Die Birke beherrschte zusammen mit der Espe das Landschaftsbild der auf die Eiszeit folgenden Vegetationsperiode.
Sie ist gleichzeitig die am weitesten in den Norden vordringende Holzpflanze und ein typischer Charakterbaum der von Germanen und Slawen bewohnten Länder. Ihr deutscher Name birgt die indogermanische Wurzel bharg und das gotische bairths in sich, was „glänzen“, „hellsein“ bedeutet und sich wahrscheinlich auf die weisse Rinde bezieht. Daraus haben sich die nordischen Namen bircha, biriha und bjork entwickelt.
Die wissenschaftliche Bezeichnung betula stammt nicht aus dem Lateinischen, sondern aus dem Keltischen und geht auf die Silbe betu, beth zurück. Shakespeares MacBeth steht für „Sohn der Birke“. Das hebräische beth bedeutet „Haus“, vgl. Bethlehem, Elisabeth usw.
Bei den Kelten genoss die Birke höchstes Ansehen. Sie galt als Baum der Einweihung; die Druiden weihten ihre Schüler mit einem Birkenzweig und Tau.
Die Birke ist der erste Baum im keltischen Baumkalender und steht für die Zeit vom 24. Dezember bis 20.Januar. Sie ehrten sie zudem mit dem 24. Juni, drei Tage nach der Sommersonnenwende, ein ebenso wichtiges Datum wie der 24. Dezember, der drei Tage nach der Wintersonnenwende liegt.
Auch im slawischen und germanischen Volksglauben spielt die Birke seit alters her eine wichtige Rolle. In der Walpurgisnacht vor dem 1. Mai gebietet die heilige Walburga über Hexen, Geister und Dämonen, die alle auf Birkenbesen auf den Blocksberg ritten. Die Birkenrute galt als Lebensrute. Man glaubte, dass Krankheiten auf die Birke übertragen werden können („Beruf-/Beschreipflanze“). Im deutschen Volksglauben wird die Birke als Lebensbaum betrachtet, was sich z.B. in der Tradition des Maibaumes zeigt.
Aus dem 14. Jh. kennen wir die Herstellung von wohlschmeckendem Birkenwein resp. Birkenbier, ein Getränk aus dem vergorenen Saft angezapfter Birken. Die Birkenelixiere aus Blutungssaft gelten seit je her als belebender Frühjahrstrunk.
Die Birke ist ein bis 30 m hoher Baum, der auch strauchartig wachsen kann. Er ist gekennzeichnet durch eine schneeweisse Rinde, die sich meist in horizontalen Streifen abschält und sich in eine schwarze, steinharte Borke verwandelt, die bis in die Baumkrone hinauf reicht.
Die Äste sind spitzwinklig aufsteigend, wobei die Seitenzweige jedoch stark überhängend sind. Die jungen Zweige sind dicht mit warzigen Drüsen besetzt. Die rautenförmigen Blätter sind im Frühling sehr hell und werden dann oberseits dunkler, unterseits heller graugrün. Sie haben einen doppelt gesägten Rand und eine auffallend enge Netznervatur. Sie sind im Gegensatz zu den Blättern von B. pubescens unbehaart und beiderseits dicht drüsig punktiert.
Die männlichen Kätzchen sind sitzend, länglich-walzenförmig und hängend bis 10 cm lang. Aus ihnen weht der Wind die feinsten Pollen auf die weiblichen Kätzchen, die gestielt und zylindrisch sind und nur 2 bis 4 cm lang werden. Sie sind zuerst gelbgrün, später werden sie hellbraun. Die Fruchtschuppen sind bräunlich.
Die verschiedenen Birkenarten werden oft miteinander verwechselt. Die wildwachsende Betula pendula ist in Mitteleuropa sehr wenig veränderlich. Kultivierte Formen haben manchmal abweichende Wuchsformen, z.B. bei der Trauerbirke, B. pendula f. tristis.
Die Blütezeit ist von April bis Mai.
Die Birke ist in Eurasien heimisch und gedeiht vom Mittelmeerraum bis 65° nördlicher Breite. Sie wächst an trockenen Stellen in Laub- und Nadelwäldern, auf Dünen oder Heidewiesen aber auch in Mooren und Sumpfgebieten, und bevorzugt torfige oder sandige Böden, die vorzugsweise eisenhaltig sind.
Ansonsten stellt die Birke kaum Ansprüche und ist auch gegenüber Frost oder Dürre vollkommen unempfindlich.
Als Pionierbaum vermag sie unwirtliche Standorte für andere Pflanzen bewohnbar zu machen. Sie ist bis auf 2000 m Höhe anzutreffen.
Die Blätter (Betulae folium) der meisten Birkenarten enthalten Flavonoide, Saponine, Gerbstoffe, ätherische Öle und Vitamin C. Die Rinde enthält Phytosterine sowie Terpene wie Betulin, Betulinsäure und Lupeol. Der Rindensaft enthält zudem Invertzucker, sodass dieser auch vergoren werden kann. Der Zuckeraustauschstoff Xylitol wird aus Birken gewonnen.
In Mitteleuropa wurde vor allem die heimische Sandbirke in der Volksmedizin genutzt. Ihre Bestandteile gelten insbesondere als blutreinigend, harntreibend und anregend, weshalb sie heute in der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) Verwendung findet. Verwendet werden die Blätter, die Blattknospen und der Birkensaft (durch Anzapfen gewonnen). In der Heilkunde finden die Blätter aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei Rheuma, Gicht und Wassersucht Verwendung. Sammelzeit für Blattknospen ist März, für Birkensaft März bis Mai und für Blätter Mai bis Juni.