Die umfängliche Thematik des Säure-Basen-Haushaltes und der Ernährung mit basischen Lebensmitteln ist in aller Munde. Verschiedene Beschwerden-Bilder wie chronische Müdigkeit, Energielosigkeit, Störungen des Gastro-Intestinal-Traktes bis hin zur Osteoporose werden oft im Zusammenhang mit einem Säure-Überschuss diskutiert. Sogar wenn es um den gewünschten Gewichtsverlust geht, spricht man über die Säure-Basen-Theorie. In diesem Zusammenhang stellen wir eine neue Methode vor: Abnehmen mit dem Säure-Basen-Gleichgewicht, ausgetüftelt von Erica Bänziger und Christopher Vasey*.
Das Duo aus Ernährungsberaterin und Naturheilarzt geht davon aus, dass eine Übersäuerung des Körpers die Stoffwechselfunktionen so beeinträchtigt, dass trotz kalorienarmer Ernährung kaum Fett abgebaut wird. Die Autoren* versprechen gesundes Abnehmen ohne Hunger und ohne Stress, denn sobald das Säure-Basen-Gleichgewicht des Körpers durch die entsprechende Ernährung wiederhergestellt sei, komme auch der Abbau der Fettreserven wieder ins Lot.
(*das Buch mit dem gleichen Titel ist im Midena-Verlag, Augsburg (D), erschienen.)
Dass lang anhaltende Übersäuerung krank machen kann, ist keine neue Erkenntnis. Wenn sich der Körper gegen zu viel Säure wehren muss, greift er auf die im Körper vorhandenen basischen Mineralstoffe zurück, um die Säuren neutralisieren zu können. Das ist ein völlig normaler Vorgang. Wird die Übersäuerung aber zum Dauerzustand, entwickelt sich die Normalität zum Problem. Das ständige Anzapfen der Kalzium-, Magnesium-, Kupfer-, Eisen- und Mangan-Reserven verkraften die Zellen schlecht. Kommen noch Stoffwechselstörungen hinzu, machen sich mehr oder weniger gravierende Beschwerden und Krankheiten bemerkbar. Typische Symptome, die im Zusammenhang mit Übersäuerung genannt werden, sind unter anderem chronische Müdigkeit, Energielosigkeit, Störungen des Gasto-Intestinal-Traktes, Osteoporose, rheumatische Beschwerden oder Kopfschmerzen.
Drei Mechanismen tragen zur Erhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts bei: Puffer, das sind Substanzen im Blut, die saure oder basische Abfallprodukte neutralisieren (z.B. alkalische Mineralstoffe); bei der Atmung (je tiefer desto besser) wird Kohlendioxid aus dem Blut entfernt, wodurch sich der Kohlensäuregehalt des Blutes verringert; die Nieren regulieren den Gehalt an alkalischen oder sauren Abfallstoffen durch die Ausscheidung im Harn. Diese drei Steuersysteme garantieren im Normalfall, dass die Körperflüssigkeiten leicht alkalisch sind, denn nur in einem solchen Milieu arbeiten die Enzyme, die an allen chemischen Reaktionen des Stoffwechsels beteiligt sind, optimal. Entstehen Abweichungen vom Idealwert pH 7,4 (im Blut gemessen), verlangsamen sich alle Umwandlungsprozesse und die drei Steuerungssysteme werden in Mitleidenschaft gezogen.
Um den Säure-Basen-Haushalt ausgleichen zu können, muss man wissen, dass alle Lebens- und Genussmittel in drei Kategorien eingeteilt werden. Da sind erstens die neutralen Lebensmittel, die keinen Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt haben. Beispielsweise sind dies Wasser oder Kräutertee. Eine zweite Gruppe besteht aus säurebildenden Nahrungsmitteln, die im Verlaufe des Verdauungsprozesses und bei der Verwertung und Weiterverwendung in den Zellen saure Substanzen bilden. Als drittes gibt es die basenbildenden Nahrungsmittel, die logischerweise bei einer bestehenden Übersäuerung bevorzugt werden sollten. Hier zu nennen sind vor allem Früchte- und Gemüsesorten, Salate, Sprossen und Kartoffeln.
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Nun ist es aber keineswegs so, dass Nahrungsmittel, nur weil sie säurebildend sind, vom Speisezettel gestrichen werden dürfen, denn erstens liefern sie ebenfalls lebensnotwenige Mineralien (Schwefel, Phosphor) und zweitens braucht der Organismus ja Säuren. Worauf es ankommt, ist das richtige Verhältnis zu finden. Als Richtlinie für eine gesunde Ernährung gelten die Empfehlungen der schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE) und die Beachtung der damit verbundenen Lebensmittelpyramide.
Wenn es ums Abnehmen geht, hält man sich oft an kalorienarmes mageres Fleisch und Fisch. Nach Bänziger/Vasey ist das gerade die falsche Massnahme, denn zum (gewünschten) Gewebeabbau, der ja mit vermehrter Säureproduktion einhergeht, kommt noch eine überwiegend säurebildende Ernährung. Die Ernährungsspezialisten gehen davon aus, dass die Übersäuerung des Körpers und der Mangel an basischen Stoffen die Hungerattacken auslösen, an denen schon so viele Diäten gescheitert sind. Deshalb empfehlen sie, zu Beginn der Abspeck-Kur während ein bis zwei Wochen eine rein basenbildende Kost, um einen bestehenden Säureüberschuss möglichst rasch abzubauen. Da eine solch einseitige Ernährung aber einen Proteinmangel nach sich zieht, dürfen 14 Tage keinesfalls überschritten werden. In der Folge sollen alle drei Nahrungsgruppen so kombiniert werden, dass die basenbildenden Nahrungsmittel leicht überwiegen.
Auch die psychischen Faktoren wie Energiemangel, Nervosität oder Gereizheit, die oft während einer Diät auftreten und das Durchhalten erschweren, führen Bänziger/Vasey auf ein zu saures Milieu im Körper zurück.
Bei starker Übersäuerung reicht unter Umständen basenreiche Kost allein nicht aus. Unterstützende Massnahmen könnten sein: die Einnahme basischer Mineralstoffe, Förderung der Nierentätigkeit, bessere Sauerstoffversorgung durch körperliche Bewegung und vertiefte Atmung an frischer Luft.
Abrundend kann gesagt werden, dass man bei der Berücksichtigung einer ausgewogenen Ernährung nach der SGE den persönlichen Kalorienhaushalt optimieren kann. Wer also auf ausgewogene Mischkost achtet, sich täglich bewegt und genügend Flüssigkeit zu sich nimmt, kann sein Wunschgewicht sicherlich näher kommen.
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