Mal stolpert es, mal rast es, mal setzt es kurz ganz aus – wenn das Herz plötzlich nicht ganz gleichmässig schlägt, kann das einem einen schönen Schrecken einjagen. Die gute Nachricht: Geschieht das in den Wechseljahren, ist das in vielen Fällen harmlos und liegt nur an der Hormonumstellung. Trotzdem ist es ratsam, sich gründlich untersuchen zu lassen, um eine Erkrankung ausschliessen zu können.
Autorin: Annette Willaredt
Dass das Herz heftig klopfen kann, wissen wir alle. Der Anlass kann grosse Freude oder Aufregung sein. Auch nach einem schnellen Sprint zum Bus zeigt unsere „Pumpe“, dass wir sie gerade kräftig belastet haben. In den Wechseljahren kann es allerdings passieren, dass das Herz ganz ohne äusseren Anlass aus seinem Rhythmus gerät.
Das Herz eines durchschnittlich sportlichen Menschen schlägt im Ruhezustand rund 60- bis 80-mal in der Minute. Bei Belastung steigt die Zahl. Der Grund: Das Herz ist dafür zuständig, immer ausreichend sauerstoff- und nährstoffreiches Blut in den Körper zu pumpen. Rennen wir, benötigen vor allem die Muskeln in den Beinen eine Extraportion Sauerstoff und Nährstoffe, um diese Leistung zu erbringen. Das Herz schlägt also schneller. Steigt die Herzfrequenz aber ohne einen solchen Auslöser auf über 100 Schläge in der Minute, spricht man von Herzrasen (Tachykardie). Der Puls schlägt bis zum Hals. Manchmal wird den Betroffenen zusätzlich schwindelig oder übel.
In den Wechseljahren ist ein solches Herzrasen nicht selten der Begleiter einer Hitzewallung. In diesem Fall kann jede Frau den Zusammenhang selbst erkennen. Aber Herzrasen kann sich in den Wechseljahren auch als Einzelsymptom ganz ohne Hitzewallungen zeigen. Viele Frauen berichten, dass sie nachts immer mal wieder mit stark klopfendem Herz aus dem Schlaf hochschrecken. Das kann dann Angst auslösen. „Bekomme ich jetzt einen Herzinfarkt?“, fragen sich viele – und solch bange Gedanken verstärken das Herzrasen natürlich zusätzlich.
Fast immer sind solche Kapriolen des Herzens in den Wechseljahren harmlos. Wenn Frauen das wissen, können sie sich schneller wieder beruhigen. Auslöser sind – wie bei vielen Beschwerden in dieser Lebensphase – die hormonellen Veränderungen. Das weibliche Hormon Östrogen ist ein wichtiger Botenstoff im vegetativen Nervensystem. Dieses System steuert die lebensnotwendigen Abläufe im Körper, auf die der Mensch mit seinem Willen keinen Einfluss hat, z.B. den Stoffwechsel, die Atmung und eben auch die Herz- und Kreislauffunktionen. Dazu empfängt es Signale aus dem Gehirn und sendet sie an die entsprechende Körperregion.
In den Wechseljahren sinkt die Östrogenproduktion, weil die Eierstöcke nach und nach ihre Funktion einstellen. Bis sich der Körper darauf eingestellt hat, kann einige Zeit vergehen. In dieser Phase fehlen dann in manchen Situationen die nötigen Botenstoffe, um eine Information an den Organismus zu schicken. Es kommt zu Fehlinformationen und damit eventuell zu plötzlichem Herzrasen. Das Gute daran ist, dass dieser „Spuk“ meist ganz schnell vorbei ist. Weiss man, dass das Herz gesund ist und das sind gerade „nur“ die Hormone sind, macht eine solche Attacke auch keine Angst.
Ein Fall für den Notarzt ist es hingegen, wenn zu dem Herzrasen Symptome wie Atemnot, Kurzatmigkeit, ein Engegefühl in der Brust oder Brustschmerzen, die in den linken Arm, das Knie oder den Magen ausstrahlen. Hier besteht die Gefahr für einen Herzinfarkt.
In den Wechseljahren kann es ausserdem zum Herzstolpern, den sogenannten Extrasystolen kommen. Das Herz schlägt ein paar Mal hintereinander stark und schnell und setzt dann kurz aus. Auch das erschreckt die Betroffenen meist sehr. Doch auch Extrasystolen sind fast immer harmlos. Sie sind der Arbeitsweise unseres Herzens geschuldet. Unser Herz ist ein Hohlmuskel, der von einer Scheidewand in zwei Hälften geteilt wird. Jede Hälfte besteht aus zwei unterschiedlich grossen Hohlräumen, dem Vorhof und der Herzkammer. Der Herzschlag wird durch einen elektrischen Impuls im rechten Vorhof ausgelöst und über einen Knotenpunkt in die Herzkammer geleitet. Dabei kann es zu Fehlern in der Reizübertragung kommen. Das Herz gerät kurz aus dem Takt.
Besonders häufig treten solche Fehler in Phasen der hormonellen Umstellung auf, also in den Wechseljahren und der Pubertät. Eine Erklärung ist, dass die Veränderungen Stress für den Körper bedeuten und es deshalb leichter zu Unregelmässigkeiten kommt. Wichtig zu wissen: Halten solche Rhythmusstörungen mehrere Minuten oder gar Stunden an, sollte man unbedingt sofort zum Arzt gehen. Kommen noch Atemnot oder Schwindel hinzu, ist es ratsam einen Notarzt zu rufen, denn dann könnte es sich um schwerwiegende Probleme wie eine Herzmuskelentzündung oder ein Vorhofflimmern handeln.
Vorsichtshalber sollte sich eine Frau, die ein Herzrasen oder-stolpern aus heiterem Himmel erlebt hat, immer gründlich untersuchen lassen, um eine Erkrankung auszuschliessen. Neben Erkrankungen, die das Herz direkt betreffen, können das auch Funktionsstörungen der Schilddrüse sein, die sich nicht selten erst in den Wechseljahren entwickeln. Zum Arzt gehen muss man auch, wenn der Pulsschlag ohne körperliche Anstrengung dauernd deutlich über 100 in der Minute liegt. Auch hier kann es sich um eine ernste Erkrankung handeln. Am einfachsten misst man den Puls an der Arterie des inneren Handgelenks, indem man zwei oder drei Finger der anderen Hand unterhalb des Daumenballens platziert und mindestens 30 Sekunden, besser 60 Sekunden, die Schläge zählt.
Frauen in den Wechseljahren können selbst sehr viel für die Gesundheit ihres Herzens tun. Herzrasen oder -stolpern kann auch eine Folge von Stress sein. Deshalb ist es ratsam, auf ausreichend Pausen zu achten. Kleine Auszeiten im Alltag tun Körper und Seele gut. Das Erlernen eine Entspannungstechnik wie Yoga, Feldenkrais oder Meditation hilft, die Hektik aus dem Tag zu verbannen. Auch ganz wichtig: ausreichend Schlaf. Für das Herz ist Übermüdung Stress pur.
Unregelmässigkeiten beim Herzschlag können auch einen übermässigen Genuss von Kaffee, Alkohol oder Tabak geschuldet sein. Hier ist weniger für das Herz immer mehr.
Wichtig für eine gute Herzfunktion ist ausserdem die Versorgung des Körpers mit Mineralstoffen. So kann z.B. ein Kaliummangel Herzstolpern hervorrufen und ein starker Magnesiummangel kann zu Rhythmusstörungen führen. Mit einer vollwertigen Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Nüssen, hochwertigen Pflanzenölen, Fisch und wenig magerem Fleisch ist der Körper rundum gut versorgt.
Eine Heilpflanze, die wie gemacht ist für das Herz, ist der Weissdorn (Crataegus). In seinen Blättern, Blüten und Früchten finden sich spezielle Flavonoide, die die Durchblutung des Herzmuskels und der Kranzgefässe verbessern. Weissdorntee oder-extrakte stärken deshalb das Herz und helfen, Unregelmässigkeiten vorzubeugen.
Der Herzmuskel freut sich zudem über regelmässige Bewegung. Ideal ist Ausdauersport wie Walken, Wandern oder Schwimmen.
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