Mundtrockenheit ist mehr als unangenehm: Wenn die Stimme versagt, das Räuspern und Husten nicht abzustellen ist, das Kauen und Schlucken schwierig wird, das Essen nicht mehr schmeckt, ist die Lebensqualität eingeschränkt. Voraussetzung für eine gesunde Mundschleimhaut ist die ausreichende Befeuchtung durch Speichel. Nur dann ist dafür gesorgt, dass uns das Essen leichtfällt, dass Mund und Zähne durch andauernde Spülung gereinigt werden und die Gewebe in der Mundhöhle geschützt bleiben.
Speichel besteht zu 99 Prozent aus Wasser, doch das restliche Prozent hat es in sich. Lernen Sie die sonst eher gering geschätzte Flüssigkeit und deren Stärken kennen.
Normalerweise werden pro Tag zwischen einem halben und anderthalb Litern Spucke produziert. 90 Prozent des gesamten Volumens werden von den drei grossen, paarig angeordneten Speicheldrüsen gebildet. Das sind:
An der Produktion beteiligt sind zudem zwischen 600 und 1000 kleine Speicheldrüsen, welche über die Schleimhaut des gesamten Mund-Rachenraumes verteilt sind. Stimuliert wird der Speichelfluss ganz klar bei der Nahrungsaufnahme und beim Kauen. Doch allein schon der Gedanke an eine beliebte Speise oder ihr Geruch kann einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
In der Nacht wird natürlicherweise weniger Speichel gebildet. Wer mit offenem Mund schläft oder schnarcht, hat morgens häufig ein trockenes Mundgefühl – was so weit normal ist, wenn es sich kurze Zeit nach dem Aufstehen wieder legt.
Die bei Weitem häufigste Ursache ist die Einnahme von Medikamenten. Ältere Menschen trinken häufig weniger und sind auf (mehrere) Arzneimittel angewiesen. Es gibt etwa 400 ärztlich verordnete und zahlreiche frei verkäufliche Medikamente, die als Nebenwirkung eine gehemmte Speichelbildung ausweisen. Je höher die Anzahl der Medikamente, die man nehmen muss und je länger die Dauer der Einnahme, desto stärker steigt das Risiko für die unangenehmen Folgen der Mundtrockenheit. Bei den Medikamenten sind es z.B. Schmerzmittel (Analgetika), Blutdrucksenker (Antihypertensiva), Angstlöser (Anxiolytika), Beruhigungs-/Schlafmittel (Benzodiapine), Psychopharmaka (Antidepressiva), Mittel gegen Bronchialasthma (Antiasthmatika), Allergiemittel (Antihistaminika) und Mittel gegen Epilepsie (Antieleptika). Sprechen Sie mit dem Arzt oder der Apothekerin, ob Sie möglicherweise auf ein Medikament ohne die Nebenwirkung Speichelhemmung ausweichen können.
Auch Chemotherapiemedikamente und Bestrahlungen (im Kopf-/Halsbereich) verursachen oftmals schwere Komplikationen bei der Speichelbildung. Erkrankungen wie beispielsweise das Sjögren-Syndrom (eine Autoimmunerkrankung, die vor allem Speichel- und Tränendrüsen angreift), Diabetes, Hepatitis und HIV sind ebenfalls mit einem hohen Risiko für Mundtrockenheit verbunden.
Fette und Öle schützen die Mundschleimhaut vor Austrocknung: eine Löffelspitze Butter lutschen, Öl ziehen, fettreichen Frischkäse essen, mit einer Zubereitung aus 500 ml Wasser plus einem halben Teelöffel Öl (z.B. Omega-3-reiches Lein- oder Walnussöl) die
Mundhöhle spülen.
Speichelmangel führt häufig zu Mundgeruch und kann auf Dauer schmerzhafte Entzündungen und/oder Pilzinfektionen in der Mundhöhle begünstigen.
Abhilfe schaffen können:
Eingerissene Mundwinkel sind ein häufiges Symptom bei Mundtrockenheit. Trockene Lippen nie mit der Zunge befeuchten, das fördert mögliche Infektionen der Mundwinkel und verzögert den Heilungsprozess. Verwenden Sie fettende Salben oder Pasten, um die zarte Lippenhaut zu pflegen. Auf die Mundwinkel morgens und abends eine Paste aus Honig und etwas Olivenöl auftragen – das lindert die Beschwerden erfahrungsgemäss recht schnell.
Zudem besteht bei längerfristiger Mundtrockenheit ein erhöhtes Risiko für Zahnfleischprobleme und Karies. Unabdingbar sind deshalb sorgfältige, tägliche Zahnhygiene (inkl. möglichem Zahnersatz) und regelmässige Kontrollen bei der Zahnärztin. Beginnende Zahnfleischentzündungen und -blutungen können durch mehrmaliges Auftragen von Echinaceatropfen meist rasch gestoppt bzw. gemildert werden.
Um die wenig befeuchtete Schleimhaut zu schonen und vor möglichen Verletzungen zu schützen, sollte man verzichten:
Wir haben Ihnen hier eine grosse Zahl von ernährungstechnischen und naturheilkundlichen, hilfreichen Massnahmen aufgeführt. Menschen mit den genannten Krankheitsbefunden und Krebspatienten werden sich mit ihren Behandlern besprechen, welche der erwähnten Ratschläge, sofern sie nicht schon beherzt werden, für sie infrage kommen. Auf dem Markt sind zahlreiche Produkte, die den Speichelfluss und die Mundbefeuchtung verbessern sollen: Pastillen, Sprays, Gels und Hafttabletten für die Nacht. Bitte suchen Sie nicht im Internet unter «bestes Mittel gegen Mundtrockenheit», sondern befragen Sie besser Ihre Zahnärztin, den Hausarzt oder die Apothekerin nach der Eignung eines Mittels, denn sie können die Zusammensetzung der Produkte beurteilen.
In schwereren Fällen von Mundtrockenheit stehen auch Speichelersatzpräparate zur Verfügung. Doch wie das Zentrum für Speicheldiagnostik und Mundtrockenheit am Universitären Zentrum für Zahnmedizin in Basel (UZB) auf seiner Webseite schreibt: «Der Einsatz von Speichelersatzpräparaten sollte hierbei (gemeint ist die Therapie von Mundtrockenheit) nicht im Vordergrund stehen, da viele dieser Produkte die dentale Situation erheblich verschlechtern können.»