In der ganzheitlichen Medizin ist das Fasten zu einer wichtigen Therapie geworden. Dadurch verbessert sich nicht nur das Allgemeinbefinden, es wirkt sich auch äusserst positiv auf Stoffwechselerkrankungen und chronisch-entzündliche Prozesse aus. Fasten bedeutet in erster Linie eine Entlastung des Immunsystems.
Ingrid Zehnder, O.P.
Fasten bedeutet nicht Entbehrung, sondern ist selbstgewählter Verzicht auf feste Nahrung und Genussgifte. Richtiges Fasten ist eine „Reinigungsmethode“ für Körper und Geist und nicht umsonst in allen Weltreligionen enthalten. Menschen, die eine Fastenkur hinter sich haben, berichten übereinstimmend, dass freiwilliges Fasten nichts mit Hungern zu tun habe. Vielmehr wird berichtet, dass nach dem Fasten der „Kopf frei“, die Aufmerksamkeit vertieft und die Gedanken offen sind. Es gibt Autoren, die während der Fastenkur Bücher schreiben, weil sie nie sonst so leistungsfähig und konzentriert sind.
Bei allen Fastenkuren beginnt die Prozedur mit der beschriebenen Darmentleerung. Die Därme müssen durch Klistiere oder saline, d.h. osmotisch wirkende Abführmittel vollständig entleert werden. Saline Abführmittel sind Glaubersalz, Bittersalz, Karlsbader Salz und «Magnesia San Pellegrino». Auf ein Glas warmes Wasser nimmt man ein bis zwei gestrichene Teelöffel.
Besonders während der ersten Fastentage sollte sich die Einnahme der abführenden Salzmischung (noch einen gestrichenen Teelöffel auf ein Glas warmes Wasser) wiederholen, um Verstopfungen oder die Ansammlung von Giften zu vermeiden. Atemübungen und Bewegung an der frischen Luft sind während des Fastens unbedingt zu empfehlen. Durch tiefe Bauchatmung wird die natürliche Darmperistaltik angeregt. Vollständiges Ein- und Ausatmen fördert die Entgiftung und entlastet dadurch die Nieren und andere Ausscheidungsorgane.
Glaubersalz ist ein klassisches Mittel, hat jedoch den Nachteil, dass es sehr unangenehm schmeckt. Daher ist das altbewährte italienische Abführsalz San Pellegrino, das auch mit Anisgeschmack im Handel ist, vorzuziehen. Für die Klistiere gibt es entsprechende Anleitungen, die die Handhabung relativ einfach machen. Hingegen sollten Darmbäder und Einläufe nur von erfahrenen Personen durchgeführt werden.
Herkömmliche Abführmittel, auch pflanzlicher Art, dürfen vor und während einer Fastenkur nicht gebraucht werden, da sie Krämpfe verursachen können und nicht die gleiche Reinigungskraft wie die Salze haben.
Vorsicht: Bei Nierenfunktionsstörungen saline Abführmittel nur nach Rücksprache mit dem Arzt verwenden Die besten Jahreszeiten für eine Fastenkur sind Frühling und Herbst. Für unseren Wärmehaushalt und unser Wohlbefinden ist es besser, keine extrem heisse oder kalte Zeit zu wählen.
Richtig durchgeführtes Fasten erlaubt praktisch volle Arbeitsleistung auch während der Kur. Nach einigen Fastentagen braucht der Körper normalerweise etwas weniger Schlaf. Trotzdem sollte man dem Organismus vermehrt Ruhe und Entspannung gönnen, da er so besser regenerieren und alle nötigen Abwehrstoffe bilden kann. Eine entsprechende Freizeitgestaltung sowie ein harmonisches Umfeld ohne Stress und Ärger sind Bedingung für erfolgreiches Fasten.
Kleine Krisen körperlicher, geistiger oder seelischer Art können bei jeder Fastenkur vorkommen. Sogenannte Fastenkrisen treten meist am 7., 14. oder 21. Tag mehr oder weniger intensiv auf. Bei Müdigkeit, Unlust, Drang nach Gelüsten, leichten Gleichgewichtsstörungen, Kopfweh, Sinnestäuschungen etc. kann eine Messerspitze Honig oder ein Gläschen ungezuckerter Orangensaft Wunder wirken, denn so kommt der Zuckerspiegel meist wieder ins Lot. Um auch während einer Fastenkur möglichst fit zu bleiben, darf reiner Ginseng-Extrakt eingenommen werden, jedoch höchstens ein Drittel der üblichen Dosierung.
Nach Ablauf der vorgesehenen Fastentage beginnt die langsame Gewöhnung an feste Nahrung und normale Portionen, die mindestens eine Woche dauern sollte. Der Stoffwechsel muss sehr schonend wieder auf die übliche Energiezufuhr umgestellt werden. Nur so kann ein Stoffwechselschock, der den gesamten Nutzen der Kur zunichtemachen würde, vermieden werden.
Aufbautage könnten zum Beispiel so aussehen: