Düfte steuern Emotionen und Körperfunktionen. Sie erhöhen oder senken den Blutdruck, lassen das Herz langsamer oder schneller schlagen, putschen auf oder schläfern ein. Der Ausdruck «Aromatherapie» legt nahe, es handle sich um eine Behandlungsform, die ausschliesslich über den Geruchssinn und die Gefühle funktioniert. Das ist nicht der Fall.
Denn jedes ätherische Öl hat ausser seinem typischen Geruch eine Kombination von Bestandteilen, die direkt auf die Körperchemie einwirken. Die Duftbehandlung ist nicht zuletzt ein schönes Erlebnis und besonders geeignet für schwangere Frauen, deren körperliches und seelisches Wohlbefinden immer auch das ungeborene Kind beeinflusst.
Ätherische Öle wie auch Hydrolate von Lavendel, Kamille, Zitrone und Sandelholz dämpften bei klinischen Versuchen Gehirnaktivität und Nervosität wirksamer als Beruhigungstabletten. Jasmin, Rose, Pfefferminze und Nelke dagegen regten die grauen Zellen so kräftig an wie eine starke Tasse Kaffee.
Geruchsinformationen wirken, ohne dass man sich dessen immer bewusst ist und ohne dass der Verstand zensurierend eingreifen kann. Sie werden im limbischen System des Gehirns verarbeitet und wirken auch auf Hypothalamus und Hypophyse, die das Hormonsystem steuern.
Neben der oft unbewussten Reaktion auf die Geruchsempfindung und dem daraus entstehenden psychischen Effekt haben ätherische Öle durchaus auch tiefergreifende Wirkungen. Sie werden leicht durch die Haut aufgenommen - auf den Bauch eingeriebenes Lavendelöl kann schon nach 20 Minuten im Blut nachgewiesen werden - und gelangen in den Blutkreislauf, wo sie physikalische und chemische Veränderungen auslösen.
Die Aromatherapie ist eine ganzheitliche, natürliche Heilmethode, die die Pflanzenheilkunde auf ideale Weise ergänzt. Beide verwenden (oft dieselben) Heilpflanzen, wenn auch auf andere Weise. Ätherische Öle befreien die Atemwege, fördern die Durchblutung, regen die Drüsen an, aktivieren die Gehirnzellen, wirken antiseptisch und auf gewisse Krankheitserreger sogar keimtötend. Bei Kopfweh, Übelkeit, Magenverstimmungen, Muskelschmerzen, Insektenstichen, Verspannungen, Stresszuständen und zur Unterstützung der Abwehrkräfte werden sie höchst erfolgreich eingesetzt.
Die Aromatherapie kann dazu beitragen, das Gleichgewicht des Organismus wiederherzustellen und harmonisches Wohlbefinden zu schaffen. Bei vielen Erkrankungen wird sie als Ergänzung zu diätetischen Massnahmen, Bewegungsübungen, pflanzlichen Medikamenten, Akupunktur und anderen Naturheilverfahren eingesetzt. Mit der Homöopathie dagegen soll sie sich nicht so gut vertragen, die meisten Autoren mahnen hier zur Vorsicht. Besonders wirksam ist auch, gerade in der Schwangerschaft, die Kombination mit Atemtherapie, Musik und Massage.
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Die Aromatherapie mit ihren hochkonzentrierten Stoffen darf nicht einfach mit sanfter Medizin gleichgesetzt werden. Auch natürliche Essenzen können, wenn sie unvorsichtig oder falsch eingesetzt werden, giftige Auswirkungen haben. So haben manche Öle bei zu hoher Dosierung und zu langem Gebrauch eine gewisse Toxizität und lösen unter Umständen bei empfindlichen Menschen nervöse Störungen und Krämpfe aus. Die Essenzen von Salbei und Rosmarin können bei dafür veranlagten Menschen Epilepsieanfälle verursachen, das krampflösende Majoranöl kann in hohen Dosen zum Rausch- oder Betäubungsmittel werden.
Die exakte Dosierung ist in der Aromatherapie äusserst wichtig. Wenn man bedenkt, dass man 45 Liter Salbeitee trinken müsste, um die Wirkstoffe eines einzigen Tropfens ätherischen Salbeiöls zu erreichen, dann ist leicht einzusehen, dass weniger oft mehr ist. Die meisten Öle aber sind nicht giftig. Hält man sich an die empfohlenen Dosierungen und wechselt im Gebrauch der Öle etwas ab, dann besteht keine Gefahr. Vorsichtig muss man jedoch sein im direkten Kontakt mit Augen und Schleimhäuten, die durch die hochkonzentrierten Stoffe gereizt werden können.
