Manchmal hilft auch die schönste Aussicht nichts: Das «grosse Geschäft» verläuft nicht immer, wie es sollte. Beim Toilettengang wird allzu oft diskret gestöhnt und heimlich gelitten. Sanfte natürliche Behandlungsmethoden bringen den Darm wieder in Schwung.
Autorin: Judith Dominguez (3.14)
Toilette, Klosett, Abort oder WC heissen die Orte, an denen wir uns in aller Privatheit erleichtern. Doch dieses stille Örtchen des Rückzugs ist auch oft ein Ort des Leidens. Nicht jeder sitzt entspannt auf dem Thron und geniesst die ruhige Zeit beim Zeitunglesen.
Bei vielen Menschen verläuft das «Geschäft» nämlich nicht wie geschmiert, und dann wird gepresst, gedrückt und gelitten. Über das Leiden der Verstopfung wird nur ungern gesprochen. Während wir uns ohne Scheu bei Freunden oder Arbeitskollegen über Kopfschmerzen beklagen, verheimlichen wir, verstopft zu sein.
Dennoch leidet laut medizinischen Statistiken jeder fünfte Erwachsene und rund jedes zehnte Kind unter diesem unangenehmen Übel.
Vermutlich liegen die Zahlen noch weit höher, denn es ist verständlicherweise von einer ansehnlichen Dunkelziffer auszugehen.
Wer gezwungenermassen viel sitzt und sich nicht ausreichend an der frischen Luft bewegen kann, muss dennoch nicht leiden. Der Darmmuskel lässt sich auch ganz gut mit einer Darmmassage bewegen.
Der Verdauungstrakt ist ein Wunderwerk der Natur und der Prozess der Verdauung ein ausgeklügeltes Zusammenspiel ganz unterschiedlicher Organe. Er beginnt bereits im Mund. Da kauen wir die Speisen und zermahlen die Brocken mit Hilfe von Verdauungsenzymen in kleine Bestandteile. Dieser Vorgang wird im Magen und Dünndarm fortgesetzt. Immer kleiner werden die zerlegten Nahrungsteilchen, bis sie
schliesslich als chemische Verbindungen in die Blutbahn aufgenommen und durch die Pfortader zur Leber transportiert werden.
Aber längst nicht alles, was wir mit der Nahrung aufnehmen, können wir verwenden. Es bleibt immer ein Brei unverdaulicher Reste, der in den Dickdarm abgeschoben wird. Diese unverwertbaren Nahrungsteile werden im gesunden Darm zu einer geschmeidigen Masse geformt, dem Kot. Dieser, in der Fachsprache auch Faeces genannt, besteht aus etwa 75 Prozent Wasser und 25 Prozent festen, unverdaulichen Speiseresten, Gärungs- und Fäulnisprodukten, Schleim und abgestossenen Zellen.
Der Kot eines gesunden Menschen ist braun, weil er Sterkobilin, ein Umwandlungsprodukt des Gallenfarbstoffes, enthält. Die Stuhlentleerung, medizinisch Defäkation, ist ein reflexartiger Vorgang, der aber auch willentlich beeinflusst werden kann.
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Wir beherbergen in unserem Darm ein ganzes Ökosystem mit unterschiedlichen Kleinstlebewesen. Da tummeln sich Bakterien aus über tausend Gattungen in friedlichem Miteinander. Fälschlicherweise bezeichnen wir diese Bakterienkolonie als Darmflora, da man früher glaubte, Bakterien seien Pflanzen.
Während wir Bakterien eher als krankmachende Keime kennen, sind die in unserem Darm ausgesprochene Nützlinge. Sie vergären die Nahrungsbestandteile, die wir selbst nicht verdauen können. Ohne ihre Hilfe könnten wir viele Nährstoffe nicht aufnehmen und litten aus diesem Grund an Mangelernährung und wässrigen Durchfällen. Als Gegenleistung für den lebensnotwendigen Dienst am Menschen dürfen sie sich an den für uns wertlosen Stoffwechselprodukten laben. Wir bieten ihnen zudem ein warmes, wohlig feuchtes Zuhause.
