Als Weichteilrheumatismus (Fibromyalgie) werden schmerzhafte Syndrome des Bewegungsapparates bezeichnet, die nichts mit den Gelenkknorpel oder Knochen zu tun haben. Betroffen sind die Sehnen, Sehnenscheiden, Ansäzte der Sehnen und Bänder, Schleimbeutel, Muskeln oder das Binde- und Fettgewebe.
Fibromyalgie ist ein komplexes Krankheitsbild, das auch als generalisiertes Weichteilrheuma bezeichnet wird. Zwar ist die Erkrankung von der Weltgesundheitsorganisation anerkannt, allerdings wurde sie aus der Gruppe der rheumatischen Erkrankungen gestrichen und in die neu geschaffene Gruppe der chronischen primären Schmerzsyndrome eingeteilt.
Während Weichteilrheuma ein Sammelbegriff für vielerlei Probleme und Beschwerden der weichen (nicht-knöchernen) Strukturen des Bewegungsapparates (z.B. Muskeln, Sehnen, Bänder, Schleimbeutel, Fettgewebe, Faszien) darstellt, geht das Krankheitsbild der Fibromyalgie (wörtlich: Muskelfaserschmerz) weit über die Weichteile hinaus. Denn zu der Schmerzsymptomatik kommen häufig noch Schlafstörungen, eine chronische Erschöpfung sowie Konzentrationsstörungen hinzu. Man spricht daher auch vom Fibromyalgie-Syndrom, kurz: FMS. Es wird zudem unterschieden in ein lokalisiertes Syndrom (Tennisellbogen) und in ein generalisiertes Syndrom (Fibromyalgie). Die Ursache für FMS ist weitgehend unbekannt; nebst der klassischen Behandlung können pflanzliche Arzneimittel und viel Entspannung Linderung der Schmerzen verschaffen.
Bei einer Fibromyalgie (Faser-Muskel-Schmerz) handelt es sich um Muskel- und Weichteilschmerzen, die länger als drei Monate anhalten und die nichts mit den Gelenkknorpeln oder Knochen zu tun haben.
Typisch für die Fibromyalgie sind mehr als 11 schmerzhafte Druckpunkte, sogenannte "Tender Points". Rund zwei bis vier Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden an einer Fibromyalgie. Betroffene haben meist Schmerzen und Beschwerden in Muskeln und Sehnenansätze.
Tender Points
Neben den schmerzhaften Druckpunkten empfinden die Betroffenene einer Fibromyalgie häufig auch diffus wandernde Schmerzen, chronische Kopfschmerzen oder dumpfe, brennende Schmerzen am ganzen Körper empfunden. Zeitweilig stechende Schmerzen können an verschiedenen Orten auftreten und sich an den besonders stark exponierten Körperstellen noch verstärken. Zusätzlich können Taubheitsgefühle oder Kribbeln, Schwindel, kalte Hände und Füsse, Morgensteifigkeit, Müdigkeit sowie Schlafstörungen auftreten. Fibromyalgie-Patienten leiden oft auch an Depressionen.
Dabei ist mit dem Älterwerden eine zunehmende Tendenz von Schüben hin zu kontinuierlichen Beschwerden wie Schmerzen, Konzentrationsstörungen, starker vegetativer und psychischer Erschöpfung, Depressionen und Schlafstörungen feststellbar. Eine Studie über sechs Jahre ergab, dass 80 Prozent der Probanden über einen Symptomkomplex aus Schmerz, Steifigkeit, eingeschränkter körperlicher Aktivität, Schlafproblemen und depressiver Stimmung klagten. Dabei standen Muskelschmerzen, gefolgt von Muskelsteifigkeit ganz oben. Kopfschmerzen spielten im Alter eine geringere Rolle als bei jüngeren Patienten. Die Beschwerden hatten sich aber allgemein bei den Teilnehmern über den Studienzeitraum ausgedehnt – in manchen Fällen sogar über den ganzen Körper. Leider mangelt es an Daten zu älteren Betroffenen, denn die Schwierigkeit der Diagnosestellung besteht darin, eine Fibromyalgie von den zahlreichen anderen psychischen und somatischen Erkrankungen im Alter abzugrenzen.
Die genauen Ursachen der Fibromyalgie sind bis heute weitgehend unbekannt. In der Forschung werden verschiedene „Teilursachen“ diskutiert, doch es ist noch nicht klar, wie diese zusammenhängen. Auslöser können sein: Stress, Vererbung, Psychosomatik, Nährstoffmangel, Übersäuerung des Bindegewebes, Fehlfunktion der Mitochondrien („Kraftwerke“ der Zellen) und viele mehr. Weiter können lokale Überbelastungen (z.B. Schulter-Arm Syndrom) eine Fibromyalgie auslösen.
Organisch sind Menschen, die unter FMS leiden, gesund. Genau das macht das Erkennen der Krankheit ja so schwierig. Doch die Betroffenen leiden unter schlimmen Schmerzen am Rücken, an Armen, Beinen, am Bauch oder allgemein der Muskeln. Die Krankheit kommt in der Regel schleichend daher. Manche Betroffene litten bereits als Kind häufig unter Schmerzen. Am Anfang schmerzt meist nur ein Körperteil, nach und nach weitet sich das Leiden auf den gesamten Körper aus. Dieser schleichende Verlauf ist auch der Grund dafür, weshalb ein Fibromyalgie-Syndrom nicht selten erst nach Jahren diagnostiziert wird.
