Autorin: Claudia Rawer
Laut der Universität Bern erkranken weltweit über eine Milliarde Menschen pro Jahr an einer Pilzinfektion, verursacht durch verschiedene Pilzarten; 1,5 Millionen davon sterben jährlich an einer solchen Mykose. Die globale Erwärmung begünstigt Krankheitserreger aller Arten, sie reisen mit dem internationalen Handel und der immens gestiegenen Mobilität der Menschheit immer rascher rund um die Welt. Das Problem wird durch immer häufiger werdende Resistenzen von Erregern gegenüber den Wirkstoffen zur Behandlung verschärft.
Zu diesen Krankheitserregern gehören auch Schimmelpilze der Schlauchpilz-Gattung Aspergillus. Insbesondere die Art namens Aspergillus fumigatus ist weltweit verbreitet, in der Umwelt allgegenwärtig, der Kontakt mit den Sporen kaum vermeidbar. Die Schweiz hatte vor Kurzem eine besondere Begegnung mit dem Schimmelpilz: Fast 14 Millionen Atemschutzmasken, ursprünglich aus Armeebeständen und 2020 vom Bund Grossverteilern und Kantonen zur Verfügung gestellt, mussten zurückgerufen werden. Der Grund: Sie waren von Aspergillus fumigatus befallen.
Eine Infektion mit diesen Schimmelpilzen, fast immer durch Aspergillus fumigatus verursacht, ist eine Erkrankung, die zumeist das Atemwegssystem, insbesondere die Nasennebenhöhlen und die Lungen, befällt. Selten sind andere Organsysteme wie die Haut, der Magen-Darm-Trakt, die Nieren, das Herz oder das zentrale Nervensystem betroffen. Die Infektion erfolgt durch das Einatmen der Sporen. Die Übertragung der Aspergillose von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Obwohl Aspergillus fumigatus extrem weitverbreitet ist, in Gebäuden und Wohnungen sowie in der Umwelt, z.B. im Boden, in Blumenerde, im Kompost, auf altem Obst und Gemüse und sogar in der Luft vorkommt, erkranken vergleichsweise wenige Menschen. Wer gesund ist und ein intaktes Immunsystem hat, braucht sich keine Sorgen zu machen. Gefährdet sind jedoch Personen mit einer schweren Vorerkrankung, z.B. Asthma, chronischen Lungenleiden wie COPD, Autoimmunkrankheiten, Mukoviszidose oder Leukämie sowie Patienten, die sich einer Chemotherapie oder einer Organtransplantation unterziehen müssen. Sie haben oft eine verminderte Zahl an weissen Blutkörperchen, ihr Immunsystem ist geschwächt oder wird künstlich unterdrückt. Das öffnet den Sporen des Schimmelpilzes die Tür. Schätzungen zufolge sterben weltweit pro Jahr bis zu 600 000 Menschen allein an einem Aspergillus-Infekt; genaue Zahlen oder Angaben für einzelne Länder gibt es aber nicht.
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Je nachdem, welches Organsystem von Aspergillus befallen ist, unterscheidet man die allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA), eine oberflächliche sowie eine invasive Form. Bei der ABPA liegt eine allergische Reaktion vor, die durch die Pilzsporen in den Atemwegen ausgelöst wird. Die oberflächliche Aspergillose betrifft meist die Nasennebenhöhlen, die Bronchien und die Luftröhre. Sind die Lungen betroffen, ist besondere Vorsicht geboten. Es kann sich eine invasive Aspergillose entwickeln, die sich durch eine schnelle Verbreitung aus den Lungen zu den Blutgefässen, dem Herz, den Nieren, dem Gehirn oder auch der Haut auszeichnet und als schwerste Form der Aspergillose gilt.
In eher seltenen Fällen kann sich ein Aspergillom bilden: Das ist eine kugelförmige Ausbildung des Schimmelpilzes, meist mit Schleim und abgestorbenen Zellen versetzt. Dieser «Pilzball» entwickelt sich z.B. in der Nasennebenhöhle oder Lunge.
Aspergillus kann aber auch eine Mykotoxikose auslösen. Dabei handelt es sich um eine Vergiftung durch die in den Schimmelpilzen enthaltenen Toxine.
Die Symptome einer Aspergillose variieren entsprechend der Form der Erkrankung. Bei einer allergischen ABPA können unter anderem Fieber, ein produktiver Husten mit Auswurf von Schleim oder Blut sowie Kurzatmigkeit auftreten. Eine oberflächliche Infektion der Nasennebenhöhlen zeigt sich an recht unspezifischen Symptomen, wie sie auch bei einer schweren Erkältung auftreten können, z.B. eine verstopfte Nase, Fieber und Kopfschmerzen sowie Schmerzen im Gesicht.
Anzeichen, die über die genannten Beschwerden hinausgehen, beispielsweise Bluthusten, Blutungen aus der Lunge, Nasenbluten, Schüttelfrost, Brust- und Gelenkschmerzen oder Schwellungen im Gesicht können auf eine invasive pulmonale Aspergillose hindeuten. Dann ist schnelles Handeln angesagt.
