Magensäure in der Speiseröhre – das brennt und schmerzt. Sodbrennen und saures Aufstossen können unbehandelt ernste Folgen haben; einfache Mittel bringen effektive Hilfe.
Autorin: Andrea Flemmer, 09.13
Unter Sodbrennen (gastro-ösophageale Refluxerkrankung) versteht man die durch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre ausgelösten brennenden Schmerzen in der Speiseröhre, die in der Regel nach einiger Zeit wieder zurückgehen. Dies tritt vor allem nach dem Essen, beim Bücken, bei körperlicher Belastung oder im Liegen auf.
Etwa 10 bis 20 Prozent der europäischen Bevölkerung sind davon betroffen. Ein Viertel davon muss das unangenehme Brennen zumindest einmal pro Woche aushalten, jeder Zehnte sogar täglich.
Zwei Drittel und mehr der Betroffenen leiden jahrelang darunter, das heisst: Ihre Beschwerden sind chronisch. Die Probleme können auch Säureunabhängig ausgelöst werden, z.B. durch Dehnung der Speiseröhre oder durch Nahrungsmittel, die die Speiseröhrenschleimhaut reizen. Sodbrennen kann auch die Folge einer überempfindlichen Speiseröhre sein. Nicht jedes Mal, wenn Magensäure in die Speiseröhre zurückfliesst, tritt Sodbrennen auf. Auch beim beschwerdefreien Gesunden kommt solch ein Rückfluss häufig vor, insbesondere nach dem Essen.
Sodbrennen oder Reflux äussert sich durch saures Aufstossen, Übelkeit oder Druckschmerz im Herzbereich. Diese Probleme verstärken sich im Liegen. Die grundlegende Ursache des Rückflusses ist die Erschlaffung des unteren Speiseröhren-Schliessmuskels. Normalerweise sorgt er dafür, dass der Speisebrei nicht wieder zurückfliessen kann. Geschieht dies nicht mehr oder nicht ausreichend, kommt es zum Kontakt des Speisebreis mit der Schleimhaut der Speiseröhre, was die Beschwerden der Erkrankung auslöst. Die Zusammensetzung der Nahrung hat einen grossen Einfluss auf die Muskelspannung des Speiseröhren-Schliessmuskels. Eine fettreiche Mahlzeit beispielsweise reduziert den Muskeltonus um 30 Prozent, was möglicherweise durch eine vermehrte Freisetzung des Hormons Cholezystokinin verursacht wird. Eiweissreiche Mahlzeiten erhöhen den Druck im Magen um etwa die Hälfte; Kohlenhydrate dagegen wirken weitgehend neutral.
80 Prozent der Refluxkranken haben Übergewicht. Dies trägt dazu bei, dass sich der Verschluss des Magens zur Speiseröhre hin leichter öffnet. Aufgrund der vermehrten Leibesfülle hat man einen höheren Druck im Bauchraum. Dadurch nimmt die Druckdifferenz zwischen Speiseröhre und Magen ab. Dies wiederum begünstigt den Rückfluss von Speisebrei, besonders im Liegen.
Verursacht wird Sodbrennen z.B. durch zu fettes Essen und zu üppige Mahlzeiten, übermässigen Alkoholgenuss, Kaffee und Nikotin. Alkohol reduziert zum einen die Muskelspannung des Schliessmuskels, zum anderen werden die Bewegungen der Speiseröhre gestört. Bestimmte Medikamente, Stress und zu enge Kleidung können die Probleme bedingen; nicht zuletzt auch eine Schwangerschaft, nämlich durch die Drucksteigerung im Bauchraum und die hormonelle Umstellung.
Bestimmte Lebensmittel und Getränke sowie deren Beschaffenheit und Temperatur können Reflux auslösen oder fördern. So können etwa sehr süsse oder stark gewürzte Speisen, stark säure- bzw. kohlensäurehaltige sowie besonders kalte Speisen und Getränke Ursache für Sodbrennen sein. Letztere verlangsamen den Rücktransport von bereits in die Speiseröhre übergetretenen Mageninhalt in den Magen. Dadurch wird die Symptomatik verstärkt. Speisen und Getränke, die häufig Sodbrennen hervorrufen, sind Chili, Tabasco, Tomaten- und Orangensaft, Rettich, Zwiebeln, Weiss- und Rotwein, Bier, Whisky und Wodka.
Schokolade kann infolge des hohen Fett- und Zuckeranteils sowie der Methylxanthine, die darin enthalten sind, Reflux fördern. Und auch die Chlorogensäure des Kaffees kann bei empfindlichen Menschen Sodbrennen auslösen. Die Säure ist vor allem in grünen Kaffeebohnen enthalten und steigert die Salzsäureproduktion im Magen.
Tritt das Problem häufig auf, kann es zur Refluxösophagitis kommen, das heisst: zu einer Entzündung der Speiseröhre. Der Grund dafür ist, dass sie im Gegensatz zum Magen nicht gegen Salzsäure und Enzyme geschützt ist. Dies kann in letzter Konsequenz zu Speiseröhrenkrebs führen; daher sollte man die Ursachen so weit wie irgend möglich abstellen.
