die Eisenkonzentration durch die Eisenaufnahme. Die Verluste von Eisen durch Blutungen, Menstruation etc. müssen damit kompensiert und eine Eisenüberladung vermieden werden. Sind die Eisenvorräte des Körpers erschöpft oder stark vermindert, erhöht der Körper die Eisenaufnahme deutlich – er bildet dazu verstärkt Aufnahmesysteme. Hat die Leber grosse Eisenvorräte, ist die Eisenaufnahme herabgesetzt. Auf diese Weise kann sich der Körper über einen gewissen Zeitraum gegen Mangel und vor Überladung schützen.
Der Körper setzt täglich ungefähr 25 mg Eisen um – was nicht bedeutet, dass so viel Eisen zugeführt werden muss. Denn der Körper verwendet ein ausgeklügeltes Recyclingsystem, indem er alte rote Blutkörperchen abbaut und das darin enthaltene Eisen wiederverwendet. So beträgt der tägliche Eisenverlust nur ca. 1-2 mg. Erwachsene Männer benötigen daher 10 Milligramm am Tag, Frauen bis zur Menopause 15 und anschliessend 10 Milligramm, Schwangere 30 und Stillende 20 Milligramm pro Tag. Die Menge liegt weit über dem, was der Körper an sich benötigt, da hier die mangelhafte Bioverfügbarkeit bereits eingerechnet ist.
Frauen verlieren durch die Menstruation etwa 12 Milligramm im Monat, was den höheren Bedarf bei Frauen erklärt. Sie bekommen bei entsprechend starken «Tagen» auch häufiger einen Eisenmangel. Es gibt aber inzwischen Diskussionen unter Fachleuten, ob die üblicherweise empfohlenen Eisenwerte nicht zu hoch angesetzt sind. Man hat zum Beispiel bei Veganerinnen beobachtet, dass 42 Prozent der jüngeren und 13 Prozent der älteren die als «normal» geltenden Blutkonzentrationen für Eisen unterschreiten. Jedoch hatten diese Frauen überraschenderweise weder eine Blutarmut noch irgendwelche Leistungsschwächen. Man beobachtete auch, dass Normwerte im unteren Bereich möglicherweise sogar vor Infektionskrankheiten schützen.
Man vermutet ausserdem, dass «normale» Eisenspiegel zur Entstehung von Arteriosklerose beitragen könnten. Die Ursache: Freies Eisen kann wie freie Radikale wirken und die Zellen schädigen. Möglicherweise, so eine Theorie, wird dadurch sogar das Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöht. Fazit: Ein leichter Eisenmangel scheint kein Problem zu sein, nur sollte er keine Blutarmut hervorrufen.