Warum die schöne Pflanze Teufelskralle heisst, versteht man erst, wenn man sich die krallenförmige Frucht anschaut. Ihre wahren Werte und Geheimnisse aber liegen unter der Erde. Die Wurzeln der Teufelskralle sind ein bewährtes Mittel gegen rheumatische Schmerzen.
Die Afrikanische Teufelskralle wird von den Einheimischen seit jeher bei Verdauungsbeschwerden, Blutkrankheiten, Fieber, Schmerzen (z.B. bei der Niederkunft), Hautverletzungen, Geschwüren und Furunkeln eingesetzt. Das Wissen über die medizinische Verwendung der Teufelskralle soll Anfang des 20. Jahrhunderts nach Europa gelangt sein.
Schon bald stellten Wissenschaftler fest, dass die Teufelskrallenwurzel besonders bei Arthrose wirksam ist. In den siebziger Jahren erlebte die „afrikanische Rheumawurzel“ in Europa und auch in der Schweiz einen regelrechten Boom - die Nachfrage nach der Wurzel stieg enorm an. Inzwischen hat sich die Teufelskralle als Arzneipflanze einen festen Platz in der Phytotherapie erobert.
Auf seinen Reisen in die Wüsten Kalahari und Namibia studierte auch Alfred Vogel (1902–1996) die Heilkräfte des interessanten Gewächses und notierte in den «Gesundheits-Nachrichten»: «Natürlich habe ich mich auch der Teufelskralle bedient, wenn ich unter gesundheitlichen Störungen bei meinen Aufenthalten in den Tropen litt.»
Mitten in der Wüste, auf rötlichem Sand, leuchten hellrosa bis purpurrote, trichterförmige, auffallend grosse Blüten. Ein Blick auf die verholzenden Früchte erklärt den merkwürdigen Namen: in der Mitte ist mit etwas Phantasie ein fratzenartiges Gesicht zu sehen, die langen Auswüchse sind mit krallenartigen Stacheln versehen.
Die deutsche Bezeichnung der Pflanze bezieht sich auf die mit Widerhaken versehenen Früchte (sog. Trampelkletten), die leicht an den Klauen der Tiere haften und auf diese Weise verbreitet werden. Einmal festgehakt sind die Früchte schwer entfernbar und die Haken können zu ernsthaften Verletzungen führen.
Auch den wissenschaftlichen Namen "Harpagophytum procumbens" verdankt die Pflanze der Form ihrer verholzenden Früchte. Diese erinnert an einen Enterhaken, griechisch "harpagos".
Die afrikanische Teufelskralle ist nicht zu verwechseln mit den zwei einheimischen Alpenblumen aus der Familie der Glockenblumen. Weder die halbkugelige Teufelskralle, auch halbkugelige Rapunzel genannt (Phyteuma hemisphaericum), noch die kugelige Teufelskralle, rundköpfige Rapunzel (Ph. orbiculare) wird medizinisch verwendet.
Die Teufelskralle ist eine typische Savannenpflanze. Sie besitzt eine bis 50 cm lange Primärwurzel von der zahlreiche knollige Sekundärwurzeln in einem Umkreis von ca. 1,5 m Breite und 2 m Tiefe abzweigen. In diesen sekundären Speicherwurzeln kann die Pflanze bis zu 90% Wasser speichern. Die Sekundärwurzeln sind reicher an wertvollen Inhaltsstoffen und sind für die Pflanze, im Gegensatz zur Primärwurzel, nicht überlebenswichtig. Das Belassen der Primärwurzel ermöglicht einen nachhaltigen Anbau, denn aus der zentralen Primärwurzel treiben zu Beginn der Regenzeit in jedem Jahr wieder frische Triebe aus, die sternförmig auf dem Boden liegend bis 2 m lang werden können. An diesen Trieben befinden sich die gegen- oder wechselständig stehenden, gebuchteten, leicht fleischigen Blätter. In den Blattachseln stehen die rotvioletten Blüten, die im Aussehen an Gloxinien erinnern.