Leidet man also unter einer der genannten Vorerkrankungen, wird das körpereigene Immunsystem medikamentös unterdrückt, z.B. wegen einer Chemotherapie (Immunsuppression). Hat man den Verdacht, dass das Immunsystem aus anderen Gründen geschwächt sein könnte, und leidet unter solchen Symptomen, sollte man sich unverzüglich in Behandlung begeben.
Schon die genaue Diagnose einer Infektion mit Aspergillus ist nicht einfach, und die Behandlung wird zunehmend schwieriger. Zwar gibt es einschlägige Medikamente, doch gegen viele von ihnen sind Aspergillen (und andere Schimmelpilze) inzwischen resistent und machen sie somit wirkungslos.
Auch Pflanzen und Tiere können sich mit Schimmelpilzen infizieren. Um solche Befälle zu vermeiden, werden in der Landwirtschaft Fungizide aus der chemischen Gruppe der Azole benutzt – die gleichen Wirkstoffe, wie sie auch in den meisten gängigen Anti-Pilz-Medikamenten (Antimykotika) verwendet werden. Der weltweit verbreitete Einsatz von Azolen in der Landwirtschaft, insbesondere beim Getreideanbau, steht unter Verdacht, für die Entwicklung eines resistenten Stamms von Aspergillen verantwortlich zu sein.
Aspergillus fumigatus & Co. sind in unserer Umwelt überall und immer vorhanden. Besonders problematische Orte sind solche, wo man ihnen unmöglich ausweichen kann und/oder, wo sie auf Menschen mit einer schweren Erkrankung bzw. einem geschwächten Immunsystem stossen.
Bereits in den 1980er-Jahren wurde ein Anstieg von invasiven Aspergillosen bei Krankenhauspatienten mit Leukämie bzw. nach einer Organtransplantation beobachtet, die immer häufiger auch mit dem Tod der Betroffenen endeten.
Die Quellen für die Pilzsporen im Spital sind vielfältig. Zum einen stammen sie wohl von den Kranken selbst. Zum anderen nennt ein österreichischer Experte in einem Fachartikel Streu- und Infektionsquellen wie Strassenbauarbeiten, Baumassnahmen im Hospital, raumlufttechnische Anlagen, Kontamination von Wasch- und Duschwasser, die Erde von Zimmerpflanzen im Topf, in der Luft schwebende Kleinstpartikel von Taubenkot und viele andere mehr. Sogar der Komposthaufen steht unter Verdacht.
Ein weiterer Bereich, in dem allergische Reaktionen und Infektionen durch Aspergillus und eine andere Schimmelpilzgattung namens Acremonium zunehmen, ist die eigene Wohnung. Bei rund 5 Prozent der deutschen Bevölkerung soll eine Sensibilisierung gegen Schimmelpilze vorliegen – mit steigender Tendenz. Die Pilze haben ein hohes allergenes Potenzial: Allein bei der Gattung Aspergillus wurden 18 verschiedene Allergene festgestellt.
Baubiologen machen dafür die immer stärkere Abdichtung der Wohnbereiche verantwortlich. Da die Temperatur im Schlafzimmer meist im kühleren Bereich gehalten wird, kondensiert hier bevorzugt die Feuchte aus Bad, Küche und Wohnzimmer.
Die wichtigste Selbsthilfemassnahme ist die Stärkung des Immunsystems. Tipps dazu finden Sie hier:
Sollten Sie ähnliche Symptome wie die oben beschriebenen an sich feststellen, insbesondere wenn ein Verdacht auf ein geschwächtes Immunsystem besteht (vorausgesetzt, es liegt keine künstliche Immunsuppression vor): Gehen Sie rechtzeitig zum Arzt.
Liegt bei Ihnen eine einschlägige Vorerkrankung insbesondere der Lungen vor, versuchen Sie, Kontakte mit Sporenquellen, insbesondere möglicherweise bereits resistenten Pilzsporen, zu verringern oder ganz zu meiden. Auch wenn es wehtut: Schaffen Sie Ihre Topfpflanzen besser ab, verzichten Sie auf den Kompost im Garten. Gehen Sie nicht dort spazieren, wo Strassenbauarbeiten durchgeführt werden oder der Bauer gerade sein Getreide spritzt.
Lüften Sie regelmässig, mindestens zweimal täglich im Sommer, im Winter häufiger. Bei niedrigen Temperaturen reichen fünf bis zehn Minuten pro Lüftvorgang aus, im Sommer sollten es 30 Minuten sein. Grundregel: Frische Luft kann man nie genug haben.
Lüften ist in gut gedämmten Wohnungen und Häusern besonders wichtig. Öffnen Sie die Fenster ganz und sorgen Sie möglichst für Durchzug. Mit gekippten Fenstern lässt sich nicht effektiv lüften; im Gegenteil, das fördert eine eventuelle Schimmelbildung.
Halten Sie die Luftfeuchtigkeit im Winter auf einem Niveau zwischen 40 und 60 Prozent. Zur Beobachtung gibt es Messgeräte, die nicht allzu teuer sind. Achten Sie auf die Luftfeuchtigkeit insbesondere in der Küche, im Bad und dem Schlafzimmer.
Zuletzt aktualisiert: 29-09-2023