Chronischer Stress führt über den Umweg des Immunsystems zur Verstopfung der Gefässe. Dies konnten nun Forscher der Harvard Medical School in Boston in einer Studie nachweisen.
Quelle: science.ORF.at/R. Czepel/CR
Der statistische Zusammenhang ist schon lange bekannt. Stress löst eine Vielzahl von Krankheiten aus, darunter auch Arteriosklerose. Allerdings war der verantwortliche Mechanismus bislang nicht vollständig bekannt.
Die Harvard-Mediziner wiesen nun bei gestressten Klinikmitarbeitern eine erhöhte Zahl von Immunzellen nach und fanden damit das bisher unbekannte Glied in der Kausalkette von der Psyche zum geschädigten Organ: Stress führt unter anderem zur Ausschüttung von Noradrenalin im Knochenmark. Dies animiert Stammzellen des Blutes zur Herstellung von weissen Blutkörperchen, die wiederum Entzündungsstoffe abgeben. Letztere fördern die Bildung von schädlichen Plaques in den Gefässen, die im schlimmsten Fall zu Infarkten und Schlaganfällen führen.
Eine Schlüsselrolle in dieser fatalen Wirkungskette spielt offenbar ein Rezeptor namens Beta 3. Er liegt auf der Oberfläche von Stammzellen im Knochenmark. Beim guten Stress («Eustress») dient dieser Rezeptor quasi als Auslöser für Alarmstufe Gelb: Wird er aktiviert, schwärmen weisse Blutkörperchen aus, bereiten den Körper auf drohende Gefahren vor und reagieren gegebenenfalls auf Verletzungen oder Infektionen.
Beim schlechten, chronischen Stress («Distress») läuten ebenfalls die Beta-3-Alarmglocken, allerdings flottieren die Immunzellen im Körper, ohne jemals an einem Krisenort gebraucht zu werden – mit schädlichen Folgen für die Gefässe. Bleiben wir also lieber gelassen.