Aus den Blüten bilden sich die verholzenden Früchte, die lange, verzweigte Auswüchse mit Widerhaken aufweisen. In jede dieser klettenartigen Kapselfrüchte sind etwa 50 Samen eingelagert.
Es ist bewiesen, dass Präparate aus den Speicherwurzeln der Teufelskralle entzündungs- und schmerzlindernd wirken und die Gelenkbeweglichkeit fördern können. Die Heilpflanze ist gut verträglich, es treten kaum Nebenwirkungen auf und es sind keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln bekannt.
Die Teufelskralle ist somit eine hochinteressanten Alternative zu den chemischen bzw. synthetischen Anti-Rheumatika. Bei schwachen und mittleren Beschwerden kann die lindernde Wirkung der Teufelskralle ausreichend sein. Bei stärkeren Schmerzen (z.B. während eines Rheumaschubs oder bei Arthrose) kann es die Behandlung mit der Teufelskralle ermöglichen, die chemisch bzw. synthetischen Medikamente, sogenannte «nichtsteroidale Antirheumatika» (kurz NSAR) auf ein Minimum zu reduzieren.
Die Wirksamkeit der NSAR ist unbestritten, doch zeichnen sie sich – bei regelmässiger Einnahme – durch eine Reihe unangenehmer Nebenwirkungen aus. Besonders häufig sind heftige Magen- und Darmprobleme, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen.
Chronische Krankheiten benötigen auch eine chronische Behandlung. Und genau hier kann die Teufelskralle ansetzen: Dank ihrer sanften Wirkungsweise kann Teufelskrallenextrakt über mehrere Wochen eingenommen werden. Die Frequenz der Rheumaschübe und die Schmerzintensität vermindern sich nachweislich - dies meist ganz ohne lästige Nebenwirkungen.
Bei schwachen und mittleren Beschwerden kann die lindernde Wirkung der Teufelskralle ausreichend sein. Bei stärkeren Schmerzen (z.B. während eines Rheumaschubes) kann zusätzlich zur pflanzlichen Basistherapie mit Teufelskralle kurzfristig ein Medikament mit einem chemischen bzw. synthetischen Wirkstoff eingesetzt werden. Oder - um bei der pflanzlichen Therapie zu bleiben - ein Rheuma-Gel mit frischen, biologisch angebauten Arnica montana-Blüten. Dieser kann direkt auf die schmerzenden Stellen aufgetragen werden und die Schmerzen schnell lindern.
Erfahrungsgemäss dauert es etwa zwei bis vier Wochen bis die volle Wirksamkeit erwartet werden kann. Dank der guten Verträglichkeit kann die Teufelskralle über längere Zeit angewendet werden.
Die Teufelskralle wächst vor allem in Südafrika, Namibia und Botswana, wobei die meisten exportierten Pflanzenteile – etwa 90 Prozent – aus Namibia stammen. Die Nachfrage ist gross, vor allem in Europa, wobei Frankreich, Italien und Deutschland die Hauptabnehmer sind. Leider wird sie daher meist wild gesammelt. Auf Dauer muss befürchtet werden, dass die starke kommerzielle Nutzung zusammen mit der Wildsammlung zur Ausrottung führen wird, zumal derzeit die Wurzeln komplett (inkl. der Primärwurzel) geerntet werden. Ausserdem wird die Teufelskrallenwurzel häufig mit der anatomisch kaum zu unterscheidenden Art H. zeyheri vermischt, die zwar eine ähnliche, aber schwächere Wirkung zeigt.
Um die Pflanze zu erhalten, haben Firmen Forschungsprojekte initiiert um einen nachhaltigen Anbau zu gewährleisten. Die Ernte erfolgt meist in tiefen Gräben. Die Wurzeln müssen sofort nach der Ernte kleingeschnitten und getrocknet werden, da sie sonst in kurzer Zeit verfaulen oder verschimmeln. Aus 100 kg frischen sekundären Speicherwurzeln gewinnt man nur 6 bis 14 kg luftgetrocknete Handelsdroge.