Boldoblätter sind der Exportschlager Chiles und schon seit präkolumbianischer Zeit als Heilmittel geschätzt. Zur Unterstützung von Leber und Galle und bei Verdauungsproblemen können Extrakte daraus hilfreich sein. Lernen Sie die Pflanze kennen!
Schon seit präkolumbischen Zeiten wurde Boldo bei verschiedenen indigenen Völkern arzneilich genutzt. Im Süden Chiles wurden bis zu 13 000 Jahre alte fossile Boldoblätter mit menschlichen Zahnspuren gefunden, die eine sehr lange therapeutische Anwendung nahelegen (Dr. rer.nat. Klaus Peter Latté in der Zeitschrift für Phytotherapie 2014, andere Quellen sagen 14 500 Jahre). Im Laufe der Zeiten wurde Boldo in Chile bei zahlreichen Erkrankungen verwendet, z.B. Kopfschmerzen, Rheuma, Magen-Darm-Problemen, Menstruationsschmerzen, Harnwegsentzündungen und selbst als Räucherpflanze mit beruhigender oder gar hypnotischer Wirkung. Äusserlich wurden auch Breiumschläge oder Bäder mit Boldo(tee) angewandt.
In Europa sind heute Boldoblätter als traditionelles Arzneimittel anerkannt. Sie werden in Form von Tee, Tinkturen, Extrakten und homöopathisch zur Behandlung von Verdauungs- und Leberbeschwerden angewendet. Die den Blättern zugeschriebenen Eigenschaften sind: antioxidativ, krampflösend, entzündungshemmend, leberschützend, magenstärkend, leicht harntreibend. Obwohl klinische Untersuchungen nicht vorliegen, belegen In-vitro-, In-vivo-Studien und die lange Erfahrungsgeschichte mit der Heilpflanze diese Wirkungen.
Im Vordergrund stehen die Behandlung leichter Funktionsstörungen von Leber und Galle sowie die Therapie von Verdauungsproblemen wie Völlegefühl, Blähungen, Verstopfung. Oftmals werden sie kombiniert mit ähnlichen bzw. ergänzend wirkenden Pflanzen wie Mariendistel, Löwenzahn, Tausengüldenkraut, Artischocke u.a.
Gegenanzeigen: Bei schweren Lebererkrankungen, einem Verschluss der Gallenwege oder Gallen- und Nierensteinen soll Boldo nicht eingenommen werden. Zur unbedenklichen Anwendung in der Schwangerschaft bzw. Stillzeit sowie bei Kindern und Jugendlichen liegen keine Untersuchungen vor. Es wird empfohlen, im Zweifelsfall sicherheitshalber medizinischen Rat einzuholen.
Der Export von Boldoblättern ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Chile. 2019 wurden 2000 Tonnen Boldoblätter (Boldo do Chile) in alle Welt ausgeführt.
Wesentliche Inhaltstoffe sind Alkaloide (insbesondere Boldin), Polyphenole (Flavonoide, Proanthocyanidine, Zimtsäure-Derivate) und ein ätherisches Öl, welches unter anderen das giftige, allergieauslösende Ascaridol enthält und einen stechenden Geruch und Geschmack hat.
Boldin ist das in den Blättern und der Rinde am häufigsten vorkommende Alkaloid. Ihm werden insbesondere die positiven Wirkungen auf Magen und Darm, die Gallenabsonderung und die Leber zugeschrieben.
Aufgrund des Ascaridolgehalts dürfen das ätherische Öl sowie Destillate aus Boldoblättern nicht therapeutisch verwendet werden. Zerkleinerte, getrocknete Blätter zur Teezubereitung sowie andere wässrige Zubereitungen und Fertigarzneien sind praktisch ascaridolfrei und gut verträglich.
Das medizinische Interesse bezieht sich in erster Linie auf die Blätter. Doch in einigen Ländern wird auch die Rinde phytotherapeutisch genutzt. Sie enthält antioxidativ wirkende Tannine und ist reich an Alkaloiden, insbesondere 5 Prozent Boldin. Pulverisierte Zweige enthalten nur 1 Prozent Boldin, dafür kein
giftiges Ascaridol.
Kommission E: Boldoblätter bei leichten, krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden; dyspetische Beschwerden (= chronische Beschwerden im Oberbauch, die meist auf den Magen bezogen werden).
HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products): Boldoblätter sind ein traditionelles pflanzliches Medizinprodukt zur symptomatischen Linderung von Dyspepsie und leichten gastrointestinalen Krämpfen.
ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapie): Traditioneller Gebrauch in der Pflanzenheilkunde, um Verdauungsstörungen (Dyspepsie) zu lindern und die Verdauung zu stimulieren.
Prof. Dr. med. Altmeyers Enzyklopädie: Boldoblätter werden bei leichten, krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden und dyspeptischen Beschwerden bei einer verminderten Gallenbildung eingesetzt. Boldoblätter besitzen neben einer spasmolytischen (krampflösenden) und choleretischen (den Gallenfluss fördernden) auch eine antiphlogistische (entzündungshemmende) und cholekinetische (Ausscheidung der Gallenblase fördernde) Wirkung. Darüber hinaus sorgen sie für eine Steigerung der Magensaftsekretion.
Heutzutage findet man grosse, alte Bäume nur noch selten, da sie häufig abgeholzt wurden, um (Holz-)Kohle zu gewinnen. (Foto: CC BY-SA 4.0 WikimediaCommons/Penarc
Boldoblätter haben ein ausgeprägtes Holzaroma und einen leicht bitteren Geschmack. In der Küche Südamerikas werden sie verwendet wie bei uns die Lorbeerblätter. Zudem passen sie zu Fisch- und Lammgerichten. Sparsam verwendet können sie auch würzige Saucen und Gemüsegerichte bereichern. Die kleinen saftigen Boldofrüchte, die schon seit früher Zeit roh und gekocht verzehrt wurden, schmecken angenehm süss. Aus ihnen bereitet man u.a. einen fermentierten Fruchtsaft mit Namen chicha de boldo; das Getränk soll einen feinen, süssen Geschmack und eine leichte, angenehme Textur haben und häufig mit Erfrischungsgetränken gemischt werden.
Die Bezeichnung Peumus ist abgeleitet von peumo, einem Namen, der wahrscheinlich auf das indigene Volk der Mapuche in Chile zurückgeht. Mit der Artbezeichnung boldus wurde der spanische Botaniker Boldo geehrt. Die Monimiaceae sind von ganz besonderem phylogenetischem Interesse, da sie eine sehr alte Pflanzenfamilie sind, deren Reste sich vielfach auf lange isolierten Reliktinseln mit besonderen Endemismen erhalten haben. Sie zeichnen sich durch eine ausserordentliche Mannigfaltigkeit in der Ausbildung ihrer vegetativen und Blütenorgane aus.
Der immergrüne, meist drei bis sechs (oder auch mehr) Meter hohe Strauch bzw. Baum gehört zur Familie der Monimiengewächse in der Ordnung der Lorbeerartigen (Laurales). Er ist zweihäusig. 1782 wurde die Pflanze von dem chilenischen Priester und Naturforscher Juan Ignacio Molina zum ersten Mal beschrieben und trägt daher auch die Bezeichnung Peumus boldus Molina. Die ebenfalls als Boldo bezeichnete Pflanzenart Plectranthus barbatus aus der Gattung der Harfensträucher (Plectranthus) in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) stammt aus dem tropischen Afrika und ist über die arabische Halbinsel bis nach Indien und China verbreitet und ist nicht mit Peumus boldo verwandt. Der Boldobaum wächst langsam, hat aber eine lange Lebensdauer. Der maximale Durchmesser der Baumkrone liegt bei zehn Metern. Die kurzen Stämme erreichen einen Durchmesser von bis zu einem Meter.