Wie alle Lebewesen, verteidigen auch unsere Darmbewohner ihren Lebensraum gegen Feinde. Die Mikroorganismen unserer Darmflora fühlen sich so pudelwohl bei uns, dass sie niemandem den Eintritt in die dunkle Höhle gewähren und jeden Eindringling erfolgreich verdrängen. Und da diese Eindringlinge, krankmachende Keime oder unerwünschte Pilze, auch unsere Feinde sind, übernehmen die Darmlebewesen eine wichtige Funktion in unserem Abwehrsystem. Der menschliche Darm ist demnach ein erhaltenswerter ökologischer Lebensraum – es gilt ihn stets gut zu hegen und zu pflegen.
Vergeblich sucht man nach einer einheitlichen Definition für Obstipation, wie das medizinische Fachwort für Verstopfung heisst. Zum einen ist die Häufigkeit des Stuhlabgangs ein Kriterium. Wie oft jemand aufs Häuschen gehen kann, ist aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die einen erleichtern sich täglich ein bis drei Mal, andere nur alle drei Tage. Das ist ganz normal.
Wer allerdings weniger als dreimal die Woche eine Sitzung abhält, leidet höchstwahrscheinlich unter Verstopfung. Entscheidend ist auch, wie wohl oder unwohl man sich dabei fühlt. Ist das Geschäft am stillen Örtchen Schwerarbeit und muss heftig gedrückt und gepresst werden, so ist dies ein sicheres Zeichen. Der Kot ist dann hart, und bei der Entleerung reisst das Gewebe um den Anus ein. Diese Fissuren sind unglaublich schmerzhaft, und die Stellen jucken oder brennen noch dazu. Die Analgegend ist nämlich ausserordentlich empfindlich.
Verstopfung begünstigt das Entstehen von Hämorrhoiden im Enddarm. Verletzt der harte Stuhl diese vorstehenden Venen, sind Spritzer von Frischblut auf dem Kot erkennbar.
Ist der Stuhl so klumpig und hart, dass bei der Entleerung mit der Hand nachgeholfen werden muss, oder hat man immerzu das Gefühl, sich nicht richtig entleeren zu können, dann leidet man unter chronischer Verstopfung. Begleitsymptome sind Völlegefühl und Appetitlosigkeit.
Ganz ungemütlich wird es, wenn man darüber hinaus auch noch von Blähungen und dem Bedürfnis, Winde auszuscheiden, geplagt wird. Verstopfte Menschen leiden dann nicht nur auf der Toilette, sondern den ganzen Tag.
Obwohl viele Menschen unter einem trägen Darm leiden, sind die Ursachen kaum erforscht. Möglicherweise sind schlechte Trinkgewohnheiten eine der Hauptursachen. Wer zu wenig Flüssigkeit aufnimmt, hat zu trockenen Stuhlgang. Ebenso häufig fehlen Ballaststoffe in der Nahrung und ausreichend Bewegung.
Unter Umständen liegt ein weiterer Grund im Lebensrhythmus. Menschen, die beruflich viel auf Reisen sind und nur unregelmässig das stille Örtchen aufsuchen können, haben ein höheres Risiko, an Verstopfung zu leiden. Und nicht zu unterschätzen ist der Einfluss der Psyche auf den Darm. Chronischer Stress ist gerade in der heutigen Zeit eine häufige Ursache für einen trägen Darm.
Verstopfung ist zudem oft ein Begleitsymptom anderer Erkrankungen wie der Zuckerkrankheit und Depressionen oder beruht auf Nebenwirkungen von Medikamenten. Organisch bedingte, krankhafte Veränderungen wie Tumore oder Verwachsungen sind glücklicherweise eher selten.
Über längere Zeit beim Toilettengang zu leiden, ist nicht nur unangenehm, sondern verursacht auch gravierende gesundheitliche Probleme. Bei älteren Menschen kann das bis hin zu Bildung von Kotsteinen gehen, die manuell oder gar operativ entfernt werden müssen. Deshalb ist es wichtig, schon bei den ersten Anzeichen von Verstopfung diese zu behandeln.
In der Regel kommt man ohne abführende Medikamente aus, die den Darm verwöhnen und ihn nachhaltig noch träger machen. Sanfte natürliche Heilmethoden hingegen unterstützen den Darm bei der Arbeit und bringen ihn wieder in Schwung.