Fast alle Therapeuten und Fachautoren aus dem anglo-amerikanischen Raum sind strikt gegen eine innerliche Anwendung von Duftölen. Die Internationale Föderation der Aromatherapeuten verlangt von ihren Mitgliedern ausdrücklich, die starken Öle nur äusserlich anzuwenden. In der «französischen Schule», die eher ätherische Öle zu innerlichen Anwendung empfiehlt, sind fast alle Aromatherapeuten ausgebildete Ärzte mit einem grossen Wissen über die möglichen Gefahren. Daher sollte man niemals ohne Verordnung durch einen wirklich kompetenten Arzt oder Heilpraktiker ätherische Öle schlucken. Für Schwangere gilt die eiserne Regel: keine orale Einnahme.
In der Aromatherapie sollen nur natürliche Öle eingesetzt werden. Doch was heisst das? Mit modernen Verfahren lassen sich auch komplizierte ätherische Öle rein synthetisch darstellen, die selbst erfahrene Parfumeure nicht (oder kaum) am Duft unterscheiden können. Diese Produkte, die in der Herstellung wesentlich billiger sind, werden «naturidentisch» genannt. Angeblich sind sie bis zu 96 Prozent rein, doch beruht der therapeutische Effekt eines echten ätherischen Öls auf der besonderen Kombination aller seiner Bestandteile, einschliesslich der fehlenden vier Prozent an (oft zahlreichen) Elementen, die nur in Mini-Dosen vorhanden sind. Den synthetisch hergestellten Ölen fehlt dieses subtile Gleichgewicht. Qualitativ hochwertige Öle erkennt man an folgenden Angaben:
Bei Fehlen dieser Angaben und Bezeichnungen wie «Duftöl» oder «Aromaöl», liegt der Verdacht nahe, dass es sich nicht um naturreine Öle handelt. Hände weg, wenn Ihnen Essenzen aus Maiglöckchen, Lindenblüten, Flieder, Apfel und Geissblatt angeboten werden, sie sind mit Sicherheit synthetisch, da sie auf natürlichem Weg nicht gewonnen werden können. Ätherische Öle haben je nach Gewinnungsart und Ölgehalt der Pflanze verschieden hohe Preise, sind aber insgesamt nicht ganz billig. Doch zukünftige Mamis haben bei allen guten Feen und der gesamten Verwandtschaft Wünsche frei, oder nicht? Für die Aromatherapie geeignete Öle findet man in Apotheken, Drogerien, Reformhäusern, Bioläden oder Spezialgeschäften.
Die richtigen Aromaöle in der richtigen Dosierung lassen sich bedenkenlos in der Schwangerschaft anwenden, um die verschiedenen Beschwerden der werdenden Mutter auf ein Minimum zu reduzieren. Einige Öle sollten vorsichtshalber während der gesamten Schwangerschaft weggelassen werden, da sie möglicherweise hautreizend oder toxisch sind, andere sollten nicht in den ersten drei bis vier Monaten verwendet werden, weil sie menstruations- oder wehenfördernde Wirkungen haben.
Viele Frauen fühlen sich in der Schwangerschaft gesund, stark und glücklich und empfinden die körperlichen Veränderungen kaum als Beschwernis. Anderen machen körperliche und seelische Probleme und typische, mit der Schwangerschaft einhergehende Beschwerden ordentlich zu schaffen. Die Aromatherapie kann helfend und lindernd eingreifen.
Zum Abbau von Stress bzw. zur Entspannung oder bei Schlaflosigkeit: Baldrian, Bergamotte, Hopfen, Jasmin, Echte und Römische Kamille, Lavendel, Linde, Mandarine, Orangenblüten, Sandelholz (sonst auch Muskatellersalbei, Rose, Majoran) als Bad oder Massage. Die Ölmischung zur Entspannung von Körper und Nerven und für erholsamen Schlaf wird abends eingerieben: 0,4 dl (40 ml) Basisöl mit je 5 Tropfen Lavendel und Kamille und 3 Tropfen Rosenholz mischen und nach einer warmen Dusche oder Bad auf Brust, Rücken, Fusssohlen, Beinen und Armen sanft einmassieren (Rezept: I. Dierssen).
Bei Angstzuständen: Jasmin, Lavendel, Mimose, Orangenblüte, Weihrauch als Bad und/oder Massage und bei depressiven Verstimmungen: Bergamotte, Lavendel, Orangenblüten, Sandelholz, Ylang Ylang (extra) als Bad und Massage.
Belebend, stimulierend bei Erschöpfungszuständen wirken Geranie, Grapefruit, Jasmin, Neroli, Petitgrain, Ylang-Ylang (extra) als Bad, Massage, Trockeninhalation.