Holz und Blätter
Das Holz wurde traditionell als Feuerholz verwendet, die tanninhaltige, rissige, graue Rinde zum Gerben und Färben. Die länglichen bis ovalen Blätter sind gegenständig angeordnet und lederartig; auf der dunkelgrünen Oberseite sieht man warzenähnliche Pünktchen mit kurzen Haarbüscheln; die Blattunterseite ist gelb-grün mit ausgeprägten Blattrippen. Zudem finden sich in den aromatischen Blättern Sekretzellen mit gelblichem ätherischem Öl. Sie haben einen eigenartigen Geruch und einen brennend würzigen, leicht bitteren Geschmack.
Blüten und Früchte
Die stark duftenden und gestielten kleinen Blüten sind weiss bis gelblich und erscheinen von Juni bis August. Männliche und weibliche Blüten sitzen auf getrennten Pflanzen. Die kleinen, grün-gelben Steinfrüchte sind essbar, fleischig, saftig und schmecken reif angenehm süss. Sie werden zwischen Dezember und Januar geerntet.
Die Heimat des Boldo liegt ursprünglich in Chile. Boldowälder mit bis zu 20 Meter hohen Bäumen kommen endemisch (d.h. in einer eng umgrenzten Region) vor allem im Flussgebiet des Rio Bueno im Süden des Landes vor. Das Klima dort ist gemässigt und warm mit hohen Niederschlagsmengen übers ganze Jahr. Boldo ist jedoch anpassungsfähig und wächst auch in sonnigen, eher trockenen Regionen auf kargen Böden. Das heutige Verbreitungsgebiet liegt im südlichen und zentralen Chile. Die Pflanze kommt auch in anderen Gegenden Südamerikas wie Peru, Brasilien und Argentinien vor; gelegentlich wächst sie ebenfalls wild im Mittelmeergebiet, vor allem in hügeligen Regionen Nordafrikas.
Kultivierung
Die Kultivierung bzw. Vermehrung der Pflanze ist schwierig, da der Prozentsatz der Keimung aus Samen sehr niedrig ist, weil das in der Fruchthülle enthaltene ätherische Öl das Anwachsen hemmt. Die Samen werden speziellen Behandlungen unterzogen, um die Keimung zu erleichtern. Auch die vegetative Vermehrung mithilfe von Stecklingen ist zeitaufwendig und nicht unkompliziert.
Verarbeitung
Zur Herstellung eines alkoholischen Auszugs werden die getrockneten und zerkleinerten Blätter verwendet. Üblich ist auch die Zubereitung der getrockneten und geschnittenen Blätter als Infusion. Die Pflanze hat eine krampflösende Wirkung und sie regt die Absonderung von Gallensaft in den Leberzellen an. Boldo-Blätter können auch als Gewürz oder Tee gebraucht werden. In Chile wird auch die Rinde medizinisch genutzt; sie gilt dort als wirkungsvoller als die Blätter, die ausserdem als Küchengewürz verwendet werden. Das ätherische Öl findet in der Parfümindustrie Anwendung. Ferner liefert der Boldobaum einen Rindenfarbstoff und ein Hartholz, das unter dem Namen Boldo bekannt ist.
Alfred Vogel, der schon seit den 1950er-Jahren immer wieder in ganz Südamerika auf der Suche nach indigenen Heilpflanzen forschte, erfuhr auch vom volksheilkundlich bewährten Boldo. Später wurde die Pflanze in Fertigarzneien zur Unterstützung von Leber und Galle sowie bei Verdauungsproblemen verwendet.
1 EL/1 TL zerkleinerte, getrocknete Boldoblätter auf 1 Liter/200 ml kochendes Wasser. 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen, abseihen, 3-mal täglich eine Tasse trinken. Höchstmenge pro Tag: 4,5 g Blätter. Höchstdauer: ca. 4 Wochen.