Wer an einem grippalen Infekt leidet, hat zwar meist nicht allzu viel Appetit. Doch die Ernährung kann die Erkrankungszeit zumindest etwas verkürzen oder die Schwere abmildern, indem man das Immunsystem in seiner Arbeit unterstützt. Eine Diät ist nicht empfehlenswert – mit vielleicht einer Ausnahme.
Autor: Tino Richter
Wer sich bereits ausgewogen und vielseitig ernährt, führt dem Körper reichlich Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, aber auch sekundäre Pflanzen- sowie Ballaststoffe zu, welche das Immunsystem in seiner Arbeit unterstützen. Bei einer Erkältung oder Grippe ist die richtige Ernährungsweise daher von nicht unerheblicher Bedeutung.
Besonders wichtig für das Immunsystem sind die Vitamine A, C, D und E, Eisen, die Spurenelemente Selen und Zink sowie verschiedene Pflanzenstoffe, insbesondere Polyphenole. Während die Vitamine A und C überwiegend aus Obst und Gemüse wie Kohl, Karotten, Orangen oder Acerolakirschen bezogen werden können, liefern pflanzliche Öle wie Weizenkeimöl und Sonnenblumenöl das Vitamin E. Vitamin D steckt zwar in fettreichen Fischen wie Hering und Wildlachs, um auf einen nennenswerten Gehalt an Vitamin D zu kommen, müssten allerdings täglich 100 bis 200 Gramm davon verzehrt werden. Nahrungsergänzungsmittel, z.B. aus Flechten, liefern deutlich mehr des Sonnenvitamins.
In Hülsenfrüchten wie Linsen, Erbsen, Bohnen oder Lupinen steckt Eisen, Selen und Zink. Gewürze wie Chili, Ingwer, Meerrettich, Kapuzinerkresse und Schwarzkümmel steuern weitere Pflanzenstoffe bei und gelten allgemein als immunsystemstärkend. Natürlich dürfen Knoblauch und Zwiebeln nicht fehlen.
Weiterhin sind auch die mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie die Omega 3 und 6 wichtig.
Damit die Schleimhäute nicht austrocknen und noch mehr Viren eine Chance zum Eindringen haben, ist ausreichendes Trinken erforderlich. Zwei Liter Wasser oder Tee am Tag sollten es schon sein. Alkohol dagegen schwächt die Abwehrkräfte. Eine Reihe von Heilpflanzen wie Anis- und Fenchelfrüchte-Tee, Salbeiblätter und Thymiankraut helfen zusätzlich. Bewährte Heilmittel bei Erkältungen sind zudem Holunder- und Lindenblüten-Tees (schweisstreibend) sowie Mädesüss (fiebersenkend).
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Auch die klassische Hühnerbouillon mit viel Gemüse kann die Symptome einer Erkältung oder einer Grippe lindern. Ihre Inhaltsstoffe wirken entzündungshemmend sowie abschwellend und befeuchtend auf die Schleimhäute, sodass das Schnupfensekret in Hals und Nase besser abfliessen kann.
Es gibt keine Belege, dass eine Diät während eines grippalen Infekts den Verlauf positiv beeinflussen könnte. Die bisherige Lehrmeinung dazu lautete stets: Eine kalorienreduzierte Ernährung macht es dem Immunsystem schwerer, sich gegen die Viren zu wehren. Ob Diäten bzw. ein gesunder Lebenswandel ausserhalb dieser Erkrankungsphasen einen Effekt auf die Gesundheit und damit auf das Abwehrsystem haben kann, ist eine andere Frage.
Einer Studie zufolge hilft die sogenannte Ketodiät nicht nur beim Abnehmen, sondern auch bei Grippe. Zumindest führte das bei mit Influenzaviren infizierten Mäusen zu milderen Krankheitsverläufen und einer geringeren Sterblichkeit, wie Forscher berichten.
Bei der Ketodiät scheinen bestimmte Prozesse angeregt zu werden, welche positiv auf das Immunsystem wirken. Sie förderte die Vermehrung von Immunzellen (Gamma-Delta-T-Zellen) in der Lunge, die bisher gar nicht mit Influenza-Erregern in Verbindung gebracht worden sind. Dieser Effekt zeigte sich nur bei einer ketogenen Ernährung – die Gabe von Ketonen als Nahrungsergänzungsmittel beeinflusste die Bildung von Immunzellen dagegen ebenso wenig wie eine fettreiche Ernährung mit höherem Kohlenhydratanteil.