Die Trinkmenge ist wichtig: Verstopfte Menschen können nie zu viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Doch Achtung, nicht nur die Menge ist bedeutsam, sondern ebenso die Sorte der Getränke. Wasser ist immer gut. Besonders hilfreich aber ist ein Glas gleich nach dem Aufstehen auf nüchternen Magen. Allein das kann das tägliche Geschäft in die Gänge bringen.
Arbeitet der Darm schon seit längerem nicht, wie er sollte, hilft eine Molkenkur bei der Verdauung. Dies ist ein uraltes Naturheilmittel und Molke ausserdem ein erfrischendes Getränk für Zwischendurch. Die Freunde im Darm schätzen den darin enthaltenen Milchzucker und die Milchsäure sehr.
Sehr effektiv wirken abführende Tees. Bei Sennesblättern und Faulbaumrinde ist mit der Menge nicht zu spassen: Ein Zuviel kann leicht Durchfall bewirken. Viel sanfter wirkt die Pfefferminze. Sie ist erfrischend gut, regt den Darm an und führt nur schonend ab.
Den Menschen fällt es nicht leicht, ihre Ernährungsgewohnheiten umzustellen, und doch sind gerade diese immer auch eine Mit-Ursache für Obstipation. Leider stopfen viele Lebensmittel, die wir besonders gern mögen, wie Schokolade, Teigwaren und Weissbrot. Doch wer sich täglich abmüht, Bauchschmerzen und lästigen Mundgeruch hat, probiert vielleicht doch einmal etwas anderes aus.
Sauerkraut, dessen Qualitäten bereits Hippokrates schätzte, essen die meisten gern. Seit Tausenden von Jahren wird Weisskohl mittels Gärung haltbar gemacht. Das vergorene Kraut ist nicht nur lecker, sondern auch ein natürliches Heilmittel gegen Verstopfung. Sauerkraut fördert das Wachstum der Darmflora und aktiviert die Darmtätigkeit nachhaltig.
Die Lebensmittelindustrie hat mit viel Phantasie und Aufwand technische Verfahren entwickelt, um angeblich unerwünschte Bestandteile aus Nahrungsmitteln zu entfernen, weil man glaubte, diese seien schwer verdaulich.
Tatsächlich verdauen wir ohne Ballaststoffe schneller, doch umso länger drücken wir uns am stillen Örtchen herum. Die Bakterien im Darm lieben die für uns unverdaulichen Nahrungsfasern. Sie fermentieren sie, und dabei entstehen Gase. Diese machen unseren Stuhlgang luftig wie aufgegangener Hefeteig. Je grösser das Volumen, desto stärker wird der Darm zur Bewegung, zum Kneten angeregt.
Dörrobst ist deshalb die ideale Zwischenverpflegung für alle Geplagten. Getrocknete Aprikosen, Datteln oder Pflaumen sind ausserordentlich reich an natürlichen Nahrungsfasern. Bei hartem Stuhlgang wirken über Nacht in etwas Wasser eingelegte Dörrfrüchte, Pflaumen oder Feigen, auf nüchternen Magen eingenommen, sehr gut.
Warum helfen Trockenpflaumen bei Verstopfung?
Der Grund ist eine spezielle Zuckerkombination, die bei allen Menschen schwer verdaulich ist. Dadurch kommt es zu einer stuhlweichmachenden bis hin zu einer abführenden Wirkung.
Wer nicht auf Weissbrot und andere ballaststoffarme Lebensmittel verzichten möchte, muss deshalb nicht verzweifeln. Mit Leinsamen oder Kleie als Zusatzstoffen lässt es sich leichter verdauen.
Leinsamen sind die Samen des Flachses, den man früher seiner Fasern wegen in grossen Mengen anbaute. Sie schmecken ein bisschen wie Nüsse und enthalten neben wertvollen Ölen auch Schleimstoffe. Das kann man leicht beobachten, wenn man Leinsamenmehl mit Wasser vermischt.
Das Samenmehl quillt auf, es bildet sich eine schleimige Masse. Genau dies geschieht auch in unserem Darm, und deshalb wird der Stuhlgang luftig und geschmeidig. Wenig Leinsamenmehl, in Suppen oder Müesli gestreut, behandelt Obstipation auf ganz natürliche Weise. Noch einfacher geht es mit dem Zusatz von Kleien, den quellfähigen und schleimbildenden Schalen der Getreidesamen.
