Spannen, Ziehen, ein unangenehmer Druck, Berührungsempfindlichkeit – Missempfindungen in der Brust kennen die meisten Frauen aus den Phasen kurz vor der Monatsblutung. Viele hoffen, dass solche Beschwerden mit den Wechseljahren endlich vorbei sind. Aber leider stimmt das nicht immer. Ganz im Gegenteil: Bei manchen Frauen sind die Schmerzen in der Brust jetzt sogar stärker als zuvor. Die Hauptursache sind – wie bei den meisten Wechseljahresproblemen – auch hier die Hormone.
Die weibliche Brust setzt sich aus Drüsen- Fett- und Bindegewebe zusammen. Sie ist im Laufe eines Lebens grossen Veränderungen unterworfen. All ihre Gewebe werden von Hormonen stark beeinflusst. Es beginnt in der Pubertät, wenn sie den Befehl für das Wachstum der Brust geben. Schon das ruft bei manchem Mädchen unangenehme Gefühle hervor. Später, in der fruchtbaren Zeit, sind es die Schwankungen des Hormonspiegels im Laufe des Zyklus. Bei vielen Frauen ist die Brust in den Tagen vor der Monatsblutung extrem berührungsempfindlich. Manchmal geht das so weit, dass der Busen bei jeder Bewegung schmerzt. Das schränkt den Alltag natürlich sehr ein. An Betätigungen wie Sport ist dann nicht zu denken. Und mit den Wechseljahren kommt auf den weiblichen Körper eine weitere grosse Hormonumstellung zu. Die kann als Nebenwirkung ebenfalls Schmerzen in der Brust auslösen.
Autorin: Annette Willaredt
Oft schon ein bis drei Jahre vor der Menopause (der letzten Monatsblutung) ist bei den meisten Frauen ein Auf und Ab des Östrogenspiegels typisch. In den Phasen, in denen es zu einem Mangel dieses Hormons kommt, lagert der Körper verstärkt Wasser ein – auch in der Brust. Dieses Anschwellen verursacht dann Beschwerden wie Spannungsgefühle, Druckempfindlichkeit und Schmerzen. Gleichzeitig sinkt der Spiegel des Gelbkörperhormons, auch Progesteron genannt. Hier kommt es in der Folge oft zu Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit oder auch einem Hitzegefühl in der Brust. Später, nach dem Ausbleiben der Regel, sinkt der Östrogenspiegel kontinuierlich. Bis der Körper sich auf den neuen, niedrigen Hormonspiegel eingestellt hat, kann es auch in dieser Zeit zu Schmerzen kommen. Die Brustbeschwerden sind bei manchen Frauen deshalb erst nach ein paar Jahren ganz vorbei.
Durch das hormonelle Ungleichgewicht treten ausserdem Veränderungen im Brustgewebe auf. Die Drüsen, die für die Milchbildung zuständig sind, bilden sich zurück, Bindegewebe vermehrt sich hingegen. Dadurch entstehen manchmal kleine Knötchen oder Zysten. Die sind zwar in den meisten Fällen harmlos, sollten aber trotzdem immer vom Frauenarzt überprüft werden, um eine mögliche Erkrankung ausschliessen zu können. Viele Frauen stellen auch fest, dass sich ihre Brust mit den Wechseljahren vergrössert. Das liegt ebenso am Umbau des Gewebes. Es lagert sich vermehrt Fett ein, die Brust wächst und wird insgesamt weicher. Dazu kommen die schon genannten, vermehrten Wassereinlagerungen durch den Östrogenmangel. All diese Prozesse mögen unangenehm sein, gefährlich sind sie aber nicht. Ratsam ist es allerdings, dass Frauen auch weiterhin einmal im Monat selbst ihre Brust untersuchen. Studien zeigen, dass krankhafte Veränderungen wie Tumore in der Brust in sehr vielen Fällen von den betroffenen Frauen selbst entdeckt werden.
