Viele Frauen haben im Verlauf der Wechseljahre Probleme mit der Blase. Urologen schätzen, dass rund zwei Drittel davon betroffen sind. So erhöht sich jetzt das Risiko, eine unangenehme Entzündung zu entwickeln. Der sinkende Östrogenspiegel hat aber oft noch eine zweite Folge: Es kommt zu einer Blasenschwäche mit unfreiwilligem Urinabgang. Folgende Tipps helfen den Betroffenen.
Autorin: Annette Willaredt
Einmal kalte Füsse bekommen – das reicht bei empfindlichen Frauen oft schon aus und sie haben sich eine Blasenentzündung eingefangen. Die typischen Symptome sind Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang und oft auch ein getrübter Urin. Dazu kommen nicht selten Schmerzen im unteren Bauch. Bei einer Zystitis (das medizinische Fachwort) handelt es sich um eine bakterielle Infektion. Ausgelöst wird sie meist von Erregern, die vom After in die Harnröhre gelangen. Frauen sind von einer Blasenentzündung öfter betroffen als Männer. Das hat ganz einfach körperliche Gründe. Ihre Harnröhre ist kürzer, Keime können so viel leichter aufsteigen. In den Wechseljahren steigt das Risiko, zu erkranken, zusätzlich an. Sinkt der Östrogenspiegel, wird die Schleimhaut der Harnröhre sukzessive dünner und damit anfälliger. Auch der pH-Wert verändert sich in dieser Lebensphase oft. Die Schleimhaut kann Bakterien schlechter abwehren. Begünstigt wird ein Blaseninfekt ausserdem durch eine geschwächte Abwehr, z.B. wenn der Körper auskühlt.
Weil die Bakterien über die Harnleiter bis zur Niere aufsteigen und auch dort eine Entzündung auslösen können, sollten Frauen schon bei den ersten Anzeichen handeln. Früher haben Ärzte hier oft gleich Antibiotika verschrieben. Doch diese Praxis wurde überdacht, weil immer mehr Erreger gegen diese Medikamente resistent geworden sind. Ausserdem töten diese Mittel auch die nützlichen Bakterien in unserem Körper, die mithelfen, uns vor einer Blasenentzündung zu schützen. Heute kommen Antibiotika nur noch bei sehr ausgeprägten Symptomen zum Einsatz. Im Anfangsstadium leisten nämlich pflanzliche Mittel sehr gute Dienste. Zu empfehlen sind etwa Tees aus Kräutern wie Birkenblättern, Brennnessel oder Ackerschachtelhalm. Sie schwemmen die Keime aus. Goldrute hemmt zusätzlich die Entzündung und lindert krampfartige Schmerzen. Man kann die Heilpflanzen einzeln anwenden oder mischen. Über den Tag verteilt trinkt man drei bis vier Tassen, jeweils frisch aufgebrüht. Ganz wichtig ist es, zusätzlich zu den Heiltees viel zu trinken. Mindestens 2,5 Liter täglich sollten es sein.
Empfohlen werden bei Harnwegsinfekten die Extrakte aus den Blättern und Triebspitzen der Bärentraube. Sie enthalten das Glykosid Arbutin, welches antibakteriell wirkt und die Erreger direkt in der Blase bekämpft. Besonders gut wirkt die Bärentraube in Kombination mit Echinacea. Diese stärkt die körpereigenen Abwehrkräfte und lindert die schmerzhaften Symptome aufgrund der entzündungshemmenden Wirkung.
Ebenfalls hilfreich sind auch die Extrakte aus Kapuzinerkresse und Meerrettich. Die enthaltenen Senföle töten ebenfalls Bakterien ab. Sie wirken wie ein natürliches Antibiotikum – ohne Resistenzen zu erzeugen. Effektiv ist laut neuen Studien ist auch die D-Mannose. Der Einfachzucker bindet die Keime in der Blase, sie werden ausgeschieden.
Zur Unterstützung kann täglich ein ansteigendes Fussbad angewendet werden. Es wärmt und beschleunigt die Heilung. Dazu eine Fusswanne mit ca. 32 Grad heissem Wasser füllen und die Füsse hineinstellen. Nun in den nächsten 15 Minuten immer wieder heisses Wasser zugeben, bis die Temperatur ca. 42 Grad erreicht hat. Danach die Füsse abtrocknen, warme Socken anziehen und hinlegen.
Vorbeugend hilft es, den Beckenbereich immer warm zu halten – auch im Sommer. Nasse Badebekleidung sollte man sofort ausziehen. Viel trinken ist auch bei der Prophylaxe ratsam. Empfehlenswerte Getränke sind Cranberry- oder Preiselbeersaft, denn sie verhindern das Anhaften von Keimen an der Blasenwand. Ausserdem ist es sinnvoll, oft auf die Toilette zu gehen und sich den Harndrang nicht zu verkneifen. Denn tut man das, sammeln sich die Bakterien in den Harnwegen, man wird anfälliger für eine Infektion. Um zu verhindern, dass Keime aus dem After zur Harnröhre gelangen, sollte man sich nach dem Toilettengang immer von vorne nach hinten abwischen.
Eine einfache Blasenentzündung lässt sich gleich zu Beginn selbst gut mit Tee oder Naturpräparaten behandeln, wenn man die Symptome kennt und sicher ist, dass sich keine andere Erkrankung dahinter verbirgt. Zum Arzt gehen sollte man aber immer, wenn zusätzlich Fieber auftritt, sich Blut im Urin befindet oder unklare Rückenschmerzen dazu kommen.
Noch ein zweites Problem macht Frauen in und nach den Wechseljahren sehr häufig zu schaffen: eine Blasenschwäche. Auch hier spielt der sinkende Östrogenspiegel eine Rolle. Zum einen werden die Schleimhäute in den Harnwegen dadurch dünner und empfindlicher. Die Blase reagiert deshalb stärker auf reizende Stoffe im Urin. Das führt zu einem häufigeren Harndrang. Noch wichtiger ist aber, dass der Beckenboden meist nicht mehr so kräftig ist wie in jungen Jahren. Beim Beckenboden handelt es sich um Muskeln, die ähnlich wie ein Netz zwischen den Sitzhöckern, dem Scham- und dem Steissbein aufgespannt sind. Ihre Aufgabe ist es, die Bauchorgane zu stützen und in ihrer Position zu halten. Und sie sind für das Öffnen und Schliessen der Harnröhre beim Wasserlassen zuständig. Leider erschlaffen diese Muskeln. Auslöser dafür sind z.B. Geburten, das häufige Heben schwerer Lasten, chronische Verstopfung oder Übergewicht. Zudem wird durch den niedrigeren Östrogenspiegel der Beckenboden schlechter durchblutet, auch das schwächt ihn.
In der Folge können die Betroffenen den Urin nicht mehr richtig halten. Es tröpfelt z.B. beim Lachen oder Husten. In sehr vielen Fällen kann ein konsequentes Beckenboden-Training die Beschwerden ganz beseitigen oder zumindest deutlich lindern. Reicht das nicht aus, kann die Ärztin entsprechende Medikamente verschreiben. Bei einer starken Ausprägung der Blasenschwäche besteht auch die Möglichkeit einer Operation, bei der z.B. eine abgesenkte Harnröhre wieder an der richtigen Stelle fixiert wird.