Auf der Beliebtheitsskala der Kinder stehen (in dieser Reihenfolge) Pizza, Hamburger, Pfannkuchen, Pommes, Würstchen, Nudeln mit Tomaten-, Hackfleisch- oder Käsesauce und Poulet ganz oben.
Autorin: Ingrid Zehnder, 05.04
Und viele, besonders die Kleineren, könnten dreimal in der Woche Spaghetti und viermal Pommes essen, ohne dass ihnen langweilig wird. Im dazu gereichten Salat stochern die lieben Kleinen lustlos herum und die Gemüsebeilage wird oft rundweg abgelehnt. Statistisch gesehen, essen nur 30 Prozent der 6- bis 14-Jährigen regelmässig Gemüse. (Bei Obst sollen es auch nur 42 Prozent sein.) Was können Eltern tun, um dem Nachwuchs gesundes Gemüse schmackhaft zu machen?
In der Kindererziehung ist nichts einfach. Auch nicht die Erziehung zu richtigem, gesundem Essen. Mit einem durch die Luft kreisenden Löffel und Sprüchen wie «Ein Löffelchen für die Oma, eis Löffeli für de Götti», gewöhnen wir schon Babys daran, dass Essen mit Lachen und Spass verbunden sein kann. Auf der anderen Seite müssen wir aufpassen, uns nicht zum «Kasper» zu machen, denn der geliebte Nachwuchs hat schnell begriffen, dass er nur das Schnäbelchen fest verschlossen halten muss, damit Vater oder Mutter das Füttern mit bühnenreifen Auftritten verbinden. Auch bei grösseren Kindern sollte klar sein, dass Spielzeug und Bücher keine «Zutat» zu den Mahlzeiten sind, genauso wenig wie Fernseher, Telefon und Zeitung bei den Erwachsenen.
Sind die Spatzen etwas grösser, schälen sich relativ schnell vier, fünf Lieblingsgerichte heraus, die sie sich dauernd wünschen, und die der Rest der Familie bald nicht mehr sehen kann. Dabei ist es ganz normal, wenn kleinere Kinder einige Zeit lang nur wenige verschiedene Gerichte essen mögen. Und doch gilt gerade bei der Ernährung: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. In der Kindheit werden Essgewohnheiten geprägt, die oft lange beibehalten werden. Deshalb sollten Eltern nicht zu sehr auf die Wünsche der Kinder eingehen und ihnen nicht ständig «Extrawürste» servieren.
Versuchen Sie nie, ihr Kind wortreich zu überzeugen oder mit Versprechungen wie «Wenn du den Lauch isst, bekommst du zum Dessert einen Schokoriegel oder ein Eis am Stiel» von seiner ablehnenden Haltung abzubringen: Essen und Lebensmittel sollten grundsätzlich weder zur Strafe noch zur Belohnung eingesetzt werden, sonst sind spätere Essstörungen vorprogrammiert. Stress und Machtkämpfe beim Essen verderben allen die Laune und den Appetit.
Vermeiden sollte man auch, den Kindern Ersatz für abgelehntes Essen anzubieten nach dem Motto: «Dann mache ich dir schnell einen Pfannkuchen». Kinder erkennen solche Mechanismen schnell und können damit die Eltern unter Druck setzen.
Gesunde Ernährung ist eine Grundvoraussetzung für ein gesundes Leben das gilt für Kinder wie für Erwachsene. Kinder brauchen keine anderen Lebensmittel als Erwachsene, schon gar keine «Kinderlebensmittel», die mit rasanter Werbung, knallbunten Packungen und kleinen Geschenken eine ungeheuere Anziehungskraft haben.
Einem ausgewogenen Nahrungsangebot für Kinder liegt folgende Faustregel zugrunde: reichlich Getreideprodukte, Kartoffeln, Obst, Gemüse und kalorienarme Getränke, viel Milch und Milchprodukte, mässig Eier, Fleisch und Fisch, sparsam zuckerhaltige und fettreiche Lebensmittel. Und wie bei den Grossen gilt auch «fünf am Tag» fünf Portionen Obst oder Gemüse über den Tag verteilt. Eine Portion entspricht einer «(Kinder-)Hand voll». Zwei der Portionen sollten Obst, drei Gemüse sein.
Dies durchzuhalten ist nicht immer einfach, besonders wenn die Eltern kein Vorbild sind. Bevorzugt Papa Buttergipfel und Weissbrot, wird man die lieben Kleinen nur schwer an (zunächst besser fein gemahlenes) Vollkornbrot gewöhnen können. Essen die Eltern kaum Obst und Gemüse, sind auch die Kinder selten Grünzeug-Fans. Stürmen die Erwachsenen morgens ohne Frühstück aus dem Haus, wird man das Schulkind nur schwer zum energiespendenden Müesli überreden können.
