Die Arthrose, auch unter dem Namen „Gelenkverschleiss" bekannt, ist durch den Abbau (Degeneration) und schliesslich den Verlust des Gelenkknorpels charakterisiert. Mit der Zeit weitet sie sich zudem auf benachbarte Gelenkkapsel, Knochen sowie Muskulatur aus.
Synonyme: Gelenkverschleiss, degenerative Gelenkerkrankung, Arthrosis deformans, idiopathische Arthrose, Osteoarthrose, Polyarthrose
Autorin: Dr. Silke Kerscher-Hack
Der Krankheitsverlauf bei Arthrose lässt sich in folgende Stadien einteilen:
Eine Arthrose tritt an einem oder mehreren der grossen, stärker belasteten Gelenken auf. Betroffen sind vor allem das Kniegelenk (Gonarthrose), das Daumensattelgelenk (Rizarthrose), das Schultergelenk (Omarthrose) sowie – bei Männern – das Hüftgelenk (Coxarthrose) und – bei Frauen – die Fingergelenke (Heberden-, Bouchardarthrose). Damit unterscheidet sie sich von der Autoimmunerkrankung „rheumatoiden Arthritis", bei der häufig viele Gelenke entzündet sind.
Infografik: Vergleich gesundes (links) und arthrosekrankes Knie (rechts)
Eine Arthrose entsteht über viele Jahre, wobei der Krankheitsverlauf schubweise und nicht vorhersehbar verläuft. Grob lässt sie sich in folgende drei Stadien einteilen:
Abhängig davon, ob ein erkennbarer Grund für den Gelenkverschleiss vorliegt oder nicht, werden zwei verschiedene Formen unterschieden:
Um eine Arthrose festzustellen, führt der behandelnde Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Dabei geht er im Ausschlussverfahren vor, d.h. er verifiziert, dass den Symptomen und Beschwerden keine sonstige Erkrankung zugrunde liegt. Mithilfe von Röntgenaufnahmen lassen sich Schwere und Ausprägung der Arthrose erkennen. Ist der auf dem Röntgenbild erkennbare Gelenkspalt stark verengt, deutet das auf Arthrose hin.
Eine Blutuntersuchung wird für eine Diagnose der Arthrose nicht benötigt. Es gibt keine typischen Marker bei Blutuntersuchungen.
Behandlungsziel ist das Lindern der Schmerzen, Verlangsamung des fortschreitenden Prozesses sowie der Erhalt der Gelenkfunktion. Die Therapie orientiert sich an den Hauptbeschwerden und hängt vom Erkrankungsstadium ab. Das Behandlungskonzept beinhaltet folgende Massnahmen:
Unabhängig von der jeweiligen Therapie ist es wichtig, dass Arthrosepatienten aktiv am Behandlungserfolg mitwirken. Hierzu gehört, dass sie ...
Neben der Schulmedizin werden eine Reihe naturheilkundlicher Therapiemöglichkeiten angeboten, allerdings wurde hier der Nutzen wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen. Hierzu zählen unter anderem:
Der Verlust des Knorpels hat zur Folge, dass benachbarte Knochenflächen ungedämpft aufeinandertreffen, sodass sich auch die Knochen mit der Zeit verändern. Unterhalb des betroffenen Gelenks verdichten sie sich (subchondrale Sklerosierung) und bilden an den Knochenrändern knöcherne Auswüchse, die sogenannten Osteophyten, die die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks behindern. Durch die vergrösserte Gelenkfläche verdickt sich das kranke Gelenk und der Aufbau (Deformierung) verändert sich. Eine Arthrosis deformans entsteht. Bricht der Knochen unter der ungewohnten Belastung zusammen, entstehen im Inneren Löcher (Geröllzyste), in denen sich Zellreste und Stoffwechselprodukte der Knochen und Knorpel sammelt. Entzündet sich die Gelenkhaut, entsteht eine aktivierte Arthrose.
Eine Arthrose ist nicht heilbar, vielmehr schreitet die Krankheit immer weiter fort, da die Fehlbelastung den Knorpel immer mehr schädigt. Mediziner sprechen auch von einem „progredienten Verlauf". Daher ist es wichtig, bei Verdacht möglichst frühzeitig einen Arzt aufzusuchen. Mit geeigneten Therapien lässt sich der Erkrankungsverlauf aufhalten oder zumindest verlangsamen.
Die Entstehung einer Arthrose wird durch viele verschiedene Faktoren begünstigt. Als unbeeinflussbare Risikofaktoren sind eine familiäre Veranlagung, das weibliche Geschlecht sowie das Alter zu nennen. Beispielsweise leidet bei den über 65-Jährigen jede zweite Frau und jeder dritte Mann an Arthrose.
Es gibt auch Risikofaktoren, die jeder Einzelne selbst beeinflussen kann. Das Gewicht beispielsweise ist ein solcher Faktor, denn jedes Kilo zu viel belastet tragende Gelenke wie Knie und Hüfte zusätzlich. Zudem setzt überschüssiges Körperfett Botenstoffe frei (Entzündungsmediatoren), die Entzündungen im Gelenk und damit den Knorpelabbau fördern. Vor allem starkes Übergewicht mit einem Body-Mass-Index über 30 ist kritisch.
Aber auch Gelenküberlastungen – sei es aufgrund des Berufes, durch Sport oder im privaten Umfeld verursacht – begünstigen die Arthrose, da starke, ungleich verteilte Belastungen den Gelenken schaden. So erhöht das Heben oder Tragen schwerer Lasten über längere Zeit beispielsweise das Risiko einer Hüftgelenksarthrose bei Männern um das doppelte. Aber auch langes Sitzen, Gelenkfehlstellungen wie O- bzw. X-Beine, frühere Verletzungen oder auch Sport, bei dem hohe bzw. einseitige Belastungen ausgehalten werden müssen, begünstigen den Gelenkverschleiss.
Körperliche Betätigung kann – wenn sie regelmässig durchgeführt wird – das Arthroserisiko senken, da hierdurch der Verlust an Muskelmasse verhindert und damit die Gelenke stabilisiert werden. Dies reduziert Stürze und verhindert Knochenbrüche. Besonders geeignet sind Kraftsport sowie gelenkschonende Ausdauersportarten mit gleichmässiger Belastung wie z. B. Schwimmen, Skilanglauf, Tai-Chi, Nordic Walking oder Radfahren, wobei sich jedoch nicht alle für jede Arthroseform eignen.
Sportarten mit schnellen, abrupten Richtungswechseln, Stopps oder Drehbewegungen dagegen belasten die Gelenke und weisen ein hohes Verletzungspotenzial auf. Gelenkverletzungen erhöhen jedoch das Arthroserisiko. Fuss- oder Handball, Kampfsport sowie Tennis sind daher zur Prävention ebenso ungeeignet wie intensives Joggen, bei dem die Gefahr einer Gelenküberlastung besteht.
Des Weiteren können folgende Massnahmen das Erkrankungsrisiko senken:
Im Kindesalter spielen Arthrosen keine Rolle. Wenn, dann tritt die sogenannte juvenile idiopathische Arthritis auf, eine Autoimmunerkrankung, bei der unter anderem Unbeweglichkeit und geschwollene, warme Gelenke die typischen Beschwerden sind.
Schwangere mit Rheuma leiden in der Regel unter der Autoimmunerkrankung „rheumatoide Arthritis" oder unter der Wirbelsäulenerkrankung „Morbus Bechterew". Arthrosen kommen normalerweise nicht vor.
Nein. Grund hierfür ist, dass bei einer Arthrose der Knorpel im kranken Gelenk geschädigt beziehungsweise zerstört wird. Da jedoch bisher keine Therapie existiert, die den betroffenen Knorpel wieder herstellen könnte, und er auch nicht in der Lage ist, sich selbst zu regenerieren, ist die Krankheit nicht heilbar. Eine Therapie kann jedoch die Beschwerden lindern und das Fortschreiten verlangsamen.
Internet:
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https://flexikon.doccheck.com/de/Arthrose (Abrufdatum: 27.08.2021)
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https://www.der-niedergelassene-arzt.de/medizin/kategorie/bewegung-in-der-medizin/sterben-arthrose-patienten-frueher (Abrufdatum: 27.08.2021)
https://www.diepta.de/news/irreparabler-verschleiss (Abrufdatum: 27.08.2021)
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https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/arthrose (Abrufdatum: 27.08.2021)
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-052018/knorpel-und-knochen-in-bedraengnis/ (Abrufdatum: 27.08.2021)
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Belladonna-Apis-Silicea-bei-Gelenkbeschwerden-390189.html (Abrufdatum: 27.08.2021)
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Bücher:
Böcker, Denk, Heitz, Höfler, Kreipe, Moch: Pathologie, Elsevier, 5. Auflage (2012)
Schewior-Popp, Sitzmann, Ullrich: Thiemes Pflege, Thieme, 12. Auflage (2012)
Prinz: Basiswissen Innere Medizin, Springer, 1. Auflage (2012)
Zuletzt aktualisiert: 30-11-2022