Viele Frauen in den Wechseljahren kennen das: Die Haut juckt plötzlich. Besonders oft betroffen sind die Schienbeine oder auch der Rücken. Aber auch jede andere Region kann befallen sein. Die Hauptursache ist die nachlassende Produktion von Talg und Kollagen – eine Folge der Hormonumstellung.
Autorin: Annette Willaredt
Die Haut ist unser grösstes Organ. Bei einer durchschnittlich grossen Frau misst sie rund 1,8 Quadratmeter und wiegt ohne Fettgewebe ca. fünf Kilo. Und – das stellen wir nicht erst in den Wechseljahren fest – unsere Haut ist hormonaktiv. Bei der Hormonumstellung in der Pubertät werden die meisten von Mitessern und Pickeln geplagt. Und das kann auch in den Wechseljahren passieren. Deutlich häufiger tritt in dieser Lebensphase allerdings Juckreiz auf – und der kann sehr unangenehm sein.
Juckreiz ist eigentlich ein Schutzreflex. Er sorgt für das unwiderstehliche Bedürfnis, sich an der Stelle zu kratzen. Und damit lässt sich der Auslöser, beispielsweise ein Insekt, das eben zugestochen hat, schnell beseitigen. Doch bei Juckreiz in den Wechseljahren ist das nicht so einfach. Trockene Haut ist in dieser Lebensphase die Folge eines nun ständig sinkenden Östrogenspiegels. Dieses weibliche Geschlechtshormon reguliert den Feuchtigkeitsgehalt der Haut. Dazu regt Östrogen die Produktion von Kollagen an. Diese Fasern sind wesentlich für die Festigkeit und auch die Elastizität der Haut. Weniger Östrogen heisst also weniger Kollagen, die sichtbare Konsequenz ist, dass sich immer mehr Fältchen bilden und die Haut dünner wird. Kollagen speichert aber auch Wasser. Weniger Kollagen heisst deshalb zusätzlich trockenere Haut. Eine zunehmende Trockenheit stellen so gut wie alle Frauen in und nach den Wechseljahren fest. Bei vielen führt das auch zu einem Juckreiz, der jede Region des Körpers betreffen kann. Häufig sind es die Schienbeine, denn hier ist die Haut besonders dünn. Aber bei manchen Frauen ist es auch das Gesicht, bei anderen der Rücken und bei wieder anderen der Genitalbereich.
Zwar lässt sich der Alterungsprozess der Haut nicht ganz aufhalten, aber man kann ihn verlangsamen. Wichtig ist vor allem, dass die Kollagenproduktion wieder verbessert wird. Das klappt mit der richtigen Ernährung. Sehr gut sollte die Versorgung mit Vitamin C und Zink sein. Viel Vitamin C steckt beispielsweise in Paprikaschoten, schwarzen Johannisbeeren, Grünkohl und Brokkoli. Lebensmittel mit reichlich Zink sind meist tierischen Ursprungs. Dazu zählen Rindfleisch, Fisch und Milchprodukte. Aber auch Nüsse und Hülsenfrüchte liefern Zink. Das in Tomaten enthaltene Lycopin hilft, den Kollagenabbau zu bremsen. Anthocyanidine sind wasserlösliche Pigmente, die in kräftig gefärbten Beeren und violettem Blattgemüse vorkommen. Sie sind ebenfalls sehr hilfreich bei der Ankurbelung der Kollagenproduktion.