Doch selbst wenn Eltern und Geschwister gute Vorbilder sind, hilft das in vielen Fällen nur bedingt. Tatsache ist, dass ein Drittel der Kinder zwischen drei und 14 Jahren mit Obst und Gemüse nichts an der Mütze hat. Kinder und Jugendliche essen weniger als die Hälfte dessen an Obst und Gemüse, was das Forschungsinstitut für Kinder-ernährung* empfiehlt: Das sind für 1-jährige pro Tag 120 Gramm Gemüse bis zu zwischen 300 und 350 Gramm für 15- bis 18-jährige. Diese Mengen werden in der täglichen Ernährung aber bei weitem nicht erreicht. Der tägliche Verzehr von Gemüse (Säuglingskost, frisches und tiefgekühltes Gemüse, Gemüsekonserven und säfte) liegt im jüngeren Alter durchschnittlich bei etwa 75 Gramm (0,5 bis 6 Jahre) und steigt dann im Schulalter auf 140 Gramm (15- bis 18jährige Jungen).
Verschiedene Auswertungen der DONALD Studie* zeigen, dass Kinder und Jugendliche in Familien weniger pflanzliche Lebensmittel, vor allem Gemüse und Kartoffeln, aber mehr Fleisch, vor allem fettreiche Wurst, essen als empfohlen wird. Auch der Verzehr von Getränken, vor allem in Form von Wasser, bleibt trotz eines positiven Trends nach wie vor unter den Empfehlungen.
Kindern sagt der Gesundheitswert einer Mahlzeit nichts. Für sie zählen in erster Linie Aussehen, Geschmack und Geruch. Deshalb macht es wenig Sinn, sie für Obst und Gemüse mit dem Hinweis «das ist aber sehr gesund» begeistern zu wollen.
Kinder müssen auch nicht jedes Gemüse essen. Es reicht, wenn sie zunächst zwei bis drei Sorten akzeptieren. Bringen Sie aber trotzdem immer mal wieder eine kleine Kostprobe einer neuen Sorte auf den Tisch. Wenn Ihr Kind beispielsweise Gelbrüben mag, geben Sie zur entsprechenden Saison frische Erbsen dazu oder mischen Sie unter das Kartoffelpüree eine kleine Portion pürierten Sellerie.
Denken Sie daran, dass Kinder sich meist nichts aus starken oder exotischen Gewürzen sowie bitter oder sehr intensiv schmeckenden Gemüsen/Salaten machen (Chicoree, Rucola, Rosenkohl, Fenchel, Artischocken etc.). Auch (für Kindergaumen zu) saure Salatsaucen sind ein häufiger Ablehnungsgrund.
Probieren Sie auch aus bzw. lassen Sie Ihr Kind ausprobieren, ob es das gleiche Gemüse vielleicht eher roh als gekocht mag. Manche Kinder mögen keine gekochten Kohlrabi oder Paprikaschoten, futtern sie roh aber liebend gern. Viele Kinder haben es gern, wenn es beim Essen knackt und knuspert, andere mögen es lieber, wenn Kartoffeln und Gemüse als Püree oder Mus auf den Teller kommen.
Wenn die Kleinen bei Anbau und Zubereitung aktiv einbezogen werden, bekommen sie auch einen anderen Bezug zur Nahrung. Foto: 123RF/Ann Dudko
Was Sie mit Zwang nie erreichen, gelingt mit der Kunst der sanften Verführung:
Regen Sie den Appetit der Kinder mit einem bunten Obstsalat, einem Obstteller, einem Müesli oder kleinen Obstspiesschen an. Versuchen Sie es mit Kompott oder püriertem Obst als Sauce zu Milchreis, Pudding, Griess, Quark oder Jogurt. Bieten Sie Obst in kleinen, mundgerechten Stücken an, püriert in Milchmixgetränken oder als (verdünnte) Obstsäfte an. Denken Sie für kleine Zwischenmahlzeiten auch an «Studentenfutter» (Rosinen und Nüsse) und klein geschnittene Trockenfrüchte.
Eine abwechslungsreiche vegetarische Ernährung inklusive Milch und Milchprodukten und möglichst auch Eiern, ist für Kinder gesund, sogar gesünder als die allgemein übliche fleisch-überbetonte Kost. Mit Prof. Dr. Leitzmann, Ernährungswissenschaftler an der Universität Gießen, sind sich alle Ernährungsexperten einig: «Die vegetarische Ernährung liefert in jeder Entwicklungsphase des Kindes alles für eine gesunde Entwicklung nötigen Nährstoffe und ist bei einer geschickten Zusammenstellung pflanzlicher Eisen- und Zinkträger als Dauerkost der Mischkost sogar überlegen.»
Hingegen kann vegane Ernährung, in der gar keine tierischen Lebensmittel vorkommen, problematisch werden. Speziell Säuglinge und Kleinkinder, die in einer rapiden Wachstumsphase sind, benötigen Aminosäuren, Proteine, Vitamine (besonders B2, B12 und D) sowie Kalzium, Eisen, Zink und Jod, die in der veganen Kost in zu kleinen Mengen vorhanden sind oder sogar ganz fehlen.
Das könnte Sie auch interessieren: