Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen einer echten Gicht und Pseudo-Gicht: Im Gelenk lagern sich Kristalle ab, einzelne Gelenke entzünden sich schmerzhaft. In diesem Fall bestehen die Kristalle jedoch aus Kalk, die Ursachen für die Krankheit sind andere als bei Gicht. Neben Schmerzmitteln bringen auch naturheilkundliche Methoden den Betroffenen Erleichterung.
Autorin: Anja Rech
Dass mit den Jahren die Gelenke schmerzen, ist für viele Senioren ein vertrautes Problem. Häufig steckt der Gelenkverschleiss Arthrose dahinter. Manchmal kommt der Arzt jedoch einer selteneren Gelenkerkrankung auf die Spur: der Pseudo-Gicht. Sie kann mit Arthrose einhergehen, aber auch unabhängig davon auftreten. Anders als bei der echten Gicht, die sich meist zuerst am grossen Zeh zeigt, ist hier oft das Kniegelenk betroffen.
Bei Pseudo-Gicht lagert sich Kalk (Kalziumpyrophosphat) im Gelenkknorpel ab. Man spricht auch von Chondrokalzinose. Dies führt nicht bei allen Betroffenen zu Beschwerden. Manchmal fallen die Ablagerungen nur zufällig bei einer Untersuchung auf. Doch wenn das Gelenk zunehmend verkalkt und die angegriffenen Knorpelflächen wie Schmirgelpapier aufeinander reiben, treten oft Schmerzen auf.
Zusätzlich kann es anfallsartig immer wieder zu Entzündungen kommen, ähnlich wie bei der richtigen Gicht. Die Gelenke schwellen an, weil sich Flüssigkeit darin sammelt, und schmerzen. Charakteristisch für eine Entzündung ist auch, dass sich die Stelle warm anfühlt und rötet. Manche Betroffene plagen zusätzlich Fieber sowie Abgeschlagenheit. Nach wenigen Tagen, manchmal aber auch Wochen, lassen die Probleme nach.
Einige Patienten leiden allerdings chronisch unter den Entzündungen. Mit der Zeit schädigt dies die betroffenen Gelenke, sie werden zunehmend unbeweglicher. Unbehandelt können sie dadurch zerstört werden.
Pseudo-Gicht zeigt sich in grossen Gelenken, am häufigsten im Knie. Aber auch das Hand- oder Fussgelenk sowie die Hüfte können verkalken. In seltenen Fällen lagern sich die Kristalle auch an Sehnen und Bändern ab. Die Krankheit tritt nach Angaben der Rheumaliga Schweiz bei sechs Prozent der 60- bis 70-Jährigen auf, bei den über 80-Jährigen ist jeder dritte betroffen. Frauen leiden fünfmal häufiger darunter als Männer. Mitunter zeigt sich das Leiden innerhalb einer Familie gehäuft, was auf eine erbliche Komponente hinweist.
Die Kalkablagerungen sind mit Hilfe von Ultraschall und auf Röntgenaufnahmen zu erkennen. Punktiert der Arzt das geschwollene Gelenk, entnimmt also Flüssigkeit, lassen sich im Labor darin Kalziumkristalle nachweisen.
Nicht immer wird für Pseudo-Gicht eine Ursache gefunden. In manchen Fällen – vor allem bei jüngeren Patienten – löst jedoch eine Stoffwechselerkrankung das Gelenkleiden aus. In Frage kommen beispielsweise Probleme mit der Nebenschilddrüse oder mit dem Eisenhaushalt. Dies findet der Arzt mit einer Blutuntersuchung heraus. Pseudo-Gicht kann auch mit Arthrose und rheumatoider Arthritis einhergehen, was die Diagnose erschwert.
Ziel der Behandlung ist es, die akuten Schmerzen zu lindern. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
In fortgeschrittenen Fällen ist mitunter eine Operation sinnvoll.
Bislang gibt es kein Arzneimittel, mit dem sich verhindern lässt, dass sich die Kalkkristalle in den Gelenken ablagern. Steckt jedoch eine Stoffwechselerkrankung hinter der Krankheit, bessern sich die Beschwerden, wenn man diese behandelt.
Kühlende Umschläge wirken bei akuten Entzündungen abschwellend und schmerzstillend:
Ist die Entzündung chronisch, tut den Betroffenen dagegen eher ein wärmender Wickel gut. Die Wärme regt die Durchblutung an und transportiert Schmerzbotenstoffe aus dem Gewebe. Zusätzlich entspannt sie verkrampfte Muskulatur und macht steife Gelenke beweglicher. Als Wärmeanwendung bieten sich Bäder an; lokal helfen Kirschkernsäckchen oder ein Heublumensäckchen, über Dampf erwärmt.
Einige Heilpflanzen eignen sich bei Pseudo-Gicht für Einreibungen. Dazu zählen Arnikasalbe und durchblutungsförderndes Johanniskrautöl. Präparate mit Weidenrinde zum Einnehmen haben einen entzündungshemmenden und schmerzstillenden Effekt. Hilfreich sind auch durchspülende Tees mit Heilpflanzen wie Goldrutenkraut, Brennnessel oder Birkenblättern.
Bei einem Entzündungsschub sollten die Betroffenen das wehe Gelenk möglichst schonen. In der symptomfreien Zeit lassen sich mit Krankengymnastik gezielt Muskeln aufbauen, um es zu entlasten. Auch dies hilft, Schmerzen zu vermeiden. Ratsam sind zudem gelenkschonende Sportarten wie
Da Übergewicht die Gelenke belastet, ist es hilfreich, wenn Patienten mit Pseudo-Gicht auf ihr Gewicht achten und, falls nötig, abnehmen.
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