Weissdorn ist eine vielfach bewährte Heilpflanze, sie ist reich an Flavonoiden und Gerbstoffen und wirkt positiv gegen altersbedingter Herzschwäche, nervösen Herzbeschwerden und kann zur Unterstützung des Schlafes eingesetzt werden. Verwendet werden die Früchte, Blätter und Blüten.
Es existieren weltweit etwa 200 verschiedene Weissdornarten, wovon vor allem zwei Arten medizinisch verwendet werden: der Eingriffelige und der Zweigriffelige Weissdorn. Blüten (Crataegi flos) und Blätter (Crataegi folium) können gesammelt und, frisch oder getrocknet, als Tee zubereitet werden. Die roten Früchte (Crataegi fructus) sind viel kleiner und rundlicher als die Hagebutten und stehen büschelweise an langen Stielen. Sie schmecken herb-säuerlich und werden ebenfalls zur Herstellung von Weissdorn-Pflanzenheilmitteln verwendet.
Die Hauptwirkstoffe des Weissdorns sind oligomere Procyanidine, Flavane und andere Flavonoide, die stark antioxidativ wirken. Für die gefässentspannende Wirkung von Crataegus monogyna sind wahrscheinlich die Proanthocyanidine verantwortlich. Präparate aus Weissdorn verstärken die Pumpkraft des Herzens, verbessern die Durchblutung der Herzkranzgefässe und vermindern den Sauerstoff- und Energieverbrauch bei der Arbeit des Herzens.
Weissdorn-Tee
Bis zu viermal täglich 1-2 g zerkleinerte Weissdornblätter mit Blüten mit 150 ml kochendem Wasser übergiessen und nach 15 min. abseihen. Als maximale Tagesdosis für Erwachsene gelten 6 g getrocknete Droge. Auch in Kombination mit Zitronenmelisse, Baldrian u.a. geeignet.
Bereits Dioskurides (1. Jh.) erwähnte den Weissdorn in seinem Werk. Er nannte ihn krátaios, was vom griechischen krátys für «hart» und «stark» mit Bezug auf das harte Holz gedeutet wird. Die Etymologie kann auch im Zusammenhang mit kratos (wie im Wort Aristokratie) für «immer hier gewesen» gesehen werden. Theophrast (3. Jh. v. Chr.), ein Schüler von Aristoteles, nannte ihn kunosbatos, weshalb er in den Kräuterbüchern des Mittelalters (z. B. bei Lonicerus) unter dem Namen Cynosbatus Theophrasti aufgeführt ist.
Der Weissdorn findet sich aber auch in der TCM, und auch die indigene Bevölkerung Nordamerikas sollen den Weissdorn verwendet haben. Die Artbezeichnung monogyna bedeutet «eingriffelig», laevigata heisst «geglättet», und die ältere Bezeichnung oxyacantha steht für «spitzdornig». Der deutsche Name Weissdorn weist auf die weisse Blütenpracht im Frühjahr hin.
Die Früchte des Weissdorns dienten den alten Germanen roh oder zu Mus gekocht als Nahrungsmittel. Sein hartes, rötliches Holz wurde für Werkzeuge verwendet.
Crataegus war ein in Kunst und Kultur häufig dargestelltes Motiv. Das Portal der Kathedrale von Reims und ein Kapitell des Naumburger Doms (beide 13. Jh.) sind mit Weissdornblättern geschmückt. Diese Darstellungen und der Volksname «Christdorn» beziehen sich auf eine Legende, nach der die Dornenkrone Christi aus Weissdornzweigen geflochten war.
Ein berühmter Weissdorn blühte einst im Klostergarten von Einsiedeln. Der Sage nach soll er von einem Spross stammen, den Herzog Eberhard II. von Württemberg (14. Jh.) von seiner Reise zum heiligen Grab in Jerusalem mitgebracht haben soll. Dieser Weissdorn galt als wunderkräftig, und es erstaunt nicht, dass blühende Zweige zum Schutz gegen bösen Zauber aufgestellt wurden. Jan Breughel d.Ä. hat Weissdornzweige auf vielen seiner Blumengemälde dargestellt.
