Ob zu einem guten Essen oder am Abend zur Entspannung – Wein, Bier & Co. gehören bei vielen einfach zum Alltag dazu. In und nach den Wechseljahren sollten Frauen ihren Alkoholkonsum jedoch kritisch überprüfen. Denn es gibt einige sehr gute Argumente gegen das Genussmittel.
Das Beruhigende vorweg: Mal ein Gläschen alle paar Tage ist kein Problem. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zieht die Grenze für Frauen über 21 Jahre bei maximal zehn bis zwölf Gramm reinem Alkohol pro Tag, wenn sie an mindestens zwei Tagen pro Woche gar keinen Alkohol trinken. Zehn Gramm reiner Alkohol entspricht ungefähr 0,25 Millilitern Wein. Nachteilig für den Körper wird es allerdings, wenn man häufig oder sogar regelmässig mehr als diese kleine Menge trinkt. Und das gilt besonders für Frauen in und nach den Wechseljahren. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich, besonders hinsichtlich in ihrer Tragweite.
Bei den meisten Frauen verstärkt Alkoholgenuss zwei typische Wechseljahresbeschwerden: Hitzewallungen und Schweissausbrüche. Viele kennen es, dass sich schon nach einem winzigen Schluck Sekt das Gesicht rötet und der Nacken leicht feucht wird. Sogar ein kleines Rinnsal kann den Rücken hinunterperlen. Das liegt daran, dass Alkohol die Gefässe weitet und gleichzeitig den Stoffwechsel pusht. Ein weiterer Grund, der gegen den Drink am Abend spricht: Alkohol macht dick. Trinkt man ein Glas Wein, ist die Leber erst mal damit beschäftigt, den Alkohol wieder abzubauen. So bleibt keine Kapazität für den Fettabbau. Es ist ohnehin für viele Frauen in den Wechseljahren nicht leicht, ihr Gewicht zu halten. Die Ursache: Der Körper braucht nach dem Ausbleiben der Monatsblutung rund 300 Kalorien weniger am Tag, weil die Eierstöcke jetzt nicht mehr arbeiten. Und Alkohol liefert pro zehn Gramm immerhin 70 Kalorien. Da kommt bei ein, zwei Gläsern schnell einiges zusammen. Noch ein weiterer negativer Effekt ist in diesem Zusammenhang wichtig: Manche Frauen bekommen nach dem Genuss von Alkohol Appetit auf einen kleinen Snack und der treibt die Kalorienbilanz noch weiter nach oben. Das kann auf längere Sicht schnell zu Übergewicht führen. Und Übergewicht ist mehr als ein Problem mit der Figur, denn es fördert nicht selten die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes.
Viele Frauen schlafen während der Wechseljahre nicht besonders gut. Was spricht dann gegen einen kleinen Schlummertrunk? Wie schon gesagt: Mal ein Gläschen ist ok. Es entspannt und beruhigt. Trinkt man aber mehr, fällt zwar das Einschlafen oft leichter. Doch das ist ein kurzfristiger Effekt. Der Grund: Wein, Bier & Co. enthalten Zucker – der Blutzuckerspiegel erhöht sich durch den Konsum also. Mitten in der Nacht, wenn der Alkohol dann verstoffwechselt ist, fällt der Blutzuckerspiegel wieder ab. Bei vielen Frauen sorgt das dafür, dass sie aufwachen und nicht mehr einschlafen können. Manche bekommen sogar deshalb einen Schweissausbruch. Also nicht etwa wegen der Hormonumstellung in den Wechseljahren, sondern schlicht, weil der Blutzucker so niedrig ist.
Was noch hinzukommt: Der Schlaf unter Alkoholeinfluss ist weniger tief und schlechter, denn die erholsamen Tiefschlafphasen verkürzen sich. Das kann zu einem Teufelskreis führen: Schlecht geschlafen, tagsüber gereizt, Probleme mit dem Einschlafen, ein, zwei Gläser Wein – und wieder eine Nacht mit schlechtem Schlaf. Also besser auf andere Einschlafrituale setzen. Man kann zum Beispiel einen Melissentee trinken, der entspannt auch. Vielen tut auch das Glas Milch mit Honig gut. Ebenfalls hilfreich: Sich am Abend den Ärger und die kleinen Irritationen des Tages einfach von der Seele schreiben.
Alkohol kann leider auch krank machen. Für Frauen in und nach den Wechseljahren ist es wichtig zu wissen, dass dieses Genussgift das Brustkrebsrisiko erhöht. Laut Untersuchungen steigt das Risiko für eine Brustkrebserkrankung schon beim täglichen Genuss von nur zehn Gramm Alkohol um durchschnittlich neun Prozent. Für Frauen, die täglich mehr als zwei Gläser Wein trinken, besteht sogar eine 1,5-mal höhere Gefahr, zu erkranken. Erklärt wird das damit, dass Alkohol den Abbau von Östrogenen hemmt. Der Spiegel dieser Hormone ist im Blut also erhöht und das fördert das Wachstum mancher Krebszellen. Ausserdem hat sich gezeigt, dass Alkohol die Wände der Körperzellen durchlässiger für krebserregende Stoffe macht. Deshalb ist bei regelmässigem, starkem Alkoholgenuss auch das Risiko für Mund-, Darm- und Leberkrebs erhöht (auch bei Männern).
Bei Frauen in und nach den Wechseljahren steigt zudem die Gefahr, an einer Osteoporose (Knochenschwund) zu erkranken. Östrogen war ein natürlicher Schutz, doch der Spiegel dieses Hormons sinkt nach der letzten Regelblutung (Menopause) kontinuierlich. Aber nicht nur der Hormonmangel setzt den Knochen zu. Mit steigendem Alter speichert der Körper der Frau immer weniger Wasser. Äusserlich sichtbar ist, dass die Haut immer trockener wird. Dieser Wasserverlust betrifft aber auch die Knochen. Sie sind deshalb deutlich weniger elastisch, die Gefahr für eine Osteoporose und für Brüche steigt auch dadurch.
Noch recht neu ist die Erkenntnis, dass Alkoholkonsum bei Frauen nach den Wechseljahren auch zum Verlust von Muskelgewebe führt. Der Hintergrund: Alkohol hemmt im Organismus die Bildung von bestimmten Proteinen in der Muskulatur. Bei einer Studie am „Yonsei University College of Medicine" in Seoul mit 2373 koreanischen Frauen war der Verlust an Muskelmasse bei den Teilnehmerinnen, die regelmässig und viel tranken, etwa viermal höher als bei Abstinenzlerinnen.
Der Verlust an Muskelmasse hat starke Auswirkungen auf den Alltag. Den Betroffenen fehlt es an Kraft und dadurch sind sie nicht mehr so sicher auf den Beinen. Nicht selten kommt es deshalb auch zu Problemen mit dem Gleichgewicht. Stürze sind dann ebenfalls leichter möglich.