Frühlingssonnenstrahlen erwärmen den Körper und erheitern die Seele. Das Erwachen der Natur sorgt für gute Stimmung und hochfliegende Pläne. Wenn nur die Frühjahrsmüdigkeit nicht wäre!
Autorin: Ingrid Zehnder
Bei jedem Zweiten bremst die Frühlingsmüdigkeit den Elan: Man fühlt sich schlapp, gähnt ohne Ende und hat Mühe, sich zu konzentrieren. Wer ist schuld am Frühlingstief? Das Wetter? Die Hormone? Dass wir Menschen müde und schlapp herumhängen, während um uns herum die Tiere und Pflanzen zu neuem Leben erwachen, ist keine Krankheit, sondern eine Umstellungsphase. Deshalb lautet die erste Regel: Helfen Sie Ihrem Körper aktiv dabei, die Umstellung besser zu schaffen, aber erzwingen Sie nichts! Gönnen Sie sich die Zeit und die Ruhe, die Sie brauchen.
Während des Winters haben wir die meiste Zeit in geschlossenen Räumen verbracht: Unser Körper hat zu wenig Sauerstoff bekommen. Die Unterversorgung mit Sauerstoff verlangsamt jedoch die Funktionen der Organe. Die Folge sind Kreislaufstörungen, Leistungsabfall und Kopfschmerzen. Häufiges Gähnen ist ein direktes Zeichen von Sauerstoffmangel.
Bereits ein kurzer Spaziergang am Tag reicht, um den Körper mit genug Licht und Sauerstoff zu versorgen und Ihre Stimmung aufzuhellen. Gehen Sie auch bei kühleren Temperaturen oder bei schlechtem Wetter eine Runde.
Die sprichwörtlichen Wetterwechsel im April erleichtern die Situation kaum. Der launische April verlangt von unseren Gefässen, die sich ja bei Wärme weiten, bei kühlen Temperaturen aber verengen, eine ständige Anpassung. Erfolgt sie nicht schnell genug, spielt der Kreislauf verrückt, Schwindel und Schwäche sind die Folge.
Sobald im Frühling die Tage länger werden und die Sonne häufiger scheint, ändert sich auch der Bio-Rhythmus. Im Körper beginnen hormonelle Veränderungen, die auch unseren Stoffwechsel beeinflussen.
Hormone steuern alle wichtigen körperlichen Prozesse wie Schlaf, Stoffwechsel, Wohlbefinden, Antrieb, Hunger, Durst, Fortpflanzung und Wachstum. Wenn im Frühjahr die Tage länger und das Licht intensiver werden, arbeiten Schilddrüse, Zirbeldrüse und Nebennierenrinde auf Hochtouren und produzieren mehr und schneller Hormone. Hiervon angekurbelt, macht der Körper Frühjahrsputz von innen, bildet vermehrt neue Zellen und stärkt die vom Winter geschwächte Körperabwehr. Kinder und Jugendliche zum Beispiel wachsen in dieser Zeit schneller.
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Ist von Frühjahrsmüdigkeit die Rede, sind besonders zwei Hormone im Gespräch: Das «gute Laune»- oder «Glücks»-Hormon» Serotonin und das «Schlaf»-Hormon Melatonin.
Voraussetzung für die Bildung von Serotonin ist die Aminosäure Tryptophan, die der menschliche Körper nicht selbst herstellt, sondern mit eiweisshaltiger Nahrung aufnimmt. Serotonin ist ein Botenstoff, eine Substanz von vielen, die Informationen von Nervenzelle zu Nervenzelle vermitteln. Es greift u.a. in unseren Wach-Schlaf-Rhythmus ein, sorgt für Wohlbefinden und Zufriedenheit, wirkt aber auch antriebssteigernd. Serotonin wird aus Tryptophan bei Helligkeit im Gehirn gebildet. Bei Dunkelheit und während der Nacht baut der Körper Serotonin zu Melatonin um, das den Tag-Nacht-Rhythmus vieler Körperfunktionen steuert und den Schlaf fördert.
Auf die Steigerung der Serotonin-Produktion bei längerer Tageshelligkeit und mehr Sonnenlicht und die gleichzeitige Drosselung der Melatonin-Bildung, muss der Körper sich erst einstellen. Die Folge: der Blitzstart in den Frühling findet nicht so prompt statt, wie wir das vielleicht erhoffen. Wenn der innere Motor stottert – nehmen Sie Gas weg und gönnen sich Verschnaufpausen, bis die «innere Uhr» sich wieder eingependelt hat.
Einer Studie der Washingtoner Georgetown University zufolge, leiden Frühjahrsmüde häufig unter einem niedrigen Serotoninspiegel. Denken Sie jetzt nicht, dass Sie kaum unter Serontoninmangel leiden können, weil Sie viel Fleisch essen. Zwar enthält eiweissreiche Kost wie Fleisch, Fisch oder Milchprodukte viel Tryptophan. Sie blockiert jedoch über andere Eiweissbausteine den Transport des Tryptophans ins Gehirn. Als Folge sinkt der Serotoninspiegel oft sogar ab. Ein Trick kann hier helfen: Kohlenhydratreiche Kost. Denn erst die Kohlenhydrate (Stärke, Zucker) aus der Nahrung schaffen die Voraussetzung für einen optimalen Transport des Tryptophans in das Gehirn. Damit das Serotonin dahin kommt, wo es die gute Laune auslöst, muss der Blutzuckerspiegel erhöht sein. Das geht nur, wenn wir auch Kohlenhydrate essen.