Wer Flohsamen und Backpflaumen nicht verträgt kann laut Prof. Peter Layer vom Israelitischen Krankenhaus in Hamburg die Kiwi probieren. In einer randomisierten Studie über vier Wochen mussten die Probanden entweder 2 Kiwis, 100 g Backpflaumen oder 12 g Flohsamenschalen täglich zu sich nehmen. Das Ergebnis: Backpflaumen regten die Stuhlfrequenz am stärksten an, doch gab es keine signifikanten Unterschiede zu Kiwi und Flohsamen. Die Kiwi lag bezogen auf die Verträglichkeit vorn, Bauchschmerzen oder Blähungen traten unter Kiwikonsum am seltensten auf. Kiwis enthalten neben viel Vitamin C und Kalium auch Ballaststoffe.
Die Natur hat für fast alles gesorgt, auch für unser Wohl beim täglichen Geschäft. Wir müssen sie nur gut zu nutzen wissen. Einige Gewürze aktivieren die Darmtätigkeit und können ohne Aufwand in den täglichen Speiseplan integriert werden.
Dazu gehört unser einheimischer Fenchel. Dieser ist nicht nur für Säuglinge gut, die unter Blähungen leiden, sondern wirkt ebenso erfolgreich bei Erwachsenen.
Kurkumawurzel (auch in Curry) lindert Völlegefühl. Auch Koriander ist mehr als nur ein Gewürz. Vermutlich nutzten ihn schon die alten Ägypter, um schwere Speisen leichter verdaulich zu machen.
Der Darm ist ein Muskel – ohne Training wird er schlaff. Gehbehinderte Menschen leiden deshalb oft unter Verstopfung. Da wir ihn aber nicht aktiv und willentlich bewegen können, scheint dies auf den ersten Blick gar nicht so einfach. Praktischerweise wird aber die Bauch- und Darmmuskulatur bei fast jeder Bewegung mittrainiert. Dies gilt besonders fürs Turnen, Gehen und Schwimmen.
Wer gezwungenermassen viel sitzt und sich nicht ausreichend an der frischen Luft bewegen kann, muss dennoch nicht leiden. Der Darmmuskel lässt sich auch ganz gut mit einer Darmmassage bewegen. Im Liegen kreist man mehrmals mit den Händen sanft über den Bauch. Dabei beginnt man in der rechten Leiste, streicht aufwärts bis zu Hüfte, über den Nabel zur linken Seite und dort wieder abwärts. Auch hier ist Vorsicht geboten: Die Darmmassage ist äusserst wirkungsvoll, und man sollte es damit nicht gleich übertreiben.
Eine weitere, ganz einfache und billige Behandlungsmethode ist der Wickel. Die warme Anwendung regt die Haut und die darunter liegenden Organe an. Bei Verstopfung wird der Wickel auf den Bauch gelegt – das kann man leicht an sich selbst durchführen. Ein heisser Wickel mit Kamillenblüten lindert Blähungen, ein Zwiebelwickel regt den Darm stark an, und Fenchel lindert gleich alle Symptome.
Sind gerade keine Heilkräuter zur Hand, hilft selbst ein Bauchwickel mit warmem Wasser.
Menschen sind bekanntlich Gewohnheitstiere, und bei der Darmtätigkeit trifft dieser Spruch ins Schwarze. Unsere Lebensgewohnheiten in dieser Angelegenheit sind ganz entscheidend. Wer nämlich regelmässig Abführmittel einnimmt, gewöhnt den Darm daran, und die Muskulatur erschlafft. Die Verstopfung wird schlimmer und schlimmer.
Dabei könnten neue Angewohnheiten vielleicht schon bald Linderung bringen. Das Austreten ist keine Sache für nebenbei, sondern will seine Weile haben. Sich dafür Zeit zu nehmen, führt zum Erfolg.
Am besten täglich um die gleiche Zeit ans besagte Örtchen zu verschwinden, ist ein gutes Rezept. Dort in aller Ruhe sitzen, vielleicht etwas lesen, entspannende Musik hören oder einfach die Ruhe geniessen.
Und vor allem: Verschiebe nichts auf morgen, das du heute kannst besorgen!