Neben den Hormonen kann bei Juckreiz in den Wechseljahren auch Stress eine Rolle spielen. Für viele Frauen ist diese Wandlungszeit in ihrem Leben anstrengend. Oft stehen jetzt wichtige Entscheidungen im Privatleben oder Job an. Viele müssen sich nun mit der Pflegebedürftigkeit oder dem Tod der Eltern auseinandersetzen. Stress kann aber Juckreiz hervorrufen oder verschlimmern, denn dabei wird Histamin ausgeschüttet. Diese Substanz kann dann kleine Hautausschläge hervorrufen. Um Stress entgegenzuwirken, empfiehlt sich das Erlernen einer Entspannungstechnik. Ebenso effektiv ist regelmässige Bewegung in der Natur – am besten im Wald. Auch wenn viele gerne mit Musik im Ohr Walken oder Joggen gehen, für die Entspannung bringt es mehr, wenn man sich ganz und mit allen Sinnen auf seine Umgebung einlässt, dem Rauschen der Blätter und dem Zwitschern der Vögel lauscht. Wenn man bewusst die Luft einatmet und schnuppert, ob es nach Tannen oder nach Moos riecht.
Wichtig ist es bei Juckreiz natürlich auch, ausreichend zu trinken. Das versorgt die Haut von innen mit Feuchtigkeit. Bei einer Unterversorgung mit Flüssigkeit steigt der Harnsäurespiegel an. Das führt schnell zu einem unangenehmen Hautgefühl bis hin zum Juckreiz. Natürlich ist es auch sinnvoll, die Haut von aussen mit Feuchtigkeit zu versorgen. Zu empfehlen ist die Verwendung von rückfettenden und feuchtigkeitsspendenden Cremes. Der Zusatz von Urea (Harnstoff) verbessert die Fähigkeit der Haut, Feuchtigkeit zu binden. Bei Kosmetika ist es bei einer empfindlichen Haut immer besser, auf Produkte mit Duft- und Konservierungsstoffen zu verzichten. Ratsam ist es zusätzlich, alles zu meiden, was die Haut austrocknet. Dazu zählen z.B. ausgedehnte Wannenbäder oder langes Duschen. Das Wasser sollte nicht zu heiss sein. Seifen oder Duschgele sollte man nur sparsam einsetzen. Gut vertragen werden meist seifenfreie Produkte mit einem pH-Wert von ungefähr 5,5. Oft betroffen von Juckreiz ist in den Wechseljahren der Genitalbereich. Für die Scheide gibt es spezielle Zäpfchen und Salben, die die Schleimhaut mit mehr Feuchtigkeit versorgen. Eventuell ist auch der Einsatz einer östrogenhaltigen Salbe sinnvoll. Das sollte man mit der Frauenärztin / dem Frauenarzt abklären. Manchmal ist auch die Analregion betroffen. Auch hier gibt es spezielle Salben und Zäpfchen.
Einen grossen Einfluss auf das Hautgefühl hat ausserdem die Kleidung. Wolle und manche synthetische Stoffe können selbst eine unempfindliche Haut reizen. Eine gute Wahl sind immer Baumwolle und Leinen. Weite Kleidung, die nicht einengt, ist bei Juckreiz sehr zu empfehlen. Wäschezettel schneidet man am besten heraus, denn auch sie können die Haut reizen. Neue Sachen, die man direkt auf der Haut trägt, sollte man vor dem ersten Anziehen immer waschen, denn sie enthalten oft reizende Stoffe. Das gilt besonders für kräftig Gefärbtes oder Schwarzes. Bei Waschmitteln und Weichspülern lohnt es sich für Frauen mit empfindlicher Haut, auf solche mit starken Duftstoffen zu verzichten.
Zur Behandlung von Juckreiz gibt es in der Apotheke verschiedene Cremes, zum Beispiel mit Kortison oder Antihistaminika. Man sollte solche Produkte aber nur ausnahmsweise auf eigene Faust einsetzen. Sinnvoll ist ein Arztbesuch. Hier kann auch abgeklärt werden, ob eine allergische Reaktion oder eine Hauterkrankung schuld an dem Juckreiz ist. Hausmittel zur direkten Behandlung von Juckreiz gibt es wenig. Manchen Betroffenen hilft es, die Stelle zu kühlen. Bei anderen ist Feuchtigkeit das Mittel der Wahl. Neben feuchtigkeitsspendenden Cremes oder Gelen kann auch ein Umschlag mit Schwarztee Linderung bringen.