Bei Erkältungen und Atemwegserkrankungen verwendet man Borneol, Eukalyptus, Fichtennadel, Kiefer, Lavendel, Kamille (sonst auch Muskatellersalbei, roter Thymian) als Bad, Dampfinhalation oder Massage. Husten und Heiserkeit lindern Inhalationen mit Benzoe, Eukalyptus, Hemlocktanne, Kiefer, Perubalsam. Bei Fieber helfen Umschläge auf die Stirn, Wadenwickel und Inhalationen mit Eukalyptus, Teebaum und/oder Zitrone. Bei Kopfschmerzen können Lavendel oder Kamille, als kühle Umschläge und zur Stirn-/ Schläfenmassage angewendet werden.
Bei Bauchschmerzen und Blähungen: Anis, Apfelsine, Bitterorange oder Dill, bei Sodbrennen Kardamom oder Schwarzen Pfeffer vorsichtig einmassieren, bei träger Verdauung und Verstopfung Bäder oder Massagen mit Schwarzem Pfeffer und/oder Zitrone. Bei Übelkeit und Erbrechen als warme Kompresse oder im Raumverdampfer: Echte oder Römische Kamille, Lavendel, Zitrone (oder doch lieber Fenchel- und Ingwertee).
Bei schlechter Durchblutung Ganzkörpermassagen oder Bäder mit Eukalyptus, Ingwer, Koriander, Schwarzem Pfeffer. Gegen Hämorrhoiden helfen örtliche Anwendungen (verdünnt, gering dosiert) oder Bäder mit Schafgarbe, Weihrauch, Zypresse.
Krampfadern bessern sich durch vorsichtiges Einreiben und Umschläge mit Geranie, Schafgarbe, Zypresse. Bei Rückenschmerzen helfen heiss-warme Umschläge mit Galbanum oder Schwarzem Pfeffer oder eine Rückenmassage mit je 8 Tropfen Neroli (oder Petitgrain), Weihrauch und Sandelholz auf 0,5 dl (50 ml) Basisöl. Man kann auch 4 bis 5 Tropfen der Mischung ins Badewasser geben (Rezept: J. Dye). Ab dem sechsten Monat kann der Rücken ruhig kräftig massiert werden, was am besten geht, wenn die Schwangere auf einem Hocker sitzt, die verschränkten Arme auf einem Tisch aufstützt und den Kopf auf die Arme legt.
Zur Vorbeugung gegen Schwangerschaftsstreifen an Oberschenkeln, Po, Bauch und Brust sind durchblutungsfördernde Massagen wichtig (am Bauch nur ganz sanft). Geeignete Ölmischung: 0,3 dl (30 ml) Trägeröl mit je 4 Tropfen Lavendel, Kamille, Neroli und Rose. Man kann noch den Inhalt von Weizenkeim- oder Nachtkerzenöl-Kapseln zufügen (Rezept: J. Dye). Vom fünften Monat an, am besten zweimal täglich, einreiben.
Massageölmischung für die letzten Wochen vor der Geburt: In 1 dl (100 ml) Jojobaöl 4 bis 6 Tropfen Jasmin, 4 bis 6 Tropfen Rose und 2 Tropfen Mandarine rot geben. Vor jedem Gebrauch gut durchschütteln. Mit dieser besonders wohltuenden und entspannenden Mischung den Bauch regelmässig leicht massieren, ebenso den Rücken aufwärts und die Lenden (Rezept: I. Dierssen). Zum Einreiben während der Geburt eignen sich Lavendel, Neroli, Petitgrain, Römische Kamille oder ein Körperöl mit 0,5 dl (50 ml) süssem Mandelöl, je 3 Tropfen Rose türkisch und Lavendel extra und 2 Tropfen Geranium.
Rose ist ein stärkendes Tonikum für die Gebärmutter, welches das hormonale Gleichgewicht wieder herstellt und auch emotional eine grosse Hilfe ist. Lavendel ist ausgleichend, stärkend und beruhigend. Geranium schafft Harmonie und Ausgleich zwischen Aggressivität und Passivität (Rezept S. Fischer-Rizzi).
Nach der Geburt wirken Fenchel, Römische Kamille, Lavendel, Neroli, Petitgrain, Zitrone oder Zypresse beruhigend, entspannend und kräftigend.
* Um kein Risiko einzugehen, wurden alle in irgendeiner Form bedenklichen Öle aufgelistet, auch wenn nicht alle in allen Aromatherapie-Büchern so eingestuft werden oder sehr selten sind. Während der ersten vier Schwangerschaftsmonate nicht verwenden: