Eines der umfassendsten Naturgesetze, welche das Leben auf unserer Erde bestimmen, ist wohl dasjenige der Gegensätzlichkeit. Die beiden Pole Positiv und Negativ bedingen sich gegenseitig und machen nur dadurch wirklich Sinn. Das gilt in hohem Masse auch für die Ernährung, wo es, wie wir im folgenden darlegen möchten, darauf ankommt, einen Ausgleich zwischen sogenannt «sauren» und basischen Lebensmitteln erreichen.
Was können wir tun, um mit unserem Speisezettel auf dieses so wichtige Gleichgewicht der inneren Säfte in unserem Körper hinzuwirken? Doch machen wir uns vorerst mit einigen wichtigen Erkenntnissen aus der Ernährungslehre vertraut, die aber durchaus auch für andere chemische Vorgänge Gültigkeit haben. Der Säuregrad oder – gewissermassen sein «Gegenspieler» – die Alkalität hat eine Messgrösse: den sogenannten pH-Wert. Die gesamte Bandbreite der Messungen dieses Wertes liegt zwischen 0 und 14. Bei sieben liegt genau die Mitte, was nichts anderes bedeutet, als dass der Wert neutral ist, also weder sauer noch basisch (alkalisch) reagiert. Bei pH-Werten zwischen 0 und 6,9 sprechen wir von einem sauren, bei pH-Werten von 7,1 bis 14 von einem basischen oder alkalischen Milieu.
Übersicht über die pH-Werte verschiedener Körpersäfte ansehen
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«Auf ihrem Weg durch den Organismus durchläuft die Nahrung gegensätzliche Stadien von basisch und sauer. Die Organsäfte reagieren entsprechend ihrer Aufgabe. Daraus ergeben sich die unterschiedlichen pH-Werte.»
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Je nach deren Funktion ist der pH-Wert bei den verschiedenen Körpersäften sehr unterschiedlich. Beim Bauchspeichel liegt er beispielsweise bei 8,8 (sehr alkalisch). Der Magensaft ist demgegenüber mit pH-Werten, die zwischen 1 und 1,5 liegen, sehr sauer. Deshalb sprechen wir auch von der Magensäure. Nachdem die starke Magensäure im Magen die Speise angesäuert und dadurch vorverdaut hat, wird sie nach dem Verlassen des Magens mit den alkalischen Verdauungssäften der Bauchspeicheldrüse und der Galle versetzt. Und so ist das Klima im Organismus, je nach Stoffwechsellage, einem eigentlichen Wechselbad unterworfen. Wichtig aber ist, dass es gesamthaft ausgeglichen bleibt und nicht – was heute die grosse Gefahr ist - ständig übersäuert ist. Der Körper hat eine Vielzahl eigentlicher Puffer eingebaut, die in der Lage sind, eine übermässig saure bzw. basische Reaktion abzufangen. Solche Regulatoren im Säure-Basen-Haushalt sind etwa der Magen, die Nieren, die Haut, der Darm, die Lungen und das Bindegewebe. Sie alle zielen darauf ab, das Gleichgewicht zwischen Säure und Base ständig auszubalancieren. Das ist ein sehr faszinierendes, aber auch sehr delikates Unterfangen, denn die Schwankungsbreite ist äusserst gering. Sie liegt für Blut und Zellsäfte zwischen einem pH-Wert von 7,3 und 7,5. Was darüber hinausgeht, kann schon lebensbedrohlich sein. Dem aber kommt in der Regel das Steuerungssystem des Körpers zuvor.
Je mehr saure bzw. säurebildende Nahrung nämlich (und davon nehmen wir eben viel zuviel!) aufgenommen wird, um so mehr basische Mineralstoffe muss der Körper bereitstellen. Solche basischen Mineralstoffe sind Kalzium, Kalium und Magnesium. Auch die Spurenelemente Kupfer, Eisen und Mangan sind basisch, sauer reagieren anderseits Schwefel, Phosphor, Chlor, Fluor, Jod und Silizium. Wenn nun aber die basischen Mineralstoffe angesichts zuviel saurer oder säurebildender Nahrung zu knapp werden, holt sich der Organismus zum Beispiel das Kalzium aus den Zellen, dem Gewebe und den Knochen. Die Folge ist eine schleichende Schwächung des Knochenbaus und der allgemeinen Abwehrkraft. Das kann übermässige Müdigkeit, Karies, bis hin zu Gelenkbeschwerden und Rheuma zur Folge haben. Als weitere Notmassnahme zur Entsäuerung des Bindegewebes greift der Körper auf die Erhöhung des Blutdrucks zurück. Freie Säuren werden vom Bindegewebe wieder ins Blut gebracht und dann durch die Nieren gepresst.
Wenn die Säuren nicht mehr vollständig abgebaut werden, führt das zu mannigfachen Ablagerungen, vor allem im Bindegewebe, da nun die natürlichen basischen Puffersysteme erschöpft sind. Das kann geschehen bei einer jahrelangen Ernährung mit hohem Eiweissanteil und anderen säureüberschüssigen Nahrungsmitteln. Dann spricht man von der klassischen Übersäuerung oder Azidose, wie sie Alfred Vogel schon in seinen frühesten Schriften ausführlich beschrieben hat. Die Übersäuerung wird heute vielleicht deshalb noch immer nicht in ihrer Dramatik genügend ernst genommen, weil sie nicht sofort zu Krankheit führt, sondern dieses saure Klima erst langfristig gefährliche chronische Gesundheitsstörungen hervorruft. Der nächste Fehltritt besteht dann wiederum darin, allein die Symptome dieser Störungen zu bekämpfen – und dabei die Ursachen zu vergessen, was natürlich nicht zur wirklichen Gesundung beiträgt.
Nun aber wenden wir uns den Möglichkeiten zu, der Übersäuerung entgegenzuwirken. Da neben der Ernährung angesichts der heutigen Umweltsituation auch die grosse Hektik, die Ozon- und anderen Verschmutzungskonzentrationen in der Luft ebenfalls eine eher saure Reaktion im Körper hervorrufen, ist eine vorwiegend basenreiche Nahrung um so angezeigter. Gute Basenspender sind Früchte- und Gemüsesorten, Salate, Sprossen und Kartoffeln. Von all dem dürfen Sie reichlich geniessen. Zu den zwar nicht sauren, im Körper aber säurebildenden Lebensmitteln gehören Fleisch, Fisch, Eier, Käse, Getreide und Hülsenfrüchte.