Die Forscher vermuten, dass die Gamma-Delta-T-Zellen die Schleimproduktion in den Atemwegen anregen und die Viren so aufgehalten werden. Ob diese Effekt auch beim Menschen auftritt, ist aber noch nicht belegt. Denn die Populationen der T-Zellen bei Mäusen und Menschen unterscheiden sich, was die Übertragbarkeit der Studie auf den Menschen einschränkt.
Es ist jedoch möglich, dass auch beim Menschen die Zusammensetzung der drei Nährstoffe Fett, Kohlenhydrate und Proteine eine immunstimmulierende Wirkung während einer Erkältung oder Grippe haben können. Schliesslich haben auch unsere Vorfahren schon grippale Infekte durchgemacht – und das mit deutlich reduziertem Nahrungsangebot. Nur die Wissenschaft hat diese Frage noch nicht beantwortet.
Die Ketodiät zählt zu den Low Carb Diäten (Carb, Abkürzung für carbohydrates ‚Kohlenhydrate') bei der Kohlenhydrate weitestgehend durch Fett ersetzt werden. Die Kohlenhydrate machen weniger als ein Prozent der Kalorienzufuhr aus. Dabei stellt der Körper den Stoffwechsel ähnlich wie beim Fasten so um, dass statt Kohlenhydrate Fett verbrennt wird. Dabei produziert die Leber sogenannte Ketonkörper, welche anstelle der Kohlenhydrate den Energiebedarf decken soll.
Zunächst muss für eine ketogene Diät der Energie- und der Proteinbedarf berechnet werden. Daraus wird die „ketogene Ratio“ (typischerweise 3 - 4,5 : 1) festgelegt, sie bestimmt das Massenverhältnis von Fett zu Kohlenhydraten und Proteinen. Eine ketogene Ratio von 4:1 beispielsweise bedeutet, dass die Masse der Nahrung zu 80 % aus Fetten bestehen muss. Die restlichen 20 Prozent enthalten die Proteinmasse. Kohlenhydrate dürfen nur in minimalen Mengen aufgenommen werden, um eine wirksame Ketose aufrechtzuerhalten.
Der Nachteil einer Ketodiät besteht in der sehr einseitigen Ernährung und der Gefahr, einen Mangel an lebensnotwendigen Nährstoffen und Vitaminen zu entwickeln sowie zu viel Fett aufzunehmen. Diese Diätform sollte daher nur in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
Mit innerer Hitze und scharfen Gewürzen lässt sich also das Immunsystem in Schwung bringen, z.B. mit einem cremig-pikanten Süppchen aus Süsskartoffel, Chili und Ingwer – schnell gekocht ist es nach nicht mal einer halben Stunde auf dem Tisch.
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Und so geht's: Süsskartoffel, Möhren (jeweils ca. 300 g) und Zwiebel schälen und würfeln und im Öl andünsten, mit Kokosmilch und Gemüsebrühe ablöschen, etwa 15 Minuten köcheln lassen. Ingwer schälen und fein reiben, die Chili entkernen und fein hacken. Mit Herbamare und frisch gemahlenem Pfeffer würzen. Mit frisch-gehacktem Koriander oder auch Petersilienblättern servieren.
Eine kurzfristige Abweichung von einem gesunden Speiseplan hin zu fettreicher Kost mit wenig Ballaststoffen reicht einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zufolge schon aus, um das Immunsystem zu schwächen und damit das Infektionsrisiko zu erhöhen. In der Studie erhielten die Probanden fünf Tage lang ballaststoffreiche Kost. Während weiterer fünf Tage wurde fettreich und ballaststoffarm gegessen. Dabei veränderte sich das Mikrobiom so, dass die Anzahl der für die Fermentierung von Ballaststoffen zuständigen Bakterien abnahm. Das führte wiederum dazu, dass die für das adaptive Immunsystem wichtigen CD4+ T-Zellen nicht mehr optimal funktionierten. Nahmen die Probanden erneut eine ausgewogene Ernährung auf, waren die Immunzellen wieder aktiver. Auch wenn die Auswirkungen nur vorübergehend sind, zeigt sich: Selbst kurzfristige Veränderungen des Ernährungsverhaltens können zur Beeinträchtigung des Immunsystems führen.