Um die Hormonschwankungen abzumildern und so die Beschwerden zu lindern, können Frauen in den Wechseljahren zu pflanzlichen Präparaten greifen. So liefert die Traubensiberkerze (Cimicifuga racemosa) Substanzen, die im Körper östrogenähnlich wirken. Die Spannungsgefühle werden gelindert.
Auch Rotklee-Extrakte haben einen solchen Effekt. Allerdings dauert es bei Naturheilmitteln meist mindestens zwei Wochen, bis die Wirkung voll spürbar ist. Mit der Ernährung kann man Brustproblemen ebenfalls entgegenwirken. Lebensmittel mit Isoflavonen wie z.B. Sojaprodukte, gleichen den Hormonspiegel auch sanft aus. Zusätzlich sollten Frauen in dieser Lebensphase möglichst oft zu Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten greifen. Diese Nahrungsmittel helfen, die Figur zu halten und so Fetteinlagerungen in der Brust vorzubeugen. Nur selten auf dem Speiseplan stehen sollten Süssigkeiten, Fritiertes, fettes Fleisch und Fertigprodukte. Auch auf eine gute Versorgung mit Flüssigkeit gilt es zu achten. Keine Sorge, Wassereinlagerungen werden dadurch nicht verstärkt. Der Körper braucht die Flüssigkeit, um die Spannkraft der Haut zu erhalten und Schadstoffe möglichst schnell auszuschwemmen. Zu empfehlen ist vor allem Wasser. Mit Kräutertees lässt sich Wassereinlagerungen im Gewebe entgegenwirken. Der Löwenzahn hilft, Flüssigkeit abzubauen und unterstützt die Nieren. Dazu wirkt er blutreinigend. Ackerschachtelhalm wirkt ebenfalls harntreibend. Dazu liefert er Mineralien und vor allem viel Kieselsäure. Die ist nötig für ein starkes Bindegewebe – auch in der Brust. Süsse Getränke sollte man hingegen meiden. Sie schaden der schlanken Linie, weil sie den Insulinspiegel schnell stark erhöhen, um den Zucker wieder aus dem Blut zu schaffen. Dadurch fällt der Blutzuckerspiegel aber nach rund kurzer Zeit zügig wieder ab. Die Folge ist Heisshunger. Und nicht zuletzt: Regelmässige Bewegung stärkt das Bindegewebe des ganzen Körpers und beugt Fettpölsterchen vor.
Bei Hitzegefühlen in der Brust haben sich Wickel mit kühlem Quark bewährt. Man streicht das Milchprodukt etwa messerrückendick auf und legt ein Tuch darüber. Den Quark wieder abwaschen, wenn er sich erwärmt hat. Dieser Wickel kann mehrmals hintereinander angewendet werden. Zur äusserlichen Behandlung der Schmerzen sind sanfte Massagen der Brust mit Lavendel- oder Rosenöl ratsam. Zusätzlich sollten Frauen mit empfindlichen Brüsten auf einen optimal sitzenden BH aus möglichst weichem Material achten. Kleidung, die den Oberkörper nicht einengt und nicht scheuert, trägt sich jetzt am angenehmsten.
Auch Frauen, die gegen Wechseljahrbeschwerden Hormonpräparate einnehmen, haben manchmal mit Brustschmerzen zu kämpfen. Hier ist es sinnvoll, mit der Gynäkologin über ein anderes Präparat oder eine Veränderung der Dosierung zu reden. Neben den hormonellen Ursachen kann selten auch eine Brustentzündung für Schmerzen sorgen. Hier tritt ebenfalls ein Hitzegefühl auf. Die Brustwarzen sondern manchmal ein gelbliches Sekret ab. Kurzfristig können Frauen in diesem Fall die Beschwerden mit Quarkwickeln lindern. Ein möglichst baldiger Arztbesuch ist aber dringend angeraten, um eine genaue Diagnose zu stellen und die Therapie abzustimmen.