Sieben bis neun Jahre dauerte es in der Vergangenheit, bis Betroffene die richtige Diagnose erhielten, heute braucht es im Schnitt drei bis fünf Jahre. Immer noch eine quälend lange Zeit. Umso wichtiger ist es, dass Patienten nicht lockerlassen und ihrem Arzt detailreich alle Beschwerden schildern, die mit den Schmerzen einhergehen. Und das können durchaus zahlreiche sein, von Schlafstörungen, Erschöpfung, Niedergeschlagenheit, Unruhe über Kältegefühl an Händen und Füssen bis zu Hautirritationen. Entscheidend ist, dass andere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen werden, etwa rheumatische Erkrankungen oder eine Schilddrüsen-Fehlfunktion. Laboruntersuchungen des Blutes sind dabei unerlässlich.
Heilbar ist Fibromyalgie zum jetzigen Zeitpunkt nicht, die Schmerzen treten ein Leben lang auf. Hilflos ausgeliefert ist man der Erkrankung dennoch nicht, es lässt sich einiges tun, um die Beschwerden zu lindern. Die FMS-Therapie ruht auf drei Säulen: körperliche Aktivität, psychologische Begleitung und Medikamente (im Notfall).
Bewegung ist das A und O – und sie muss Spass machen, damit die Patienten dabeibleiben. Gut geeignet sind Ausdauersportarten in Kombination mit leichtem Krafttraining und Dehnübungen, zum Beispiel Nordic Walking, Joggen, Radfahren, Schwimmen, Wandern. Der Erfahrung von Schmerzmedizinern zufolge bringt bei schweren FMS-Fällen eine Kombination aus Entspannungstherapie, Ausdauertraining und Verhaltenstherapie sehr viel. Denn nicht selten hängen körperliche und seelische Beschwerden zusammen.
Einer im «British Medical Journal» veröffentlichten Studie zufolge erzielte die chinesische Kampfkunst-technik Tai Chi bessere Resultate als die Standardtherapie mit Physiotherapie. Dabei waren die Verbesserungen, die mit dem Fibromyalgie-Impact-Fragebogen erhoben wurden, klinisch relevant, wenn die Übungen mindestens zweimal wöchentlich über 24 Wochen absolviert wurden. Die Patienten hatten zudem ein besseres Wohlbefinden, weniger Gelenkbeschwerden, Angstzu-stände und depressive Phasen.
Die Gabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten bei FMS wird mittlerweile kritisch gesehen. Wenn, dann sollten insbesondere Schmerzmittel nur zeitlich befristet eingenommen werden. Alternativen aus der Natur sind zu bevorzugen. Herr D.H. machte im Leserforum der „Gesundheits-Nachrichten“ beispielsweise auf Chlorella Pyrenoidosa (Süsswasser-Alge) aufmerksam, welche Schmerzen laut einer Studie aus den USA nachhaltig lindere. Frau H.H. aus Rapperswil erzielte gute Erfolge mit Heublumen-Wickeln und Bädern mit Heublumen-Extrakt, die sie kurmässig anwendet. Es brauche aber gehörig Geduld, der Effekt trete erst nach einer Weile ein. Seelischer Beistand von Leidensgenossen ist Frau A. O. aus Rhäzüns zufolge eine grosse Hilfe: Sie schloss sich einer Selbsthilfegruppe an. Eine deutliche Verbesserung ihres Allgemeinbefindens erreichte sie durch Feldenkrais turnen: weniger Versteiftheit, bessere Atmung und Durchblutung. Feldenkrais bringt die einzelnen Muskeln und deren Funktion ins Bewusstsein, dies kann gerade bei Fibromyalgie Linderung verschaffen.
US-Forscher haben im Rahmen einer Studie erfolgreich den Einsatz von Therapiehunden getestet. 111 Probanden nahmen einmalig an einer 20-minütigen Sitzung mit einem Therapiehund und dessen Besitzer teil. Die Kontrollgruppe verbrachte die Zeit lediglich mit dem Hundeführer. Sowohl eine Befragung als auch chemische Indikatoren wie Hormonspiegel und Herzfrequenz bestätigten den Erfolg: Das Wohlbefinden steigerte sich in beiden Gruppen; die Mensch-Tier-Interaktion führte indessen zu einer ausgeprägteren Verbesserung.
Die erfolgreiche Behandlung der Fibromyalgie setzt ein posivitves Patient-Arzt-Verhältnis, die Übernahme von Selbstverantwortung sowie eine richtige Balance von Ruhe und Arbeit voraus. Chemisch/synthetische Medikamente können helfen. Als pflanzliche Basistherapie eignet sich - nach Absprache mit dem Arzt - auch ein Arzneimittel mit Teufelskrallenextrakt.
Entzündungshemmende Salben und Gels, Wärme- und Kältebehandlungen, Vollbäder, Massagen etc. können ebenfalls helfen, um Beschwerden zu lindern.