Doch die Kräuterbücher des Mittelalters scheinen dem Weissdorn zunächst keine grosse Beachtung geschenkt zu haben. Noch Hildegard von Bingen behauptete in der “Physica”, dass er bei keiner Krankheit helfe. Dank der Medizinschule von Salerno, die sich auf das antike Wissen stützte, gelangte auch das Wissen über den Strauch ins restliche Europa. Weissdorn wurde gegen Magenkoliken und Durchfall empfohlen.
Im 16. Jahrhundert ist es Quercetanus, der Leibarzt Heinrichs IV. von Frankreich, der aus dem Weissdorn einen «Alterssirup» herstellte und dessen Wirkung auf das Herz herausstellte.
Doch die Pflanze kam erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch einen irischen Arzt namens Thomas Green als Herzmittel zu Berühmtheit und ist seither ein fester Bestandteil des pflanzlichen Arzneischatzes.
Wo der Weissdorn in Hecken, an Waldrändern, an Bach- und Flussufern steht, leuchten seine Blütensterne im Frühjahr vielhundertfach wie ein weisses Hochzeitskleid in die Landschaft. Und wenn der Sommer zu Ende geht, sind es die scharlachroten Früchte, die wie Rubine aus dem Blattwerk funkeln.
Weissdorn gehört zur Familie der Rosengewächse, nächste genetische Verwandte ist die Felsenbirne. Der bildet meist üppige Hecken von bis zu acht Metern Höhe und kommt gemeinsam mit Schlehe, Holunder und Brombeere vor. Er entfaltet ein derart reiches Laubwerk mit gelappten, herzförmigen Blättern, dass die Äste und dornigen Zweige kaum sichtbar sind und ihn so zu einem wichtigen Schutzbaum für viele Vogelarten macht.
Der Eingriffelige Weissdorn (Crataegus monogyna) JACQ. & laevigata (POIR.) DC ist ein stark verzweigter kleiner Strauch oder mittelgrosser Baum mit dornigen Zweigen. Diese tragen ovale bis rhombische, drei- bis fünffach tief gelappte, sattgrün glänzende Blätter. Die Blüten tragen fünf weiss- bis rosafarbene Kronblätter und einen Griffel. Sie sind in Trugdolden angeordnet. Im Herbst bilden sich die leuchtend roten, eiförmig bis kugeligen Scheinfrüchte, die einen Durchmesser von 4–8 mm und eine Länge von 6–10 mm haben. Ihr gelbliches, mehliges Inneres enthält einen Stein. Das Beerenende schliesst mit einer kleinen Einbuchtung ab, um die Reste der fünf Kronzipfel erkennbar sind.
Der Zweigriffelige Weissdorn (Crataegus oxyacanthoides) weist Blüten mit 2 bis 3 Griffel und Früchte mit 2 bis 3 Steinkernen auf. Die Blätter des Zweigriffeligen Weissdorns sind jedoch nur dreifach gelappt und zeigen abgerundete, gezahnte Abschnitte. Seine Blüten tragen zwei bis drei Griffel, und die Beeren haben 2–3 Steine. Der Wuchs des Zweigriffeligen Weissdorns ist schwächer als beim Eingriffeligen Weissdorn. Die Weissdornarten bastardisieren leicht und sind deshalb schwer zu unterscheiden. Die Blütezeit ist von Mai–Juni.
Weitere Weissdornarten, die teilweise auch medizinisch verwendet werden, sind: C. azarolus L., Azaroldorn, mit gelborangefarbenen Früchten; C. nigra, schwarzfrüchtiger Weissdorn, mit schwarzen Früchten; C. pentagyna, fünfgriffeliger Weissdorn, mit matten, dunkelpurpurnen Früchten und C. laciniata, der orientalische Weissdorn, mit kleinen, birnenförmigen, roten Früchten.
Der Eingriffelige Weissdorn ist die häufigste Weissdornart in Mitteleuropa, er ist aber auch in Nordafrika und Südwestasien weit verbreitet. Der Weissdorn wächst bevorzugt an Waldrändern, lichten Laubwäldern und Gebüschen bis auf 1500 m Höhe. Er wird gerne als Hecke gepflanzt.