Manchmal will unserem Körper der längere (und gesündere) Weg über die Verwertung von stärkehaltigen Kohlenhydraten zu lang erscheinen, und wir bekommen Heisshunger auf Schokolade oder Süsses mit schneller verwertbaren Zuckern. Der Grund: Essen wir Süsses, steigt der Blutzuckerspiegel rasch an und das in der Folge ausgeschüttete Insulin schafft dem Tryphtophan freie Bahn direkt ins Gehirn, wo es in Serotonin umgewandelt wird. Dämmert Ihnen, warum viele Menschen im Winter mehr Lust auf Süsses haben als im Sommer, in dem sich der Serotonspiegel im Gehirn aufgrund des helleren Lichts auf einem höheren Niveau befindet?
Koffein fördert die Bildung von Serotonin, Alkohol verzögert den Abbau. Leuchtet Ihnen jetzt ein, warum viele von uns morgens erst mal einen Kaffee brauchen? Warum manche abends gerne ein Bierchen oder ein Glas Wein trinken? Den gleichen (aber gesünderen) Dienst wie ein süsses oder alkoholisches «Bettmümpfeli» tut ein abendlicher Spaziergang – vorausgesetzt, es ist noch hell.
Heissen auch Sie den Frühling fit und munter willkommen!
Viele populäre Ratgeber empfehlen, die wenigen Nahrungsmittel als «Glücksfutter» zu essen, in denen Spuren von Serotonin direkt in der Frucht enthalten sind (Bananen, Ananas, Papayas, Avocados, Feigen, Datteln, Trauben, Äpfeln, Pflaumen, Walnüsse, Tomaten). Schön wär’s, aber leider kann von aussen zugeführtes Serotonin das Glück nicht steigern, denn es gelangt gar nicht ins Gehirn, wo allein es seine Wirkung entfaltet.
Häufig sind gegen das Winterende die Vitamin- und Mineralstoffspeicher ziemlich leer. Meist fehlen Eisen, Magnesium, Selen, Zink, Kalzium und Kalium sowie Vitamin B, C und E. Das macht den Organismus nicht nur anfälliger für infektiöse und bakterielle Krankheiten, Vitaminmangel öffnet auch Kreislaufstörungen, Müdigkeit, Schlappheit und Kopfschmerzen Tür und Tor. Ein Mangel an Vitamin B1 und B6 senkt übrigens den Serotoninspiegel im Hirn und ist somit mitverantwortlich für Unzufriedenheit, miese Stimmung und gesteigertes Schmerzempfinden. Reich an diesen Vitaminen sind beispielsweise Bierhefe, Weizenkeime und Vollkornprodukte.
Am besten bekämpft man die Frühjahrsmüdigkeit mit einer entsprechenden Ernährung: Experten empfehlen eine vitamin- und mineralstoffreiche Kost, viel Vollkorngetreide (Weizenkeime), Käse, Quark, Vollreis, Kartoffeln, Nudeln sowie viel Obst und Gemüse.
Wer mit einem Müesli in den Tag startet, befügelt die Lebensgeister. Durch die wertvollen Getreideflocken, die Milch und das frische Obst werden die Vitamin- und Mineralstoffspeicher wieder aufgefüllt.
Das Angebot an frischem Gemüse und Obst aus heimischem Anbau wird nun von Woche zu Woche üppiger. Das erste Gartenobst ist Rhabarber. Was den Vitamingehalt betrifft, glänzt er nicht gerade, dafür strotzt er nur so vor Mineralstoffen und Spurenelementen und wirkt leicht abführend.
Um frühlingsfit zu werden, müssen wir die Energievorräte aufstocken. Fangen Sie schon morgens damit an. Denn: Bewegung am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen! Nehmen Sie sich Zeit zum Aufwachen. Dehnen und strecken Sie Beine und Arme, bewegen Sie Ihre Wirbelsäule und atmen Sie tief durch. Das Rollen der Gelenke entlastet und macht sie beweglicher. Sie bringen damit Ihren Blutdruck auf Trab, schon bevor Sie das Bett verlassen. Danach fällt auch der Entschluss leichter, sich ein Herz für etwas Morgengymnastik am offenen Fenster zu fassen. Sie hilft gegen Winterspeck und Müdigkeit.
Tägliche körperliche Aktivität, möglichst im Freien, trainiert nicht nur Kreislauf und Muskeln, sondern auch das Gehirn. Die Durchblutung im Gehirn erhöht sich, und die Nervenzellen werden aktiviert. Der Stoffwechsel kommt in Schwung und das Herz wird leis-tungsfähiger. Zusätzlich hat die körperliche Betätigung auch positive Auswirkungen auf die Blutfette. Ausdauersport wie Schwimmen hilft sogar dabei einen zu hohen Cholesterinspiegel zu senken. Sport oder Bewegung machen auch zufriedener. Die Produktion der Glückshormone wird angeregt und Stresshormone werden besser abgebaut. Und jeder weiss, wie gut man nach einem Tag an der frischen Luft schläft.
Magnesium trägt zur normalen Funktion des Nervensystems und normalen psychischen Funktion bei.