Damit es erst gar nicht zu Sodbrennen kommt bzw. das nächste Aufstossen verhindert wird, kann man einiges tun:
Sodbrennen haben manchmal auch ansonsten gesunde Menschen. Lassen sich die Beschwerden mit den genannten Massnahmen nicht bessern und dauern sie länger als eine Woche an, bzw. hat man öfter als einmal wöchentlich Sodbrennen und fühlt sich krank, sollte man auf alle Fälle einen Arzt aufsuchen. Eine sichere Diagnose ist erforderlich, um gegebenenfalls anderweitige Ursachen auszuschliessen.
So können Schmerzen hinter dem Brustbein z.B. auf eine Verengung der Herzkranzgefässe hinweisen. Mit einer – notfalls operativen – Behandlung lässt sich eine Refluxösophagitis, also eine Entzündung der Speiseröhre, verhindern und die Gefahr eines Speiseröhrenkrebses verringern.
Alarmzeichen, die umgehend zum Arztbesuch führen sollten, sind ungewollter Gewichtsverlust, Erbrechen von Blut, Blut im Stuhl, Teerstuhl (schwarz gefärbten, auf Blutungen zurückzuführenden Stuhl), Schluckstörungen oder Schmerzen beim Schlucken.
Schulmediziner verschreiben Medikamente, deren neueste Generation «Protonenpumpenhemmer» (PPI) genannt wird. Sie hemmen ein Enzym, das Salzsäure aus der Magenschleimhaut in den Magen befördert. Obwohl die Mittel als gut verträglich und sicher gelten, sollte man sie nicht ohne ärztlichen Rat oder Rückfrage bei Apotheken einnehmen. Es handelt sich dabei um eine symptomatische, nicht um eine ursächliche Behandlung. Seit kurzer Zeit werden auch endoskopische Operationstechniken erprobt, die die Funktion des unteren Schliessmuskels der Speiseröhre wiederherzustellen versuchen. Hierzu sind jedoch noch wissenschaftliche Studien erforderlich.
Als einfache erste Massnahmen kann man ein Glas Wasser trinken oder langsam ein Stück trockenes Brot verzehren. Dies verschafft in der Regel sofort Linderung. Bei akuten Beschwerden hilft kurzfristig Heilerde. Die ganz fein gemahlenen Tonmineralien der Heilerde können überschüssige Magensäure binden. Gleichzeitig verdickt die aufquellende Tonerde den Stuhl und wirkt so Durchfall entgegen. Darüber hinaus hemmt Heilerde die Aktivität von Bakterien.
Das südasiatische Gewürz Kurkuma (Gelbwurz oder Turmerik) hilft gegen verschiedene Verdauungs - probleme – auch bei Sodbrennen. Bei leichten Problemen kann man die Speisen damit würzen. In schwierigeren Fällen hilft Kurkuma auch, wenn man es zusätzlich zu sich nimmt, wobei man von einer Tagesdosis von zwei Gramm ausgeht. Als Gewürz erhält man Kurkuma sogar in Bioqualität. Es schmeckt bitterscharf und wird industriell auch als Bestandteil von Senf, Worcestersaucen und vor allem für Currymischungen eingesetzt. Auch in asiatischen Gerichten findet man es oft. Sollte man Tee bevorzugen, ist es besser, Produkte zu wählen, die den Forderungen des Europäischen oder Deutschen Arzneibuchs entsprechen. Diese bekommt man nur in der Apotheke oder der Drogerie.
Süssholzwurzelsaft (in Präparaten auch zusammen mit Kalziumkarbonat und Magnesiumoxid) hilft bei Reflux als mildwirkendes Arzneimittel. Der Extrakt des Süssholzes ist die Lakritze, auch als Bärendreck bezeichnet. Verwendet werden die ungeschälten oder geschälten Wurzeln und die Ausläufer der Pflanze.
Die Süssholzwurzel enthält Flavonoide und Saponine, die eine schleimhautschützende, entzündungshemmende Wirkung besitzen. Hauptwirkstoff ist das Saponin Glycyrrhizin, das auch der Lakritze ihren charakteristischen Geschmack verleiht. Diese Wirkstoffe kann man in Form von Süssholzsaft, Tee, Tinktur, Tablette bzw. Lakritze in Stangenform zu sich nehmen. Präparate erhält man in gut sortierten Apotheken.
Mit dem Genuss von Lakritze oder der Einnahme von Süssholzwurzel-Präparaten sollte man es jedoch nicht übertreiben. Man sollte sie nicht länger als vier bis sechs Wochen einsetzen, und fünf bis 15 Gramm Süssholzwurzel pro Tag gelten als Maximaldosis, wenn keine andere Dosierung verordnet wurde. Der Einfluss der Glycyrrhizinsäure kann zu Wasseransammlungen im Gewebe führen. Ausserdem drohen hohe Kaliumverluste und Bluthockdruck. Insbesondere bei schon bestehendem Bluthochdruck und bei eingeschränkter Herz- und Nierenfunktion darf der Saft also nicht eingesetzt werden.