Der Gattungsname Glycyrrhiza ist abgeleitet vom griechischen glyks für «süss» und rhiza für «Wurzel».
In der Spätantike wurde das Wort in liquiritia latinisiert und erfuhr eine volkstümliche Umwandlung zum deutschen Lakritze, dem englischen liquorice oder dem französischen réglisse.
Die Artbezeichnung glabra ist abgeleitet vom lateinischen glaber, was «glatt» oder «kahl» heisst und sich auf die glatten Hülsen bezieht.
Süssholzpflanzen waren in der chinesischen Medizin seit 2800 v.Chr. bekannt. Sie galten in der tibetischen Medizin als klassisches Heilmittel.
In der Grabkammer des ägyptischen Pharaos Tutenchamun (1339 v.Chr.) wurde die Heilbedeutung der Süssholzwurzel beschrieben.
Die lindernde Wirkung von Süssholzzubereitungen bei Infektionen des Rachens und der Bronchien ist nachweislich seit mehr als 2'000 Jahren bekannt!
Im Mittelalter wurde das Süssholz in Mitteleuropa wesentlich häufiger kultiviert als heute. Reste dieser Kulturen haben sich bis Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten.
Lange Zeit fand die Droge in Europa nur als Expektorans und Geschmackskorrigens Verwendung. Die günstige Wirkung des Süssholzes bei Magenkrankheiten wurde erst 1950 beschrieben.
Süssholz ist eine mehrjährige, bis 1,5 m hohe, ausdauernde Staude mit einem ausgedehnten Wurzelwerk aus Pfahlwurzeln, Nebenwurzeln und meterlangen Ausläufern.
Die holzigen Stängel tragen ein lockeres Laubwerk mit unpaarig gefiederten, schmal-lanzettlichen Blättern, die mit klebrigen Drüsenhaaren besetzt sind.
In den Blattachseln entspringen die aufrechten, 10–15 cm langen Blütentrauben mit zahlreichen blaulila, blauvioletten oder rosafarbenen Schmetterlingsblüten.
Die Blütezeit ist von Juni–Juli.
Der Süssholzstrauch ist in Kleinasien und im Kaukasus beheimatet. Man findet ihn im Mittelmeergebiet, auf dem Balkan und im Vorderen Orient.
Er liebt sandige Böden und gedeiht auf Ödland und in ausgetrockneten Flussläufen. Die natürlichen Bestände aus früheren Kulturen sind so reichhaltig, dass er heute nur selten angebaut wird.
Der Handel unterscheidet zwischen Spanischem, Russischem, Chinesischem und Persischem Süssholz. Es stammt nicht zwingend aus den jeweiligen Ländern, sondern beschreibt unterschiedliche Varietäten von Glycyrrhiza glabra L. (z. B. var. typica, var. glandulifera, var. pallida, var. vio lacea) sowie unterschiedliche Aufmachungen.
Das Spanische Süssholz beispielsweise besteht aus ungeschälten Ausläufern, während das Russische Süssholz in unregelmässigen, geschälten Stücken in den Handel kommt.
Zur Herstellung der Urtinktur wird erstklassige Handelsware aus dem Iran fein geschnitten und mit Alkohol mazeriert. Süssholz spielt durch seinen süssen Geschmack eine wichtige Rolle als Geschmackskorrigens für schlecht schmeckende oder Brechreiz erzeugende Arzneizubereitungen. Süssholzextrakte finden in der Zuckerwarenindustrie, Bierbrauerei, Likör- und Branntweinfabrikation sowie in der Tabakindustrie Verwendung. Oft wird die Wurzel bereits in den Herkunftsländern zu Lakritze verarbeitet.
Die Süssholz-Wurzel wird auch für Lakritze (Bärendreck), Kräuterliköre und Kräutertees verwendet – und in Zukunft vielleicht sogar für Medikamente gegen Virusinfektionen. Verwendet wird die Süssholz-Wurzel mit ihren Ausläufern. Sie besitzt Hunderte von Inhaltsstoffen: Zu den wichtigsten zählen Saponine (bis zu 15 Prozent) wie das Glycyrrhizin, das fast die 50-fache Süsskraft von Rohrzucker besitzt, ausserdem Flavonoide, Cumarine und Schleimstoffe. Aus dieser Zusammensetzung erklärt sich die Anwendung als entzündungshemmende, schleimhautschützende und auswurffördernde Heilpflanze gegen Husten, Katarrhe und Entzündungen der oberen Atemwege (Erkältungen) sowie Gastritis und Magengeschwüre in der westlichen Heilkunde.
Nicht nur in der Traditionellen Chinesischen Medizin ist Süssholz als wirksames naturheilkundliches Mittel bekannt. Eine Studie der Medizinischen Uni Wien belegt eine besondere Eigenschaft dieser Natursubstanz. Die Forscher untersuchten Patienten, die nach einer Lungen-OP einen besonders dicken Beatmungsschlauch benötigten und dadurch häufig an Halsschmerzen, Heiserkeit und Husten litten. Durch die Verabreichung von Süssholz reduzierte sich die Häufigkeit der postoperativen Beschwerden deutlich. Und: Die Patienten waren auch subjektiv äusserst zufrieden.